Moin !
Da ich mich seit ca. 1 Jahr versuche, mich mit meiner 950er anzufreunden, kann ich Dir ein paar Punkte nennen, die zu beachten wären.
Generell kannst Du unter Angabe der Fgst Nr. bei KTM die Fahrzeughistorie abfragen.
Die können anhand der Nr. sehen, welche Rückrufaktionen für die Maschine anstanden und was gemacht worden ist.
Typische Probleme, wie Tausch der Fußdichtung, sind dann auf jeden Fall bekannt.
Es gab bei der 950er Schwachpunkte, die nur bei den ersten Modellen auftauchen sollen und angeblich bei späteren Bj. behoben waren.
Meine langjährige Erfahrung mit KTM sagt, dass man sich besser nicht darauf verlässt.
Typische Schäden, die ich bei meiner 950 SM Bj '06 Laufleistung 30.000km vorgefunden und behoben habe:
1. die von Dir erwähnte Benzinpumpe.
Einen beginnenden Schaden kannst Du leider Du kaum erkennen.
Beim Einschalten der Zündung sollte sie idealerweise ein paar mal laut hörbar in schneller Folge klickern.
Das Klickern ist dann später auch bei laufendem Motor im Stand hörbar - sollte nicht zu oft kommen - wenn die Pumpe immer arbeitet, ist was nicht i.O.
Wenn Du selber schrauben kannst: Du brauchst keinen neue Pumpe - es sind nur die Kontakte, die abbrennen - kannst Du separat tauschen - das RepKit kostet ca. 25€
2. Anlasserfreilauf
Beim Starten dreht der Anlasser den Motor nicht, sondern erzeugt nur sehr harte, schlagende Geräusche.
Zerstört zwar erstmal nix, hört sich aber sehr fies an.
War bei meiner Maschine lt. Historie und Aussage Vorbesitzer behoben - war aber ein Satz mit "X"
Passiert mir ca. alle 30 Startversuche - lässt sich dann anch mehreren Versuchen doch starten - tut aber in den Ohren weh.
Ich warte ab, wann der Freilauf wieder hinüber ist und repariere ihn dann ...
Kostenpunkt: irgendwas bei 300€ für den Freilauf (Teilepreis o. Werkstattkosten)
3. Kühlwasserpumpe
Manch einer hat das Problem nicht; aber die Meisten ereilt es bei ca. 30.000km
Die Welle der Pumpe ist nicht ausreichend gehärtet - der Wellendichtring frisst sich in die Welle.
Kühlwasser gelangt aus dem Kreislauf ins Öl.
Ob das der Fall ist merkst Du erst nach dem Kauf, wenn Du regelmäßig Kühlwasser nachfüllen musst.
Der Ölpegel steigt nicht, da das Wasser größtenteils verdunstet oder vom Ölfilter absorbiert wird.
Der kann aufquellen und zu starkem Abfall des Öldrucks führen.
Lt. Info einer australischen Website hat der Filter keinen Bypass - wenn er ganz zumacht, ist der Öldruck komplett weg - über die Folgen reden wir besser nicht ...
Ach so - Kosten: das RepKit kostet ca. 70€ plus Werkstattlohn, wenn man nicht selbst in der Lage ist, es einzubauen
4. Hydrauliknehmerzylinder
Wurde wohl sehr "günstig" gefertigt und gibt gern auch irgendwo zwischen 30 -50 TKM auf.
Kann man nicht reparieren sondern nur tauschen, wenn kaputt.
Der Preis für's Neuteil liegt bei ca. 150€ wenn ich es recht erinnere.
Bessere, langlebigere und überholbare! Teile aus dem Zubehör kosten ca. 120 und sind von außen meist durch eingefrästen Markennamen erkennbar (z.B. Sigutech)
Das beginnende Ende ist zuerst am "Kriechen" bei eingelegtem Gang und gezogener Kupplung zu erkennen.
Wenn der Hebel voll gezogen ist, muss die Kupplung auch dann trennen; es darf kein Vortrieb zu spüren sein.
Ich habe den neuen (Zubehör)zylinder schon liegen.
Noch funktioniert die Kupplung so leidlich - richtig trennen tut sie schon lange nicht mehr ...
5. Wellendichtring für Entlüftung Kurbelwellengehäuse im Lichtmaschinendeckel (linke Motorseite) verschlissen
Auch ein bekanntes Phänomen - wenn Du das Moped nicht nur spazieren fährst, sprich den Motor artgemäß drehst, spuckt er mehr oder weniger massiven Ölnebel in das Ölfilter\Vergasergehäuse.
Der Filter verölt und muss vorzeitig ersetzt werden.
Gut, der originale Papierfilter kostet nur 35€.
Wenn man das Moped artgerecht bewegt, ist trotzdem alle 5.000 km ein Neuer fällig, weil der Alte verölt ist.
Tauschen des o.g. Dichtringes bringt nach meiner Erfahrung nur wenig Verbesserung.
Die Entlüftung ist unzureichend konstruiert und tut nicht, was sie soll.
Am Besten den Schlauch vom LuFi Kasten abziehen und das überschüssige Öl sammeln oder in die Umwelt entlassen ...
6. Ölverlust, weil Steigrohr am Öltank gerisssen
Die SM hat keinen Peilstab, sondern seitlich am Tank ein Steigrohr, in dem der Ölstand sichtbar ist.
Das ist unflexibel und reisst ein.
Es gibt Beiträge von Forenusern, bei denen das Steigrohr innerhalb von 30.000km bereits dreimal getauscht wurde.
Die Variante, es durch ein PE-Rörchen zu ersetzen ist um vieles billiger und haltbarer,
Dazu einfach mal die Forensuche bemühen.
7. Kettenspannerblock Hinterachse gerissen
Es handelt sich um das quadratische Frästeil, in das die Hinterachse eingeschraubt ist, und mit dem sie gegen die Schrauben zur Kettenspannung gegen die Hinterachse abgestützt wird.
Wer die Suche bemüht, wird feststellen, dass auch dies ein relativ häufig auftretender Schaden ist.
Bei KTM bekommt man als Ersatz nur die relativ teure Hinterachse als komplettes Teil (wenn ich es recht erinnere ca. 60€)
Robustere Frästeile gibt es einzeln bei Sigutech für 80€ oder bei Alibaba aus China für 15€
8. Blasen im Tankdekor
Im Offroadbereich ein bekanntes Problem.
Bei Plastetanks (wie auch die SM einen hat) gast der Sprit aus, löst den Dekorkleber und hebt das Dekor ab.
Bei Sportenduros wird darum das Dekor gelocht, damit die Gase am Dekor vorbei entweichen können.
Bei den Straßenmaschinen hat KTM den Plastetank lackiert/beschichtet, damit der Sprit nicht auf der Fläche ausgasen kann.
Bei älteren Tanks reisst diese Beschichtung -da der flexible Kunststoff immer arbeitet-
Irgendwann ist es dann so weit und die Dekore kleben nicht mehr vollflächig.
Denkbare Lösungen:
- Tank mit entsprechender Sperrschicht neu beschichten lassen (aber woher bekommen ?)
- neues Dekor vor dem Verkleben selbst ausreichend perforieren
- Dekor ganz weglassen (vermutlich die wirksamste Methode)
9. Schwimmernadelventile
Kein KTM-spezifisches Problem aber: das Dichtgummi der Nadeln altert und es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Deine Vergaser bald überlaufen, weil das Material am Ende ist.
Das was das Problem KTM-spezifisch macht: die Schwimmernadeln bei KTM sind abartig teuer ...
Keinen Bock alles nochmal neu zu schreiben; HIER kannst Du nachlesen, wie sich das äußert
9. Vergaser/Einspritzungseinstellung - Verbrauch
Auch nicht KTM spezifisch - aber ...
... hier tummeln sich sehr viele, die bereit sind abnormal hohe Verbräuche zu akzeptieren, "weil ein Hochleistungsmotor nun mal gefüttert werden will"
Klar, man kann jeden Bullshit glauben, wenn man möchte.
Ich halte dagegen: ein sauber abgestimmter 1 Liter Zweizylinder braucht selbst im zügigen im (Land)Straßenbetrieb (vmax ~150km/h = "Führerschein auf jeden Fall weg, wenn erwischt") nicht mehr als 6.5l/100km
Ist so eingestellt, läuft so - wenn nicht liegt das an mangelnder Erfahrung der Werkstatt.
Meine hat auch erst 10l/100km gebraucht.
Es reicht ein popliger CO2 Tester und etwas Erfahrung, um den Verbrauch in einen zeitgemäßen Bereich zu bringen.
Wir fahren ja schließlich keine Harley aus den Fünfzigern ...
Klar - auf der Rennstrecke von Profis permanent an der Drehzahlgrenze bewegt, sieht die Welt anders aus.
Aber Hand auf's Herz - die Wenigsten von Euch rufen diese Leistung langfristig ab.
Bei den meisten fährt schon sehr viel früher der "Kupferstift" hinten raus ...
Warum mache ich mir die Mühe und schreibe diesen Roman ?
Weiss auch nicht - vermutlich weil es mich ankotzt, wie arbeitsintensiv so ein Ösi-Moped schon nach geringer Laufleistung im Gegensatz zum japanischen Pendant ist.
Solange die Maschine noch in der Garantie ist und der Willen vorhanden, alles regelmäßig beim Händler zu reklamieren (plus entsprechend kundenfreundlichem Händler), mag das auch für Otto Normalverbraucher noch passen.
Wer einen Youngtimer, wie die 950er nicht selbst schrauben kann und den Werkstattlohn zahlen muss, hat schnell viel Geld versenkt, denn alles oben Geschilderte sind eigene Erfahrungen; bei einer Maschine innerhalb eines Jahres bei weniger als 5000km gefahrener Strecke aufgetreten.
Die Fanboys könnten dagegen halten: "dann war sie halt schlecht gewartet"
Gut - gebe ich zu - das Scheckheft hatte nur Einträge bis 27.000km - es gab also eine riesengroße Service-Lücke bis zu meinem Kauf bei 30.000km ... auch die TÜV Plakette war schon zwei Monate alt ... (Achtung - diese Zeile könnte Spuren von Ironie enthalten ...)
Wenn ich hier die Foren lese scheint die oben geschilderte Fehlerhäufigkeit eher die Regel als die Ausnahme zu sein.
Nochmal: bis auf die Blasen im Tankdekor habe ich alle oben geschilderten Defekte selbst erlebt und beseitigt - gefühlt habe ich sogar noch was vergessen ...
Das Problem mit dem Dekor gab es vermutlich deshalb nicht, weil ich ich (möglicherweise auch aufgrund o.g. Vorfälle) wenig Lust verspüre, kostenlos für die Marke Werbung spazieren zu fahren und die Maschine von Anfang an als "no name" Produkt bewegt wurde.
Fazit:
Wenn Du den Bock nicht selber schrauben kannst, kauf' ihn besser nicht.
Zu den o.g. möglichen Teilekosten gesellen sich dann immer noch die Werkstattstunden plus Wartezeiten, wenn Dich sowas mitten in der Saison ereilt ...
Wenn Du selber schrauben kannst (und willst): der Preis ist in Hinblick auf Zustand und Laufleistung fair - ich halte das für ein gutes Angebot (wenn man trotz der o.g. Punkte immer noch unbedingt eine KTM haben will ...)
Gruß
SC
Nachtrag:
habe mir grade das Angebot nochmal angesehen.
Die Maschine hat Zubehör-Endtöpfe von GPR verbaut.
Bemühe die Forensuche oder einfach Google - Du wirst viele Berichte darüber finden, dass Zubehör-Töpfe dieser Marke derbe laut sind und dein Freund und Helfer bestimmt genauer hinschaut.