Gehörschutz, aber welcher

  • Ich hab inzwischen die Alpine WorkSafe geliefert bekommen. Sehen aus wie die MotoSafe, sind aber etwas fester und dämpfen im Tieftonbereich stärker. Beim Trockentest im Wohnzimmer sind sie recht angenehm. Sie lassen bei höheren Frequenzen mehr durch als die Neuroth und hören sich nicht zu dumpf an. Die Diagramme scheinen also schon die Wahrheit zu sagen.

    So viel zum Testen auf der Straße, wenn ich endlich mal dazu komm und grad kein Gewitter abends ist :-D


    Ein weiteres Experiment wird sein, bei einem 3-Lamellen-Stöpsel die mittlere Lamelle raus zu schneiden und der äußeren ein kleines Loch zu bohren. So könnte die innerste Lamelle evtl. hinter dem Kiefergelenk positioniert sein und das Loch noch zusätzlich den Okklusionseffekt vermindern. Wie stark das noch dämpft, wird sich rausstellen.

  • Ich hab inzwischen die Alpine WorkSafe geliefert bekommen. Sehen aus wie die MotoSafe, ...

    So viel zum Testen auf der Straße, wenn ich endlich mal dazu komm und grad kein Gewitter abends ist :-D

    Ja bitte, würde mich auch interessieren. :Daumen hoch:

  • Ja bitte, würde mich auch interessieren. :Daumen hoch:

    ich benutze seit ca. 2 Jahren die Motosafe Pro und bin zufrieden.

    Leichte Handhabung, stören auch bei längerer Tragezeit nicht und die Wirkung ist wie erwartet...

    Windgeräusche am Helm sind stark gedämpft und die Ansagen von Navi

    im Helm gut verständlich.

  • Heut kam der neue Arai Quantic und was soll ich sagen, jetzt ist der im Klopftest viel dröhniger als der gepimpte Shoei NXR2. Der Schlüssel zur Ruhe sind die Polster am Unterkiefer. Der Arai lässt sich noch einfacher modifizieren als der Shoei. Der Schaumstoff ist auf einen Träger aus Dämpfermaterial geklebt und eine Socke aus Bezug drüber gestülpt. Beim Shoei muss man einen Weichplastikträger aufclippen und kann dann schnippeln. Die Polster lassen sich ja nachkaufen, falls es total daneben geht. Muss nicht gleich der 600€ Helm in den Eimer :grins:


    Bis zum Wochenende komm ich leider zu garnix. Testfahrt dauert noch bissl.

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  • OT: Sowohl Arai als auch Shoei haben auch verschiedene Polsterdicken im Zubehör.

    Beim Arai ist vermutlich wie bei meinem Tour x4 auch noch so ein 5mm Polster das man wegmachen kann falls der helm zu eng wäre.

  • So, heute mal mit dem Arai Quantic und Shoei NXR2 und den Alpine Worksafe Stopsel unterwegs gewesen. Die Scheibenkonfiguration ist aktuell die R-Scheibe plus MRA Xcreen.

    Der Helm ist fast ganz im Wind, nur an der Unterkante sind relativ weiche Wirbel. Die machen freilich auch Lärm, aber wummern nicht so hart wie bei hohen Scheiben.


    ktm r mit xcreen.jpg


    Bei beiden Helmen habe ich den Unterkiefer unterhalb vom Ohr von Polster befreit so weit es sinnvoll war. Der Schoei donnert immer noch, wenn auch lang nicht mehr so brutal. Das fängt schon ab 70 an. Außerdem rüttelt er leicht im Wind. Das wäre durchaus erträglich, wenn ich nicht den Arai hätte. Der rüttelt überhaupt nicht und die Wirbel erzeugen erst ab 110-120 langsam eine unangenehme Lautstärke. Und wenn man die Lüftung komplett aufmacht, fühlt es sich super frisch an. Tolles Ding. Der Arai ist einfach besser.


    Landstraßentouren würden den ganzen Tag gehen, Autobahn in dieser Scheibenkonfiguration lieber nicht so lang.


    Die Worksafe Stöpsel gefallen mir. Lassen sich gut einsetzen, bleiben sitzen und dämpfen tiefe Frequenzen gut weg. Ich höre das Ansaugtrompeten bei Vollgas und relativ wenig vom Auspuff. Kettenschlagen, Getriebe, alles kommt leise durch. Gespräche an der Tanke sind möglich ohne übertrieben zu brüllen. Insgesamt hört es sich nicht zu dumpf oder verstopft an. Nach ein paar Stunden tut aber das Ohr etwas weh von der inneren Lamelle. Der Gehörgang mag den Fremdkörper nicht so gerne.


    Ich bin ein gutes Stück weiter gekommen. Ohne Gehörschaden zu riskieren auf der Landstraße fahren ist jetzt endlich möglich. Den Okklusionseffekt los werden wäre die Krönung. Ich werd auch mal die Sitzbank auf die obere Position setzen. Es fehlen nur wenige Zentimeter und der Arai liegt komplett im Wind mit minimal Wirbel. Außerdem rutscht man ein klein bisschen nach vorne, was auch günstig ist. Ob's mir dann zu hoch wird, werd ich sehen. Aktuell kann ich mit dem Hinterrad auf dem Bordstein stehen und bekomm die Füße easy auf dem Boden. Da ist noch Luft.

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  • Noch'n Versuch: einen Alpine Moto Stöpsel von seiner großen Lamelle befreit und dann so lange reingeschoben, bis der Okklusionseffekt nachlässt. Das funktioniert tatsächlich. Doof dabei ist leider, dass in dem Bereich der Gehörgang sehr empfindlich wird. Einen Stöpsel da stundenlang stecken zu haben scheint mir nicht praktikabel zu sein. Schade, die Idee muss ich verwerfen.

  • HermannS Könntest Du vielleicht ein Foto vom modifizierten Wangen-Polster machen?

    Super Thema, was Du da aufbringst. 1000mal selbst erfahren, aber nie hinterfragt…

    Wirklich sehr hilfreich, interessant und endlich mal etwas Neues ;) ? Danke!!

  • Aber gerne, habe ich ja versprochen.

    Nochmal, weil es oben wieder hoch kam: das Problem ist nicht, dass der Helm zu straff sitzt, das soll er ja. Es geht um einen bestimmten Bereich, der am besten gar kein Polster haben sollte, aber von den Herstellern mit guten Absichten immer dick gepolstert ist. Dünnere Polster machen nur den Helm locker, aber lösen das Problem nur bedingt.


    Der Unterkiefer leitet Erschütterungen über das Kiefergelenk ins Ohr. Wenn das Ohr verschlossen ist, erhöht sich in den tieferen Frequenzen (250Hz) der Pegel um bis zu 25dB. Der gelb markierte Bereich reagiert extrem empfindlich auf Klopfen. Probiert es aus! Kleinen Finger ins Ohr stecken reicht schon. Ein Strang von Sehnen und Muskeln sorgt dafür, dass ein ziemlich breiter Bereich betroffen ist.

    Sitzt hier ein straffes Polster, werden alle Erschütterungen aus der Helmschale über den Unterkiefer eingeleitet. Mit Stöpsel im Ohr auf den Helm geklopft (insbesondere das offene Visier) erzeugt genau den gleichen Donnng-Ton wie obiger Klopftest.


    schädel_2_.png


    Die Maßnahme ist, das Polster in dem kritischen Bereich weg zu schnippeln.

    Beim Shoei NXR2 ist der Bereich hier:


    shoei kritischer bereich_.jpg


    Das Futter ist mit einem Weichplastikträger vernäht. Den kann man mit den weißen Clips aufmachen, den Schaumstoff rausziehen und dann schnippeln:

    shoei polsterkorb_.jpg


    Das modifizierte Polster sieht dann so aus:

    shoei modifiziert_.jpg


    Das Restpolster darf nicht so dünn werden dass es unbequem wird, weil der Druck zu punktuell ist. Hier habe ich es schon ziemlich ausgereizt. Im Zweifel scheibchenweise vorgehen und immer wieder testen.


    Beim Arai ist es noch einfacher. Einfach die Socke umstülpen und schon kann der Schaumstoff vom Trägermaterial geschnippelt werden:


    arai polster_.jpg


    Beim Arai kann man nicht so radikal rangehen wie beim Shoei, weil sonst Löcher im Polster entstehen, durch die dann Lärm eindringen kann. Aber selbst diese kleine Modifikation hat schon was gebracht.


    Weil wie oben erklärt der betroffene Bereich sehr breit ist, erwischt man mit der Polstermodifikation nur den empfindlichsten Punkt. Drumherum kommt immer noch was ans Ohr, ganz weg bekommt man das Dröhnen also nie.

  • Top, vielen Dank! Brauchte ein Schnittmuster für den Arai:)

    Sehr schön erklärt :)

    Jetzt wird mir einiges klarer. Hatte ich schon bei verschiedenen Halstüchern gemerkt. Bzw. der Art, wie sie zwischen dem Riemen klemmen. Echt gut zu wissen, da werde ich mehr experimentieren.

    Beim Schild bin ich durch Testen bei der 990 SMR bei Puig gelandet. Aber muss leider jeder individuell ausprobieren.

    Generell ist mir der Helm viel zu laut (nutze derzeit die Alpines). Aber jetzt gibt es ja noch etwas Potential:)

    Danke nochmals für Deine Mühe!!

  • Ja, der Lärmanteil aus der Luft kommt von unten und ein dicker Kragen aus Tuch macht was aus. Deshalb polstern die Hersteller ja so fleißig, um das Ohr rundherum abzudichten. Für Stöpselträger halt leider teilweise kontraproduktiv.

  • Ja, der Lärmanteil aus der Luft kommt von unten und ein dicker Kragen aus Tuch macht was aus. Deshalb polstern die Hersteller ja so fleißig, um das Ohr rundherum abzudichten. Für Stöpselträger halt leider teilweise kontraproduktiv.

    ja stimmt ein flatterndes Tuch um den Hals macht extrem viel krach im Helm

    --== Beim beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit WAAGERECHT zum Ohr hin abfließen==--

    :wheelie::wheelie::wheelie::wheelie::wheelie:

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