Hallo Wiesl!
Schau, dass du noch eine 2015er R bekommst,
wenn´s keine mehr gibt, dann halt eine gute gebrauchte.
Ich bin sowohl R als auch ohne R gefahren und würde letztere NIE mehr kaufen.
(Um die Preisdifferenz kann man die nicht annähernd zur R hochrüsten.)
Was den Vergleich Duke IV vs. Duke V betrifft, so hatte ich kürzlich die Gelegenheit,
die serienmäßige Duke V R ausgiebig (300 km) im sportlichen Einsatz zu testen.
Vielleicht helfen dir ja meine Eindrücke bei deiner Entscheidung.
Vor dem Aufsteigen fällt die schmalere Sitzbank auf;
viel hübscher als die der IV, die mich immer an die der Guzzi California erinnert.
Allerdings ist ein PP-Sitz offenbar dem Sparstift zu Opfer gefallen:
Auch die 2016 R wird mit einem billig anmutenden Bezug ausgeliefert.
Außerdem ist der (Fahrer-)Sitz viel zu weich und zu niedrig;
der Sattler muss ran (Claudio: http://www.Lederzeug.com)
Was das Fahrgestell betrifft, so war die Duke V weniger kippelig,
was jedoch am vorne (und hinten) montierten M7RR liegen mag.
Auf jeden Fall (für mich anfangs erschreckend) agil und handlich.
(Weiß vielleicht jemand, ob die neuen Gabelbrücken für mehr Nachlauf sorgen?)
Der Rest ist vom Vormodell bekannt - bis auf das Mäuse-Kino,
das an einen billigen Fernost-(Elektro-)Roller erinnert.
Bei manchen Lichtverhältnissen ist es wirklich nicht ablesbar,
aber man kann ja das Motorrad ohne Weiteres nach Gefühl fahren
und der unmotiviert springende Drehzahlmesser ist vor allem unten eh wenig Hilfe.
Nett find ich dagegen den "Schaltblitz", wenn die Anzeige rot wird,
denn der Motor lässt das nicht erspüren und drehert fröhlich weiter.
Ärgerlich ist die Verzögerung, wie automatisch von Tag auf Nacht umgeschaltet wird,
sobald man in einen Tunnel fährt: Nicht drauf schauen - das blendet böse!
Lästig ist das Abstellen der bei 75 PS verzichtbaren Traktions-Kontrolle (und ABS)
und das nach JEDEM Mal starten - nach dem 3. Mal resigniert man und ´s bleibt halt.
(Versöhnt hat mich jedoch, dass man trotz TC saubere Powerslides hinbekommt,
zumindest im ersten Gang in engen Kehren. )
In Summe ein klarer Rückschritt, der mich mit dem Cockpit der IVer versöhnt:
Danke für meinen ZEIGER-Drehzahlmesser!
Jetzt aber zum Motor - dem eigentlichen Unterschied zur Duke IV:
Nach dem Starten fällt sofort auf,
dass die von der Duke IV bekannten (sanften) Einzylinder-Vibrationen fehlen.
(Eigentlich sollte man da eher von Pulsationen sprechen - weich und harmlos.)
Die Duke V fühlt sich eher wie ein Zweizylinder an.
Der Drehmomentaufbau ist im Gegensatz zur serienmäßigen Duke IV lochfrei,
wobei DIE jedoch unter 5000 U/min spür- und messbar stärker ist.
Man kann deshalb mit der serienmäßigen Duke V durchaus angenehm fahren
und auch vernünftig und ohne schleifende Kupplung durch die Stadt gondeln,
zumindest in der Einstellung "Street".
(... wobei es maßgeblich zur Zufriedenheit verhilft, nicht zu wissen, was möglich ist)
Der Motor läuft da etwas kultivierter als der (serienmäßige) der 2014er und 2015er Duke IV
und enorm sauberer als der 2013er, die ich definitiv nicht empfehlen würde.
Über 5000 U/min ist der 690er in seinem Element und hängt gut am Gas,
aber die feinen Vibrationen lassen an alte Vierzylinder erinnern:
Die haben mich sehr gestört und kribbeln wirklich unangenehmen und lästig!
Die 5000 braucht man jedoch unbedingt, damit ordentlich etwas weitergeht,
denn darunter ist wenig los - eben wie ein moderner Zweizylinder.
(Gut ... ich bin da vielleicht auch ein bisschen verwöhnt.)
Die mehr (!) als 5 PS Unterschied zum Vormodell sind auf der Straße kaum spürbar
- da punktet eher die Duke IV mit dem besseren Drehmoment unter 5000 U/min -,
werden die Duke V aber auf der Rennstrecke zum deutlich überlegenen Gegner machen.
Was die Dauerhaltbarkeit betrifft, wird sich der neue Motor noch beweisen müssen.
In Summe nötigt es mir einigen Respekt ab, was die KTM-Techniker da gezaubert haben,
ohne Veränderungen der Airbox und ohne Änderungen der Auspuffanlage!
Ein derartig breites Leistungsplateau von gut 2000 U/min auf derartig hohem Niveau
aus einem zulassungsfähigen und haltbaren Serien-Einzylinder
vergrößert den Abstand zu JEDEM Konkurrenten
und macht Duke V wie IV zur gefürchteten Waffe auf allen Kurvenstrecken unter 120 km/h.
Vielleicht ist noch interessant, wie die Motoren auf sanftes Tuning reagieren:
Während die Duke IV dadurch vor allem im Drehzahlbereich UNTER 5000 dazugewinnt
(gut, oben sind auch 4...5 PS drin, aber da spürt man das Tuning-Ergebnis nicht soo deutlich),
legt der Duke V-Motor dadurch gleichmäßig über das gesamte Drehzahlband zu.
Auch die Laufkultur im unteren Drehzahlbereich wird mit angepasstem Gemisch verbessert,
sodass selbst der "Sport"-Modus im stop-and-go-Verkehr sehr angenehm fahrbar ist
und "Street" zum Anfänger-Modus wird und ausgeschaltet bleibt.
MEIN Resumee:
Auf der Straße fahre ich lieber mit meiner drehmomentstarken (Stage III-) Duke IV herum,
nur auf der Rennstrecke wünschert ich mir den oben kräftigeren Duke V-Motor,
aber bitte ohne die lästige Klickerei am Mäuse-Kino nach dem Starten:
Moment ... bitte noch nicht starten ... ich muss erst noch mein Menü sortieren!
... und ich bin noch NIE mit einer Scheibe gefahren,
die das Fahren wirklich angenehmer gemacht hat:
Entweder bringt´s nur homöopathisch Psychologisches
oder sie verwandelt den gleichmäßigen Fahrtwind in böse Turbulenzen,
die unangenehmst am Helm beuteln.
Ich will das "Fahrtwind-Problem" mit einem Lenker lösen, der weiter vorne sitzt.