Sitzbank niedrig

  • Hallo,


    heute habe ich für meine Enduro R eine Wintersitzbank gebaut. Jetzt komm sogar ich als Kurzfüßler mit 167cm und 64kg mit beiden Fußballen auf den Boden. Das könnte für den Winter reichen. Ich hatte mal einen Bericht gelesen, wo jemand den Schnorchel auf dem Luftfilterkasten abgesägt hat und dort das Sitzbankunterteil mit einer Flex ausgeschnitten hat. Das Loch hatte er mit Blech zugenietet. Das machte die Sitzhöhe nochmals ein paar cm niedriger. Leider finde ich den Bericht nicht mehr.


    Ich habe erstmal vom Unterteil links und rechts den seitlich abstehenden Rand abgeschliffen um das Unterteil dort 1cm schmaler zu machen. Oben habe ich einen härteren, geschlossenzeligen Schaumstoff von nur 1cm Dicke aufgeklebt. Trotz der minimalen Dicke sitzt es sich für meine Ansprüche erstmal nicht schlechter als vorher. Nächste Woche will ich eine kleine Tagestour von 500km machen. Da wird sich zeigen ob ich das ganze so lassen kann.


    Gruß, MBSprinter

  • Gefällt mir gut Hast du den originalen Bezug dann einfach straffer draufgetackert? Wo gibt es so komfort- Schaumstoffe zu kaufen?


    Grüße

    :driften:

  • Hallo,


    das ist Torcelen. Besser bekannt als X-Trem Isolator. Wichtig ist nur, dass der Schaumstoff geschlossenporig ist. Dadurch nimmt er kein Wasser auf. Der bekanntestete Laden für das Zeug ist Reimo. 1m² kostet bei 20mm Stärke unter 15€.
    Im Internet z.B. ebay, gibts das Zeug auch. Bei größeren Mengen sinken die Preise stark. Ich habe vor 2 Jahren einen Kstenwagen damit isoliert und damals einen halben Kubikmeter gekauft. Für die Sitzbank bitte kein selbstklebendes Material nehmen.
    Wenn das nicht bei erstenmal richtig sitzt kann man es nicht korigieren und der Originalschaumkern würde zerstört. Ein kleine Dose billigster Sprühkleber ist das Mittel der Wahl. Man kann den Schaumstoff eine gute Minute lang wieder abziehen und neu aufdrücken, wenn es sein muss.


    Ich habe schon 10 oder 12 Sitzbänke tiefer gelegt, meine Vorgehensweise aber nur leicht verändert. Auf dem Originalkern zeiche ich mit Folienstift, der länge nach die Mitte an. Dann lege ich ein großes Geodreieck drauf zeichen jeweils an mehreren Stellen links und rechts gleiche Abstände von der Mittellinie an. Am ersten Einschnitt und am letzten Einschnitt, also vorne und hinten, verbinde ich die Markierungen quer über die Sitzbank. Die restlichen Markierungen seitlich verbinde ich der Länge nach. Das ergibt meine Schneidelinie.


    Mit einem Schinkenmesse, (ist wie ein Lachsmesser, nur stabiler) schneide ich quer zur Sitzbank jeweils links und rechts entlang der Seitenmarkierung, schräg nach oben bis zur Mittelmarkierung. Anschließend scheide ich den Berg in der Mitte in mehreren Schichten heraus und arbeite mich praktisch von oben nach unten an die Seitenmarkierungen heran. Wenn man ein elektrisches Küchenmesser hat, kann man gleich von links nach rechts in einem Arbeitsgang, von vorne bis hinten durchschneiden.


    Da der Ausschnitt bei Verwendung eines Messers uneben ist, muss man alles etwas plan schleifen. Das ist garnicht so einfach, wenn man dabei nicht Stücke aus dem Schaumstoff reißen will. Ich verwende 80er Schmirgelpapier von ABRANET. Das ist ein Schleifgewebe und hat große Poren, wo der Abrieb sehr gut durchpasst. Als Halterng für ein Schleifpad hat sich ein ganz normaler Meterstab sehr bewährt. Die zwei äußeren Schenkel, welche mit 1 beginnen, werden hochgeklappt. Das Schleifpad wird um die restlichen Schenkel gelegt und die äußeren Schenkel werden wieder zurück geklappt. Damit kann man wuderbar den Schaumstoff zurechtschleifen.


    Auf den ausgeschnittenen Gundkern kommt der Sprühkleber und darauf ein ringsum überstehendes Stück Torcelen. Nach wenigen Minuten ist der Sprühkleber soweit fest, dass man mit dem Messer den Überstand ringsum abschneiden kann. Der Grundkern dient als Winkelvorlage zur Führung des Messers.


    Nun kann man mit der Schleifhilfe, immer vom Torcelen aus Richtung Grundkern, sämtliche Rundungen an den Kanten und die Übergänge schleifen.


    Wenn man das Plastikunterteil schmäler macht, muss man die Ränder der Selben wieder etwas rund machen, damit sie den Bezug später nicht durchschneiden. Wenn man den Plastikkern nicht verändert, passt ja alles so wie er ist.


    Den Originalsitzbankbezug habe ich wieder verwendet. Bei mir haben sich zwei Klebemetoden bewährt. Einmal mit Patex Classic und auch Sekundenkleber Gel flexiebel. Als erstes hinten und vorne ankleben. Dann den tiefsten Punkt spannen und ankleben. Dann den Rest. So entstehen keine Falten und der Bezug liegt überall an. Bei dem Sitzbankunterteil der 690er versagt mein Tacker. Das Material ist zu hart und außerdem spröde. Meine geklebten Bezüge sind auch ohne Klammern noch nie abgegangen. Klammern erleichten halt das Beziehen ungemein. Wenn man nur 1 Sitzbank macht, ist das egal. Wenn man aber Geld mit dem Beziehen verdienen will, gehts ohne Tacker nicht.


    Vor dem Kleben sollte man das Plastikteil mit Aceton säubern. Ein Cutter eignet sich nicht zum Ausschneiden des Schaumstoffkerns. 25 cm sollte die Klinge schon lang sein und vor allem stabil und sehr scharf. Am Bild 2 sieht man mein Schleifgerät.


    Gruß, MBSprinter

  • Hallo, ich bin der Dennis, fahre ne 690 Smc und bin neu hier.
    Erstmal vielen Dank für deinen Ausführlichen Bericht, der lädt zum Nachmachen ein. :Daumen hoch:
    Ich bin mit 1,65 nicht gerade groß und würde den Sitzbankumbau mit ner gebrauchten Sitzbank gerne Mal ausprobieren.


    Was mich vorab aber Interessieren würde: Wie sind deine Erfahrungen auf längeren (ca 250km) Touren mit der Sitzbank?
    Überraschend gut oder einfach nur Quälerei?


    Mit freundlichen Grüßen


    Dennis