2018er 790 Duke, dieses Jahr neu beim Händler erstanden

Nun, die sanfte Steigerung von 690 ist 790 und von 1 auf schmale 2 auch. Da ist die LC8c genau richtig für mich. Nach der ersten Probefahrt fühlte er sich an wie ein Vierzylinder. Und Quickshifter und Blipper, bei artgerechtem Einsatz verwendet, sind ein Träumchen. Der Motor schlägt so locker und leicht, der würde in Milch schwimmen (tut der Schokoriegel übrigens nicht). Die Probefahrt hatte überzeugt und meine Tochter fuhr inzwischen meine 690er. Mein CafeRacer- Projekt war noch nicht fertig und die Alpentour nahte. In der Situation war die Entscheidung einfach: Kaufen!

Nach dem Einfahren innerhalb von zwei Wochen ab zur Erstinspektion. Alles gecheckt, Öl und Filter gewechselt und dann ausdrehen lassen. Für Speedfreaks der bescheidenen Kategorie - da zähle ich mich zu - sehr schön: 240 nach Tacho ist okay. Leicht geduckt (oder ge-Duke-t?) und mit kleiner Stirnfläche (ich habe kein Gardemaß, siehe meine anderen Einträge) machen es wohl möglich.

Auf der Landstraße zieht sie wunderbar, aber nicht so emotional wie die 690er. Dafür ist der Brabbel-Sound im Schiebebetrieb und beim Runterschalten mit überflüssigem Zwischengas und Kupplung ziehen herzerwärmend. Wer das in den Ortschaften den Anwohnern nicht zumuten will hat aber keine Alternative. Ein Abschalten des mit Sicherheit reinprogrammierten Gebrabbels ist für Nachbarsfreunde nicht möglich. Dürfte aber ein Witz sein, dass irgendwo im Menü unterzubringen.

Die Erstbereifung des 2018-Modells halte ich für eine Zumutung, auch wenn das in Tests nicht so extrem gesehen wird. Für mich sind die Maxxis- Pneus eine Zumutung: kein Gefühl, bei Nässe sowieso und große Schräglagen auf dem Trockenen fand ich jetzt auch nicht so prickelnd. Wohlfühlen ist anders! Aber das ist subjektiv. Wer sich allerdings über Maxxis informiert findet reichlich Gründe Produkte aus diesem Haus zu meiden. Nach meiner Alpentour habe ich dann auf meine liebgewonnenen PilotPower gewechselt und fühle mich jetzt deutlich besser. Die 2CT machen es schon. Die Evos habe ich noch nicht gefahren. Handling und Kurvengefühl bei niedrigen Temperaturen stimmt, hohe hatte ich noch nicht :grins:. Die hatten die Maxxis und waren dennoch für mich nicht toll. Genug mit Reifen, was war noch? Nach dem Tanken und betrachten des neuen Spielzeugs in den Alpen sah ein Freund Flüssigkeit auf der Schwinge rechts. Was ist denn das? Eine Geruchsprobe sagte mir: keine Pipi, kein Kühlwasser, nein: Bremsflüssigkeit! Zweiter Blick auf den Ausgleichbehälter der Hinterradbremse: leer!

Was war geschehen? Was auch immer es verursacht hat, der Schlauch vom Ausgleichsbehälter zum Bremsgeberzylinder war aus der Gummidichtung gerutscht. So etwas darf so einfach und unbemerkt nicht passieren!

Da wir grade an einer Tanke waren kurzerhand Bremsflüssigkeit gekauft, Schlauchstutzen in die Dichtung gefummelt, Flüssigkeit aufgefüllt, das wars (vorerst). Wem das länger nicht auffällt hat bei fortscheitendem Belagverschleiß irgendwann ein Problem: hinten keine Bremswirkung. Da wird nicht nur der Mann beim TÜV sauer. KTM, was nun?


Zu vorne: Da ich nicht der Oberheizer bin ist mir jetzt nicht aufgefallen, das die Bremsen vorne schlecht wären, wie es in einigen Tests zu lesen ist. Mir fehlt allerdings auch der Vergleich mit der Testkanone StreetTriple, die sicher auch ein feines Motorrad ist und mit der 790 Duke auf Augenhöhe sein dürfte. Beide können natürlich mit den Überkanonen 1290 SuperDuke oder SpeedTriple nicht mithalten, aber handlich und serpentinentauglicher sind die kleineren immer. Und wenn ich an das Schieben der Dicken am Hang denke, wird mir übel. Da lobe ich mir less than 180kg!


Thema Sitz: Wer Suzuki RGV250 (mit 58 richtigtakt-PS und bis heute bei straßenzugelassenen Fahrzeugen unerreichten 240 PS Literleistung) über 1000km am Stück fährt, dem ist die 790er Duke ein Tourer. Ich saß vor zwei Wochen von Edolo nach Hannover mit Extrakurven über einige Pässe von morgens um 8:30 bis abends um 23:45 Uhr im Sattel und kann mich nicht beschweren. Allerdings: neben den notwendigen Tankpausen hatten wir tatsächliche etwa 45 min Mittagspäuschen :grins:.


Die Menüs des Instruments finde ich persönlich nicht optimal, aber ich bin grade dabei mich dran zu gewöhnen. Die Dauer der Eingewöhnung liegt wahrscheinlich an meiner einsetzenden Alterssenilität. Bei meiner 690Duke 4 mit Einknopfbedienung und beschränkten Möglichkeiten war ich schneller eingearbeitet :Daumen hoch:. Eine Alterstaste wäre vielleicht eine Lösung... oder eine Alt- Instrumente- Emulation. Man kann ja auch Pakman auf dem Smartphone spielen.


Apropos: Fahr-Modi

Rain: überflüssig oder nur für Oberweicheier

Street: schön sanft und nicht so ruppig unten herum. In der Stadt und der Serpentine, d.h. bis ca. 50 km/h eine feine Sache.

Sport: unten etwas ruppig, auf der Landstraße und - wenn man muss - auf der Autobahn sehr schön. Den Modus würde ich bei Regen meiden.

Track: ich bin derzeit froh einigermaßen zwischen R, S und S hin und her zu schalten, ach nein: S und S (bin ja kein Oberweichei - war nur zum Probieren in den Rain-Modus geraten - sorry).


Abgasanlage und Soziusrastenausleger: optisch ein graus. Den Sound finde ich allerdings unter den gegebenen Zulassungsvorschriften für durchaus angemessen. Das Brabbeln lässt Emotionen aufkommen. Das ist sicher so gewollt, s.o. Und die Rastenausleger sind quasi Sturzbügel, die den Endschalldämpfer und sonstige Teile des Hecks von der Straße fern halten. Das ist funktional, sieht aber für manchen einfach Sch… aus. Ich muss aber sagen: auch das ist Gewöhnungssache.


Noch habe ich den langen Ausleger für das Nummernschild und die Lampe dran. Der Grund waren meine Erfahrungen mit kurzem Heck an der 690: Rücken und Sitzbank im Regen immer total verdreckt. Aber mit dem Ausleger ist es nicht viel anders. Wahrscheinlich kommt das in kürze weg.


Den Griff für den Sozius packt KTM nur in die mitgelieferte Zubehörkiste und schraubt ihn gar nicht erst dran. Optisch dir richtige Entscheidung. Beim Verzurren des Gepäcks für die Alpentour habe ich ihn aber vermisst - und drangeschraubt. Sieht nicht so toll aus, damit geht es aber recht gut, die Gepäckwurst auf dem Soziussitz festzuzurren. Kann ja danach wieder ab.


Fazit: Als die Maxxis noch drauf waren, habe ich mich gefragt, ob ich das fahren verlernt oder mich verkauft habe. Mit den PP ist das anders. Und jetzt fängt für mich der Spaß so richtig an.


Übrigens: Wer meint, einer, der 1000 km RGV am Stück fährt, hat einen Dachschaden, könnte Recht haben :Daumen hoch:.