Schräglagenproblematik: 20°-Blockade im Kopf lösen

  • wie lange sollte man einem Fahranfänger da Zeit gewähren?

    Bei mir ist es leider schon 20 Jahre her, ich erinnere mich nur daran den ersten Reifen eher mittig abgefahren zu haben und ab dem zweiten dann eher am Rand als mittig.


    Meine Schwester hat dieses Jahr angefangen und fürchtet sich noch arg vor Schräglage, hat bis dato 7/800km auf Ihrer 390er zurückgelegt.

    Hinter ihr nachfahren ist wie parken, trotz bewußt langsamen Vorherfahren reisst Sie binnen 3 Kurven ab. Klar hab ich mehr als 20° drauf, aber Sie muß ja sehen das mehr problemlos geht.


    Auf Ihrer 390er ist der Metzeler drauf, der hat so Schräglagenindikatoren. Rechtsseitig ist der 4er angeschmirgelt (2cm bis zur Kante), links fehlen noch 2mm zum 4er. Da kommt Sie nur selten hin und schiebt dann pervers panik.

    Meist fährt Sie die Kurven sol langsam wie Opa im PKW.

    Ist halt noch total in der natürlichen 20°-Blockade gefangen das arme Mädel.

    Wie lange soll das Überwinden dieser Grenze dauern?

    In Wochen/Monaten/Kilometern?

  • es gibt Fahrsicherheitstrainings - auch speziell für Frauen.

    Wenn die Mädels so unter sich sind fühlen die sich auch nicht von uns "Kerlen" unter Druck gesetzt.

    Die Instruktoren wissen auch, wie man mit ängstlichen Teilnehmern umgehen muss.

    Das wäre das ideale Geschenk - und am besten nicht so lange warten damit :Daumen hoch:

    Gruß
    der OLLI


    Wenn mich jemand fragt: "was geht ab?" male ich ihm ein Kreuz auf die Stirn und antworte: schwarzer EDDING schon mal nicht!

  • Fahrtraining !!!


    Wahrscheinlich könnte ich (oder jemand anderes) das gleiche auch über Dich sagen. Ist das schlimm ? Nö, nur normal...


    Du solltest Deine Schwester nicht überfordern. Wenn sie Bock drauf hat, solltest Du mit ihr Achten auf dem Parkplatz fahren üben - aber Finger weg von der Vorderradbremse und immer leicht auf der Hinterradbremse und Blickrichtung 90 Grad nach innen in den Kurven und im Notfall Kupplung ziehen. Dann wird das schon...

    SH 150i* + CRF 300 L + Ténéré 700 ¯\_(ツ)_/¯ Duke 690 R, Street Triple 765 RS *echte 150 N/dM Drehmoment.

  • aber Finger weg von der Vorderradbremse und immer leicht auf der Hinterradbremse.

    Das wäre ein fatale falsche Angwohnheit die da trainiert würde!


    Beim Bremsen in Schräglage neigt das hintere Rad durch dynamische Radlastverschiebung zum blockieren, damit verliert es die Seitenführungskraft und man begibt sich augenblicklich in Sturzgefahr.


    Das leicht vorspannen des Antriebstrang durch Mitbremsen das hier vielleicht gemeint wurde ist sicher bei Serpentinen hilfreich. Einen Fahranfänger mit Schräglagenangst überfordert es und ist nicht hilfreich.

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • Schräglagenangst ist erstmals etwas normales und natürliches. Sie haben wir beim laufenlernen erworben. Daher ist es eine ganz alte und tief angelegte Erfahrung.


    Wie alt ist die Schwester?

    Tatsache ist, das je älter ein Mensch ist, wenn er sich lernend auf das Motorrad setzt, desto schwerer ist der Umgang mit den auftretenden Ängsten.


    Die werden dann oft durch negative Selbstgespräche zementiert.


    Hilfreich ist hier professionelle Anleitung die auch diesen Aspekt mit in das Training einbezieht. Ein paar Kringel auf dem Parkplatz mit stumpfen 90 Grad Blick bringen da gar nichts.

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • Das wäre ein fatale falsche Angwohnheit die da trainiert würde!


    Beim Bremsen in Schräglage neigt das hintere Rad durch dynamische Radlastverschiebung zum blockieren, damit verliert es die Seitenführungskraft und man begibt sich augenblicklich in Sturzgefahr.


    Das leicht vorspannen des Antriebstrang durch Mitbremsen das hier vielleicht gemeint wurde ist sicher bei Serpentinen hilfreich. Einen Fahranfänger mit Schräglagenangst überfordert es und ist nicht hilfreich.

    Hier geht es aber um das langsame 8en fahren auf einem Parkplatz wo die H-breme wirklich hilft...Ich weiß nicht ob man sich da wirklich eine falsche Angewohnheit anlernen kann, die man dann in schnelle Kurven übernimmt?


    Für mich hat Schräglagenangst oft mit falscher Blicktechnik zu tun.

    Wenn man den Kopf nicht horizontal genug hält und nicht weit genug in die Kurve schaut wirkt die Kurve viel schlimmer als sie ist.

    KTM 790 ADV + "Eisenschwein" (Triumph Rocket III 2010)

  • Entweder Fahrsicherheitstraining bei dem auch mit dem Schräglagentrainer gefahren wird, oder gleich spezielle Kurse für Kurventraining.

    Hat mir auch geholfen, Gefühl und eigene Einschätzung für die tatsächliche Schräglage zu bekommen.

  • Das ist doch scheißegal wie lange das dauert. Oder hat man dir eine Frist gesetzt bis wann Du Fahrrad fahren können mußt?

  • Zur Ausgangsfrage:

    In der Verwandschaft und Bekanntschaft habe ich gleich eine ganze Reihe Damen, aber fast genau so viele Herren, die schon seit vielen Jahren ein eigenes Motorrad besitzen und sogar hin und wieder damit herumfahren, die aber diese 20 Grad, zumindest gefühlt, noch nie überschritten haben. Dann gibt es da diese Leute, die schon nach ein paar Wochen die Angstnippel ihrer Moppeds abfräsen und auch bei verschärfter Gangart nie wirklich abreißen lassen.


    Und es gibt auch noch eine dritte Sorte. Die ist auf gemeinsamen Ausfahrten erst recht zügig unterwegs sind, das aber nur für kurze Zeit. Danach ist die Konzentration weg und es wird wieder eher parken als fahren, zumindest solange Kurven im Spiel sind. Zwei Exemplare dieser Gattung haben sich in den letzten Jahren von etwa 20 Minuten auf rund eine Stunde hochgearbeitet. Wir machen dann immer Pause, und wenn wir weiterfahren, eiern sie oft über die Autobahn oder breite, kurvenlose Landstraßen nach Hause.


    Kurzum: Es gibt keinen typischen Zeitraum oder typische Karrieren, an denen man sich orientieren könnte. Regelmäßige Sicherheits- oder gar Kurventrainings, können da manchmal helfen. Was aber ganz sicher nicht hilft, ist Druck oder ständiges Nachhelfen in Form von gutgemeinten Tipps. Sowas erzeugt nur Druck, den niemand gerne auf Dauer erträgt. Und dann rostet die schöne, neue Karre nur noch in der Garage vor sich hin und die Kurvenfahrerei wird nie besser.


    Man hat da keine Wahl, man muss sich damit entweder arrangieren oder einfach nicht zusammen fahren, sondern jeder jeweils in einer Gruppe, die besser zum eigenen Fahrstil passt. Aber letzteres gilt ja nicht nur für Anfänger.

  • , hat bis dato 7/800km auf Ihrer 390er zurückgelegt.

    Schlaues Mädel
    Wenn sie in ihrer Komfortzone bleibt ist das schon mal gut, denn 800Km ist nicht wirklich eine Strecke auf der man zum "Profi" wird oder die ausreicht um als Anfänger Vertrauen in sich und das Mopped zu bekommen.
    Für mich ganz wichtig
    Nicht überfordern und nichts erzwingen wollen
    Einfach die immer gleiche, sehr kurze Strecke hintereinander abfahren, dabei nicht wegfahren sondern darauf warten bis sie ...drängelt.

    Fahrtrainings sind vermutlich noch besser.

  • Zu Fahrtrainings würde ich nicht direkt raten.

    Lass sie lieber erstmal ne Menge Kilometer fahren damit sich der Umgang mit der Karre zu ner Routine entwickelt. So gegen Ende der 2. eher 3. Saison kann man mal zu nem Training gehen - meine Meinung.

    Meine Freundin macht beispielsweise super Fortschritte je mehr sie fährt (mittlerweile ist sie so bei 3-4k km). Anfangs habe ich ich sie auch vollgequatscht übers intercom - dann kommt die Überforderung schneller als man gucken kann.


    Es sind viele, für uns selbstverständliche, Sachen die man als Anfänger erst erarbeiten muss:

    - nicht nur vors Vorderrad schauen, generell Blickführung

    - Rezept/Routine für unbekannte Kurven

    - Lenkimpuls

    - Linienwahl vor der Kurve

    - Möglichkeiten des Motorrads


    Kurz gesagt: lass ihr Zeit 800km sind echt nicht viel :ja:

    :peace:

  • Du widerspricht Dir leider in Deinem Beitrag.

    Genau aus den genannten Gründen ist ein Fahrtraining von Anfang an sinnvoll.


    Da werden nämlich genau die Sachen geübt, ohne dass sich Fehler einschleichen.

    Und wenn Fehler passieren, hat das keine schwerwiegenden Folgen wie in freier Wildbahn.

  • Na klar, ab zum Fahrsicherheitstraining! Da wird bei den Basics angefangen und ganz sicher heizt man nicht nur um einen Kurs - jedenfalls nicht bei den Einstiegskursen.


    Schräglage oder genauer gesagt der Mut zur Schräglage kann gerade uns Motorradfahrern im entscheidenden Moment das Leben retten!!

  • Ein erhebliches Problem ist -und keineswegs nur bei Anfängern- das mangelnde Feeling.
    Und da meine ich nicht nur das zum Bike.

    Gleichgewichtsübungen:
    Arme spreizen, ein Bein anheben und dabei so ne elegante Figur machen wie's geht,
    selbsverlorene Tanzeinlagen.
    Bewusstes, leises Anschleichen.
    -> Alle Übungen auf den Fuß-Ballen. Das ist das A&O.

    Dann mal auf's stehende Bike steigen -geht auch ohne Hauptständer- und Trockenübungen machen Beine fest und locker an den Tank, dabei die Position im Sattel ändern, vor und zurück links und rechts hin- und her rutschen, mal ein Bein abwinkeln und so ganz spielerisch alle möglichen und unmöglichen Stellungen finden.

    Also so ne Art Schmusekurs auf dem stehenden Bike.
    Einfach mal nur Kennenlernen welche Verrenkungen darauf möglich sind ohne runter zufallen :))
    -logisch- alles immer mit intensivem Ballen-Kontakt zu den Rasten.

    Bei der Gelegenheit prüfen, ob der Winkel des Lenkers passt und Schalt- und Fuß-Bremshebel, sowie Kupplungs- und Vorderradbremshebel richtig eingestellt sind.

    Nur wenn das Feeling im trockenen stimmt, stellt sich das auch beim Fahren ein.

    Wg. Krach fahr ich aus der Haut: loud is out!
    -Not all you do, is only your own Ding. 261982-sunny-gif

  • Arme spreizen, ein Bein anheben und dabei so ne elegante Figur machen wie's geht,
    selbsverlorene Tanzeinlagen.
    -> Alle Übungen auf den Fuß-Ballen. Das ist das A&O.

    Ums mal 'richtig' zu erklären:
    es geht nicht um statisches auf einem Bein stehen. Auf dem Moped ist man nämlich keine statische Zuladung -im besten Falle ist man die 'obere Hälfte' vom Bike.

    Will sagen, man stellt sich Anfangs erstmal auf den einen Ballen. Beginnt dann mit rhythmischen Tanzbewegungen und wechselt nach Bedarf auf den anderen Ballen. Das ganze sieht vermutl. ziemlich bizarr aus, das ist aber völlig egal.
    Entscheidend ist, dass im Körper eine spielerische Spannung aufgebaut wird, die einem ein ziemlich intensives Körperfeeling verschafft.
    Auf dem Bike gilz dann diesen Rhythmus so gut es geht nachzuturnen.

    Merke:
    Nur wer wie ein Mehlsack auf dem Bike hockt, fährt auch so!

    Wg. Krach fahr ich aus der Haut: loud is out!
    -Not all you do, is only your own Ding. 261982-sunny-gif

  • lieber madhuf,

    Gib ihr so viel zeit, so viel sie braucht - selbst wenn es viele jahre oder jahrzehnte dauert. Übung macht den Meister und der eine muss halt mehr üben und der andere weniger, aber wer mit einem fahrrad fahren kann, kann grundsätzlich auch mit einem motorrad fahren. Das Wichtigste ist: es muss ihr spass machen. Meine tipps:

    - Kauf ihr das Buch "die obere Hälfte des motorrades".

    - Schenk ihr einen fahrtechnik-kurs, und zwar einen für Anfänger (gib es beim öamtc und beim arbö glaube ich auch, ausserdem bietet die motorradfahrende Polizei immer wieder Trainings an - war zumindest früher so). Die instruktoren dort sind wirklich gut und da lernt sie die basics (blicktechnik, bremstechnik, drücken, legen (hang off wahrscheinlich nicht/ u-turn mit hinterradbremse und schleifender kupplung wahrscheinlich auch nicht/ freihändig fahren vermutlich sicher nicht/ tanzen auf fahrendem Motorrad ganz sicher nicht).

    - Animiere sie, so oft wie möglich zu fahren (natürlich auch allein) und zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit (also in die Arbeit, einkauf, etc.)

    - Motorrad fahren ist anstrengend, für Anfänger umso mehr, d.h. bei kurvenreichen Strecken wird sie nach 15 bis 30 Minuten eine Pause brauchen.

    - das gefühl für die richtige geschwindigkeit vor und in der kurve muss man erlernen und es ist vernünftiger, wenn ihr angstrand 5 cm und nicht 5 mm beträgt und sie dafür auf der richtigen fahrbahnhälfte bleibt.

    - fahr mit ihr viel herum, ganz langsam und stell dich auf ihr Tempo ein (ich weiss, das ist fad, aber Anfänger lernen am meisten, wenn die guten vorausfahrenden für sie nicht zu schnell sind).

    - nach 3 bis 4 jahren und tausenden Kilometer fahrpraxis und einigen fahrtechnikkursen wird sie dir um die Ohren fahren und sie wird genervt sein, weil sie immer auf dich warten muss ;-)

    So, jetzt bin ich fertig mit meinen Weisheiten.

  • Hallo Madhuf

    Mir erscheint es wichtig herauszufinden warum sie sich so verhält.

    Angst vor schaden am Motorrad?

    Angst sich weh zu tun?

    Angst dich zu enttäuschen?

    Vor der Schräglage an sich hat sich sicher keine Angst, eher vor den Folgen.

    Was ist ihr wichtig beim Motorrad fahren?

    Was ist dir in Bezug auf sie wichtig beim fahren?

    Fuhr sie vorher als Sozia mit?

    Will sie es wirklich?

    Ist sie bereit dafür zu trainieren, trainieren, trainieren.

    Wie fit ist sie Körperlich?


    Dann braucht es Praxis. 8000 bis 10000Km im Jahr, dann wird das schon.

    Und natürlich ein Motorrad das zu ihr passt.

    Der Weg ist das Ziel, besonders beim Motorradfahren.

  • tanzen auf fahrendem Motorrad ganz sicher nicht).

    Da bin ich beruhigt ;)


    Will sagen, man stellt sich Anfangs erstmal auf den einen Ballen.

    Ich bin ja schon ein paar Km gefahren, aber noch niemals habe ich mich absichtlich auf einen oder beide Fußballen gestellt, denn dieser Haltung kann man weder bremsen noch schalten.
    Auf Reise wandern die Füße natürlich schon mal hin und her, aber da rollt es auch einfach gerade aus.

    oder mache ich das im Unterbewusstsein?

  • Die Füsse sind immer mit den Ballen auf den Rasten. Beim Schalten und Bremsen rutschen sie das Stückchen nach vorne.

    Ist aber egal weil Neulinge damit sowieso überfordert wären.

    Der Weg ist das Ziel, besonders beim Motorradfahren.