Etwas Offtopic, aber gerne:
Hubraum und Leistungsangaben
sind erstmal nur grobe Versuche eine Einordnung der Ketten zu ermöglichen,
machen aber in der Realität in letzter Konsequenz keinen Sinn.
Das Motordrehmoment hat stark in Abh. der Untersetzung mit der auf die Kette wirkenden
Zugkraft zu tun.
Das Drehmoment an der
Getriebeausgangswelle hängt vom Untersetzungsverhältnis beginnend am
Primärzahnzahnrad auf die Kupplung und von dort über das Getriebe ab.
Das Drehmoment steigt im selben
Verhältnis, wie die Drehzahl sinkt.
Daher ist das Drehmoment an der
Getriebeausgangswelle (Ritzel) im 1. Gang am höchsten und im 6. Gang am
niedrigsten.
Eine längere
Getriebeübersetzung bzw geringere Untersetzung würde also das Drehmoment und
damit die Zugkraft auf die Kette verringern.
Dazu kommen dann weitere
Effekte wie Ritzelgröße (bei gleichem Drehmoment steigt die Kraft mit kleinerem
Ritzel).
Aber auch Haftgrenze (Schlupf)
am Hinterrad, Lastspitzen durch Zündreihenfolge/Abstände, Kinematik der
Schwinge usw.
Zur Haltbarkeit neben Pflege
auch Kettenflucht, Umfangsgeschwindigkeiten am Ritzel und Fremdkörper, die
ihren Weg in den Antriebsstrang finden.
Das Thema Kettenspannung kennen
ja die meisten.
Hier am Beispiel der SDR 3.0. In der letzten Spalte habe ich mal ein 15er
Ritzel.
Und selbstverständlich werden
Ketten unterhalb ihrer Zugfestigkeit betrieben.
Denn dort tritt bereits eine plastische Verformung ein.
Bestenfalls darf man eine Kette bis zur unteren Streckgrenze belasten.
Nimmt man die Wöhler-Kurve zur Hand, lässt sich eine maximale Zugkraft bei
einer ausgewählten Lastspielzahl (das bestimmt die Haltbarkeit) ermitteln. Die
dann also dauerhaft zulässige Zugkraft liegt deutlich unterhalb der maximalen
Zuglast (hier wäre der Begriff der Bruchlast zielführend, ist aber im Marketing
eher "belastet") und auch deutlich unter der unteren Streckgrenze.
Randinfo:
- Ducati 1299 Panigale (vergleichbarer V2 vom Hubraum und Drehmoment) liegt serie auf einem ähnlichen Niveau (~2,8% weniger Zugkraft im Mittel)
- Aprilia Tuono V4 1100 Factory, liegt darunter, weil langer erster Gang aus der RSV4 (~20,3 % niedriger).
Beide haben Serie eine Regina 525 ZRP mit 41.000 N tensile strength (Niveau einer DID VX).
Die Superleggera eine 520er, Modell weiss ich grad nicht.
In allen Rennserien großer Bikes werden 520er gefahren, natürlich mit kurzem Wechselintervall.
Als letztes noch eine Enduro (KTM EXC-F 500).
Die macht im ersten Gang mehr als die Hälfte (~52%) an Zugkraft auf die Kette einer 1290 Super Duke R.
Hat aber nur ein 1/3 der Leistung und ~39 % des Drehmomentes eines 1290 Super Duke R.
Deutlich werden sollte in erster Linie, dass die Zugkraft an der Kette stark von der gewählten Untersetzung (Getriebe, Kettensatz) abhängt und nicht allein vom Motordrehmoment (Kurbelwelle) oder gar allein vom Hubraum / Leistung.
Gruß