Schalten ohne Kuppeln

  • Am Wochenende habe ich mit einem alten Hasen über Kupplungsprobleme geplaudert. Schließlich meinte er, daß man beim Hochschalten eigentlich gar nicht kuppeln bräuchte, sondern wenn der Fußimpuls zeitgleich mit dem Gaszudrehen erfolgt, flutscht der Gang eben auch ohne Kuppeln rein. Am Sonntag habe ich das getestet und festgestellt, daß das wirklich funktioniert und das Beschleunigen deutlich beschleunigt (:grins:). Da ich vollkommen an das traditionelle Schalten gewohnt bin, war die einzige Schwierigkeit, alle Abläufe zu koordinieren (meiner Meinung nach erfordert das Moppedfahren ohnehin schon ein hohes Maß an Konzentration und das permanente Erfassen aller möglichen Einflüsse und Gegebenheiten). Will sagen, daß mich diese Schalttechnik ziemlich herausgefordert hat. Aber ich könnte mir schon vorstellen, daß die ganze Sache eine Bereicherung sein könnte, wenn sie denn mal in Fleisch und Blut übergegangen ist.

    Jetzt würde mich die Erfahrung anderer zu diesem Thema interessieren. Und da ich zwar sämtliche Service Arbeiten an meinem Bike selber mache, habe ich keine Ahnung, wie das technisch funktioniert. Wäre schön, wenn das jemand in einfachen Worten erklären könnte.

    Gruss, aldebaran.

  • Wenn durch das Hahn zudrehen keine Last mehr an den Zahnrädern des Getriebes anliegt lässt sich der nächst höhere Gang mit leichtem Druck einlegen.


    Zur Vereinfachung im Handlungsablauf ... probier mal nur leichten Druck an den Ganghebel anzulegen, schon bevor du schalten möchtest.

    Wenn du dann Schalten möchtest, einfach den Gashahn kurz schließen.

  • Grundsätzlich gehts um das richtige Timing und den Lastwechsel auf den Zahnflanken der Getriebezahnräder. Da diese im Ggs zum Auto gerade verzahnt sind funktioniert das Schalten ohne Kuppeld da auch gut. Beim Auto würde ich das nicht versuchen:zwinker:

    Z.B. beim MX oder Hardenduro schalte ich quasi immer ohne Kuppeln. Da dient die Kupplung nur als "Traktionskontrolle".

  • Auf dem Kringel bin ich mit der VTR oft ohne Kupplung gefahren. Das hat man von der Koordination her schnell im Griff. Runter schalten ist etwas komplizierter, aber geht auch. Geht halt schneller und bringt in schnellen Kurven weniger Unruhe ins Bike.


    Früher kam es mal vor, dass unterwegs der Kupplungszug riss. Dann musste man ohne Kupplung nach hause kommen. Das ging mit etwas Übung problemlos, sogar das Anfahren.

    Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage?

  • Ich schalte schon seit 25 Jahren ohne Kupplung hoch.

    Bin auch mal 350km am Stück mit blockierter Kupplung gefahren. Da ging das Schalten eh nur komplett ohne Kupplung.

    Alles machbar. Nix neues.

  • Ich nutze die Kupplung selbst auch nur eher selten, meist nur im Bummelbetrieb.


    Hochschalten:
    Fuß sanft von unten an den Hebel anlegen, leicht vorspannen, dann kurz Gas raus und weiter gehts


    Runterschalten:

    Fuß wieder sanft an den Hebel auflegen, leicht vorspannen, sehr kurzer und kleiner Gasstoß (wirklich wenig) und zack, sitzt der niedrigere Gang.


    Das macht nach etwas Übung richtig Spaß und fährt sich m.M.n. im flotten Betrieb flüssiger. Nichts anderes machen die ganzen Schaltassistenten. Die erkennen die Vorspannung am Schalthebel oder den veränderten Winkel des Schalthebels und nehmen entweder Einspritzung/Zündung raus (Hochschalten) oder machen die Drosselklappe kurz auf ("Blipper").


    Viel Spaß beim Üben :)


    Gruß

    Helge

  • Will sagen, daß mich diese Schalttechnik ziemlich herausgefordert hat. Aber ich könnte mir schon vorstellen, daß die ganze Sache eine Bereicherung sein könnte,

    Ganz klares Jein.

    Fakt ist, dass es absolut easy ist. Fakt ist genauso, dass du das am besten auf einem geliehenen/ abgängigen Bike erlernen solltest.

    Was passiert beim Schalten?
    Du wechselst mit der Schaltklaue (oder wie auch immer das bei der jeweiligen Schaltung bezeichnet wird) das aktive Rädchen des Getriebes, das dann geschmeidig die nächste Übersetzung ermöglicht.
    Im Zeitalter synchronisierter Getriebe sind diese gerne mal für einen Augenblick auf identischer Geschwindigkeit -erfordern also kein Zwischengas- und lassen sich dann mit einem winzigen Klick wechseln.
    Die Räderchen laufen sozusagen in gleichem Tempo nebeneinander her. Die Schwierigkeit beim wechseln der Gänge besteht einzig in deinem Vermögen diese Synchronizität zu erkennen und im richtigen Moment...

    Man übt daher gerne über einen gewisses Drehzahlspektrum kontinuierlich einen gewissen aber bestimmten Druck auf den Schalthebel aus.

    Stimmt das Drehzahlfenster nicht, klappts auch nicht mit dem Gangwechsel und dann krachts ordentlich im Gebälk -jedenfalls, wenn mer glaubt der Schaltpunkt kommt noch- Dann biste gut beraten die Kupplung zu betätigen...
    Das große Pech besteht nämlich darin, dass du meist nen Gasstoß zum runterschalten oder keinen Gasstoß zum Hochschalten ins System ballerst und dann per Druck auf den Gangwechsel wartest...

    Bloß, der Gasstoß kann zu klein gewesen oder das Runterschalten schlicht zu spät eingeleitet worden sein.

    Den Schaltvorgang mit Drehzahlmesser und Ganganzeige zu objektivieren lenkt eindeutig zu sehr vom Verkehrtgeschehen ab.

    Mit ausreichend Übung und oder todesverachtenter Attacke aufs Getriebe lernste es schnell.
    Ob's dir die Getrieberäder danken? Keine Ahnung.

    Ich hab meinen ollen Kadett hoch und runtergeschaltet alles easy. Aber ehrlich gesagt: mir kams net aufs Material an. Und >140Nm waren da garantiert nicht im Spiel.

    Hochschalten:
    Fuß sanft von unten an den Hebel anlegen, leicht vorspannen, dann kurz Gas raus und weiter gehts


    Runterschalten:

    Fuß wieder sanft an den Hebel auflegen, leicht vorspannen, sehr kurzer und kleiner Gasstoß (wirklich wenig) und zack, sitzt der niedrigere Gang.

    Alles richtig:
    Aaaaber: zu wenig Gas beim runter schalten: :crazy:
    Zu wenig Drehzahl bei verpasstem Hochschalt-Punkt :kacke:

    Kann gut sein, dass sich beim Bike dann die Gänge überhaupt nicht rühren und schlicht nix passiert (so wars jedenfalls bei der Honda CB1000R, bei der ich nen nicht vorhandenen Quickshifter betätigen wollte) -beim PKW kanns jedenfalls tierisch krachen -das mussmer aushalten können.:grins:

    Wg. Krach fahr ich aus der Haut: loud is out!
    -Not all you do, is only your own Ding. 261982-sunny-gif

  • Angeblich sollen die Schaltgabeln etwas darunter leiden wenn man ohne Kupplung schaltet. Ich schalte (bei warmem Öl) ohne Kupplung hoch. Wie oben beschrieben: beschleunigen, kurz vor dem Schaltpunkt sanft vorspannen und bei gewünschter Drehzahl kurz vom Gas. Mach ich seit 25 Jahren so und hatte noch nie Geräusche oder Probleme. Runter schalte ich mit Kupplung, da oft in Verbindung mit Motorbremse und da will icn sanftes einkuppeln...

  • Motorradgetriebe sind NICHT synchronisiert!

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • Angeblich sollen die Schaltgabeln etwas darunter leiden wenn man ohne Kupplung schaltet.

    Wenn man es richtig macht, glaube ich nicht an zusätzliche Belastungen für das Getriebe. Wichtig ist, dass man kurz die Belastung von der Getriebeeingangswelle nimmt, indem man kurz (aber schnell - quasi schlagartig) das Gas ein wenig schließt. das geschieht nach ein paar Mal üben schon unterbewusst (und nimmt dann keine Konzentration mehr in Anspruch). Etwas anderes macht ein QS im Grunde ja auch nicht, nur dass er Zündung/Einspritzung unterbricht und dadurch die Belastung von der Eingangswelle nimmt. Bei Vergasermotoren wurde im Übrigen auch nur kurz die Zündung unterbrochen und die Spritzufuhr "lief weiter". Daher knallten die auch schöner.

    Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage?

  • Mach ich auch schon immer so, noch nie schlechte Erfahrung gemacht.

    Kupplung zum Hochschalten nutze ich nur bei kaltem Motor, in der Stadt, und meistens vom 1. in den 2. weil ich schon ein paar mal im Neutralen gelandet bin, was nicht so viel Spaß macht.

    Wenn man aber von 0 ordentlich rauf beschleunigen will geht auch 1. in 2. ohne Kupplung.

    QS für arme quasi. Ist vlt nicht gaaaaanz so genau und schnell wie ein richtiger QS, dafür machts mehr Spaß :wheelie:

    "Runde Scheinwerfer sind immer falsch" :prost:

  • Motorradgetriebe sind NICHT synchronisiert!

    Wieder was gelernt.
    Ich dachte unsynchronisierte Getriebe erkennt man daran, dass Zwischengas benötigt wird?
    Soweit ich weiß gibt es nicht das, sondern verschiedene Motorradgetriebe-Typen und da isses überall gleich?

    Wenn man es richtig macht, glaube ich nicht an zusätzliche Belastungen für das Getriebe.

    Genau das ist ja das Problem: wenn man es richtig macht. Wer das noch übt...

    Wichtig ist, dass man kurz die Belastung von der Getriebeeingangswelle nimmt, indem man kurz (aber schnell - quasi schlagartig) das Gas ein wenig schließt. das geschieht nach ein paar Mal üben schon unterbewusst

    Genau so ist es.
    Ich vermute -durch diese Diskussion angeregt- dass ich es deshalb schaffe den QS so mühelos auch bei niedrigen Drehzahlen nutzen zu können -obwohl das seit dem Motor-Update noch mal besser wurde.

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  • Soweit ich weiß gibt es nicht das, sondern verschiedene Motorradgetriebe-Typen und da isses überall gleich?

    Ich wüsste nicht von unterschiedlichen Motrradgetrieben... Die unterscheiden sich höchstens in der Ganganzahl...

    Alles (bis auf die Automatischen von Honda) unsynchronisierte, gradverzahnte, sequentielle Getriebe.

    "Runde Scheinwerfer sind immer falsch" :prost:

  • H-Schaltung (Auto, Lkw) synchronisiert.

    Hier sind nicht gleichzeitig alle Zahnräder im Eingriff. Daher Synchronisierung.


    Registerschaltung Motorrad nicht synchronisiert.

    Sämtliche Getrieberäder sind jederzeit im Eingriff. Kraftschluß entsteht durch verschiebeng der Mitnehmer an den Getriebrädern.


    Die Verschiebung der Lohseräder erfolgt durch Schaltklauen die letztlich vom Fusschalthebel bewegt werden.


    Die Bauform der Zahnräder macht hier keinen Unterschied.

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

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  • Sämtliche Getrieberäder sind jederzeit im Eingriff. Kraftschluß entsteht durch verschiebeng der Mitnehmer an den Getriebrädern.

    Aber, ist nicht genau das ein synchronisiertes Verhalten?

    Wg. Krach fahr ich aus der Haut: loud is out!
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  • Jetzt wisst Ihr warum der Blibber erfunden wurde. Der übernimmt das. Bei der KTM 790 sogar hervorragend

    Ex
    Zündapp KS 50 Cross

    Piaggio Boxer Moped
    MZ 250 ET
    Yamaha 750 XS +750 XJ + 900 XJ
    BMW GS 1100
    KTM 690 Duke Bj. 12+13+(16 fährt jetzt mein Sohn)

  • Aber, ist nicht genau das ein synchronisiertes Verhalten?

    Für Dich schon, für den Rest der Welt nicht.

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • kt-shifter

    Motorradgetriebe haben durch die Bank bauartbedingt keine Synchronisierung im mechanischen Sinn. Kuppeln, ein kurzer Gasstoß, Quickshifter und ein Blipper unterbrechen nur kurz die auf der Antriebs- und Abtriebswelle anliegende Kraft und ermöglichen dadurch überhaupt erst einen schadlosen Wechsel der sich im Eingriff befindlichen Zahnräder der beiden Wellen. (Stichwort verschiebbarer Mitnehmer)


    Mit einem klassischen Schaltmuffengetriebe mit Synchronringen oder meinem persönlichen Favoriten - ein Getriebe mit Zwangssynchronisierung - hat ein QS oder Blipper oder eben die Zwischengaslösung nichts zu tun.


    Beide genannten Synchronisierungsvarianten bringen die zumeist schrägverzahnten Zahnräder und Wellen vor dem Formschluss auf gleiche Drehzahl, indem ein Verschleissteil (Synchronring oder Sperrstein) verwendet wird. Beide gennanten Teile geben den Schaltvorgang erst frei sobald beide zu verbindenden Wellen/Zahnräder im Gleichlauf sind. Der Synchronring erreicht dies durch Anlaufen/Anreiben zwischen Schaltrad und Synchronkörper, der Sperrstein durch einen Ruckartigen Formschluss der zu verbindenden Wellen/Zahnräder. Beide Varianten sind Verschleiss ausgeliefert. Die Zwangssynchronisation, welche zumeist in Sportwagen verbaut ist mehr, Synchronringe die Ottonormalvariante, sind weniger von Verschleiss betroffen.

    Der Verschleiss der Synchronisierung macht sich insbesonders bei Autos mit hoher KM Leistung bemerkbar wenns kalt ist und man vom 1-2 oder 2-3 schalten möchte und dies nur schwergängig geht oder es beim normalen Schalten auch schon mal im Getriebe knarrt.

    Beide genannten Synchronisierungen sind fuer ein Motorrad aufgrund des Grössenbedarfs, den geringen radseitigen Drehmomenten, als auch dem Umstand dass Abrieb der Synchronisierung nix in den offenen Lagern des Motorradmotors zu suchen hat nicht im Einsatz.