Experiment: (Regina) Kette blank

  • ...Trockene Ketten können bei hoher Geschwindigkeit so heiß werden, dass die Dichtringe beschädigt werden.

    Das Thema hatten wir ja ganz am Anfang schon mal (s.a. post # 19):

    Meine Kette wird nicht bemerkenswert warm, geschweige denn heiß.

    Allerdings werden bei meiner Fahrweise der Kette auch keine Dauer- Höchstleitungen abverlangt.

    Zur "inakzeptablen Reibung":

    1. sehen wir oben den Zustand nach immerhin 14.000 km.

    Die Ketten rosten auch unter der Dreck- und Schmierschicht, ohne dass das im dreckigen Zustand sichtbar wäre.

    Daher meine Bitte an Kondos um ein Makro- Foto seiner Kette.

    2. Wenn das mit der Reibung ein nennenswertes Ausmaß annimmt, dann wird die Kette verschleißen und sich längen.

    Bei mir lässt sich - zumindest derzeit noch - die Kette auf dem Ritzel praktisch gar nicht aus dem Zahnbett heben, sonst hätte ich das fotografiert, dieser Versuch soll nämlich nicht dem Selbstbetrug dienen...

    Solange keine Längung zu verzeichnen ist, scheint der (reibungsbedingte) Verschleiß begrenzt.

    3. Exkurs: Nochmals eine Erfahrung aus dem Fahrradbereich (Fahrrad Allergiker dürfen das jetzt gerne als Off Topic ausblenden):

    Ich fahre seit 1993 ein Trek 990 mit XTR Komponenten (900er Serie). Das Rad wird ebenfalls nur bei schönem Wetter gefahren, dann aber regelmäßig. Auch hat es 8 Radmarathons auf dem Buckel. Leider habe ich die Gesamtlaufleistung nicht dokumentiert. Ich habe erst die zweite (!) Kette drauf (Shimano HG 91, das war seinerzeit die "XTR-Kette", vergleichbar mit der Dura Ace Kette CN-7400 / 7401) und noch die originale 8-fach Titan Kassette hinten und die originalen Kettenräder vorne.

    Wenn der Verschleiß Metall auf Metall bei den hier verwendeten hoch vergüteten Legierungen (hier Stahl auf Alu auf Titan) ein echtes Problem wäre, dann wären da kaum noch die original Ritzel und Kettenblätter drauf. Meine Fahrräder bekommen ein klein wenig Dynamic Teflonspray, wenn ich Laufgeräusche höre. Dieses Mittel, das es leider so heute nicht mehr gibt, hat aber nichts gemein, mit den stark haftenden Mitteln, die es für Motorräder gibt: Das Dynamic Teflonspray hinterlässt nach dem Verflüchtigen des Dispersionsmittels einen ganz feinen, nicht sichtbaren trockenen Film, der sich mit Wasser sofort problemlos abspülen lässt (das dürfte im Übrigen der Grund sein, warum das heute so nicht mehr angeboten wird; s.a. post # 6).

    Da eine MTB Kette wegen der staubigen Wege immer Dreck frisst, ist es mir wichtig, dass ich die Kette mit wenig Aufwand und schnell blitzsauber bekomme.
    Zusammen mit den anderen Rädern der vierköpfigen Familie warte und betreue ich insgesamt 17 Räder, ausnahmslos mit hochwertigen bis Top End Komponenten von Shimano und Campagnolo. Ich habe erst kürzlich an meinem Basso Scout Schönwetter- Stadtrad (für Mistweter gibt es ein Kuwahara Tiger) eine D.I.D. Supershift (das war damals der hottest shit...) wieder blitzeblank gemacht, mit Nitro und Bürstchen jedes einzelne Glied geputzt, und die läuft jetzt, wieder komplett blank, vollständig leise. Leider hat auch die in 30 Jahren leichten Rost an den Innengliedern angesetzt, jetzt entdeckt beim Saubermachen.

    Mein persönliches Resumee: Eine Kette mit einer Schmirgelschicht aus Schmiermittel und Sand erleidet weit mehr Verschleiß auf den hochwertigen Oberflächen, als wenn diese sauber blank aufeinander laufen.

    4. Abgesehen von den reinen Reibungswerten Metall auf Metall gibt es ja auch noch die Beweglichgkeit der Kette in den Gelenken. So eine trockene saubere Kette ist maximal beweglich, ganz anders als eine Kette mit einem zähen Schmiermittel, die sperrig ums enge Antreibsritzel läuft. Vermutlich wird das unter den Gesamtreibungswiderstand zusammengerechnet, aber ich vergleiche das mit den Keilriemenantrieben: Wartungsarm, leise, aber frißt definitv Leistung.


    Ich verwende Offroad-Kettenspray, der ist nicht so klebrig.

    Ich hatte ja das allseits gelobte HKS Extrem getestet (s.a. post # 37).

    Nach der Fahrt über einen staubigen Weg hatte sich das mit der sauberen Kette erledigt.

    Darum kam es dann auch gleich wieder runter.


    Nochmals: Ich posuliere hier keine Dogmen, jeder hat seine eigenen Präferenzen. Ich habe es gerne sauber.

    E-Bike Fahrer reagieren, auf ihr Problem angesprochen, zunehmend gereizt.

  • Mir ist bei meiner jährlichen Fahrleistung die Lebensdauer wichtig, deshalb schmiere ich die Kette. Hat sich bewährt, bei mir seit 40 Jahren und ca. 1/2 Million Motorradkilometer.

    Aber natürlich darf jeder gerne seine eigenen Erfahrungen machen.

  • :respekt: für cutrofiano, dass du das Experiment durchgezogen hast!

    Du schreibst zwischendurch von "deiner" Fahrweise mit der Enduro. Könnte es sein, dass es beim Strasseneinsatz mit viel Ausserorts- und Autobahnstrecken, die Belastung und somit die Abnutzung anders/stärker ist, Stichwort Temperatur und keine Ahnung, Ketten-Drehgeschwindigkeit?

    Ride hard or stay home :driften:

  • Mag gut sein.

    Ich fahre überdurchschnittlich viel Kurzstrecke.

    Aber sie wird auch regelmäßig hart rangenommen (wie, das wissen die, die mit mir den Schauinsland hoch sind).

    Ich fahre gar keine Autobahn und nie über 140 km/h, geschweige denn über längere Zeit.

    Kein Matsch und Regen nur, soweit es mich unbeabsichtigt erwischt.

    Staubige Wege ja.

    Das sind Enduro untypische Bedingungen (ja, ich schäme mich).

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Sache mit der Beschichtung bei der neuen Regina Kette (auch) den Skeptikern zur Beruhigung dienen soll.

    Nicht, dass die Beschichtung nicht was bringt, das tut sie ganz sicher.

    Aber dass die Reibung auch ohne Beschichtung nicht wirklich ein Problem darstellt, halte ich, jedenfalls für meinen Anwendungsbereich (und für mich) für ausreichend belegt.

    Außerdem geht die Idee ja, wie beschrieben, auf eine jahrzehntelange Erfahrung aus dem Fahrradbereich zurück (-> post no. 101).

    Und ja, die Grundidee sehe ich mit der neuen Regina Kette tatsächlich aufgegriffen: Eine saubere O-Ring Kette braucht zwischen Rollen, Laschen und Ritzeln keine extra Schmierung.

    Nebeneffekt: Sauber ist sie nach Verdreckung desto schneller, je weniger Schmiere drauf klebt.


    Sehr hübsch scheint sie ja auch zu sein, die neue Italienerin, mit goldenen Außen- und Innenlaschen :foto:

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  • Schade, das mit der HPE Kette für die 690er wird erstmal nix :traurig:


    Ich habe bei Regina in Italien nachgefragt und dort ist erstmal nur die 525er Kette vorgesehen.

    Ob und wann die 520er auch als HPE angeboten werden wird, steht noch nicht fest :weinen:


    Immerhin haben sie mir versprochen, mich zu informieren, wenn es auch für die 690er so weit ist.


    Moritz

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  • Der Preis ist auch ein Problem. Bei 300 Euronen für die Kette, kaufe ich mir halt einfach in der Lebensdauer 2 normale. Ist die Frage ob sie noch länger hält. Irgendein Verschleiß findet statt.

  • Bei 300 Euronen für die Kette, kaufe ich mir halt einfach in der Lebensdauer 2 normale...

    Wie kommst du auf den Preis?

    Für die 520er stehen derzeit um die 180,- € im Raum.

    Außerdem ist dir, glaube ich, der springende Punkt entgangen (Kontext dieses Threads :zwinker:).

    Es sei denn, du handhabst das sowieso, wie ich...


    Edit: Da hatte ich ursprünglich geschrieben, für die 525 stünden um die 180 € im Raum.

    Tatsächlich wird die 525er bei Klaus Goerz mit 318 € :staun: beworben und die 520er mit 199 €.

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  • die 520er gibbet auch ....

    Da träumt der Klaus Goerz vermutlich leider nur davon (und ich auch).

    Meine Info stammt von heute, direkt von Regina aus Italien und auf Italienisch - kein Vertun.

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  • Konnte zu dem Preis gerade im Nachgang nix mehr finden. Ich meine die 300 Euro waren der Aufpreis im BMW Konfigurator, aber im Einzelhandel dann vielleicht billiger. Wo hast du die 180 Euro her? Handhabe es so ähnlich wie du, nur ich tu ab und zu etwas PTFE Spray drauf.

  • ...Wo hast du die 180 Euro her? Handhabe es so ähnlich wie du, nur ich tu ab und zu etwas PTFE Spray drauf.

    Aus dem Link von Saxe.

    Ich werde mir dann wohl mit der 520 / 135 ZRP behelfen, bis es die HPE gibt.

    Bei meiner Fahrleistung und Lebensdauer der Kette haben die bei Regina dann nochmals 5 Jahre Zeit...

    Schade, ich hätte die Schönheit gerne dieses Frühjahr verbaut.

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  • Bei 17.343 km

    5 Jahren Nutzung und

    knapp 6 Jahren

    verstrichener Zeit seit Beginn des Experimentes, beende ich dieses wegen zwischenzeitlich aufgetretener leicher Korrosionsspuren.

    Keinesfalls will ich riskieren, dass mir die Kette um die Ohren fliegt. Also habe ich die Kette heute ausgebaut.


    Kette 17343 1.JPG


    Kette 17343 2.jpg


    Kette 17343 3.JPG


    Kette 17343 4.JPG


    Kette 17343 5.JPG


    Kette 17343 6.JPG


    Kette 17343 7.JPG


    Kette 17343 8.JPG


    Kette 17343 9.JPG


    Auf diesem geblitzten Bild, auf dem der Bolzen mit Waschbenzin geputzt (aber nicht poliert!) wurde, die Hülse innen aber noch nicht, kann man eine leichte Rostschliere im inneren der Hülse sehen.

    Das dürfte auch das sein, was man von außen an den Übergängen von den Hülsen zu den Innenlaschen beobachten konnte.

    Der Bolzen selbst zeigt sich makellos:


    Kette 17343 10.jpg


    Kette 17343 11.JPG


    Kette 17343 12.JPG


    Kette 17343 13.JPG


    Hier wurde jetzt die Hülse innen mit einem Q-Tip mit Waschbenzin gesäubert:


    Kette 17343 14.JPG


    Kette 17343 15.JPG


    Kette 17343 16.JPG


    Auch die Kontaktfläche von Hülse und Rolle ist dadellos (die Anlauffarbe an der Hülse kommt vom Aufflexen).


    Noch ein Wort zur OEM Regina: Ich finde diese Kette bei Regina nicht.

    Die Kette hat 2,2 mm (!) starke Laschen und wiegt mit 114 Gliedern stolze 1,96 kg.

    Das scheint eine OEM Spezifikation zu sein.

    Die ZRA von Regina, die man auf der Website findet, hat 2 mm Laschen und dürfte bei 114 Gliedern nur 1,81 kg wiegen

    Mein persönliches Fazit:


    Längung nicht messbar.

    Verschleiß an Bolzen und Hülsen innen noch nicht nennenswert.

    Keinerlei erkennbare Schäden an Ritzel und Kettenrad.

    Leichte Korrosion.


    Für mich hat das Experiment bestätigt, dass ich bei meinem bisherigen Nutzungsprofil (Schönwetterfahrer) auch zukünftig auf jegliches Schmieren der Kette verzichten werde.

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  • Schöner Versuch, ich halte es zwar nicht ganz so extrem und nutzte wenig Drylube, halte allerdings nix von Kettenölern und den Verkaufsargumenten ...

  • Gute Dokumentation, hätte nicht gedacht das eine ungeschmierte Kette so lange durch hält.

    Sieht wirklich alles sehr gut aus :Daumen hoch: Hast du der Kette keinerlei Pflege zu kommen lassen,

    oder hin und wieder mal mit WD40 drüber geputzt.

  • Hast du der Kette keinerlei Pflege zu kommen lassen oder hin und wieder mal mit WD40 drüber geputzt?

    Nein, da war ich konsequent: Nur halt immer sauber gehalten (mit Wasserstrahl am Waschplatz).

    Nicht einmal trocken gewischt hinterher.

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