Nach den ersten 3.000 km mit meiner Duke (V) 690 - ohne R - möchte ich Euch meine bisherigen Erfahrungen mitteilen.
Zunächst zu meinen Anforderungen:
Ich fahre täglich mit dem bike zur Arbeit, Sommer wie Winter. Einfacher Weg sind 50km, verteilt auf ca. 8km Landstasse (D), 19km Landstrasse (CH), 15km Autobahn (CH) - davon 3 km 60 km/h Stadtautobahn - und 5km City). Selten muss ich geschäftlich auch weiter entfernte Destinationen anfahren, was dann entsprechend mehr Autobahn in CH bedeutet. Privat bin ich nur wenig unterwegs und wenn, dann irgendwo im Schwarzwald auf möglichst kurvigen Strassen. Auf diese Art kommen pro Jahr ca. 18 Tkm zustande.
Das Steckenprofil verdeutlicht, dass Handling und „Fahrbarkeit“ bei mir im Vordergrund stehen, Topspeed ist mir unwichtig (CH Autobahn = 120(+)km/h)
Im City-Stau zwischen den PKWs zu fahren, jede Ampel für’s Hüpfen nach Vorne zu nutzen, auf der Landstrasse richtig Spass zu haben, verbunden mit einer gewissen Emotion und Bauchgefühl, sind Auswahlkriterien meines fahrbaren Untersatz. In der Vergangenheit war ich natürlich auch mit einigen anderen Bikes auf der selben Strecke unterwegs (von Vespa bis 4-Zylinder), die hatten in diesem oder jenen Bereich sogar Vorteile gegenüber der Duke, doch aktuell ist dieses Bike für mich der beste Kompromiss. Wie sich die Duke im Winter auf Heidenau Reifen fährt bleibt noch abzuwarten, ich werde berichten.
Tatsächlich ist die Duke mein erster Einzylinder. Doch ich bin begeistert, wie einfach und gleichzeitig stabil sich dieses Leichtgewicht fahren lässt. Der grösste Kritikpunkt ist klar das nervige Gerupfe und Gehacke sobald man zuwenig Drehzahl hat (je nach Gang und Strecke ist die Schmerzgrenze anders). Und bevor jetzt irgendwer kommentiert: „so ist Einzylinder“ oder „mein bike ist ruhig bis auf 2800rpm runter“: Ich mach mir die Hose nicht mit der Kneifzange zu und denke ich kann auch mit ruhiger Hand das Gas bedienen. Doch die Duke ist schlicht und ergreifend unter 3500 Umdrehungen (im 3. bspw.) nur wiederwillig zu bewegen, was sich für mich unangenehm anfühlt und anhört und, das unterstell ich mal, auch dem Bike nicht wirklich Spass macht. Die Duke klingt dann als müsste sie Strafarbeiten verrichten und will mir dies mit jedem unwilligen Schlagen mitteilen.
Wenn man sich aber mal daran gewöhnt hat, fährt man einfach anders und lässt die KTM möglichst im Wohlfühlbereich drehen, das Ohr gewöhnt sich irgendwann daran und dann macht sie richtig Laune. Was bei meinem Streckeprofil aber ein klares Manko ist, sind längere Strecken mit 60 km/h, da sie dann im 3. Gang für mein Empfinden einfach unnötig dreht und im 4. Gang zum Hackklotz mutiert. Ergebnis: man fährt mit ca. 69 km/h, weil dann ist sie gerade so im 4. fahrbar und bollert schön vor sich hin. Das Gleiche passiert übrigens bei 50 in der City ... sind am Ende immer eher 56 damit Ruhe ist im 3. Gang und auf CH-Landstrasse im 5. geht halt auch nur wenn man mindestens 90 fährt.
Wer sich mit den Bussgeldern in der Schweiz auskennt, versteht mein Problem ... leicht drüber ist kein Ding, doch bei den Eidgenossen wird es sehr schnell, sehr teuer. Daher will ich an diesem Problem noch etwas arbeiten, es gibt ja Möglichkeiten.
Das nacked fahren empfinde ich auch bei Schmuddelwetter nicht wesentlich unangenehmer als auf Bikes mit Verkleidung und Windschild, dafür ist man aber mit der Duke ultimativ wendig in der City und stellt das bike auf engstem Raum vor der Ampel noch in Fahrtrichtung :-) Auch hier ist die Erfahrung bei tieferen Minusgraden noch ausstehend - man wird sehen. Damit er Winddruck auf der Autobahn etwas gemildert wird hab ich die Puig Scheibe montiert, damit das Heck ansehnlicher wird, ist es entsprechend gekürzt allerdings zu dem Preis eines (noch mehr) eingesifften Rucksacks bei Regenwetter. Eine gescheite Lösung für das Hochgespritze suche ich noch - Ideen sind willkommen. Damit im Winter die Griffstulpen richtig montiert werden können, sind noch die originalen Handprotektoren dran gedängelt, ebenso die PP Sturzbügel. Des Weiteren ist das Zittern der Spiegel kaum akzeptabel. Auf der Autobahn verschwimmt bei Dunkelheit alles zu einem Lichterbrei. Über Empfehlungen guter Rückspiegel würde ich mich freuen. Das farbige Mäusekino vorm Lenker empfinde ich auch bei Sonne akzeptabel, allerdings die Puig Scheibe wirft schon einen ordentlichen Schatten und die aufgeklebte Schutzfolie tut vielleicht ihr Übriges.
Unter Strich bleibt momentan der Eindruck, dass die Duke, sofern das mit dem nervigen Gerupfe in den für mich viel verwendeten Geschwindigkeiten in den Griff zu bekommen ist, ein grosses Stück mehr eierlegende Wollmilchsau ist, als man (ich) ihr auf den ersten Eindruck zugestehen würde. Das das Teil in sportlicher Gangart richtig die Sau fliegen lässt und einem ein breites Grinsen ins Gesicht drückt, steht ausser Frage. Die Duke ist ein echtes Spassmobile.
Meine Bike-Geschichte sieht so aus - seit den letzten drei Modellen bin ich jeden (Arbeits-)Tag und ganzjährig unterwegs.
Honda VT 500
Honda F6C
Cagiva Raptor
BMW 1150 GS
Ducati Monster 1000 S2
BMW 1200 GS
Harley 1200 Nighster
Harley StreetBob
Harley FL, Bj. 58
Honda Afrika Twin 750
Vespa 300 GTS Sport
Honda CBF 1000F
KTM 690 Duke