Die Diskussion von Race-Modi an dieser Stelle finde ich ein wenig eigenartig.
Aber offensichtlich gibt es ein Bedürfnis unter 1190 Adventure-Fahrern nach besser Beschleunigung aus den Kurven. Das deckt sich mit Erfahrungsberichten von meinen Kunden, die zu erzählen wußten, daß sie z.B. im Geläuf der Alpen mit nominell heillos unterlegenem Material die neue 1190 in den Kehren "gerichtet" haben, will heißen souverän ausbeschleunigt haben.
Nun dieses "Richten" und die Performance eines Bikes haben nicht direkt was miteinander zu tun, der Fahrer ist da das entscheidende Element. Das sei mal voran gestellt.
Auf jeden Fall halte ich es für naiv zu glauben, mit "Elektronik" geht die Beschleunigung aus der Kurve "automatisch". Klar, man fällt nun nicht hin, wenn man den Griff auf Anschlag dreht. Wobei am Kurvenscheitel, wenn der Reifen 3/4 seiner Traktion für Seitenführung verbraucht, tun sich die Sensoren schwer, diesen Fahrzustand zu erfassen. Daher wird wohl keiner am Kurvenscheitel Gas geben.
Was macht denn eine Traktions-Kontrolle: Die erfasst den Leistungs-Wunsch des Fahrers, den er per Gasgriff an den Motor richtet, also z.B. 100 NM. Dann kommen die Sensoren und dann wird gerechnet in der ECU:
Sensoren sagen: 100 NM geht nicht, der Reifen packt nur 80. Dann drehen wir (plural majestalis für den Chef-Rechner in der ECU) die Zündung mal zurück. Zündung reicht nicht, mußte so weit zurück, daß der Motor spotzt. Dann gehen wir lieber an die Drosselklappe und drehen sie auf 80 NM Output, statt auf 100NM, wie es der Dolm am Gasgriff von uns eigentlich haben will.
Für millimeterweise Aktion, wie sie für den Kurvenscheitel typisch ist - am Scheitel dreht auch ein Rossi nur sehr sanft am gas, "genagelt" wird die Kiste erst nachher - feht aber der ECU jeder Sinn, will heißen Sensor.
Für diese Situation ist daher, wenn man so will, "mechanische", im Unterschied zu elektronischer, Traktion gefordert, also ein Motor, der aus sich heraus das Gas, gerade bei kleinen Gasgriff-Stellungen, sanft und kontrollierbar umsetzt und Vortrieb produziert.
Mit "mechanischer" Traktion gewinnt man dann die Meter, die einem anderen, der nur auf die Elektronik setzt, dann fehlen, wenn es aus der Kurve raus geht.
Ist dieselbe Geschichte wie "damals", als die "starken" 600er aufkamen und gleich die dicken 1000er z.B. auf der Rennstrecke verblasen habe: Die kamen schneller aus der Kurve raus mit 10-15 km/h mehr. Nicht, weil die absolute Beschleunigung besser war, denn von der Papierform her frißt eine 1000er eine 600er zum Frühstück. Aber mit dem "arten" Drehmoment einer 600er fällt die Dosierung des Leistungseinsatzes am Kurvenscheitel deutlich leichter und man "traut" sich früher ans Gas.
Das sind dann die Meter, die der 1000er am Ausgang der Kurve fehlen.
Mein Projekt nun für die 1190 Adventure: Mehr mechanische Traktion, mehr 600er in die Leistungsentfaltung am Kurvenscheitel. Das wird super mit der elektronischen Traktionskontrolle harmonieren, denn deren Stunde schlagt am Ausgang der Kurve: Hier darf der reifen dann wimmern, was der Gummi packt.
Das ist der Plan.