Anleitung Bremszangen Revision Brembo M4

  • Da mir das Forum schon oft weitergeholfen hat und ich eh gerade dabei war meine Bremszangen zu überholen dachte ich mir, Ich versuch ne kleine Anleitung dazu zu schreiben.

    Die Zangen zu überholen ist keine Raketenwissenschaft und vill hilft es ja dem ein oder anderen weiter. Falls wer Verbesserungsvorschläge hat oder aus seiner Sicht etwas nicht passt, einfach melden. Ich pass es dann an.:Daumen hoch:


    Bilder reiche ich später nach.

    Los geht´s.



    Folgende Ersatzteile werden benötigt:


    2x REP. SATZ DICHTRINGE

    69013019100

    4x Cu-Dichtring DIN7603-10x14x1

    0603100141


    1. Motorrad vorne und hinten aufbocken, Bremsflüssigkeitsbehälter öffnen und die darin befindliche Flüssigkeit absaugen.


    2. Danach mit einem T45 Außentorx die Schrauben an der Bremszange herausschrauben. (Die Schrauben verkleben gern an den Gewindegängen durch das vorgeschriebene Loctice. Ich hab für die Ständerbohrmaschine eine kleine "Drahtbürste" mit der bekommt man die alten Reste super weg.)


    3. Die Bremskolben nun zurückdrücken und die Bremsbeläge samt Federbelch ausbauen. (Die Beläge so ablegen das sie später wieder an der gleichen Stelle montiert werden. Die Federbleche haben genau wie die Bremszange eine Pfeilrichtung/Einbaurichtung. Ist aber eigentlich selbsterklärend und kann so gesehen nicht verwechselt werden. Die alte Flüssigkeit im Ausgleichsbehälter wieder absaugen.)


    4. Nun die Hohlschrauben an den Bremszangen herausschrauben. (Hierbei die beiden Kupferdichtringe beachten. Reihenfolge: Hohschraube,Dichtring,Bremsleitung/Fitting,Dichtring. Die Dichtringe beim Zusammenbau erneuern)


    5. Die Bremsleitungen in eine Plasikfolie "einwickeln" und mit Kabelbinder festmachen. Erspart die Sauerei und das sauber machen (siehe Bild).


    6. So nun gehts an das Zerlegen der Zangen. Entwender man drückt die Kolben mittels Druckluft heraus oder nimmt eine dafür geeignete Zange. (Siehe Bild) Mir ist die Zange lieber. Einfach sauber ansetzen und mittels Dreh- und Zugbewegungen den Kolben ausbauen. Falls Druckluft verwendet wird dann bitte mit wenig Druck in die Zulaufleitung pusten. Dabei auch einen kleinen Lappen nehmen damit die Kolben nicht beschädigt werden.


    7. Sind alle Kolben ausgebaut müssen die Dichtringe ausgebaut werden. Pro Kolben sind 2 Dichtringe verbaut. Ein Abstreifring (dünn, oben) und der eigentliche Rechtecksdichtring (dick, unten).

    Diese nun ausbauen. Ich nehme dafür einen ganz kleinen Schlitzschraubenzieher. Hierbei sehr vorsichtig sein um die Lauffläche nicht zu beschädigen. Ist dank Monoblock Technologie etwas fummliger wie bei geteilten Zangen, aber das geht schon. Einfach in Ruhe arbeiten. Ihr müsst dann im Anschluss ingesamt 16 Ringe ausgebaut haben.


    8. Nun die Entlüfterkappen samt Entlüfternippel herausschrauben. (8er Ringschlüssel)


    9. Nun sie die Zange komplett zerlegt. Sprich Bremsbeläge,Federbleche, Entlüfternippel,Bremskolben und Dichtringe. Wurden die Zangen länger oder noch nie gereinigt sammelt sich durch das Zurückdrücken der Kolben in den Zangen Dreck und Abrieb dahinter. Nehmt nun einen größeren sauberen Eimer und gebt einen Schuss Pril/Spülmittel rein. Dazu warmes Wasser. Legt nun die Entlüfternippel,Bremskolben,Federbleche und Hohlschrauben hinein und weicht es etwas ein.


    10. Nun die eingelegten Teile mit einer Zahnbürste reinigen. Wichtig sind hierbei die Nuten in denen die Dichtringe sitzen sowie die Laufflächen der Kolben. (Wer die Möglichkeit hat kann die Teile auch in ein Ultraschallbad legen. War bei mir aufgrund der geringen Verschmutzung nicht nötig.)


    11. Sind alle Teile gereinigt wascht sie nochmal mit Spiritus/Bremsenreiniger gründlich ab. Danach mittels Druckluft sauber trocknen. Hierbei auch in alle Bohrungen und Nuten reinpusten.


    12. Jetzt geht´s an den Zusammenbau. Die Dichtringe entweder mit der mitgelieferten Paste oder mit ATE Bremszylinderpaste komplett dünn einfetten. Einmal Ring´s rum. Auch innen. Bitte keine Silikonpaste,WD40,Spüli (Spüli ist ein Entfetter, kein Schmiermittel) oder ähnliches verwenden.


    13. Die Dichtringe dann wieder in der richtigen Reihenfolge einsetzen. Sprich den dicken Rechteckring unten, und den dünnen Abstreifring in die obere Nut. Achtet hierbei darauf das sie sauber sitzen und nicht verdreht,verkantet etc. sind.


    14. Die Lauffläche der Kolben dünn einfetten. Nicht in "Aushöhlung" oder auf den "Kopf" schmieren. Dann den Kolben einsetzen. Das muss mit leichtem Druck funktionieren. Nicht verkanten oder mit Gewalt arbeiten.


    15. Sind beide Zangen fertig dann das überschüssige Fett abputzen und die Entlüfternippel, Federbleche und Bremsbeläge einbauen.


    16. Die Bremsleitungen nun wieder montieren/ausrichten und die Hohschraube mit 25 Nm anziehen. Dichtringen hierbei erneuern. (Ich weiß das das Dremoment im WHB nicht zu finden ist, aber das es sich um eine Stahlschraube handelt habe ich hier die Drehmomentwerte meiner alten GSXR übernommen. Funktioniert einwandfrei.) Das Kabel vom Tachogeber muss an der linken Bremsleitung wieder eingeklipst werden. Das nicht vergessen.


    17. Nun die Bremszangen wieder mit dem T45 montieren. Nur soweit anschrauben bis sie am Gabelfuß bündig anliegen.


    18. Jetzt geht´s ans Entlüften. Hierbei habt ihr 3 Entlüfternippel. Einen an der Bremspumpe und je einen pro Bremszange.


    19. Ich entlüfte immer zuerst die Pumpe und dann nacheinander die Bremszangen. Ausgleichsbehälter auffüllen.


    20. Dazu mit dem Bremshebel ein paar mal pumpen, Druck halten, Entlüfternippel öffnen, Luft bzw. Flüssigkeit kurz entweichen lassen und wieder schließen. Danach das Prozedere von vorne bis keine Luft mehr im System vorhanden ist. Dabei den Ausgleichsbehälter beobachten. Niemals den Stand zuweit abfallen lassen. Sonst wird wieder Luft in´s System gezogen.


    21. Sind keine Luftblasen mehr vorhanden, ein guter Druckpunkt da, alle Entlüfternippen angezogen und der Ausgleichsbehälter korrekt aufgefüllt seit ihr fast fertig.


    22. Die Schrauben an den Bremszangen nun wieder herausdrehen und mit einem Tropfen Loctie wieder eindrehen. Mit dem T45 Torx und 45 Nm anziehen. Dabei die Angabe im Handbuch beachten und die Sättel bei gezogener Bremse anziehen. Diese müssen sich ausrichten.


    23. Nun das System an den Bremsleitungen, Entlüfternippen und Bremszangen auf Undichtigkeiten überprüfen. Habt ihr alles sauber angezogen sollte das System dicht sein. Man kann auch sicherheitshalber über Nacht den Bremshebel mittels Kabelbinder am Lenker befestigen und dann am nächsten Tag auf Dichtheit kontrollieren.


    24. Probefahrt durchführen.
    :Daumen hoch:




    Noch eine kleine Anmerkung.


    Ich finde das eine einwandfrei gewartete Bremse ein absolutes Muss am Motorrad ist.

    Sprich jeden Winter wird die Zange "abgeschraubt" und die Kolben mit Spülmittel/warmen Wasser gereinigt und gefettet.

    Nur so bleiben die Kolben leichtgängig und die Bremse standfest.


    Schlecht gepflegte Bremszangen haben nicht selten das Problem das sie in heißem und kaltem Zustand schlecht drehen (Schleifendes Vorderrad)

    Erhöhter Belagverschleiß,verzogene Bremsscheiben,verglaste Beläge,wandernder Druckpunkt oder eine im schlimmsten Fall nicht mehr sauber lösende Bremse will bestimmt keiner haben.

    Die Bremse zu warten ist bei sauberer und gewissenhafter Arbeitsweise nicht schwierig und auch nicht teuer. Erst wenn die Bremsscheiben den Geist aufgeben muss man tiefer in die Tasche greifen.

    So dass musste ich noch los werden.:grins:


    Noch etwas.

    Ich kann natürlich keine Gewährleistung oder Haftung für das übernehmen was jeder einzelne fabriziert. Aber das weiß ja jeder.


    Bilder folgen heute Abend.


    Hoffe der ein oder andere kann die Anleitung gebrauchen.


    Gruß Tobi

  • Hallo Tobi,


    danke für die Anleitung. Auf eine Sache möchte ich jedoch hinweisen.

    Wasser ist nicht unbedingt gut, da evtl. verbleibende Feuchtigkeit den Siedepunkt der Flüssigkeit reduzieren.

    Daher sollte man mindestens zum finalen Spülen Spiritus verwenden. Der Alkohol nimmt evtl. vorhandenes Wasser auf und anschließend ist die Gefahr schnell nachlassendem Siedepunkts somit nicht gegeben.

    Super Duke R '19:Daumen hoch: & 701SM

    Aprilia SL Falco, GSX750R, Vespa GTS 300, GasGas TXT300

  • Die Reihenfolge am Anfang ist auch nicht ideal. Die Hohlschraube lösen bevor Sattel abgenommen wird.

    Was man auch machen kann:

    Hohlschrauben lösen, Sattel abnehmen, Schrauben ganz raus, dann Sattel auf den Kopf drehen und dann erst die Kolben zurück drücken. So hat man unter Umständen nicht den dreck aus dem Sattel in die Leitung gedrückt.

    only race Super Duke 990 chili red, SMR 560 Chili Spezial, RC8R, FS 570

    Only dunlop kr106/108

  • Wie ist das eigentlich mit dem roten "Brembo" Logo im Ultraschallreiniger? Bleibt der dran oder wird der mit abegehen? Dann kommen meine Zangen im Winter mal ebenfalls in den Reiniger, bisher habe ich immer nur ein mäßiges Ergebnis von Hand (Spüli) erziehlt...

  • Spüli ist nun wirklich nicht die passende Anwendung zu Reinigen einer Bremszange.


    Oder habt ihr Regelmäßig Bremsstaub an der Kaffeetasse?


    Ich habe da letztens S100 Spezialreiniger getestet und für hervorragend empfunden: Bremskolben eingesprüht, 10 Minuten einwirken lassen, mit der Zahnbürste verkrustungen gelöst, mit Wasser abgewaschen: Sauber.


    Leichter geht es wirklich nicht, Gummi wird nicht angegriffen. :Daumen hoch:

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • Kondos

    Das mit dem Reiniger ist interessant. Hab ich noch nie verwendet. Ich kenne das wie gesagt mit Spüli. Und bei harten Verschmutzungen wandern die halt ins Ultraschallbad.:ja:


    spike174

    Also ich hatte noch nie Probleme mit abgehender Farbe oder ähnlichem.:nein:

    Auch die Farbe bleibt gleich und bleicht nicht aus oder sonstiges.

    :Daumen hoch:

  • Für die Reinigung von wirklich dreckigen Bremssätteln (goldene Brembos an meiner RSV Mille, die über Jahre vernachlässigt wurden von den Vorbesitzern) habe ich sehr gut Erfahrungen mit Auto-Felgenreiniger gemacht.

    Die Bremssättel sehen danach wieder aus wie neu, und was für Autofelgen taugt, sollte auch (komplett zerlegten) Bremssätteln nix anhaben.

    Bei Bedarf kann ich dazu auch gerne nochmal Bilder einstellen.

  • Spüli ist der Teufel..... nehmen wir Felgenreiniger.... :achtung ironie:

    Einmal editiert, zuletzt von Melker ()


  • Zitat Louis:


    „Bitte verwenden Sie S100 *Extrem* nicht auf: schwarzen, unlackierten Kunststoffteilen, Pulverlack, Gummi, blankem Aluminium und chromatierten Bauteilen.“


    Hört sich für mich als nicht geeignet an.

    Einmal editiert, zuletzt von Melker ()

  • Eine Seifenlauge, also Spüliwasser reicht unter Verwendung einer ausgedienten Zahnbürste eigentlich zum Saubermachen. Dabei meine ich im eingebautenZustand, denn den Dichtungsringen macht Spüli nichts aus.


    Im zerlegten Zustand, wenn es partout nicht sauber werden will, bzw. ordentlich Dreck dranhängt, dann vielleicht auch was aggressiveres. Nur für die Dichtringe ist das dann nichts. Scharfe Reiniger zerstören die Weichmacher im Gummi, welches dadurch dann aushärtet.


    Gruß

    Markus

  • Ich finde wer seine Zangen in halbwegs gepflegtem Zustand hält, der hat auch keinen stark verkrusteten Dreck dranhängen.

    Das ist ja meiner Meinung nach nur bei Bremszangen der Fall die noch nie gereinigt wurden.

    :Daumen hoch:

  • Ich finde wer seine Zangen in halbwegs gepflegtem Zustand hält, der hat auch keinen stark verkrusteten Dreck dranhängen.

    Das ist ja meiner Meinung nach nur bei Bremszangen der Fall die noch nie gereinigt wurden.

    Bisher hatten die Vorbesitzer bei mir das Motorrad in die Werkstatt gegeben und eine Werkstatt macht beim normalen Service keine Bremssattelwartung ? daher waren meine Zangen immer sehr dreckig.

  • Man kann auch wenig fahren, wenig bremsen und viel putzen. (Mit Pril!)


    "Während im Villa-Riba noch geputzt wird, wird in Villa-Bacho schon wieder ums Eck gewemst " :wheelie:

    Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser. :winke:

  • Man kann auch wenig fahren, wenig bremsen und viel putzen. (Mit Pril!)


    "Während im Villa-Riba noch geputzt wird, wird in Villa-Bacho schon wieder ums Eck gewemst " :wheelie:

    Ganz genau.:Daumen hoch: Willst du viel, spül mit Pril!:lautlach:

  • Ich finde wer seine Zangen in halbwegs gepflegtem Zustand hält, der hat auch keinen stark verkrusteten Dreck dranhängen.

    Das ist ja meiner Meinung nach nur bei Bremszangen der Fall die noch nie gereinigt wurden.


    Entweder ich habe was total falsch verstanden, kann ja sein :denk: hier geht doch nicht wirklich um den Dreck an den Zangen :nein:


    Die Kolben sollten immer einigermaßen sauber sein, da hängen verkrustungen dran, was dazu führt, dass das Rad sich nicht frei dreht :ja:


    Das andere rumgeputze ist was für die Vorfahrt an der Eisdiele :peace:  :kapituliere:

    immer locker durch die Hose atmen :peace:

  • Die Kolben sollten immer einigermaßen sauber sein, da hängen verkrustungen dran, was dazu führt, dass das Rad sich nicht frei dreht :ja:


    Zur Ergänzung: die Verkrustungen lassen die Kolben nicht ganz zurückweichen - der Belag geht nicht weit genug zurück - das Rad läuft nicht frei

    immer locker durch die Hose atmen :peace:

  • RC8R1190


    Ja natürlich gehts um die Kolben bzw. Deren Lauffläche.

    Der Dreck am Brembologo ist nicht so wichtig :grins:


    Aber wie spike174 schon geschrieben hat.

    Das Reinigen der Zangen bzw. Der Kolben machen halt nur wenige an ihrem Motorrad.

    Und beim Service in der Werkstatt wird das auch nicht gemacht.


    Viele Kunden die zu uns in die Werkstatt kommen und die wir darauf hinweisen runzeln nur die Stirn und Antworten: „ Sowas hab ich noch nie gehört“

    :Daumen hoch:

  • So sieht es eben leider aus. Und wenn die Sättel von außen schon absolut versaut sind kann man sich vorstellen, dass es den Kolben in ihren Bohrungen meist nicht besser geht.

    So sahen die Brembo´s meiner Mille beim Kauf aus (ja, sind eigentlich Gold):


    IMG_4620.JPG


    Nach der Reinigung dann:

    IMG_4634.JPG


    Dann neue Dichtungen, Kolben geprüft und sanft poliert, alles wieder zusammen und dann hat man das volle Programm.