Hi there!
Highscore hat eine SDR aus 2015 und das Vergnügen behabt, dieses Bike die ganze Saison 2016 bewegen zu dürfen.
Warum hat es dann so lang gedauert, bis ich mich zu der Maschine äußere? Na schlicht deshalb, weil es einfach so lange bebraucht hat, bis ich das Bike so halbwegs verstanden habe.
Die SDR 1290 ist nämlich ein mächtiges Bike. Und das signalisiert mir das Eisen jedesmal, wenn ich seinen Sitz besteige, wenn es mir zu verstehen gibt. "Ich bin so groß und stark, so groß und stark wirst Du nie werden."
Das betrübt mich als Fahrer natürlich, das kannte ich bis dato nicht, hatte ich doch über meine jahrzehntelange Zweirad-Karriere die Gelegenheit, diverse hochkarätige, zu ihrer Zeit durchaus potente Bikes a´la Honda SP1 oder Ducati 998 bewegen zu können. Da gab es immer den Zeitpunkt, an dem ich mich an die Power der Maschine gewöhnt habe und dann hemmungslos - sofern die Umgebung stimmte - Vollgas gegeben habe.
Ich habe auf meine SDR heuer so 9000 km drauf gedreht. Dieses Gefühl der Vertrautheit hat sich bis dato nicht eingestellt, die par Male, wo ich mich zu Vollgas und Drehen bis in den Begrenzer habe hinreißen lassen, blieben überaus abzählbar.
Damit gebe ich offen zu, daß ich weit davon entfernt bin, mir meine SDR wirklich und vollkommen untertan gemacht zu haben, bin halt langsam in einem Alter, in dem man sich nicht mehr weh tun will. Dabei soll aber erwähnt sein, daß diese Erfahrungen den Einsatz auf normalen Landstraßen im Alpenvorland betreffen. Unter den kontrollierten Bedingungen auf einer Rennstrecke wäre sicher sogar ich mutiger gewesen.
So oder so, auch ohne Vollgas hat mich die SDR heuer überaus adäquat motorisiert. Und eines gilt natürlich auch: So ein Power-Bike, das so viel größer und stärker als sein Fahrer ist, das wird nie langweilig, das ist und bleibt Adrenalin pur.
Also was kann man an einer SDR 1290 besser machen? Na das Fahrwerk, das passt zu einem richtigen Mann wie mir mit souveränen 120 kg Kampfgewicht im Leder verteilt auf 190 cm Länge aus der Kiste so gar nicht, das ist eine Abstimmung für Kinder, was da KTM in den Laden stellt. Das ist aber ein eigenes Thema, zu dem ich gern bei Zeit und Gelegenheit einen eigenen Thread eröffnen will, in dem ich davon berichte, wie ich mir meine SDR "hergerichtet habe. Hier soll es aber, wie schon die Überschrift besagt, um den Motor gehen.
Der SDR-Motor ist, so wie ihn KTM erschuf, also bone stock, eine Wucht, der beschleunigt nicht, der katapultiert, wenn man am Gasgriff dreht. Auch seine Laufkultur liegt auf einem erstaunlich hohen Niveau: Mit 2500 UpM durch den Großstadt-Verkehr cruisen - kein Problem: Teillast-Ruckeln im Lambda-Regelbereich macht sich allenfalls ganz dezent akustisch bemerkbar, aber von Ruckeln keine Spur. Das war noch bei der 990ccm-Vorgänger-SD im Serienzustand ganz anders, die hoppelt in diesem Drehzahlbereich gern durch die Gegend, als wäre Känguru-Benzin im Tank.
Gute Nachrichten für den SDR-Nutzer, schlecht für den SDR-Tuner: Was kann man an diesem Motor noch verbessern, wo schwächelt er?
Ich denke, in folgenden Eigenschaften:
1.) Der Benzinverbrauch im Stadtverkehr. Bei Stop & Go laufen reichlich 9 Liter auf 100 km durch die SDR, wobei interessanterweise der Verbrauch im Rain-Map im Mittel der Verbrauch ca. 1L höher ist als mit den anderen Maps. Die meiste Zeit bin ich daher im Street-Map unterwegs, wobei ich zugebe, das Sport-Map macht fühlbar keine Welt, aber mehr Spaß. Aber dieses Map knuspert sichtlich schneller den Hinterreifen ab und macht es wenigstens für mich nahezu unmöglich, das 50 km/h-Limit in der Ortschaft einzuhalten.
2.) So tadellos die Laufkultur "unten rum" beim Cruisen ist, legt man bei wenig Leistung im großen Gang Last an den Motor, stampft er mit Vibrationen los, als wäre er ein Schiffsdiesel, in dem die Zylinder des V2 nicht mit- sondern gegeneinander arbeiten.
3.) Der Leistungseinsatz des Motors ist zwischen 2000 und 3500 UpM alles andere als weich und präzise, sondern - nach meinem Empfinden - völlig indifferent. Diese Eigenschaft stört gerade im Serientrim des Fahrwerks und mit den Serien-Dunlop-Holzreifen massiv den Kurvenspaß, weil es so zu einer echt delikaten Aufgabe wird, die Linie zu halten. Ein an mein Gewicht angepasstes Fahrwerk-Setup zusammen mit adäquaten Gummis (die Bridgestone S21 habe mir da echt gut gefallen) entspannen zwar die Situation, doch der Übergang am Kurveneingang nach der Rollphase hin zum Kurvenscheitel, wo man dann leicht an´s Gas geht, bleibt nach meinem unnötig delikat, das Gefühl für das "richtige Gas" will sich nicht einstellen und zu leicht verhagelt dann ein Zuviel oder Zuwenig in der Folge die Linie.
An Problem # 1 wird sich wohl nicht ändern lassen, denn der SDR-Motor verballert seinen Sprit in der Stadt im Leerlauf an der Ampel. In der Urlaubszeit Juli/August, wenn der Verkehr in Wien spürbar nach läßt, sinkt der Verbrauch sofort locker um 1-1,5L. Überland braucht meine 1290 im Mittel 6,5L, was ich bei einem Motor dieser Kubatur für durchaus angemessen halte.
Die Probleme # 2 & 3 hingegen deuten auf eine verbesserungsbedürftige und - fähige Abstimmung hin und genau hier werde ich den Hebel ansetzen in meinem Tuning.