Kurbelgehäuse Entlüftung 690iger Modelle

  • Hey Leuts!


    Ich mach mal einen neuen Thread zu dem Thema auf, da ich glaube dass es den einen oder anderen ggf. interessiert.


    Hab mir heute mal angeschaut wie und wo genau eigentlich die Kurbelgehäuseentlüftung beim 690iger Motor sitzt bzw. wie diese funktioniert.


    Die Blow By Gase, welche bei der Verbrennung des Gemischs am Kolben bzw. den Kolbenringen vorbeigehen, müssen ja zwangsläufig irgendwie auch aus dem Kurbelgehäuse wieder entweichen können.

    Ebenso muss ein Druckausgleich im Kurbelgehäuse stattfinden können, wenn der Kolben im Betrieb fröhlich nach oben und nach unten saust.


    Da das Kurbelgehäuse jedoch ein abgeschotteter Raum ist der nach oben mehr oder weniger durch den Kolben verschlossen ist und die Kurbelwelle selbst ebenfalls durch Wellendichtringe von der Außenwelt abgeschottet ist, konnte ich mir bisher nicht ganz erklären, wie dieser Druckausgleich beim 690iger Motor dann funktioniert.


    Also hab ich mich heute auf die Suche gemacht, bis ich dann schließlich diese kleine Bohrung im Zylinderfuß entdeckt habe

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    Diese kleine Bohrung, welche direkt in den Steuerkettenschacht führt, dürfte somit offensichtlich für die Kurbelgehäuseentlüftung zuständig zu sein.


    Bei älteren Modellen scheint hier eine kleine Düse eingesetzt gewesen zu sein

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    bei meinem 2013er Motor ist jedoch nur mehr eine einfache Bohrung vorhanden.


    Durch diese Bohrung wird dann jedenfalls, soweit ich das jetzt verstanden habe, der Druckausgleich zum Steuerkettenschacht durchgeführt.

    Deshalb sitzt oberhalb des Steuerkettenschachts im Ventildeckel dann auch eine Motorentlüftungsbohrung welche wiederum über den Ölabscheider mit dem Luftfilterkasten verbunden ist.

    Und so scheint dann eben die Kurbelgehäuseentlüftung beim 690iger Motor zu funktionieren ??‍♂️


    Sollte ich falsch liegen, bitte mich zu korrigieren

    Einmal editiert, zuletzt von Weity1980 ()

  • Ich persönlich halte diese Bohrung als zu klein. Ist wohl eher der Ölüberlauf vom Steuerkettenschaft. Ist ja ein ganz schöner Kolben Ø102mm welcher da auf und ab pumpt. So wie wir @Weity1980 kennen wird er noch einen Big Bore mit Ø105mm haben:achtung ironie:

    Jetzt wo du den Motor zerlegt hast kannst du mal die drei Bohrungen auf dem Zylinderkopf verfolgen wohin die führen? (SLS)

  • Alle 3 Bohrungen münden wie bereits schon mal erwähnt in die Nockenwellenbohrung


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    Und ich bin mir ziemlich sicher dass die Bohrung die Kurbelgehäuseentlüftung darstellt. Oder was denkst du wie der Druckausgleich im Kurbelgehäuse stattfindet?

    Wenn dein Steuerkettenschacht mal so voll Öl ist, dass das Öl bis zu dieser Bohrung reicht, dann ist diese Bohrung dann dein kleinstes Problem :zwinker:

  • Unbedingt :ja:

    Ist echt spannend und man kann sich alles in Ruhe anschauen :Daumen hoch:

  • Nein die BOhrung ist definitiv zu klein. Schau dir doch mal die Schläuche der Entlüftung an. Da hätte ja dann auch ein kleiner Unterdruckschlauch gereicht. Außerdem ist die Entlüftung ja am Kopf auf der gegnüberliegenden Seite angeschlossen. In deine Bohrung gehört laut Zeichnung von 2016 eine "Pan Head Screw".

    Könnten es evtl. eine dieser Bohrungen sein? oder ist das Kühlwasser?

  • Die Duke von 2016 hat schon den Euro4 Motor, oder?

    Wie das dort ist, weiß ich nicht.

    Hat aber nicht zwangsläufig etwas mit dem Durchmesser zu tun. Überlicherweise ist ja sogar ein gewisser Unterdruck im Kurbelgehäuse gewünscht.


    Was du da gelb markiert hast sind die Kühlwasserbohrungen der WaPu

  • Die 5x10 Flachkopfschraube welche du meinst ist übrigens nicht nur 1Stk. sondern sind 2 Stk. (mit Unterlegscheibe) und haben nichts mit dieser Bohrung im Steuerkettenschacht zu tun :nein:


    20191208_143514.jpg

  • Die Bohrung wird zur Belüftung des Kurbelraumes existieren und nicht zu dessen Entlüftung.

    Weil der neue LC4 hat eine "überdimensionierte" Ölpumpe die nicht nur das Öl absaugt sondern auch Unterdruck erzeugt was dann die Pumpverluste beim Motorlauf reduziert.

    Stellt man den Motor ab, so könnte über die Zeit übermäßig Öl rückgesaugt werden was dann beim nächsten Motorstart in Analogie zum Wasserschlag zu einem Ölschlag führen könnte.

    Deswegen die Bohrung damit das nicht passiert.

    Die Düse ist dann dazu da den Unterdruckverlust minimal zu halten.

    Später wird ein Kostenrechner drübergeschaut haben und zum Schluss gekommen sein dass eine Kalibierbohrung denselben Effekt bringt aber man sich ein Bauteil, dessen Montage und eine Gewindebearbeitung spart.

    Die Techniker werden ein wenig gemault haben weil die Bohrung nicht dünn genung sein konnte (sehr dünne Bphrer brechen gerne und brauchen extreme Drehzahlen) aber haben letzlich klein beigegeben weil sie nix zu sagen haben und die negativen Effekte zu verschmerzen waren.


    Bein Motorstart kann die Bohrung auch helfen den Überdruck im Kurbelraum schneller abzubauen, ganz hermetisch dicht ist da nämlich nicht gut.

  • Hört sich einleuchtend an.

    Jedoch ist der einzige Weg, der das Öl aus dem Kurbelraum rausbefördert durch ein Membran abgedichtet

    20191208_170633.jpg


    Und je mehr Unterdruck im Kurbelgehäuse herrscht, desto dichter sollte diese Membran doch schließen, oder nicht?

    Also von wo soll dann das Öl rückgesaugt werden?


    Edit:

    Btw, hab jetzt mal im Sparepartsfinder nachgeschaut, diese Düse trägt die Bezeichnung Hauptdüse 200 (57031523200)

    Wie man am Foto erkennen kann wird sie von der Kurbelwellenseite Richtung Steuerkettenschacht ins Gehäuse eingeschraubt. Wäre die erste Düse die ich kenne die entgegen ihrer "Flußrichtung" eingebaut wird ??‍♂️

    Und auch der erste Hubkolbenmotor den ich kenne der anstelle einer Kurbelgehäuse Entlüftung eine Kurbelwellengehäuse Belüftung hat :denk:

    Und der 690iger Motor hat nicht eine überdimensionierte Ölpumpe sondern er hat 2 Ölpumpen

    5 Mal editiert, zuletzt von Weity1980 ()

  • "dicht" bzw. "dichter" sind immer relativ. Die Membrane ist dicht genug während des Motorbetriebes, aber wenn der Motor eine Woche lang steht (oder sogar nur für eine Stunde oder zwei) würde ich das nicht mehr behaupten. Ich hatte früher mal was mit Dichtprüfungen zu tun, nicht viel aber immerhin...


    Das mit dem Rücksaugen ist übrigens nur eine These, kann man für plausibel halten oder auch nicht.

    In welche Richtung eine Düse durchflossen wird ist egal solange Sie Ihren Zweck erfüllt.

    Wenn da Hauptdüse 200 drinnen steht ist die war die ursprünglich im Düsenstock eines Vergasers drinnen (Luft- oder Spritpfad)

    Die 570 kennzeichnet den Motortyp. 583 waren die 620SC und 584 die e-start-Abkömmlinge. 570 ist was ziemlich altes.


    Deine letzte Zeile widerspricht nicht im mindesten meiner Aussage.

    Die eine Ölpumpe die aus dem Kurbelraum absaugt ist für die Zwecke der Schmierölversorgung absolut überdimensiont.

    Deren Nebenaufgabe ist es im Kurbelraum einen Unterdruck zu erzeugen, und dafür muß die mehr Volumen wegschaufeln als Öl anfällt.

  • Ich will dir auch nicht widersprechen.

    Mir ging's darum wie beim 690iger Motor die Kurbelgehäuseentlüftung funktioniert.

    Und genau dazu ist eben diese Bohrung vorhanden. Ich glaub da sollten wir uns einig sein oder nicht?

    Ob man das jetzt Kurbelgehäuse Entlüftung oder Belüftung nennt, ist dann eher zweitrangig.

    Wobei mir aber wie gesagt eine Kurbelgehäuse Belüftung bei einem Hubkolbenmotor absolut neu wäre.


    Mich würde aber auch mal der Aufbau des Ölabscheider bei diesem Motor interessieren.

    Würd mich nicht wundern wenn man darin auch ein Kugelventil oder eine Membran finden würde

  • Die Kurbelgehäuseentlüftung findet definitiv über die Ölpumpe statt!

    Die kleine Bohrung/Düse erfüllt irgendwelche Nebenzwecke.

    Stell Dir mal vor wie der Wind da unter dem Kolben bei 8000 U/Min geht...

  • Also werden deiner Meinung nach die BlowBy Gase über die Ölpumpe zurück in den Ölkreislauf gefördert?

    Ne sorry...


    Jetzt mal ganz ehrlich, glaubst du wirklich diese kleine Ölpumpe mit einem Spaltmaß zwischen Außen- und Innenrotor von 0,15mm kann soviel Luft komprimieren/absaugen, dass ein Unterdruck im Kurbelgehäuse entsteht?!?

    Ernsthaft?


    Wenn kein/zu wenig Öl vorhanden ist, das die Ölpumpe absaugen kann, dann läuft die leer durch aber sie saugt mit Sicherheit nicht so stark an der Membran, dass diese öffnet und ein Unterdruck im Kurbelgehäuse entsteht.


    Soll ich dir sagen wie der Unterdruck im Kurbelgehäuse entsteht?


    Beim Motorstart wird das Öl dass sich nach abstellen des Motors im Kurbelgehäuse gesammelt hat (und das sind immerhin 150ml) durch die Abwährtsbewegung des Kolbens aus dem Kurbelgehäuse gedrückt-> die Membran öffnet und die Ölpumpe saugt das Öl ein spritzt aber gleichzeitig wieder Öl ins Kurbelgehäuse über die Öldüsen Richtung Kolbenboden.

    Bewegt sich der Kolben nach oben entsteht ein Unterdruck, die Membran schließt.

    Bewegt sich der Kolben wieder nach unten drückt er das zuvor eingespritzte Öl natürlich über die Mebran wieder aus dem Kurbelraum.

    Und so weiter und so fort.


    Die Bohrung dient dazu um einen einigermaßen konstanten Unterdruck im Kurbelgehäuse zu halten (deshalb hat sie auch nur so einen geringen Durchmesser) und damit die Gase die sich im Kurbelraum bilden bei der Abwärtsbewegung des Kolbens nach außen in den Steuerkettenschacht abgeführt werden können.

    Dort stiegen die Gase dann im Steuerkettenschacht auf und werden durch die Motorentlüftung im Ventildeckel zuerst zum Ölabscheider und danach in den Luftfilterkasten abgeführt.

    Dann werden diese Gase, welche durch den Ölabscheider von Öltröpfchen befreit wurden erneut der Verbrennung zugeführt.


    So, jetzt darfst du wieder