Öl im Luftfilterkasten

  • Der Ölabscheider - ein kleines Bauteil mit großer Wirkung (Link)

    von: Valentin Schäfer 12.03.12 00:00


    Seit vielen Jahren werden an PKW-Motoren Kurbelgehäuseentlüftungen verbaut. Diese Systeme sind sehr primitiv aufgebaut, in der Wirkungsweise aber genial: Ottomotoren geben im Betrieb permanent sogenannte Blow-by-Gase aus den Brennräumen in den Ölkreislauf weiter. Da der Ölkreislauf ein geschlossenes System ist, baut sich hier ein kontinuierlich wachsender Überdruck auf, der ab einem gewissen Punkt dazu führen kann, dass Öl aus dem Kreislauf herausgepresst wird. Da man das Öl aber im Ölkreislauf und nicht außen am Motor benötigt, wird heutzutage ein einfacher Schlauch verbaut, der den Überdruck des Kurbelgehäuses in den Ansaugtrakt führt. Der Unterdruck des Motors zieht somit die unnötigen Blow-by-Gase wieder aus dem Kurbelgehäuse heraus, der Motor bleibt außen sauber und der Ölverbrauch sinkt.

    Doch einen Nachteil hat dieses System: In geringen Mengen wird auch Öl angesaugt. Dies kann nicht nur zur Verunreinigung der Drosselklappe oder des MAF/MAP-Sensors führen, sondern verursacht auch Ablagerungen an den Ein- und Auslassventilen oder nach der Verbrennung am Katalysator. Bei Kompressormotoren können außerdem Ölablagerungen am Wärmetauscher dazu führen, dass der Wirkungsgrad des Kompressors sinkt, man erhält weniger Leistung und der Spritverbrauch steigt.

    Weit schlimmer ist jedoch, dass der Ölnebel die Oktanzahl des Kraftstoffes verringert, und somit eine klopfende Verbrennung verursachen kann.

    Wie löst man dieses Problem?
    Es ist relativ einfach: Man muss lediglich einen Ölabscheider verbauen.

  • Und für die ganz Hartgesottenen hier noch etwas zum schmökern: Dissertation Dipl.-Ing. Reinhard Luef, TU Graz.pdf


    Das ist aber schon richtig harter Tobak und daher eher nur für Nerds geeignet.

    Deshalb hier nur ein kurzer Ausschnitt:


    Als potentielle Ursache für Vorentflammungen gelten einerseits Gemischinhomogenitäten im Brennraum (lokale Temperaturunterschiede, Luftverhältnis), die Reaktionskinetik des Kraftstoffes, sowie Ablagerungen und Öltröpfchen, wobei letztere in den vergangenen Jahren verstärkt in den Vordergrund rückten und den Forschungsschwerpunkt der vorliegenden Arbeit darstellen....


    6.2 Ansätze zur Vermeidung von Vorentflammungen


    Die Kernaussage der Validierungsmessungen an den Vollmotoren demonstrierte den signifikanten Einfluss des Öleintrags in den Brennraum durch das Blowby über die Kurbelgehäuseentlüftung. Die erste logische Schlussfolgerung wäre demzufolge der Einsatz hocheffizienter, mehrstufiger Ölabscheider, womit der Öleintrag in den Brennraum bereits auf ein Mindestmaß reduziert werden kann.

  • Kein harter Tobak sondern sehr interessant.


    Nach meinem Überflug kann ich dazu so viel sagen;

    Man sollte dabei halt beachten, dass es hier bei einem Groß der Versuche um aufgeladenen Ottomotoren mit zumeist Direkteinspritzung im Versuchsaufbau geht.


    Eine aussagekräftige Ummünzung auf den LC4 stelle ich mir daher schwierig vor, da ganz andere Bedingungen im Brennraum herrschen als bei unserem 690er Sauger. Einerseits werden die Versuchsmotoren aufgeladen betrieben, andererseit kommt es durch die zumeist im Versuchsaufbau angewendete Direkteinspritzung zu einem nicht homogenen Gemisch das unter Luftüberschuss verbrennt, was die Brennraumtemperatur nach oben treibt.


    Das Aussagekräftigste, das ich für den LC4 als anwendbar empfinde, ist dieses Diagram:IMG_20201013_164049.jpg

    Da sieht man gut, dass der nicht aufgeladene Motor (1000Mbar) nur wenig, für eine Öl-verursachte Vorentflammung anfällig ist. Und das trotz erhöhter Ansauglufttemperatur von 40 Grad Celsius!


    Mir würde das auch erfahrungsgemäß sehr komisch vorkommen. Da würden doch, wie bereits geschrieben, viel mehr sichtbar ölverbrennende Motoren von Wettbewerbsenduros mit kapitalen Kolbenschäden hochgehen.


    Ansonsten: Ohne Ölabscheider wird hoffentlich wohl eh niemand seinen 690er fahren. :-)

  • Ansonsten: Ohne Ölabscheider wird hoffentlich wohl eh niemand seinen 690er fahren. :-)

    Puhh, darauf würd ich jetzt aber nicht wetten :grins:


    Aber um beim Thema zu bleiben:

    letztendlich geht es nicht darum ob speziell unsere Motoren klopfanfällig sind oder nicht. Hier spielen sowieso weit mehr Faktoren eine Rolle als dass wir Nasenbohrer nasenbohren.gif das beurteilen könnten.

    Mir ging es darum aufzuzeigen, dass Öl in der Airbox bei einem korrekt funktionieren Motor eben nicht der Norm entspricht und m.E.n auch nicht unbedingt auf die leichte Schulter genommen werden sollte, denn genau darum geht es ja eigentlich in diesem Thread

  • Also einmal ein Update von mir:

    Airbox.jpg

    So siehts jetzt, nach 1000km und ~650ml Ölverbrauch, in der Airbox aus...

    Motorhispania Furia MAX Cross

    Yamaha WR 125 X

    KTM 690 SMC-R

  • Wie jetzt, du verbrauchst auf 1000km 650ml Öl?

  • Stimmt schon, aber dass "so viel" Öl in die Airbox gelangt dürfte trotzdem nicht normal sein...

    Edit: Ich werds weiter beobachten und berichten.

    Motorhispania Furia MAX Cross

    Yamaha WR 125 X

    KTM 690 SMC-R

  • Ich würd mal den Schlauch am Ölabscheider, welcher zur Airbox führt, abziehen und dort einen anderen Schlauch anbringen welchen ich in ein kleines Kubsstoffgefäß leiten würde.

    So würd ich dann mal 500km fahren und danach sieht man wieviel Öl wirklich über die Kurbelgehäuseentlüfung rausgedrückt wurde und wieviel von dem, auf den 500km verbrauchten Öl, anderweitig verbrannt wurde.


    Es gibt auch Oil-Catch Tanks, welche das Öl aus der Kurbelgehäuseentlüfung auffangen bevor es in die Airbox kommt, damit es zu keiner Verkokung der Einlassventile kommt, aber da wir eine Saugrohr Einspritzung haben, ist das bei unseren Motoren eh kein Thema

  • Das Hinterrad auf immer derselben ebenen Stelle, beispielsweise in der Garage, aufzubocken dient dazu, immer exakt dieselben Voraussetzungen bei der Messung zu haben.

    Hält man das Moped senkrecht dann genügen kleinste Abweichungen nach links oder rechts um das Ergebnis erheblich zu verfälschen.

    Am Hinterrad, auf einer Ebenen Fläche bei kaltem Motor aufgebockt, entspricht dem Ölstand bei betriebswarmen Motor wenn das Moped senkrecht steht.


    Ich mach's auch nur so, denn so hab ich immer exakt dieselben Voraussetzungen bei jeder Messung



    Zwischen diesen beiden Messungen liegen ~200km wenn ich mich nicht irre, oder Hami?

    Also nützt es auch nichts wenn weniger Öl drinnen ist


    20210504_155408.jpg


    20210504_155510.jpg

  • Also ich bezweifle, dass es dir so viel Öl zum Luftfilterkasten rausdrückt. Hatte ja die gleiche Problematik und nach dem Austausch der Nadelhülse an der Nockenwelle (= kein Öl mehr in der Box) ist der Ölverbrauch nur marginal gesunken.

    DLzG :wheelie:

  • Da ich das angesprochene Problem an der 690er auch habe, hier mal meine Details:

    KTM 690 Enduro R / 2014 mit Quest Kit.

    Da der Ölabscheider den Rallytanks im Weg war - habe ich heute durch eine kurze Diskussion mit @Weity1980 gelernt - entlüftet mein Motor direkt in den Luftfilterkasten.

    Die Entlüftungsschläuche schauen bei mir so aus:

    2021-11-16_17-43-52.jpg


    Im Luftfilterkasten schauts nach 6000 km so aus. Die Lache links oben war nicht tief, vielleicht 0,5 mm tief.

    Öl verbraucht dieser Motor an die 0,5 Liter auf 5000 km.

    2021-11-14_15-10-26.jpg

  • Yachti: Dafür, dass die Schläuche bei deiner ja praktisch direkt verbunden sind, kommt mir das nicht mal so viel vor. Eher eigenartig finde ich, wie die Flüssigkeit aussieht (durchsichtig und grün/blau) und irgendwie dickflüssig aussieht, zumindest auf dem Foto. Das Motoröl ist ja doch recht dünn und fließt überall gut ab mit der Zeit.

    Bei meiner hat es durch den gebrochenen Ölabscheider nach vermutlich 4000 km ja so ausgesehen:

    IMG_9897.jpgIMG_9899.jpg

    Zumindest hoffe ich, dass das die Ursache war.

    Schöne Grüße,
    Roland

  • Die Farbe kommt, denke ich, von dem Motul Öl, das ich die ersten 1000 km zum einfahren drin hatte.