Gasgriff: ist der Elektronische nicht wieder bloß ein Instrument, den Fahrer zu gängeln? Wenn ich Vollgas geben will, dann tu ich das, wenn ich schnell Vollgas geben will, dann eben schnell. Warum muss das die Motorsteuerung berechnen? Woher weiß die, wie ich fahren will??
Grundsätzlich seh ich das so wie du,
aber es kommt eben auch immer darauf an, was man als Hersteller draus macht:
"Beschützt" man den forschen Gasgeber vor "plötzlichem Leistungseinsatz",
so find ich das elendig:
Wenn ICH forsch Gas geb, dann soll die Leistung da sein, aber zackig, bitte!
Andererseits gab´s schon immer einen erschütternd großen Teil der Motorradfahrer,
die zwar auf einem mächtigen Moped sitzen, aber nie mehr als 1/4 der Leistung nutzen.
Diese nicht kleine Zielgruppe wird damit perfekt bedient:
Wenn dann die Leistung kommt, kann man immer noch zudrehen!
Leider wird das auch benutzt, um Abstimmungsmängel zu kaschieren - pfui Gack!
Auch ein "nichtlinearer Gasgriff" lässt sich so leicht realisieren
und einfach durch einen hochtrabend "Mapping" genannte Einstellung anwählen.
Damit kann man bei den meisten Mopeds dann immer noch "Sport" oder "Track" einstellen,
wo die Drosselklappe zügig öffnet.
Dann kann man das Moped elegant durch die Zulassung bringen/mogeln,
indem der Drehmomentverlauf durch sequentielles Schließen der Drosselklappe so verbogen wird,
dass trotz Vollgas am Quirl bei der Messung wenig Schmalz da ist:
"Wir brauchen 10% weniger Emissionen? Dann mach ma die Drosselklappe eben 10% weiter zu!"
So hat´s weniger Abgas und Geräusch und auch weniger Drehmoment,
wodurch das Moped in der Messtrecke gar nicht in Bereiche kommt, wo die Musik spielt.
Toll ist das aber z.B. bei Stufenführerscheindrosselungen,
wo die Drosselklappe erst suczessive geschlossen wird,
sobald die offene Leistungskennlinie den "gewünschen" Maximalwert überschreitet:
Das fährt sich im Vergleich zu sonstigen Drosselungen tadellos
und ist z.B. bei einer 690er nur für die erkennbar, die auch offene fahren.
Ganz elendig ist das jedoch, wenn man damit gezwungen wird, den Bereich zu nutzen,
wo die Mühle zur Zulassung schwingungsgedrosselt wurde. (Dran leidet die A2-790er!)
Gut ist das, wenn´s für Traktions- oder Wheelie-Kontrolle genutzt wird
... für die, die´s brauchen halt. (Ich brauch´s auf der Stage 4.5-Duke 690 NICHT.)
Der schlimmste Nachteil des Drive-by-Wire ist jedoch seine Komplexität:
Erst dieses Wochenende haben wir telefonisch Troubele-Shooting betrieben
und den in Südtirol durch Blinken gemeldeten Fehler-Code dechiffriert.
Glücklicherweise ließ sich die Drosselklappe durch draufklopfen "heilen",
aber was wenn nicht?
Ein Seilzug ließe sich auch im Urlaub mit den simpelsten Mitteln reparieren,
aber bei dem rollenden Computer kann man nur mehr segnende Worte sprechen,
ihn von der Klippe treten oder auf die Mobilitätsgarantie hoffen.
Kommen die nach Alonnisos?