Sammelthema Abtriebswellen-Bruch (2007 - 2016)

  • Wenn man sich den Wassereinbruch in den Instrumenten der 790 anschaut, da wird auch nicht gleich an einer Lösung gearbeitet. Hätten sie die Getriebe Welle geschmiedet, oder aus einer anderen Legierung gefertigt? Ich werde halt die Kette eher mit mehr Durchhang einstellen!!

  • Ich hab alle Infos die ich über meine Abtriebswelle in Erfahrung bringen konnte jetzt an den Piraten weitergeleitet.

    Schau ma mal was er daraus macht.


    Ebenso hab ich meine Welle gestern mal unter dem 3D Makroskop betrachtet und dabei festgestellt daß auch die Radien in den Nuten klar definiert sind und sich die Radien hin zur Lagerfläche und auf der anderen Seite zur Verzahnung des Schieberads deutlich unterscheiden.

    Ändert man durch Nacharbeit/Polieren der Nuten diese Radien, dann ändert sich die gesamte Belastungssituation auf die Nuten.

    Ich würd da also niemanden empfehlen hier einfach darin herumzupopeln


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  • Für mich liegt die Erklärung auf der Hand:

    Die Welle ist mit dem Euro 3 LC4 einfach an ihre Grenze gekommen, das geht trotzdem in der weiten Überzahl der Fälle gut, machmal aber nicht.

    Dabei dürften das Belastungskollektiv (ja, und in diesem Zusammenhang auch der Fahrer) und die ganz normale Qualitätsstreuung eine Rolle spielen.

    Ich sage "Erklärung" und nicht "Lösung", denn eine Lösung brauchen die, die ein Rätsel daraus machen.

    Die verstärkte Welle beim Euro 4 Motor sagt eigentlich alles.

    Aber mit einer banalen Erklärung kann man natürlich nicht berühmt werden.

    E-Bike Fahrer reagieren, auf ihr Problem angesprochen, zunehmend gereizt.

    Einmal editiert, zuletzt von cutrofiano ()

  • Meiner Einschätzung nach wird diese Welle aus dem 654ccm Motor ewig halten, egal wie sehr ich sie ggf. dann auch "belasten" werde wenn ich mit dem Neuaufbau dieses Motor fertig bin.


    Bei der Abtriebswelle aus meinem derzeit verbauten 690iger Motor bin ich mir da, rein vom Bauchgefühl her, jedoch absolut nicht so sicher :nein:

    Ich zweifel ehrlich gesagt sogar daran dass die überhaupt noch weitere 10tkm halten wird.

    Das ist jetzt keine wissenschaftliche Analyse, sondern nur mein Bauchgefühl.

    Sollte diese Welle aus meinen 690iger Motor tatsächlich die Hufe strecken, solange ich den Motor jetzt noch verbaut habe, werd ich sie dann natürlich auch eingehend prüfen und dann wird man sehn ob sich Unterschiede zu der Welle aus meinem 654ccm Motor erkennen lassen

  • Sehr interessant zu lesen und das obwohl ich mir morgen eigentlich eine Euro 3 smcr angucken wollte ? dann lass ich wohl erstmal die Finger davon.

    Danke an die Leute hier die sich so eine Mühe machen ?

  • Wisst ihr Leuts, ich bin, wie man sich vielleicht denken kann, auch ein absoluter KTM Fan, weil es einfach geil ist so ein Teil durch die Gegend zu prügeln.


    Wer aber denkt, dass KTM ein Premiumhersteller ist, bei dem man sich darauf verlassen kann, dass die Qualität passt und auch konstant ist, dem muss ich leider sagen, dass er da vielleicht etwas zu naiv an die Sache rangeht...


    Ein aktuelles Beispiel:


    Vorgabe Axialspiel unteres Pleuellager =0,40mm..0,60mm


    Eine Kurbelwelle liegt innerhalb der Vorgabe mit 0,53mm Axialspiel...


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    ...während die nächste dann mal eben 0,75mm Axialspiel hat und somit 0,15mm außerhalb der Vorgabe liegt


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    Soviel zum Thema Qualität bei KTM

  • Sehr interessant zu lesen und das obwohl ich mir morgen eigentlich eine Euro 3 smcr angucken wollte ? dann lass ich wohl erstmal die Finger davon.

    Danke an die Leute hier die sich so eine Mühe machen ?

    Bei den allermeisten Euro3 690ern ist die Welle noch ganz! Das wird bei den meisten auch so bleiben.

    Das Problem kocht hier durch den Beitrag des Piraten und weil auch noch Winter nur sehr hoch. Pleuellagerschäden sind bestimmt nicht viel seltener, und schon gar nicht billiger, da meist auch Kolben und Zylinder neu müssen.

    Ich denke das Thema ist nicht so brisant, dass es eine Kaufentscjeidung grundlegend ändern sollte

    Es gibt sicher problemlosere Moppeds...die sind dann aber meistens langweilig!

  • Ok. Hätte mich auch gewundert ohne Axialkräfte. Die Welle würde ich zurück zum Händler tragen.


    Cheers

  • Im Grunde ist das Thema für mich abgeschlossen, denn wie sagte gestern ein Kollege zu mir: "du weißt jetzt dass deine Welle in Ordnung ist und was der Rest der Welt macht, kann dir dann egal sein."


    Aber ich will euch noch etwas zeigen.

    Ich hab zwar keine Ahnung aus welchem Material KTM seine Wellen fertigen lässt und möglicherweise haben sie das zwischendurch auch immer wieder mal geändert (verschiedene Zulieferer, günstigeren Preis, etc.) aber üblicherweise werden Getriebewellen aus 16MnCr5S (das ist ein chrom-mangan-legierter Einsatzstahl) gefertigt.

    Hab mir mal rausgesucht welche Härte diverse Einsatzstähle erreichen.

    Wir erinnern uns, meine Abtriebswelle hat 62HRC, während die geprüften Wellen vom Piraten lediglich ~47HRC aufgewiesen haben:


    Einsatzstahl.jpg



    Und eines noch: je geringer die Randschichthärte, desto geringer die Eigenspannung der Welle.

    Wikipedia sagt z.B. zum Ziel des Einsatzhärten:

    • Erhöhung der Dauerfestigkeit (Die Martensitbildung beim Härten führt zu einer Volumenzunahme. Diese ist in den kohlenstoffreichen Randschichten höher als im kohlenstoffarmen Kern, weshalb sich an der Oberfläche Druckeigenspannungen aufbauen. Diese wirken den Zugspannungen bei Biege- oder Torsionsbelastung entgegen, weshalb ein Anriss erst bei höheren Spannungen auftritt.)

    Jetzt kann man sich ausrechnen was passiert wenn die erreichte Härte um ein vielfaches geringer ausgefallen ist, als dies normalweise der Fall gewesen sein sollte

    2 Mal editiert, zuletzt von Weity1980 ()

  • Und damit ihr mal seht, dass ich das alles nicht nur just for fun mache oder hier nur klugscheißen will, ohne mir dabei selbst die Finger schmutzig zu machen, kann ich euch mal zeigen was mich alleine das Zerlegen und der Zusammenbau der Welle dann gekostet hat:


    Screenshot_20220123-182707_Gmail.jpg

  • Für mich erscheint der Grund, dass die geringere Härte der Grund für den Bruch sein soll, einfach nicht schlüssig, sondern den Härteprozess in Verbindung mit der Kerbwirkung durch die Nut oder bei Querschittsänderungen.

    Aber das hatte ich ja schon geschrieben.


    Hier noch was zur Rissbildung durch den Härteprozess, ... für die, die es interessiert.


    Wellen mit Rissen - TAZ GmbH
    Untersuchung von Wellen mit Rissen 1. Auftragsbeschreibung An geschmiedeten Wellen wurde nach dem Induktionshärten Risse festgestellt. Durch eine…
    tazgmbh.de

  • Für mich erscheint der Grund, dass die geringere Härte der Grund für den Bruch sein soll, einfach nicht schlüssig

    Naja, ich vermute es wird vom Konstrukteur eine Vorgabe gegeben haben, welche Eigenschaften die Welle haben muss damit sie Dauerfest ist.

    Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass der Konstrukteur eine Bandbreite von 47HRC bis 62HRC vorgesehen hat.

    Weißt du, es hat schon seinen Grund warum bei uns alles unter 54HRC keinerlei Diskussion mehr bedarf sondern im Müll landet.


    Natürlich weist die Nut alleine konstruktionsbedingt schon eine Kerbwirkung auf und die wird sicher nicht günstiger ausfallen, wenn ggf. die Standzeiten des Werkzeugs bei der Bearbeitung überschritten wurden oder Fehler während dem Härtungsprozess passiert sind.


    Aber es wäre die Aufgabe von KTM gewesen hier die Soll Vorgaben einzuhalten, und ich habe absolut meine Zweifel daran, dass dies geschehen ist.


    Aber natürlich wäre ich ein Narr, wenn ich meine Welle jetzt schon mal ausgebaut habe und im Zuge dessen dann nicht auch gleich auf das Optimum bringen würde.

    Deshalb arbeite ich die Nuten selbstverständlich auch nach (ohne dabei die Radien zu verändern!)


    Ist zwar noch nicht fertig, aber so sieht das dann in etwa aus:

    links die Nut ist noch original und rechts nachgearbeitet


    20220123_205555.jpg



    Und so sieht das dann unter dem 3D Makroskop aus


    20220123_212114.jpg

  • Sieht ja auch nicht schlecht aus ... Deine Welle ?

    Hast evtl ja Glück ... und die ganzen Sorgen für nix.

    Manchmal ists auch einfach besser, weniger zu wissen und zu denken.

    Wenn man das Datum seines letzten Tages wüsste, könnte man ab diesem Moment nicht mehr unbeschwert leben.

  • Wie gesagt, ich wusste schon um die Problematik Bescheid als ich vor 2 Jahren meinen 690ccm Motor eingebaut habe und der Pirat hat mir damals in einem Telefonat dringend dazu geraten, dass ich auch gleich die Abtriebswelle bei diesem Motor tauschen soll, weil damals eben Motoren aus 2013 besonders auffällig bei den Abrissen der Abtriebswelle waren.


    Ich hab sie damals aber nicht gewechselt, denn ohne einen triftigen Grund für die Abrisse zu kennen, wäre es m.E.n ein reines Lotteriespiel geworden ob es mit einem Tausch dann besser oder schlechter geworden wäre.


    Ich bereue meine Entscheidung von damals bis heute nicht, obwohl ich mittlerweile selbst meine Zweifel daran habe, ob die Welle in meinem 690ccm Motor noch recht lange halten wird.

    Aber so richtig ärgerlich wäre es für mich dann gewesen, wenn ich sie damals wirklich gewechselt hätte und die neue dann vielleicht bereits 8tkm später die Hufe gestreckt hätte...


    Jetzt seh ich der Sache schon entspannter entgegen, denn nun weiß ich zumindest worauf ich achten werde wenn ich mir mal eine neue Welle kaufe.


    Und sobald mein originaler Motor fertig ist, kommt der 690ccm Motor wieder aus der Flunda raus und wird dann ebenfalls komplett zerlegt und neu aufgebaut.

    Da werd ich dann natürlich sehr wahrscheinlich eine neue Abtriebswelle einbauen, da die alte bis dorthin ca. 40tkm auf der Uhr haben wird (wenn sie bis dahin nicht sowieso schon abgeschert ist), nur weiß ich diesmal zumindest worauf ich bei der neuen Welle dann genau achten werde, bevor ich sie einbaue

    3 Mal editiert, zuletzt von Weity1980 ()

  • Mit einer Nut bin ich jetzt mal fertig.

    Das Ganze ist eine sehr filigrane und zeitaufwendige Handarbeit, bei ständiger Kontrolle unter dem Makroskop, aber schließlich soll mein Motor dann auch halten ohne dass ich mir über die Abtriebswelle irgendwann nochmal Gedanken machen muss.


    Links ist die Nut noch original und rechts ist nun fertig.

    Das Handy stößt mit seiner Auflösung hier natürlich an seine Grenzen, aber unter dem Makroskop schaut das nun echt lecker aus :ja: (RZ ist dabei geringer als bei der angrenzenden Lagerfläche)


    20220124_000247.jpg


    Morgen wird dann die zweite Nut noch gemacht

    Einmal editiert, zuletzt von Weity1980 ()

  • Wisst ihr, dieses ganze Thema erinnert mich ein wenig an den Dauertest der KTM 790 Duke der Zeitschrift Motorrad (Link).

    Damals wurde nach 50tkm der Motor der Testmaschine zerlegt und genau beaugäpfelt.

    Unter anderem wurde dabei festgestellt dass eine Ventilführung unterhalb des angegebenen Sollmaß lag. Und das nach 50tkm...


    Screenshot_20220124-093301_Chrome.jpg



    KTM wurde damals um Stellungnahme gebeten wie so etwas sein kann, und ich war gespannt darauf was ihre Erklärung dafür sein würde.

    Gehört oder gelesen hab ich dann aber nie mehr irgendetwas davon...

  • Die Stellungnahme hätte auch nur heißen können:


    "Wir haben unsere Toleranzen nicht im Griff, unsere Lieferanten genauso wenig wie unsere Qualitätsicherung. Deshalb verbauen wir das, was wir gerade haben und zünden jeden Tag eine Kerze der guten Hoffnung an, auf das unser Kunde dies niemals mitbekommt!"


    Cheers

  • weil damals eben Motoren aus 2013 besonders auffällig bei den Abrissen der Abtriebswelle waren.

    2012-2014 waren/sind scheinbar eh die mechanisch anfälligsten Baujahre...auch bei den Kipphebeln.

    das unterstreicht auch die Forenstatistikder betroffenen Fälle.


    Die letzten Euro3 Baujahre 2015-17 scheinen allgemein die besten und qualitativsten im 690 Zyklus gewesen zu sein...Mit dem Eu4 gabs dann wieder andere Probleme.


    daher sehe ich die ganze Sache seeeehr entspannt