Die Frage nach dem vermeintlich besseren Motorrad hat ja viel mit Emotionen und dem persönlichen Geschmack zu tun und auch, auf welche Erfahrungen man bisher zurück blickt.
Für mich war und ist dabei immer auch wichtig, ob das Teil mir überhaupt einigermaßen gefällt und ob es zu meinem Einsatzzweck passt. Für mich auch wichtig: Wartungsarbeiten sollten möglichst mit vertretbarem Aufwand selbst durchführbar sein.
Wenn man immer nur auf kleinen Nebenstraßen, engen Kurvenradien und wenig Strecke mit >120km/h unterwegs ist, dann braucht man eben auch kein Moped mit viel Leistung. Dann kommt es auf andere Kriterien an, wie z.B. die Handlichkeit und Schräglagenfreiheit an.
Ich hatte vor der 390er eine 1100er Hypermotard. Die ging mir mit ihrem Fahrwerk bei den Strecken, die ich wirklich mag (Am besten Serpentinen...) und vor allem in Kreisverkehren ziemlich auf den Nerv. Was ich da an Vorderradrutschern hatte, das war wirklich anstengend. Ich hatte sie mir eigentlich nur geholt, weil ich sie schon immer optisch besonders schön fand. Der Rest - so dachte ich - wird schon passen. Das war allerdings ein Irrtum...
Vor der Ducati bin ich jahrelang MZ Baghira gefahren. Insofern muss ich auch sagen, dass mir immer schon ein Motorrad mit ca. 50 PS vollkommen ausgereicht hat. Bei der Ducati war es dann so: Leistung und Drehmoment im Überfluss, die ich eigentlich nie annähend ausgereizt habe.
2 - 3 Jahre vor der Ducati bin ich eine 2007er KTM 690 SMC gefahren, bis sie mir geklaut wurde. Hier war es dann auch schon so, dass ich ebenfalls Leistung hatte, die ich mit meinen 70Kg nur schwer auf die Straße gebracht habe. Ständig rutschendes Hinterrad macht schon auch Spaß, aber kostet auch eine Menge Konzentration, gerade wenn man längere Strecken damit unterwegs ist.
Letztes Jahr habe ich wegen der Unzufriedenheit mit der Ducati begonnen in meinem bevorzugten Segment zu schauen: leicht, beherrschbare Leistung, Einzylinder, narrensicheres Fahrwerk. Von der 690er wusste ich ja schon: die Leistung brauchst Du eigentlich nicht wirklich für dich. Also habe ich nach Yamaha WR250X, Suzuki DRZ400, Derbi Mulhacen 659, Yamaha TT600 oder ähnlichem geschaut. Bei der ganzen Recherche bin ich dann irgendwann auch auf die 390er Reihe gestoßen. Die erste Modellgeneration hat mich optisch nicht ganz so angesprochen. Die neue Generation finde ich hingegen ganz gelungen. Also habe ich mal fix eine Probefahrt gemacht und war wirklich sofort begeistert, wie man die 390er ausquetschen kann, ohne dass man sich gleich jenseits der STVO bewegt und wie ordentlich das Fahrwerk ist. Das Ding ist einfach der Chef im Kreisverkehr!
Die 390er ist vom Grundkonzept wie gemacht für mich. Kleinigkeiten habe ich hier und da noch verbessert. Aber sonst ist sie genau so, wie ich ein Motorrad brauche.
Ich habe lange nicht mehr so viel Spaß auf einem 2-Rad gehabt, wie jetzt auf der 390er.
Dabei gibt es sicher Details, die ich so nicht besonders gelungen finde. Der Druckpunkt von der Hinterradbremse ist bei meiner ziemlich mau. Auf dem Cockpit sieht man nicht wirklich viel, wenn die Sonne drauf scheint. Die Felgen sind der Preisklasse entsprechend nun nicht der besondere Hingucker.
Das alles tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Und was ich an dem Cockpit gelungen finde, ist die Speichermöglichkeit von 2 Strecken parallel. Die nutze ich recht häufig und freue mich dann auch über den lächerlichen Verbrauch von dem Teil. Da stehen dann bei Touren mit Freunden gerne mal 2,8 Liter und wenn ich alles gebe, dann schaffe ich auch mal 3,4 Liter auf 100km.
Zudem muss ich auch sagen, dass ich lange nicht mehr meine üblichen 350km Tagestouren so entspannt und bequem zurückgelegt habe, wie auf der 390er.
Der Preis von dem Teil setzt dem Ganzen dann eigentlich noch die Krone auf!
Was sie halt nicht kann, dass ist Druck aus dem Drehzahlkeller. Das sollte einem bei den Kubikzentimetern aber auch klar sein. Man muss ihr schon ordentlich Drehzahl geben, damit sie in Schwung kommt. Dann kann man damit schon flott unterwegs sein.