Highscore Was geht bei der SDR noch besser??

Freut mich von Herzen, daß Du so eine Freude mit Deiner SD-R hast.

Das Kastl hat allerdings den geringsten Anteil daran, was mein Tuning-Kit am Bike bewirkt, den echten "Durchbruch" bringt der Airbox-Umbau zusammen mit der neuen Trichterlänge. Das Kastl selber bringt dan "nur" das Gemisch in´s Lot und rundet bei der Gelegenheit natürlich auch das ganze Paket ab. Wer sich deshalb am "Kastl" stört, weil es da nur so wenig Support durch andere Prüfstände/Tuner gibt - die meisten sind halt Dynojet-Franchisepartner und wollen deshalb diese Ware an den Mann bringen - , der bekommt von mir auch gerne meine Ansaug-Hardware separat und läßt den Dynojet-Mann seines Vertrauens die finale Abstimmung machen, sofern der sein Handwerk versteht, wird das Endresultat dasselbe sein, Gemisch ist Gemisch.

Ich habe selber in den letzten Tagen mir einfach die Freiheit genommen - das Wetter war hier in Austria so schön und es sei mir doch vergönnt nach diesen unseligen unfreiwilligen Standzeiten, die mir von außen für meine SD-R diktiert wurden - , so an die 1000 km auf die "Uhr" zu drehen. Und ich muß sagen, das Bike macht wirklich Spaß und läuft - ich habe da hohe Maßstäbe und weiß, wovon ich spreche und mir ist auch bewußt, so ein Urteil klingt vielleicht aus meinem Mund schwerlich objektiv - hart an der Grenze zu Perfektion. Der Motor reagiert, egal welche Drehzahl oder Last, auf das kleinste und zarteste Gasgriff-Kommando und schenkt man ein, nimmt das Eisen Fahrt auf, absolut kontrollierbar, so wie man es vorgibt: Bei kleinen Gasgriff-Bewegungen sanft, je mehr die Öffnung am Gaswerk aufgezogen wird, um so härter wird der Schub, um sich bei WOT in einen Ritt auf einer Kanonenkugel zu verwandeln.
Interessant in diesem Zusammenhang: Nach meinem Empfinden fühlt sich dabei das Beschleunigungs-Erlebnis im 3. Gang heftiger/kraftvoller/brutaler an als im 2. Wenn dem wirklich so ist, dann ist das einem ECU-Eingriff geschuldet, weniger einer Drossel per Traktionskontrolle: Für mich sieht es ganz danach aus, daß die ECU Gang-selektiv die Drosselklappe per Drive-by-wire aufzieht: Auch wenn man das Gas quasi "digital" aufreißt, modelliert die ECU dieses Kommando vom Griff rechts am Lenker in eine kontinuierliche und stetige Öffnung um, die im 2. Gang offenkundig erst kurz vor dem Begrenzer wirklich WOT wird.

Wenn dem tatsächlich so ist, dann stört mich diese Drossel persönlich wenig bis eher in keiner Weise. Für mich ist - und hiermit bekenne ich mich: Ja, ich bin ein Weich-Ei, dessen vorrangiges Ziel in der "Kunst des Motorradfahrens" darin besteht, sich nicht weh zu tun, einmal Intensivstation reicht mir - Vollgas auf der SD-R immer eine Grenzerfahrung, selbst wenn sie per Digital-Eingriff gezähmt ist. Mein Drive-Mode ist damit - of course - "Street", ich bin halt über die Jahre zum Herren-Fahrer" gereift, dessen Ego nicht mehr all zu sehr darunter leidet, wenn es Grenzen aufgezeigt bekommt. Im "Sport-Mode" gibt die SD-R natürlich "besser Gas", und das so, daß selbst ein Weich-Ei wie ich sich immer noch gut behütet fühlt. Ich meide aber diesen Mode aus zwei Gründen: Zum einen gelingt es mir unter "Sport" nicht, mit korrekten dezent grenzwertigen 50 km/h durch das Ortsgebiet zu fahren, weil auch die kleinste Bewegung am Gasgriff das Bike unmittelbar und sofort in den "Sanktions-Bereich" beschleunigt, zum anderen, weil augenscheinlich der Reifen in diesem Mode mehr her genommen wird, mehr Verschleiß hat als im "Street-Mode, ohne daß ich dadurch besser/schneller/lustvoller in den Kurven unterwegs bin. Denn in Sachen "Performance" nehmen sich der "Street"- und der "Sport"-Mode nichts, das belegt der Prüfstand, der für beide Modes jeweils dieselbe Kurve aufzeichnet.

Auf jeden Fall hatte ich bei diesen Trips genug Gelegenheit, das Ansauggeräusch meines Airbox-Umbaus - ich fahre "Schnorchel mit beschnittenem Airbox-Unterteil" - ausführlich zu testen, und dies über den gesamten möglichen Öffnungswinkel der Drosselklappen. Ich hatte dabei keine Stopfen im Ohr und ich will meinen, was da so als "Ton"von unterhalb des Tank hervor dringt, klingt zumindest für mein Empfinden recht sittsam und absolut entfernt von "Hörsturz. In der Tat finde ich das Ansauggeräusch nun viel spannender und unterhaltsamer als in der Serie, es ist unzweifelhaft lauter geworden, aber bleibt immer noch ein angenehm tieffrequentes Gurgeln und Grummeln, dessen Frequenz und Intensität natürlich mit der Gasgriff-Öffnung ansteigt. Wenigstens ich erlebe diesen neuen Ansaug-Sound meiner SD-R als akustische Bereicherung, denn ich nehme ihn als akustische Rückmeldung über den Lastzustand des Motors wahr. Und weil sich der kontinuierlich ändert, singt in meinen Ohren die SD-R damit nun ein Lied, ihr Lied, und das wie ein Bass-Tenor, wenn meine rechte Hand das will. Klar höre auch ich - das ist der Loge von Sitzplatz geschuldet, auf dem der Pilot diese Akustik erlebt - nun keinen Auspuff mehr. Aber dafür jede Menge "Grummeln, Knurren und Schnurren, als wäre da ein glückliches Kätzchen in meine Airbox eingezogen. "Schnurren" tut meine SD-R natürlich nur, wenn ich das Gas streichle, wenn ich es aufreiße, macht der Motor "Roar". Aber das darf er dann auch, das ist doch die reine, weil voll natürliche Lebensäußerung des Aggregates. Wobei selbst bei Vollgas bleibt das Ansauggeräusch unterhalb der Windgeräusche. Denn wenn man die SD-R mit Vollgas beschleunigt, nimmt sie doch so schnell Fahrt auf, daß nur mehr der Wind sein Lied in den Ohren unter dem Helm singt.
Das sind aber nur meine subjektiven Eindrücke, die altersbedingt durch das unvermeidliche Nachlassen des Hörvermögens auch verfälscht sein können.

Was ich noch bei diesen Proberunden auf meiner SD-R ausführlich untersucht habe, war eine allfällige Änderung des Benzinverbrauchs. Hier brauchte ich letztes Jahr mit meiner SD-R aus 2015 im Serienzustand auf der Landstraße, wenn ich das Bike im Rahmen meiner fahrerischen Ambitionen "artgerecht", aber ohne ausgeprägte Todessehnsucht bewegt habe, so um die 6.5-7 L auf 100 km. Dabei korrespondierte die Anzeige des Durchschnittverbrauches im linken LCD-Dashboard recht akkurat mit der Menge an Sprit, die an der Tanke wieder aufgefüllt sein wollte.
Das ist nun mit dem Kit leicht anders geworden. Nun meldet mir die Verbrauchsanzeige am Bike zum Teil sensationell niedrige Werte und verspricht abartige Rest-Reichweiten. Das spielt es sich aber leider nicht in der Praxis, hier verbrennt der Motor exakt so viel Sprit wie vorher in der Serie, wobei ich nicht ausschließen mag, vielleicht sogar einen Schluck mehr: Über die 1000 km habe ich durch die Bank um die 7L auf Hundert gebraucht, das kann aber auch der (Test-)Fahrweise geschuldet sein.

Die Ursache für dieses Phänomen ist Folgende: Die ECU mit ihrer Berechnung des Durchschnittverbrauches "weiß" doch nicht von meinem Tuning. Offensichtlich ist man nun mit HS-Kit bereits mit kleineren Drosselklappen-Bewegung so gut, weil "hinreichend" motorisiert wie in "all stock" mit größeren. Diese Zurückhaltung am Gasgriff interpretiert die ECU als verhaltene Fahrweise im Eco-Spritspar-Modus und addiert diese nun kürzeren Impulse an die Einspritzdüsen zu dem super-niedrigem Verbrauch im LCD-Dashboard links am Lenker. Tatsächlich wirken aber in meinem Kit nicht mehr die ECU-Impulse, sondern die Injektoren werden vom Kastl mit eigenen angesteuert, die grosso modo reichlich um die 10% länger sind als die ECU-Ursprungs-Takte.
Ziemlich exakt in dieser Größenordnung "lügt" nun meine Verbrauchsanzeige am Bike, verglichen damit, was aus dem Tank tatsächlich fehlt.

Eigentlich ist dieser Befund eine tolle Nachricht, ein echter, weil unabhängiger Beweis dafür, das mein Tuning objektiv den Motor-Wirkungsgrad optimiert, weil der Motor nun mit weniger Gas, kleinerem Öffnungswinkel an den Gas-Klappen dieselbe Performance liefert. Das ist die gute Nachricht, die schlechte ist, daß die Verbrauchsanzeige am Bike, wie auch die Berechnung der Restreichweite nicht mehr verläßlich sind. Ich weiß, wovon ich spreche: Keine Ahnung, ob das nur eine spezielle Eigenheit meiner SD-R ist oder ein allgemeines Leiden, aber der Schwimmer in meinem Tank neigt, wenn es auf den "Rest" zu geht, zum Klemmen. Meine Tankanzeige bleibt oft und gerne auf dem drittletzten Teilstrich hängen, um dann, z.B. nach einem heftigeren Bremsmanöver, unvermutet auf "echt leer" zu springen mit dem entsprechenden "Amoklauf" im Dashboard links. In diesem Fall ist der Tank dann auch wirklich leer und ich habe gelernt, jetzt muß die nächste Tanke bald kommen, sehr bald.
Bei meiner ersten Runde mit meiner "bekastelten" SD-R startete ich mit halbvollem Tank und freute mich so meines Lebens, daß ich dié Tankanzeige eher nur aus dem Augenwinkel betrachtete. Auch die Restreichweite, damals war mir dieser Zusammenhang da noch noch bewußt, war üppig. Dann sprang aber die Anzeiger im Dashboard meiner 1290 von einer Sekunde auf die andere in diesen "Rasch-die-nächste-Tanke"-Blink-Modus", der wenigstens bei meinem Bike bedeutet, da sind vielleicht noch 1,5 Liter im Tank, wenn nicht weniger. Das weiß ich, weil das "Geblinke" hatte ich eben schon vorher mal gesehen, da war die nächste Tanke durch Glückes Geschick nur drei Kilometer entfernt und dort habe ich dann 16,8 Liter in das Spritgefäß einfüllen dürfen.
Auf meiner ersten Proberunde mit meinem Kit geschah aber dieser "Angstschrei" meines Bikes "Gleich bleiben wir liegen" nicht in der Zivilisation, sondern im Nirvana des Alpenvorlandes. Gottseidank passierte das auf meiner Hausstrecke, da konnte ich noch gut planen, wo ich die nächste offene Tankstelle im 15 km - Radius würde finden können. Drum ist das auch noch mal gut ausgegangen.

Auf jeden Fall, dieser Effekt - Anzeige Durchschnittsverbrauch & Restweite liegen mit HS-Kit um gut 10% daneben - ist unvermeidbar, weil Konzept-bedingt, eine Nebenwirkung dieses Tunings, mit der Ihr lernen müsst zu leben.

Ich schaue halt nun auf meiner SD-R, so wie ich es auf all meinen früheren Bikes gemacht habe, auf den Tages-Kilometerzähler, den ich bei jedem Volltanken zurück stelle. Geht dann die Zahl der zurückgelegten Kilometer auf die 200er-Marke zu, halte ich Nachschau für die nächste Zapfsäule.

Den Durchschnittsverbrauch habe ich immer noch unter meinen "Favoriten" im LCD-Dashboard links am Lenker, der ist für mich, selbst wenn sein Wert nun nicht mehr stimmt, ein guter Indikator für "Marschtempo". Die Restreichweite, weil nun nur noch verwirrend, habe ich aber gecancelt und ersetzt durch die Batteriespannung. Die ist wenigstens eine Info darüber, ob mit "Volt-Watt-Ampere & Ohm, ohne mich gibt´s keinen Strom" alles i.O. ist.

Sicher gibt es mehrere Tuner, aber ich bin nun mal der "Createur" dieser Airbox. Damit bin auch ich der, welcher - habe ich alles bereits vorbereitet - schnell reagieren kann, wenn die 2017 mit ihren offenkundig neuen Nockenwellen nach einer neuen Trichterlänge verlangt: Die bringe ich binnen Minuten auf die Welt.

Ich kann auch nicht mehr - und ich tue es an dieser Stelle wieder - tun als darum zu betteln, daß ein Österreicher, einer, für den der Trip zu mir ein "erweitertes Heimspiel" ist, sich endlich aufraufen mag mit seiner 2017er.

Selber mache ich folgendes: Da ich jemanden gefunden habe, der meine alte SD-R haben will, gebe ich die her und wechsle auf die neue. Das nicht, weil ich meine, das Bike ist so viel besser als der Vorgänger, denke, das wird ein Nullsummen-Spiel, aber mir geht es um Euro-IV, das ist halt nun mal die Zukunft.
Also irgendwann werde ich auch ohne Support was zur neuen SD-R sagen, fürchte, da geht aber das Jahr dahin, das dauert bis in´s frühe 2018.

Finde ich auch schade.