Motor geht nach kurzer Zeit im Leerlauf aus. Motor stirbt ab.

  • Hallo zusammen,


    ich möchte hiermit anderen die Ursachensuche verkürzen und aus meinen kürzlich gemachten Erfahrungen ggf. eine Lösung anbieten.


    Vorgeschichte:

    In diesem Winter (21/22) stand der 30.000km Service bei meiner SDR an. Werksstatthandbuch ausgedruckt (da erst Anfang 2021 gekauft), Spezialwerkzeug und Tauschteile bestellt und mich ran gemacht.

    Somit wurde das Moped soweit wie nötig zerlegt, Ventilspiel kontrolliert (7/8 waren i.O), einmal Schim getauscht (EV links vorderer Zylinder) und alle Zündkerzen erneuert. Das alles wurde nach Handbuch durchgeführt und war soweit nichts Dramatisches.

    Erster Start hat normal funktioniert und Motor lief, wurde aber nach ca. 1 min. wieder abgestellt.


    Einige Tage später wollte ich den jährlichen Ölwechsel durchführen, wofür ich mittels einer kleinen Ausfahrt für entsprechende Öltemperatur sorgen wollte. Dabei entdeckte ich nach kurzer Zeit folgenden Defekt:


    Fehlerbild:

    Das Motorrad ist nach einiger Zeit im Leerlauf immer wieder einfach ausgegangen. Zu Beginn ist mir das nicht aufgefallen, da bei Kaltstart für 1 bis 2 min. eine erhöhte LL-Drehzahl gehalten wird und das Problem nur im regulären Leerlauf auftrat.

    Interessant war, dass es stets nach ca. 1:20 min, auftrat. Sprach meines Erachtens dafür, dass dem Steuergerät ein Wert nicht gepasst hat, wodurch ein Protokoll gestartet wurde, welches nach den ominösen 1:20 min. ein Absterben des Motors zur Folge hat.


    Problemlösung:

    Im ersten Schritt habe ich alle Stecker kontrolliert und unter anderem auch mit offenem Tank laufen lassen (war beim Lackieren, daher demontiert, Verdacht auf defekte Entlüftung), alles ohne Erfolg.


    Im Endeffekt also nochmal Ventildeckel runter am vorderen Zylinder (nur dort waren ja die Nockenwellen demontiert). Mit Entsetzen festgestellt, dass die Steuerzeiten verstellt waren, sprich die Kette übergesprungen ist (je ein Zahn). Also NW noch einmal runter und neu montiert. Darauf ist mit bereits beim händischen Durchdrehen der KW aufgefallen, dass die Steuerkette nicht auf Spannung gehalten wird, sobald die Ventilfeder die Auslassnockenwelle in Drehrichtung (NW) "drückt" und dadurch die Kette "überspringt". Beim erneuten demontieren des Steuerkettenspanner ist mir aufgefallen, dass dieser nicht komplett ausfährt (was er tun sollte, da er in der Entspannungsphase ist). Mein Verdacht war also ein defekter Steuerkettenspanner.

    Dieser arretierte beim "Eindrücken" auch etwas hakelig. Da ich aber keinen Vergleich zur Hand hatte (war ja das erste mal, dass ich Ventilspiel an dem Moped eingestellt habe und ich musste ja nur an einem Zylinder einstellen, sprich den Steuerkettenspanner ausbauen) bin ich zum Händler meines Vertrauens. Dieser meinte (nach einigen Malen spannen und entspannen), dass er zwar tatsächlich etwas hakelig sei, aber wohl noch verbaubar.

    Nach einigen weiteren Versuchen entschloss ich mich einen Neuen zu kaufen. Dieser Entspannte merklich leichtgängiger, doch auch dieser konnte die Steuerketten nicht auf Spannung halten, allerdings konnte er ein "Überspringen" der Kette verhindern.

    Ich überlegte wie ich Öldruck aufbauen konnten, damit der Spanner mit mehr Nachdruck an der Kette anliegt.

    Letztendlich wurde mittels Akkuschrauber die KW durchgedreht und nach kurzer Zeit war kein Entspannen der Kette mehr erkennbar.

    Folglich machte das Moped auch im regulären Betrieb keine Faxen mehr :)


    Werkstattlösung/Shortcut:

    Nachdem ich mein Problem gelöst hatte, habe ich von einem bekannten KTM-Zweiradmechaniker auch erfahren, dass dieses Problem bei ihnen Umgangen wird, indem man die Schraube, in die der Kettenspanner bei Montage eingelegt wird, ca. zwei Umdrehungen herausgeschraubt wird und dann der Kettenspanner mittels Spezialwerkszeug entspannt wird. Dann Schraube rein und festziehen.


    Hoffe ich kann irgendjemandem mit ähnlichen Leiden hiermit etwas Zeit und Nerven ersparen ;)


    Viele Grüße und gutes Gelingen beim Schrauben