Thermodynamik für Doofe, oder was kann das sonst sein?

  • Ich beobachte, dass meine 790adv in letzter Zeit etwa 0,3 l/100 km mehr durchzieht. Das ist jetzt kein Drama, aber ich bin nun mal eine Neugierdsnase und frage mich, woher das kommt. Hitze?


    Außerdem hab ich das Gefühl, dass die Muschel, je heißer es wird, immer schlechter läuft. Wobei der Ausdruck "schlecht" mit Vorbehalt zu betrachten ist. Halt ein bisschen weniger gut.


    Die Hitze kann's ja irgendwie nicht sein, denn wenn ein Motor bei Temperaturen von roundabout 100° läuft, kann doch eine Erhöhung der Außentemperatur um 10-20° nicht einen so gut bemerkbaren Effekt haben?


    Altes Öl (~11000km seit Ölwechsel)? Sonst irgendwas? :denk:


    Das höhere Windschild kann es nicht sein, das ist schon länger drauf als ich den Effekt beobachte.

    Steter Tropfen ölt das Schwein :grins:

  • "Schlechter laufen" bei höheren Aussentemperaturen: Angesaugte Luft ist wärmer, deshalb pro Volumen weniger Sauerstoff (die Dichte des Gases bei höheren Temperaturen ist geringer, insgesamt gibts pro Volumeneinheit also weniger Stoffmenge, und da die Zusammensetzung der Luft gleich bleibt => weniger Sauerstoffmoleküle) => geringere Leistung. Das kannst du auf dem Prüfstand auch deutlich sehen, weshalb Messungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten stets mit Argwohn zu betrachten sind wenns um Vergleiche geht. Bei aufgeladenen Motoren gibts deshalb Ladeluftkühler, um die durch Kompression erhitzte Luft wieder abzukühlen. Alternativ kann man auch Wasser o.ä. einspritzen, wurde z.B. bei Hochleistungsflugmotoren gemacht.


    Ausserdem sinkt durch die höhere Anfangstemperatur der Wirkungsgrad etwas (0,3l Mehrverbrauch bei gleichem Fahrprofil macht das aber nicht). Bei Interesse mal pV-Diagramm / Wärmekraftmaschine / Kreisprozess googeln, da gibt es sehr viele gute Erklärungen, wie das funktioniert und wie sich der Wirkungsgrad berechnet.

    2 Mal editiert, zuletzt von kaschberle ()

  • der Sauerstoffanteil der angesaugten Luft ist bei grosser Hitze geringer.

    D.h. eine etwas geringere Motor-Leistung ist möglich.


    Ob das bei Dir zu einem messbaren Mehrverbrauch führt , ist eine andere Frage

  • Ich werf mal laienhaft in den Raum das kalte Luft eine höhere Dichte und somit mehr Sauerstoff als warme Luft hat.


    Edit: :lautlach:zwei Antworten während ich geschrieben habe. Wenigstens hatte ich den selben Ansatz.

  • Wieviel hat die Karre drauf ?

    Ich merke deutliche Unterschiede, wenn ich den Luftfilter sauber gemacht habe und wenn die Kerzen neu sind.

    Das sind die 2 Dinge, die ich wirklich eklatant spüre.

    Dann kommt natürlich noch die Erfahrung des aktuellen Jahres hinzu. Ja älter die Saison, desto schlechter läufts Moped :zwinker:

  • 11000 und ein paar Zerquetschte.


    Hätte nicht vermutet, dass sich der Unterschied in der Gemischaufbereitung so eklatant bemerkbar macht, ich hab angenommen, dass solche Effekte durch die Motorsteuerung ausgeregelt werden.


    Der Mehrverbrauch... Hm, vielleicht eine Mischung aus diversen Kleinigkeiten. Vielleicht dreh ich inzwischen auch wieder mehr am Quirl :grins:

    Steter Tropfen ölt das Schwein :grins:

  • bei sehr hohen Temperaturen wird das Gemisch angefettet, um den Motor zu kühlen.

    Gruß
    der OLLI


    Wenn mich jemand fragt: "was geht ab?" male ich ihm ein Kreuz auf die Stirn und antworte: schwarzer EDDING schon mal nicht!

  • Kalter und warmer Benzin macht für mich auch einen Unterschied....

    Nach dem Tanken mit kaltem Sprit ist das Ansprechverhalten viel direkter und irgendwie ein bissl bissiger....

    :winke:
    Grüßle Marie

  • Servus,

    mir kommt auch vor, dass in der kühlen Morgenluft mein Moto besser läuft als in der momentanen (>30°) Mittagshitze.

    Vor "Millionen Jahren (1100 GS erste Generation)" hat mein BMW-Mech zu mir gemeint :

    "Mitn Motor ists wie mit dir - bei Hitze magst a net so gern arbeiten !" :zwinker:

    Dürft was Wahres dran sein

    Ch.

    Wümschburg - do bin i her, do ghear i hin - HEIMAT :winke:

  • Hätte nicht vermutet, dass sich der Unterschied in der Gemischaufbereitung so eklatant bemerkbar macht, ich hab angenommen, dass solche Effekte durch die Motorsteuerung ausgeregelt werden.


    Der Mehrverbrauch... Hm, vielleicht eine Mischung aus diversen Kleinigkeiten. Vielleicht dreh ich inzwischen auch wieder mehr am Quirl :grins:

    Die Motorsteuerung regelt das aus. Deshalb gibt es bei modernen Einspritzern einen Temperatursensor in der Airbox (Intake Air Tempoerature Sensor) und eine Lambdasprungsonde (misst das Luft/Kraftstoffverhältnis (jeweils als Masse, deshalb temperaturunabhängig) über den Restsauerstoff ) im Krümmer. So kann die ECU stets den gewünschten Lambdawert einregeln.


    Nur die maximal mögliche Luft/Kraftstofffüllmenge wird kleiner, deshalb verliert man trotzdem etwas Spitzenleistung. Da man aber sehr wahrscheinlich auch bei unserem Motorrad mit elektronischer Drosselklappe mit dem Gasgriff deren Öffnungsgrad mehr oder weniger direkt vorgibt und nicht das gewünschte Drehmoment oder die gewünschte Leistungsabgabe, muss man auch im Teillastbereich etwas mehr drehen, dass die gleiche Luftmasse (nicht Volumen) an der Drosselklappe vorbei angesaugt wird.


    Zitat von olli4321

    bei sehr hohen Temperaturen wird das Gemisch angefettet, um den Motor zu kühlen.

    Das ist richtig, allerdings hängt das wenig mit der Aussentemperatur zusammen (bei normaler Verwendung). Wassergekühlte Motoren mit Thermostat haben eine variable Kühlleistung, das heist im normalen Betrieb ändert sich weder Wasser- noch Öltemperatur bei verschiedenen Aussentemperaturen. Extremeinsatz vllt (wenn die Kühlleistung nicht ausreicht), Innenkühlung über fettes Gemisch wird bei Motoren wie dem LC8c aber eher im Volllastbetrieb gemacht, weil die Wärmeleitfähigkeit der Zylinderwand (und Kolben) nicht ausreicht und sich so die Zylinderinnenseite (+Kolben) zu sehr erwärmt.


    Zitat von mth

    Nach dem Tanken mit kaltem Sprit ist das Ansprechverhalten viel direkter und irgendwie ein bissl bissiger....

    Warmer Sprit: Gibst du Gas, berechnet die ECU aus dem Wert des IAT Sensors die Spritmenge. Ist der Sprit wärmer als der Wert, der zur Maperstellung verwendet wurde, wird das Gemisch etwas fetter als gewollt (da höhere Temperatur des Gemisches => weniger Sauerstoffmenge).


    Kalter Sprit: umgekehrt, hier ist das Gemisch anfangs etwas magerer.


    Beides sollte aber zeitnah durch den Messwert der Lambdasprungsonde korrigiert werden (im Closed-Loop-Bereich). Das wäre zumindest mein Ansatz, keine Garantie auf Richtigkeit hier.


    Warmer Sprit senkt natürlich auch zusätzlich die Dauerspitzenleistung, da das Gemisch wärmer ist und deshalb weniger Kraftstoff/Luftmasse angesaugt wird.


    "Mitn Motor ists wie mit dir - bei Hitze magst a net so gern arbeiten !" :zwinker:

    Dürft was Wahres dran sein

    Da dürft nicht nur was wahres dran sein, das ist einfach so :ja:

    2 Mal editiert, zuletzt von kaschberle ()

  • Wieviel hat die Karre drauf ?

    Ich merke deutliche Unterschiede, wenn ich den Luftfilter sauber gemacht habe und wenn die Kerzen neu sind.

    Das sind die 2 Dinge, die ich wirklich eklatant spüre.

    Dann kommt natürlich noch die Erfahrung des aktuellen Jahres hinzu. Ja älter die Saison, desto schlechter läufts Moped :zwinker:

    das würd ich als erstes prüfen.

    beware of the mantis

  • Was soll denn die Gemischregelung ausgleichen...??


    Es ist einfach weniger zur Verbrennung benötigter Sauerstoff im Gemisch vorhanden.


    Bei kühler sauerstoffreicher Luft haben alle Motoren etwas mehr Leistung. Ob man das dann bemerkt, steht auf einem anderen Blatt...

  • Was soll denn die Gemischregelung ausgleichen...??


    Es ist einfach weniger zur Verbrennung benötigter Sauerstoff im Gemisch vorhanden.


    Bei kühler sauerstoffreicher Luft haben alle Motoren etwas mehr Leistung. Ob man das dann bemerkt, steht auf einem anderen Blatt...

    Hab ich doch gesagt. Maximalleistung sinkt, da die maximale Stoffmenge an Luft(/Kraftstoff, das regelt die Ecu nach), die pro Zyklus angesaugt werden kann, kleiner wird. Lambdawert bleibt gleich, den regelt die ECU wie ich beschrieben habe, d.h. bei gleicher Drosselklappenposition wird weniger Kraftstoff eingespritzt.


    PS: Übrigens, ich muss mal kurz klugscheissen... kühle Luft ist nicht sauerstoffreicher. Kühle Luft hat eine höhere Dichte, d.h. Masse/Stoffmenge pro Volumen ist grösser. Die Zusammensetzung und damit auch der Sauerstoffanteil bleibt gleich. Die höhere Dichte führt dazu, dass pro Volumen (und uns interessiert das Zylindervolumen) mehr Luftmasse und damit mehr Sauerstoffmasse (entspricht mehr Molekülen) vorhanden ist. Deshalb kann für gleichem Lambdawert mehr Kraftstoff eingespritzt werden, der verbrannt wird => mehr Leistung bei kühlerer Aussentemperatur.

    Prinzipiell läuft das aber natürlich auf das raus was du wsl. auch meinst, nämlich dass mehr Sauerstoff bei kälterer Luft da ist. Nur die Begründung stimmte nicht.


    Ich hoffe mir kann verziehen werden :rolleyes:

    3 Mal editiert, zuletzt von kaschberle ()

  • Hallo Hannes ,

    Wir meinen beide das gleiche,

    Deine Begründung ist natürlich völlig richtig und meine war nur sehr oberflächlich...


    Aber das Ergebnis (bei mir noch sehr gut in Erinnerung aus alten Zweitakterzeiten)

    ist identisch

  • So langsam zeichnet sich ab, dass ich wohl einen schlechten Kübel Sprit erwischt habe :rolleyes:


    Gestern getankt, heute lief sie wieder einwandfrei ohne Rappeln, trotz 32°, und der Verbrauch (laut BC 3,8, rechnerisch 4,0) passt auch wieder.


    Die letzten 450km lief die wirklich wie ein Sack Muscheln, ab 120 rappelte sie, dass ich mich ernsthaft gefragt hab, was jetzt am Abrauchen ist...

    Steter Tropfen ölt das Schwein :grins:

  • Schlechten Sprit kann man schon erwischen - hab in Kroatien mal eine Spritfüllung getankt da lief meine 990@ gefühlt mit nur mehr 40PS - ging gar nix g´scheit vorwärts....

    Nach der nächsten Tankfüllung wieder alles pipifein.

    Vll. hatten die den Sprit mit Wasser gestreckt :grins:


    In D oder in Ö kann ich mir so etwas aber eigentlich auch nicht vorstellen .....

    :winke:
    Grüßle Marie

  • Oh, schlechten Sprit gibt's sehr wohl, in D und in AT... Ich hab 10 Jahre südlich von Wien gelebt, und irgendwann wusste ich, wo ich DEFINITIV nicht mehr tanken werde... Die Tanke ging aber dann auch Pleite, das sprach sich herum :rolleyes: Die miese Füllung vorige Woche hierzulande war von Shell.

    Steter Tropfen ölt das Schwein :grins: