Dieses Wochenende konnten wir die neue TRIUMPH Trident 660 ausführlich Probe fahren und über meine Eindrücke möchte ich gerne berichten.
Leider ist der Anlaß für die Probefahrt eher traurig, da einmal mehr die KTM 790 Duke meiner Frau in die Werkstatt wegen ruckelnder Vorderbremsen musste...
Es ist aber auch so, dass sich meine Frau, mit den Charakter des 2-Zylinders letztendlich nicht ganz anfreunden konnte und den Wunsch hatte mal was anderes kennenzulernen.
Ganz ehrlich, ich auch
Über Geschmack lässt sich bekanntlich lange diskutieren, aber der Retro-Style sagt mir sehr zu, weshalb ich vor langen auch auf den Trip war, eine TRIUMPH Thurxton zu kaufen. Persönlich finde ich, dass TRIUMPH mit der Trident 660 den Spagat geschafft hat, den Retro-Design mit modernen Komponenten, wie das Display gut zu kombinieren.
Die erste Fahrt bei der Abholung hat bereits sehr überrascht, denn der "Weniger kann mehr sein" Ansatz macht sich voll bezahlt. So sehen auf dem Papier 660cc, 81PS und 64Nm Drehmoment im ersten Moment nach sehr wenig aus, aber der Entschluß von TRIUMPH auf Drehmoment zu gehen ist perfekt gelungen. Erste Überholmanöver auf einer Bundesstraße gehen problemlos und der Motor entwicklet dabei einen sehr gleichmäßigen und ruhigen Vorwärtsdruck.
Das machte gespannt auf mehr
Die Ergonomie der Sitzposition ist sehr gut gelungen und da sind wir uns in der ganzen Familie einig. Sei es wie meine Frau, mit 1,68m, ich selbst mit 1,81m, mein Sohn , mit 1,87m oder seine Freundin mit 1,61m Größe fanden diese als sehr angenehm. Bis auf die Freundin meines Sohnes kamen wir alle gut mit den Standfüßen auf den Boden, doch sagte selbst die Freundin von meinen Sohn, dass es besser ist als bei ihrer TRIUMPH Street Triple RS.
Eine Gegenüberstellung der Trident ( rechts ) und Street Triple RS ( links ) macht den Unterschied auch deutlich. Bei der Trident sitzt man weiter vorne und der Lenker ist höher. Da ich schon viele unterschiedliche KTM gefahren bin, wage ich zu sagen, dass es eher einer Haltung der KTM 390 Duke oder KTM 690 Duke entspricht. Persönlich stehe ich darauf, da die diese Sitzposition sehr entspannend und langfahrtauglich ist.
Bleiben wir bei "Weniger kann mehr sein", denn das spiegelt sich auch in den gewählten Fertigungsmaterialien und Konstruktion wieder. Die TRIUMPH Trident 660 setzt auf hochwertige Komponenten wenn es um wichtige Parts geht, wie z.B. der Motor, die Gabeln oder Reifen ( Michelin Road 5 ) und da wo es etwas weniger sein kann wird auf Kostenoptimierung gesetzt, ohne jedoch wie ich finde, negativ aufzufallen. So zum Beispiel ist die ganze Rahmenkonstruktion wesentlich einfacher bei der TRIUMPH Trident 660 als bei der TRIUMPH Street Tripple. Bei der ersten setzt man auf einfache Stahlrohrkonstruktion, während die zweite ein aufwendiges ALU-Gestell verpasst bekommt. Ähnlich sieht es bei der Schwinge aus, um mal zwei Beispiele zu nennen.
Des weiteren wird mehr Plastik bei der TRIUMPH Trident 660 eingesetzt, etwas was heute Gang und Gebe ist, jedoch in diesen Fall nicht so negativ oder störend ausfällt. Dadurch, dass mit den Einsatz von Plastik sparsam umgegangen wird, wirkt die Verarbeitung dennoch hochwertig und ich muss sagen besser als bei unserer KTM 790 Duke, die darunter leidet, dass die Plastikteile größere Dimensionen besitzen und somit z.B. stärker beim Fahren vibrieren. Davon ist bei der TRIUMPH Trident 660, auch wegen des wesentlichen ruhiger laufenden Motors, nichts zu hören oder spüren.
Das Display ist ein gutes Beipiel dafür, wie man den Retro-Look mit der Moderne kombiniert hat. Sehr gut und übersichtlich gestaltet liefert es alle wichtigen Information die notwendig sind. In der oberen Hälfte sind Drehzahl, Geschwindigkeit, Gang und Tankinhalt angezeigt und im unteren Bereich werden die gewählten Menü-Informationen eingeblendet. Insgesamt war an den sonnigen Tag in dem wir unterwegs waren, die Anzeigen immer gut ablesbar und praktisch frei von störenden Reflexen.
"Last but not Least", die Fahreigenschaften
Das war für mich die allergrößte Überraschung und ich werde mir hier und da ein Vergleich zur KTM 790 Duke erlauben, im Wesentlichen weil ich sie gut kenne.
Die TRIUMPH Trident 660 konnte mich ähnlich wie vor drei Jahren die KTM 790 Duke vom Start aus begeistern und hautsächlich weil in beiden Fällen die Hersteller einen wie ich meine sehr guten Kompromiss in der Fahrwekrsabstimmung finden konnten. Ehrlich gesagt gefällt mir das, da ich mittlerweile keine große Lust habe an Schräubchen zu drehen, um das Fahrwerk zu "optimieren". Ich möchte starten und loslegen und das kann man mit beiden Motorrädern sehr gut, wobei die Tendenzen leicht unterschiedlich sind. Die KTM 790 Duke geht mehr auf die sportlich orientierten Fahrer ein und die TRIUMPH Trident 660 eher auf die Sport-Tourer geneigten Fahrer. Nichts desto trotz, keine ließ Wünsche übrig, was das Kurvenfahren anbetrifft. Die KTM 790 Duke flink und agil, dabei aber oft im Lenker etwas unruhig und nervös, während es der TRIUMPH Trident 660 etwas an dieser Agilität fehlt, trotzdem aber willig Kurvenwechsel meistert, dabei aber satter und spurtreuer wirkt als die KTM 790 Duke. Das erinnert mich etwas an meine KTM 1290 SD-R. Die TRIUMPH Trident 660 hängt aus meiner Sicht etwas kontrollierter am Zug oder Gas, wenngleich sie hubraumbedingt mit etwas weniger Punch aus Kurven herausbeschleunigt.
Das dabei der Fahrspaß nicht auf der Strecke bleibt untermalt die Aussage meines ältesten Sohnes, für den es nur eine geben kann, die BMW S1000R: "Die TRIUMPH Trident 660 gefällt mir besser als die KTM 790 Duke"
Mir geht es ähnlich, im Wesentlichen aber, weil sie in Kurven wie beschrieben, ruhiger und satter liegt, tendeziell wie gesagt, a la KTM 1290 SD-R.
Wie TRIUMPH das geschafft hat ist mir ein Rätzel, denn man merkt gegenüber der KTM 790 Duke die konfortablere Fahrwerksabstimmung.
Auch die Bremsen sind sehr gut gelungen, obwohl beim Anbremsen auf Kurven ein etwas tieferes Abtauchen in die Federn zu spüren ist. Allerdings, schnellt der Dämfer nicht rückartig zurück wenn man die Bremse dann loslässt, was mir gutes Vertrauen zum Kurveneingang vermittelt. Da muss ich mit der KTM 790 Duke feinfülliger die Bremsen dosieren, da in dem Moment wo ich sie loslasse, die Vorderachse "sprunhaft" zurück geht und das für mich kurz Nervosität mit ins Spiel bringt.
Fazit:
Die TRIUMPH Trident 660 hat mich insgesamt überrascht und auch überzeugt. Gerade wegen der gutmütigen Eigenschaften in Kurven ziehe ich sie der KTM 790 Duke vor, obwohl es ihr etwas an den bekanntlichen Punch der KTM 790 Duke fehlt.
Für meine Frau steht sie vor ihrer KTM 790 Duke, hauptsächlich, weil sie den ruhigeren Motor als entspannteres Fahren empfindet und ihr dadurch mehr Fahrfreude vermittelt.
Und noch eins, es wird ja immer wieder gesagt, dass 2-Zylinder, oder auch 1-Zylinder, Motoren mit Charakter sind. Das rührt wahrscheinlch daher, dass wenn man sie anlässt, diese auch spürt. Ich sage bei meiner KTM 1290 SD-R, dass sie zu mir spricht und es kaum erwarten kann loszulegen. Auch der Drehmomentverlauf unten herraus ist so eine Sache.
Das hat der TRIUMPH Trident 660 Motor auch, Charakter, alleine schon weil er fast ein Alleinstellungsmerkmal ist, aber TRIUMPH hat es geschafft diesen Motor eine guten Durchzug aus unteren Drehzahlen zu verpassen, der sich hinter keinen 2 oder 1 Zylindermotoren verstecken muss ...