• Moin moin,


    damit das Ganze nicht zu benutzerunfreundlich wird, habe ich beschlossen die Umbautagebücher zu splitten, der Übersichtlichkeit halber...


    Also, ich baue mir ja meine ganz persönliche Wunsch-Superduke, deshalb ist Alles hier geschriebene natürlich komplett subjektiv. Es sollte sich also niemand von meinen Aussagen angegriffen fühlen - ich erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit :nein:



    Der Grundgedanke meines Umbaus sollte die maximale, mit vertretbarem Aufwand erreichbare Gewichtserleichterung sein, die optische Individualisierung und das "entkorken" des serienmässigen Motors - unter Beibehaltung der Alltagstauglichkeit.


    Noch ein Wort zur Gewichtserleichterung: Einige führen (nicht ganz zu unrecht) an, daß es ja einfacher wäre selbst ein paar Kilos abzuspecken, bevor man Geld ins Motorrad versenkt um dann 20 Kilo weniger auf der Waage zu haben.


    Der Gedanke ist nicht komplett falsch, aber auch nicht wirklich richtig... beim Fahren gibt es nämlich einen Unterschied zwischen meiner eigenen bewegten Körpermasse und der "passiven" Masse des Motorrades, die ich muskulär bewegen muß.


    Bauartbedingt habe ich bei 2m Körpergröße erheblich mehr Kilos auf der Waage, als ein 1,65m Jockey - trotzdem machte mir auf der Renne meine optimal erleichterte SP1 wesentlich mehr Spaß - einfach weil ich sie leichter von links nach rechts werfen- und somit komplett andere Linien als die "Eisenhaufen" wählen konnte.


    Mein eigener Körper behindert mich in solchen Situationen eher weniger (trotzdem habe ich mir auch eine Diät auferlegt, aus Prinzip und für die Kondition).


    Also, wenn man sich so eine serienmässige Superduke so anschaut, schreien einige Ecken natürlich nach Leichtbau - die ersten 12 bis 15kg sind einfach - ab dann wird es etwas mühsamer.


    Also als erstes habe ich den originalen Auspuff abgenommen - es ist wirklich unglaublich wie schwer das Teil ist! Allerdings sieht er mit dem 2Sitzerheck auch am besten aus... aber da ich eh auf das Monoheck umrüsten wollte - runter damit.


    Nun wird es wieder subjektiv: Ich habe mir eine Akra Komplettanlage gekauft, einfach weil mir die Verarbeitung am besten gefallen hat und weil ich konsequenterweise Titankrümmer haben wollte.


    Wenn man jetzt durch den Monoheckumbau die Soziusrasten abbaut, hat man die nächsten Kilos in der Bank :grins:


    Das sind glaube ich die am einfachsten zu entfernenden Kilos an der SD...


    Leider wird meine SD durch einige Zusatzteile auch wieder schwerer: Die LSL Fussrastenanlage ist etwas schwerer als das original - ist aber stabil gebaut, hat keine Klapprasten und die Sitzposition passt auch besser.
    Zusammen mit dem gewünschten Tellert CTS7 Schaltautomaten kommen da ein paar Gramm zusammen, die wieder aufs Gewicht drücken.


    Den Tellert wollte ich aber auch unbedingt haben, weil es weltweit der einzige Schaltautomat ist, der auch überwacht ob der Gang wirklich drin ist und nicht einfach nur die Zündung unterbricht - wieder mein persönliches Optimum und wieder subjektiv...


    Demnächst gehts weiter...

  • Dann wurde es spannend - ich möchte den serienmässig verbauten "Korken" aus dem Motor ziehen, ohne den Motor auf zu machen. Zu diesem Zweck habe ich mich mal mit einem Zweiradmeister von KTM eine Weile unterhalten, der sich mit Tuning schon reichlich beschäftigt hat.


    Ich wollte die eleganteste Lösung haben - nicht die einfachste...


    Den Korken zieht man wohl am leichtesten in dem man Luft rein lässt und dementsprechend Sprit beimischt - schon macht es kräftiger Bumms und die serienmässigen Abstimmungsmängel (abgasbedingt) sind dann auch Vergangenheit.


    Nun hatte ich die Möglichkeit entweder ein starres Kennfeld auf dem Prüfstand "erfahren" zu lassen (unter relativ unrealistischen Bedingungen und nur einer Temperatur) - oder ich baue ein flexibles Steuergerät mit Loggingfunktion ein und bin für spätere Motoränderungen gerüstet.


    Eine Variante wäre ein Motec M800 samt Traktionskontrolle und allem Gedöns von meinem Freund Thorsten Durbahn gewesen - nur sprengt das den vorgegebenen finanziellen Rahmen und bedeutet zudem mindestens ein halbes Jahr Kabelbaum bauen, programmieren und Gehirnschmalz reinstecken - bei meinem akuten Zeitproblem nicht zu wuppen...


    Also habe ich Kontakt zu Maddy aus der Schweiz aufgenommen - er vertreibt den AFR Tuner von Motty Electronics, ein "selbstlernendes" Zusatzsteuergerät welches mittels schnellen Breitbandlambdasonden permanent das Einspritzkennfeld auf einstellbare Lambdawerte korrigiert und so selbsttätig ein Kennfeld erstellt.


    Zusätzlich bietet der AFR Tuner eine ausführliche Datalogging - Funktion um zu sehen, was man selbst und was die Einspritzung macht, wesentliches Feature wenn man nicht im Nebel herum stochern will.


    Auch der Fachmann von KTM meinte zu mir, daß der ARF Tuner die "eleganteste" Lösung für meinen Wunsch ist - zum Glück war Maddy meiner Idee gleich zugetan und wir verabredeten uns zwischen den Jahren zu einem "Einbaudate" an meiner Superduke zu dem er aus der Schweiz angeflogen kam. (Er hatte aber auch andere Dinge in D zu erledigen, zum Glück, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt)


    Im Gepäck den Kabelbaum, den AFR Tuner, die LC1 Steuereinheit und zwei Lambdasonden. Bei KTM braucht man die Variante mit zwei Lambdasonden und der LC1 Steuereinheit, weil der Motor zylinderselektiv abgestimmt werden sollte.


    Diese Variante ist etwas teurer und auch aufwändiger einzubauen - aber das Endgerbegnis wird es einem danken...


    So, Zeit am Ende - später mehr.

  • Ich habe Maddy also abgeholt und wir sind in meine Werkstatt gefahren... ich hatte den Einbau schon weitestgehendst vorbereitet - also die originalen Lambdasonden entfernt, den Tank herunter genommen, die Lambda-Eliminatoren an das originale Steuergerät angeschlossen (damit das nicht auch regelt und man zwei Regelkreise hat) und den DNA Luftfilter eingebaut (danke Cau Chang :grins: ).


    Als "Zusatzbelüftung" sollten noch die Carbon "Ramair" Airboxseitendeckel von HE eingebaut werden - aber dazu später mehr.


    Nun legte Maddy los: Originales Steuergerät raus - Stecker ziehen, KTM spezifischen Sonderkabelbaum anschließen, AFR Tuner anklemmen und die Stromversorgung herstellen. Man braucht eine über das Zündschloß geschaltet Versorgung, die jedoch nicht abschaltet, wenn der Motor Killschalter umgelegt wird - im Fahrbetrieb läuft es dann so:


    Man fährt so fröhlich vor sich hin, der AFR Tuner optimiert fortwährend das Kennfeld gem. der voreingestellten Werte, ist man dann fertig mit fahren, macht man den Motor mittels Killschalter aus und der AFR Tuner speichert das bis dahin "erfahrene" Kennfeld ab. Fährt man dann das nächste mal, läuft der AFR Tuner gleich mit dem bereits optimierten Kennfeld und optimiert dieses dann weiter - man fängt also nicht jedes mal bei Null an.


    Schaltet man den Motor über Zündung aus, ist auch der AFR Tuner sofort stromlos und es wird das Kennfeld nicht neu abgespeichert - klasse gelöst, oder?


    Man kann übrigens beliebig viele Kennfelder auf dem PC abspeichern und auf den AFR Tuner spielen, z.B. Regensetup (soll sich gravierend vom "normalen" unterscheiden, mit db eater oder ohne, usw.)


    Zwischenbemerkung: Ich will den AFR Tuner hier nicht anpreisen, um die Verkaufszahlen zu pushen - ich bin lediglich begeistert von dem Ding und seinen Möglichkeiten, daß hatte ich in der Vielfalt nicht erwartet... und auch das Datalogging (früher von mir als Mumpitz abgetan) befriedigt meinen Spieltrieb - wenn man denn sieht wie sich der reale Lambdawert langsam dem Sollwert nähert und der Kürbis permanent noch schöner läuft... :grins:


    Schei... Akku vom Laptop ist alle - später mehr :rolleyes:

  • Innerhalb kürzester Zeit hatte Maddy das richtig geschaltete Plus gefunden und schon hin der AFR Tuner privisorisch an der SD.


    Nun müssen die Lamdasonden kalibriert werden, dazu hängt man sie einfach in die Umgebungsluft und startet im AFR Tuner den Kalibriervorgang. Die zweite muß muß über den LC1 Controller separat kalibriert werden - das ist etwas komplizierter, aber letztendlich auch kein Hexenwerk...


    Nun konnten wir den AFR Tuner das erste mal "aufwecken", also Netbook angeklemmt und die Zündung eingeschaltet... und siehe da: Nichts...


    Grübeln, murmeln an den Kabeln wackeln... - nichts.


    Bis Maddy schließlich auf die Idee kam den Port auf seinem Netbook zu löschen und neu zu suchen - und siehe da - es meldet sich meine SD samt AFR Tuner.


    Nun kann man also, Drosselklappenstellung, Motortemperatur, Lambdawerte, usw. "live" auf dem Laptop beobachten.


    Dann haben wir erstmal schnell die Drosselklappen genullt und schließlich kam der große Moment - sagt sie was, oder bleibt sie stumm...?


    Dazu später mehr...

  • Also: Zündung an - die Benzinpumpe rauscht und baut Druck auf - dann drückt Maddy aufs Knöpfchen... es folgt das charaktistische Geräusch des Anlassers und dann knallt es endlich aus den beiden Akra-Töpfen ... es lebt! :grins:


    Gespannt schauen Maddy und ich auf die Lamdawerte im Leerlauf - Maddy entfährt ein: "Oh Gott" - ich bekomme sofort Schrumpfhoden und denke nur: "Was ist jetzt im Eimer" - also Maddy auch schon den Satz vollendet: "Läuft die mager..." - Aufatmen, den Lambdawert von 16:1 begucken und eifrig nicken, als hätte man das auch sofort gesehen...


    Nun schauen wir beide gespannt, ob sich beim Lambdawert etwas tut - Sollvorgabe ist erstmal über den gesamten Drehzahlbereich ein Luft-Sprit-Verhältnis von 13:1


    Währenddessen blubbert die SD herrlich in der Werkstatt vor sich, die Luft füllt sich mit (leider giftigem) Parfüm und die Ohren laben sich an dem lange nicht mehr gehörtem Geräusch (meine Frau würde das wohl als Lärm titulieren :rolleyes: ).


    Nur mit dem Gemisch tut sich nichts - die Kennfeldoptimierung startet zwar erst bei betriebswarmen Motor - aber die Grenze haben wir schon lange überschritten.


    Maddy fängt an vor sich hin zu murmeln, spielt ein paar mal mit dem Gasgriff, der Lärm in meiner Werkstatt wird infernalisch - aber der Lambdawert ändert sich nicht großartig.


    Also machen wir den Duke erstmal wieder aus, Maddy kratzt sich am Kopf und murmelt vor sich hin - ich stehe daneben und versuche klug aus der Wäsche zu schauen und gleichzeitig meine Gedanken: "Toll, war ja klar, daß das bei mir nicht klappt" nicht in meinem Gesicht widerspiegeln zu lassen...


    Aus der Etage über mir (ich habe meine Firma in einem dreistöckigen Gewerbegebäude und über mir sitzt eine EDV Firma) ruft mein Nachbar Dirk nach unten: "Eyh, das stinkt - mach mal die Aussentür auf!"


    Tja, wir haben zwar eine besondere Männer-WG in der Gewerbestrasse 5, aber versuch mal einem EDV-ler den Unterschied zwischen Duft und Gestank zu erklären... im übrigen muß ich ihm ein bißchen recht geben - ohne Kats riecht es schon etwas strenger aus dem Auspuff.


    Also lüfte ich erstmal die Bude, vielleicht bekommen wir so auch wieder den Kopf klar und finden den Fehler...


    Währendessen sitzt Maddy vor seinem Laptop murmelt vor sich hin, kontrolliert alle Einstellungen, schüttelt mit dem Kopf, tippt etwas in den Laptop, lädt die Änderungen in den AFR Tuner und drückt wieder den Knopf: Wieder "Lärm", wieder gespanntes gucken auf den Lambdawert............... immer noch 16:1 und keine Änderung in Sicht.


    Kopfschütteln, murmeln, am Gas spielen - nichts passiert.


    Motor ausmachen und sich wieder vor den Laptop setzen - ich versuche derweil meine Neugier zu unterdrücken und Maddy nicht noch mit klugen Fragen zu nerven:"Warum geht das nicht, was passiert da - wo ist das Problem..." und so weiter.


    Schließlich tippt Maddy etwas in den Laptop, lädt die Änderungen hoch und drückt wieder das Knöpfchen.


    Wieder Lärm, wieder warten was passiert - und dann passiert es: Wie von Wunderhand fängt der Lamdawert nun an in Richtung 13:1 zu laufen - und ob man es glaubt oder nicht: Das Motorgeräusch im Leerlauf wird satter, ruhiger - es klingt nicht mehr so "hell" und "hart" - schwer zu beschreiben, aber sie läuft nun ganz sauber und satt vor sich hin...


    Schon erstaunlich wie sich Männer bei solchen Situationen freuen können wie kleine Kinder: Sich anschauen, männlich dreinschauen, anerkennendes Kopfnicken - und dann der Gefühlsausbruch: Schulterklopfen!


    Innerlich springt ein kleines Kind vom einen Bein aufs andere und schreit:" Es geht, sie lebt, es hat geklappt, sie läuft..." - äusserlich grinse ich nur dümmlich vor mich hin :grins:


    Das kleine Kind regiert weiter, sofort mit dem Gasgriff spielen - es brüllt aus den Töpfen - Maddy und ich geniessen beide den Augenblick mit dieser herrlichen Musik.


    Anbei mal ein Screenshot von einem Logfile - Erklärung folgt - Früstück ist fertig :ja:


    AFR-Tuner-Logfile.JPG

  • So, sie läuft - sehr schön, also habe ich Mäddie wieder "nach Hause" gefahren und bin glücklich und zufrieden ins Bett gegangen.


    Nach dem Frühstück folgte dann gleich der Gang in die Werkstatt, hatten wir den AFR Tuner nur provisorisch an die KTM gebummelt, nun musste der ganze Kram noch ordentlich verlegt und befestigt werden.
    Wohl gemerkt: Wir reden hier von 3 Steuergeräten, jeder Menge Kabel und einem Nakedbike - ich weiß nicht wie oft ich etwas irgendwo hingefriemelt, alles provisorisch befestigt, die Kabellängen gecheckt und dann doch wieder alles raus getüddelt habe - meine Flüche muß man bis draussen gehört haben.


    Nun bin ich aber auch pingelig was so ein Kram angeht, das soll alles so aussehen, als würde es sauber und ordentlich vom Werk kommen - und das brauchte halt einen ganzen Tag (!), 5 Flaschen Bionade, Tonnen an Flüchen und Kabelbindern...


    Aber dann saß alles wie gewünscht und sie lief sogar noch ;-)


    IMG_0901.jpg


    IMG_0911.jpg


    Und da ich noch nicht genug vom Kabelbaum friemeln hatte, habe ich gleich mit dem Kabelbaum für den Tellert CTS 7 Schaltautomaten weiter gemacht - wieder fluchen, Bionade und Kabelbinder und dann war auch das Tellert Steuergerät samt Kabelbaum unter gebracht.


    Ich wusste allerdings noch nicht wie ich den "Getriebe-Weg-Sensor" unterbringen und ansteuern sollte. Dazu muß man folgendes Wissen: Bei "normalen" Schaltautomaten wird die Zündung nach Auslösen des Kraftsensors einfach für eine gewisse Zeit unterbrochen. In der Zeit hofft man, daß der Gang drin ist, sonst gibt es Getriebesalat - deshalb wird die Zündung meist etwas länger als notwendig unterbrochen, so als kleine Sicherheitsreserve...


    Tellert geht da einen anderen Weg: Auf der Schaltwelle wird ein Positionsmagnet angebracht, beim Schalten fährt dieser Magnet nacheinander über drei Positionen und erkennt so die Schaltposition des Getriebes. Erst wenn der Gang tatsächlich komplett drin ist (und nicht Klaue auf Klaue) feuert der Tellert wieder los - also hat man die kürzestmögliche Unterbrechung verbunden mit der größtmöglichen Sícherheit für das Getriebe.


    Nun will ich nicht sagen, daß alles andere nicht funktioniert - im Gegenteil - aber ich finde diese Lösung am elegantesten.


    So weit so gut, nur hatte ich überhaupt keine Erfahrungen mit Schaltautomaten und die Superduke hat auch keine Schaltwelle im herkömmlichen Sinne - also wie bringe ich den Sensor an, daß der Kram auch funktioniert?


    Ich weiß nicht wie oft ich vor der hochgepumpten Hebebühne gesessen habe, die Fussrasten der SD auf Augenhöhe, die Bionade in der Hand und darüber sinniert habe, wie ich das alles anbringen und einstellen soll - das zog sich mit Unterbrechungen über Wochen hin, bis es mir eines Tages tatsächlich wie Schuppen aus den Haaren fiel.


    Schnell überlegt, gebastelt und die Drehbank angeschmissen - und siehe da es passt. Nun noch den Tellert angeklemmt und die Position des Sensors eingestellt - fertig, wieder ein "Problem" abgehakt.


    IMG_0933.jpg


    Schiet, ich sehe gerade, daß das das falsche Bild ist - da sieht man den Positionssensor nicht drauf, sorry - kommt demnächst noch mal neu.

  • Einen Bericht über das Projekt "Superduke" mit ein paar Bildern kann man ab dem 20.10.10 in der Zeitschrift "MO" lesen - hier geht es beizeiten auch weiter, aber der Alltag hat mich fest im Griff, sorry!!!