Na klar ändert sich das Verhalten einer Feder, wenn diese vorgespannt wird. Hab ich in Null-Lage keine Federvorspannung, dann wirds Federbein schon bei gringster Belastung zusammengeschoben, hab ich 200 Newton vorspannung, dann bewegt es sich erst ab 201 Newton. Man steigt eben an einem anderen Punkt in die Federkennlinie ein (die natürlich unveränderbar ist).
Wie kann sich so ein Mythos solange halten?
200 Newton werden dauerhaft durch deine Vorspannvorrichtung erbracht, wenn wir annehmen dass sich das Innenrohr nicht bewegen kann, weil du es festhälst.
Im Motorrad hälst du das Innenrohr nicht fest, da gibts die 200N nicht, denn das Motorrad hat dann einfach einen entsprechend geringeren Durchhang (bei einer Feder mit 8N/mm 25 mm weniger). Die Kraft auf die Feder ist nur davon abhängig, wie schwer das Motorrad+Fahrer ist (im Stand). Die Feder wird genau so weit komprimert, dass sie die Gewichtskraft auf Motorrad+Fahrer ausgleicht (siehe Federsteifigkeit in Kraft/Weg). Der Begriff Federvorspannung ist bei dieser Anwendung auch leider etwas irreführend, wirklich vorspannen kann man eine Feder nur, wenn beide Enden sich nicht bewegen können. Wenn auf ein Ende lediglich eine Kraft wirkt und es sich sonst frei bewegen kann (wie hier der Fall) und wir das feste Ende verschieben (macht der Vorspannungsversteller), verschieben wir einfach die ganze Feder, ohne dass diese komprimiert (=vorgespannt) wird.
Verwendet wird der Begriff deshalb, weil die Feder im voll ausgefederten Zustand, also beide Enden sind fest, tatsächlich nicht komplett enspannt ist, dass sie nicht in der Gabel rumklappert, drehen wir also dann am Versteller, ändern wir diese Vorspannung. Einen Einfluss auf das Verhalten der Gabel (abseits vom Durchhang) hat diese Vorspannung nur dann, wenn sie komplett ausgefedert ist, was im Betrieb nie der Fall sein sollte...
Mit der Federvorspannung lässt sich lediglich der Durchhang und damit die Fahrzeuggeometrie anpassen, nicht die Federhärte (=Federsteifigkeit, bei lienaren Federn konstant, in Kraft/Strecke) und damit das Verhalten der Feder.
So kann man zwar auch verhindern, dass die Gabel durchschlägt, da schliesslich geringerer Durchhang => mehr positiver Federweg => höhere Federkraft bei maximaler Kompression (da Federkonstante in Kraft pro Weg mal grösseren Weg => grössere Kraft), gleichzeitig verringert man aber den Negativfederweg, was nicht unbedingt wünschenswert ist.
Eine härtere Feder dagegen hat eine andere Federsteifigkeit (grösser, also mehr Kraft pro Wegstrecke die man sie komprimiert), das führt zwar auch dazu, dass ein Motorrad einen geringeren Durchhang hätte, wäre die Feder im entspannten Zustand gleich lang (und das Motorrad samt Fahrer gleich schwer). Gleichzeitig taucht aber bei Verwendung einer härteren Feder die Front bei gleicher Verzögerung weniger ein, denn: durch das bremsen wirkt eine zusätzliche Kraft auf die Gabelfedern => ist deren Federsteifigkeit grösser, müssen sie weniger komprimiert werden (Federsteifigkeit = Kraft pro Weg), bis diese zusätzliche Kraft wieder ausgeglichen wird.
Eine härtere Feder ändert deshalb das Fahrverhalten auch im Gegensatz zum Vorspannungsversteller über die Effekte des Durchhangs hinaus. Gleiches gilt natürlich umgekehrt für weichere Federn.
Disclaimer: Das alles hier gilt natürlich nur für lineare Federn.