Wie versprochen eine Geschichte über das "Primär-Tuning" einer Husky 701.
"Primär" bedeutet hier: "Was leicht geht, mit minimalen Aufwand in Sachen Teile und Kohle den maximalen Bumms bringt".
Die folgenden Bilder und Leistungskurven betreffen den Husky-Jahrgang von 2016, also das "alte" Modell mit Euro-III mit dem "Langhub"-Motor, der eigentlich baugleich mit dem Aggregat aus der KTM-SMC ist und unverändert seit 2014 (Revisions-Stufe "Doppelzündung) bis heute in diesem Bike werkelt. Aus dieses "Eigentlich" werde ich später noch zurück kommen.
Die aktuelle Husqvarna 701 hat den Euro-IV-"Kurzhub"-Motor aus der Duke-V. Dieses Aggregat dreht 500 UpM höher als die alte Ware, drückt auch oben raus einige PS mehr, dies allerdings auf Kosten des Durchzugs und des Drehmoments "unten". So sind zumindest meine Erfahrungen mit diesem Motor in der Duke-V, wie er sich in der 2017er-Husky schlägt, dazu kann ich leider nichts sagen, habe so ein Bike bis dato noch nicht auf dem Prüfstand gehabt.
Was den Abtrieb angeht, so teilen sich die SMC und die "alte" Husky eigentlich dasselbe Aggregat. Sicher, im Detail ist die 701er anders. Die Grundfarbe von Husqvarna ist nun blau statt orange, auch der Rahmen ist dezent neu designt, das gilt auch für die Sitzbank, weiters gibt es ein völlig neues Heck, der Tank sieht ganz anders aus als auf der SMC in KTM-Orange. In der Folge ist auch die Auspufführung/Dämpferbefestigung am Tank dezent anders. Daß bei dieser Gelegenheit auch der Enddämpfer neu gezeichnet wurde, ist nur konsequent.
Der Serien-Enddämpfer auf der Husky sieht also leicht anders aus, Aber ich will mal davon ausgehen, da schon der Dämpfer der SMC alles andere als eine Leistungsbremse war, das ist nur Optik. Die Airbox wiederum ist exakt dieselbe, welche im Jahr 2014 zusammen mit der Doppelzündung auf der KTM-SMC Einzug gehalten hat und sich durch ein dezent größeres Volumen von jener der Vorgänger-Motoren mit nur einer Zündkerze unterscheidet.
Demzufolge wäre es zu erwarten gewesen, die Husky 701 und die KTM-SMC lägen in Sachen "Leistung" auf einem Level. Denn seit KTM im Jahr 2012 den Hubraum auch auf der SMC auf wirklich echte 690 ccm vergrößert hat, drückt dieser Motor - Doppelzündung und größere Airbox hin oder her - dieselbe Power.
Das ist aber nicht der Fall:
Aus diesen Kurven sieht man die Serien-Power am Hinterrad von zwei 701er im Vergleich zu einer originalen KTM-SMC von 2015. Die eine Husky hatte 17-Zoll-Straßenreifen und einen Serienauspuff drauf, die andere war eine Enduro mit einem reichlich abgefahrenen Stollenreifen auf der Hinterhand, dafür zierte dieses Bike ein Slip-On von Acrapovic.
Ob die unterschiedlichen Reifen Ursache für die leicht differierenden Leistungswerte dieser beiden Huskies sind, darüber kann man spekulieren, in der Verlustleitung auf dem Prüfstand gab es jedenfalls keinen Unterschied. So oder so - ich denke, man darf sagen, diese zwei Huskies drücken im Rahmen der Messtoleranz dieselbe Power.
Diese Power ist aber ca. 5% besser als die der KTM-SMC. Das Bike aus 2015 habe ich bewußt für diesen Vergleich gewählt, weil diese SMC genau in der Mitte der Serienstreuung liegt. Da die Motor-Peripherie aus Drosselklappe, Auspuff, Airbox in den technischen Eigenschaften unverändert blieb, muß etwas in seinem Inneren geschehen sein, als KTM diesen Motor für den Einbau in die 701er neu "geschminkt" hat. "Was", das bleibt bis dato das Geheimnis von KTM, wie auch die Frage offen ist, ob dieser neue und stärkere Motor in 2017 in der SMC weiter schafft, um die aktuelle KTM im gleichen Maß stärker zu machen.
Dem Vorbehalt, der an anderer Stelle gegenüber mir geäußert wurde, ich messe die Leistung zu optimistisch, will ich entgegnen, ich messe jedes Eisen, das ich zu mir auf den Prüfstand rolle, auf dieselbe Weise, wobei ich mir alle Mühe gebe, die Messbedingungen so konstant wie möglich zu halten, damit die Ergebnisse bestmöglich untereinander vergleichbar sind.
Ich habe die beiden Huskies nicht anders behandelt und kann nichts dafür, daß die Bikes einfach stärker waren als die SMC von KTM, es war einfach so.
Nun geht es an das "Kräftigen" der Husqvarna. Schon aus eigenem Interesse und aus Sentimentalität, weil es die erste Mod war, die ich im Jahr 2008, als die erste SMC heraus kam, vornahm, habe ich versuchsweise mal den Deckel der Airbox weggelassen. Die lange Abdeckung, die an diesen Schacht angeformt ist, modelliert zusammen mit der Airbox-Oberseite einen langen Schacht, durch den der Motor schnorcheln muß. Was liegt nun näher als diesen Deckel weg- und den Motor frei durch den Luftfilter atmen zu lassen?
Die konstruktive Umsetzung dieses Gedankens in meinem ersten Tuning-Kit für die SMC sah 2008 so aus:
So provisorisch meine erste Annäherung an das Thema "SMC-Belüftung" damals aussah, vom Effekt her wirkte sie nicht schlechter als das offizielle KTM-EVO-1-Tuning mit diesem Profi-Deckel auf der Airbox:
Die folgenden Leistungskurven zeigen die (Hinterrad-)Performance einer Euro-III - Husqvarna 701. Verglichen wird hier die Power einer offenen Serien-Airbox, also dem KTM-PP-EVO-Tuning, mit meinem bevorzugten Vorschlag, also mit dem mittlerweile recht bekannten und kontroversiell diskutiertem RU-!750 samt Luftleitbelch/"handschuhfach" als Ersatz für die Airbox mit der Leistung der 701 im Serien-trim.
Da ich diese Versuche ich beiden genannten Huskies durchgeführt habe, präsentiere ich hier für die Statistik die Kurven beider Bikes:
Alle Messungen selber Tag, selber Dyno selber Dyno-Operator.
Ich weiß, ich kann hier reden, was ich will, für eine verschworene Partie von Usern hier im Forum bleiben das alles fake-news: Eines fällt sofort in´s Auge: Das EVO-1-Tuning, die geöffnete KTM/Husky-Airbox kostet massiv Spitzenleistung und Drehfreude im Vergleich zur Serie.
Sorry, das ist einfach so, das ist ein Fakt. So war es bereits im Jahr 2008, als ich die erste SMC so "veredelte". Klar kann man jetzt den Abstimmungs-Hammer auspacken und "oben raus", wo EVO-1 die Motor-Füllung verschlechtert, das Gemisch im Vergleich zur Serie abmagern. Damit überfettet der Motor "oben" weniger und geht dezent besser, aber leider immer noch eine Größenordnung zäher als in der Serie.
Das hat nichts mit Luftmangel zu tun, das sind "Harmonics", das ist eine Resonanz-Geschichte. Der RU-1750 nun definiert die Schwingungen im Einlaß radikal anders, aber, wie die Kurven beweisen, überaus effizient, was die Performance angeht.
Das ist der Grund, weshalb ich diesen Filter verwende. Und solange ich keine bessere Abstimmung für den Einlaß kenne - bin da für alle Anregungen dankbar - , wird das auch so bleiben.
Weil das Ensemble von Drosselklappenkörper & Airbox auf der Husky dasselbe ist wie auf der KTM-SMC, passt auch mein Umbau 1:1 auf dieses nun blaue Bike:
Klar sind einige Sachen auf der Husky im Detail anders. So sieht man auf diesem PIC, wo nun bevorzugt das Kastl seinen Platz findet, nämlich im Handschuhfach, ein Ort, an dem man durchaus auch auf einer SMC diese Kontrolleinheit platzieren kann. Auch der TPS-Stecker, an den das Kastl angeschlossen ist, um die Motorlast zu "kennen", ist im Husky-Kabelbaum dezent neu geroutet:
Dasselbe gilt für den Lambdasonden-Stecker, in den der Kastl-ELi zwischen geschaltet wird:
Eine - in meinen Augen - echte Merkwürdigkeit ist die neue Polung an der 701er der Kabel für die Einspritzdüse:
Hier sind die Kabel, im Vergleich zur KTM-SMC spiegelverkehrt angestöpselt. Das ist für die Funktion der Einspritzdüse irrelevant, den dieser ist es egal, ob der Strom von "rechts" oder "links" durch sie fließt, mein Kastl verlangt hier jedoch eine eindeutige Polung, sonst funktioniert es nicht.
In diesem Detail unterscheidet sich daher das 701er-Kastl von dem der SMC, der Rest hingegen passt auch in der neuen Umgebung.
So, das sind mit Erfahrungen mit der Eur-III-Hushy 701 von 2016. Spannend ist natürlich, wie sich die aktuelle Euro-IV-Version mit dem Duke-V Motor inside auf dem Prüfstand schlägt. Bin schon ganz heiß darauf, das erste Exemplar testen zu dürfen.