Hallo nochmal, und vielen Dank für Eure Antworten.
Aber so richtig weiter bin ich jetzt noch nicht. Kennt denn niemand jemanden der mal gesagt hat 'Ein Glück dass ich ABS hatte, sonst wäre das viel schlimmer verlaufen!'. Also ich kenne keinen und hab' auch noch von keinem gehört. Die meisten die ich kenne und die ABS haben probieren das ein- zweimal aus indem sie irgendwo ohne sonstigen Verkehr mal zum Spaß die Bremse zuhauen, aber im richtigen Leben spricht das ABS bei denen nie an. Ich selber hatte wie gesagt noch keinen richtigen Unfall (die paar harmlosen Abflüge beim Enduro-Fahren früher kann man nicht zählen), und wenn es mal knapp war, lag das nicht an blockierenden Rädern beim Bremsen, sondern immer am eigenen Fehlverhalten oder dem von anderen. Wenn ich ABS hätte müsste ich mich mit Sicherheit dazu zwingen und es vorher trainieren, dass ich auf Teufel-komm-raus am Hebel ziehe und nicht wie in den ganzen Jahrzehnten vorher selber versuche das Blockieren zu verhindern.
Und ich setze noch einen drauf: Vor einem Jahr gab es einen tödlichen Motorradunfall eines Ex-Kollegen hier aus der Firma. Der ist auf einer Strecke im Wald in einer leichten Rechtskurve mit seiner 1200 GS geradeaus gefahren, durch das Gras des Seitenstreifens und ein paar kleine Büsche und dann nach mehr als 50 m an einen Baum. Ich hab' mir die Stelle angeschaut. Zwischen Straße und Baum keine Unfallspuren, nur eine fast kerzengerade Linie auf der das Gras plattgefahren war. Sah wirklich seltsam aus. Also ich hätte erwartet dass man sich dort ablegt, eine Spur der Verwüstung hinterlässt, sich u.U. auch schwer verletzt, aber auf jeden Fall ein gutes Stück vor dem Baum liegen bleibt. Mir kam der Verdacht, dass stattdessen das ABS die ganze Fuhre bei quasi Null Bremswirkung aufrecht und am Rollen gehalten hat, was in diesem Fall die schlechtere Variante war. Ist aber natürlich Spekulation, ich weiß nicht ob es ein Gutachten gab und was das dabei herausgekommen ist.
Also ich sehe es so: ja, ein ABS kann Gutes bewirken, aber ich denke nur unter ganz bestimmten Bedingungen, welche sehr selten vorkommen. Die größte Risiko-Verminderung erreicht man nach wie vor durch seine eigene Fahrweise. Wenn's regnet, fahre ich halt langsamer.
Wenn das ABS einfach da ist und weiter nicht auffällt, würde ich es natürlich nehmen. Wenn ich aber jetzt diesen im Prinzip vorhandenen potentiellen Sicherheitsgewinn mit einer über längere Zeit andauernden Nerverei erkaufen müsste, würde ich das nicht machen wollen. Laufend in die Werkstatt weil die ABS Lampe an ist wäre nicht so mein Ding. Bremsflüssigkeit nicht mehr selber wechseln können auch nicht. Und hab' ich nicht irgendwo gelesen dass Yamaha vorschreibt, dass nur spezielle in ABS geschulte Mitarbeiter die Räder aus- und einbauen dürfen? Sprich ich darf neue Reifen nicht vom Reifenhändler montieren lassen, geschweige denn wie heute die Räder selber ausbauen und dorthin bringen? Also da hört's dann bei mir auf.
Aber es stimmt schon, die Entscheidung 'ABS ja oder nein' ist was sehr individuelles, da gibt's keine endgültigen Wahrheiten. Aber wenn jemand noch Erfahrungen beisteuern möchte, dann gerne!
Viele Grüße,
Christoph