Bordcomputer Display zwischen tot und flackern

  • Grüß euch,


    ich habe ein Problem mit meiner Duke 390 aus 2015 mit etwa 26.000 Kilometern. Kurz: Das Display vom Bordcomputer ist tot und zeigt nichts an. Blinker- und Fernlicht-leuchte funktionieren hingegen.


    Das Problem ergab sich schleichend. Hin und wieder ist während der Fahrt das Display ausgegangen und ist neu hochgefahren. Etwa 100 Km später macht das Display gar nichts mehr. Es leuchtet nicht, es zeigt nichts an.


    Kurzer Hintergrund: Ich habe nach längerer Standzeit Batterieprobleme gehabt, die war hinüber. Sie wurde durch eine Lithium-Ionen Batterie vom Polo ersetzt. Für meine Tests wurde die Batterie immer vollgeladen. Das Motorrad springt einwandfrei an.


    Bei meiner Fehlersuche habe ich mich an diesem Thread orientiert: Duke 390 Tacho ohne Funktion. Besonderen Dank an ms 01 für seine Recherche im Schaltplan. Zusammenfassung meiner Ergebnisse:

    - Die beiden Stecker am Display sind sauber, fest und wurden prophylaktisch mit Kontaktspray behandelt. Der sechspolige Stecker liefert keine Spannung während der Motor läuft, nur, wenn geblinkt wird.

    - Zeitweise konnte ich beobachten, wie die ABS-Leuchte mit dem Zünden des Motors flackerte. Vielleicht führt die Vibration des Motors einen Kabelbruch wieder "zusammen"?

    - Wackeln am Kabelstrang, soweit zugänglich (Lichtmaske, Tankverkleidung und Sitzverkleidung sind ab), führt zu keinen Änderungen. Kabelbruch unter dem Tank?

    - Alle Sicherungen sind in Ordnung. F2 hat ordnungsgemäß die Batteriespannung anliegen. Leerlaufspannung sind etwa 13,6V. Bei Erhöhen der Motordrehzahl sollen bei 5.000 U/min zwischen 13.5 und 15.0V anliegen. Bei gefühlt 3.000–4.000 U/min lagen 13,86V an der Batterie an, da ist also alles im Rahmen.

    - Bezugnehmend auf RE: Duke 390 Tacho ohne Funktion. Pin 1 (weiß) hat Batteriespannung, lt. meinem Billigmultimeter stabil. Vermutlich müsste man aber mit einem Oszilloskop ran, um zu verstehen, wie stabil sie wirklich ist.

    Batteriespannung.jpg

    - Das blau-weiße Kabel hat nur knapp 10V anliegen. Die Spannung erhöht sich bei Drehzahl auf etwa 10V. Ich konnte leider nicht rausfinden, wofür dieses Kabel ist. Die niedrige Spannung finde ich aber aufällig!

    blau-weiß.jpg

    - Das Flackern habe ich in einem kleinen Video festgehalten: https://youtu.be/gcJuw4q03xI Es tritt inzwischen auch auf, wenn der Motor aus ist, d.h. ohne Vibration. Wenn ich am Stecker rumdrücke, passiert nichts; ziehe ich den 20 poligen Stecker, bleibt das Display komplett dunkel. Vielleicht doch kein Kabelbruch?

    - Unter dem Tank sitzen drei kleine Relais, eines davon für die Benzinpumpe. Ein freundliches Dagegenklopfen hat an der Situation nichts geändert. Ist eines der Relais für das Display zuständig und hängt vielleicht?


    Aktuell ist die Tankverkleidung ab und ich konnte am Kabel etwas wackeln. Mein nächster Schritt wäre, den Tank abzunehmen und die Kabel darunter inklusive allen Steckern nachzuverfolgen und zu prüfen. Bis hierhin war es bereits ein weiter Weg und den Tank abzunehmen würde ich liebend gerne vermeiden. Vielleicht hat jemand den entscheidenden Tipp?


    Danke und Grüße

    Lukas

  • Siciliano

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hi Lukas,

    hast Du das verlinkte Handbuch mit dem kompl. Schaltplan vorliegen? Wenn nein bitte downloaden, für die folgenden Infos :zwinker: .


    Hast Du schon die Masseverbindung (Pin 10 +18 wie im anderen Post beschrieben) an der Tachoeinheit (P10) geprüft?

    Das konnte ich deiner Beschreibung nicht entnehmen.


    Sollte die Masseverbindung in Ordnung sein würde ich versuchen jemanden zu finden mit dem Du mal die Tachoeinheit (P10) tauschen könntest um hier einen internen Fehler auszuschließen.

    Wenn Masse nicht i.O. dann weiter nach Kabelbruch suchen.

    Der sechspolige Stecker liefert keine Spannung während der Motor läuft, nur, wenn geblinkt wird. (wo genau, alle Pins?)

    Bei dem Stecker sollte es sich um den Gangsensor handeln (siehe Seite 180, B34).

    Wenn am sechspoligen Stecker eine Spannung anliegt wenn geblinkt wird könnte diese evtl. Rückwärts über Blinkerschalter (s. Seite 184) und Tachoeinheit herrühren (mein Mutmaßung).

    Nach Schaltplan sollte dort eigentlich nur ein Massepotential über den Gangsensor auf A11-P10-A60 ausgewertet werden.

    - Das blau-weiße Kabel hat nur knapp 10V anliegen. Die Spannung erhöht sich bei Drehzahl auf etwa 10V. Ich konnte leider nicht rausfinden, wofür dieses Kabel ist. Die niedrige Spannung finde ich aber aufällig!


    Das blau-weiße Kabel (wh-bu) ist in meinem Handbuch nicht aufgeführt, sollte ich das auf deinem Bild richtig gezählt haben sollte es PIN 14 sein und entspricht in meinem Handbuch weiß-grün (wh-gn) und verbindet

    EFI-Steuergerät-Fahrzeugsteuergerät-Kombiinstrument. Vermute mal das es eine Bus-Verbindung ist (s. Seite 180).

    Die Spannung (10V) die du hier gemessen hast kommt wohl aus A60 oder A11, ob der Wert korrekt ist kann ich leider nicht sagen.


    Gruß Manni

  • Jeep, gibt anscheinend Änderungen im Handbuch zwischen 2013 und 2016.

    Sorry war im 2013 unterwegs :rolleyes: .

  • Danke schon mal für eure Tipps! Das müsste dann der 14er mit irgendeinem Bus-Signal sein. Hab mich voll im Color Coding vertan, dachte "bl" wäre blue – "bl" für black und "bu" für blue klingt aber deutlich sinnvoller :Daumen hoch: Ich hatte auch nur das 2013er Reparaturhandbuch da, das hat nicht unbedingt geholfen. Besten Dank fürs Teilen der aktualisierten Version.


    Ich könnte schwören, da war noch ein dritter Beitrag, der mir drei Pins gegeben hat, deren Massedurchgang ich testen soll. Massefehler, klar, würde zu dem Fehlerbild passen. Leider habe ich bei meinem "Danke" gedrücke den irgendwie gelöscht? Oder habe ich mich verguckt? Ahh, Beitrag #2 ist wieder da. Danke Manni! Zur Masseverbindung und Gangsensor siehe unten. Pin 14 muss, wie du sagst, eine Datenleitung sein und kann ich damit mit dem Multimeter nicht auswerten. Falscher Alarm :ja:

  • Bitte mal kurz alles aus Post 1 vergessen und neu sortieren. Mit Hilfe des neuen Repraturhandbuchs konnte ich neues in Erfahrung bringen:

    - Die Messung am Gangsensor war Mist, keine Ahnung was da passiert ist. Der passende Kontakt wird bei Einlegen des richtigen Ganges auf Masse gezogen, konnte ich exemplarisch für den 1. Gang nachvollziehen. Bei aktiviertem Blinker war hier keine Spannung mehr zu messen.

    - Masse Pins 10 und 18: Liegen niedrigohmig (4 Ohm) auf Masse. Die 4 Ohm sind im Zweifel Übergangswiderstand, das alles mit meinem Billigwerkzeug zu messen ist etwas herausfordernd.

    - Versorgungsspannung 10 liegt auf Batteriespannung.

    - Versorgungsspannung 1 liegt nicht sauber auf Batteriespannung mit interessantem Verhalten. Nach Trennen des 20-poligen Steckers konnte ich hier 9V messen, welche sich über Minuten hinweg langsam auf Batteriespannung (12,5V) erhöht haben. Sobald ich den 20-poligen Stecker einstecke, messe ich am Kontakt lediglich 5,2 Volt. Das ist natürlich zu wenig für das Display! Weil ich das so interessant fand, habe ich das gleich auf Video festgehalten: https://youtu.be/qr3s55C0GWQ

    - Aufgrund des großen Spannungsabfalls habe ich mal zur Gaudi den Leerlaufstrom gemessen, also den Strom, der fließt, wenn das Motorrad ohne Schlüssel einfach nur parkt. Hier konnte ich tatsächlich nur 0,03mA messen, wenn das Display abgestöpselt ist – aber satte 46,5 mA wenn das Display angestöpselt ist! Das erscheint mir deutlich zu viel und erklärt auch, warum ich mit der Duke 390 nur drei bis fünf Wochen Standzeit erreiche, bis das Motorrad schlecht oder gar nicht mehr anspringt. Meine Suzuki SV650 schafft Monate ohne Batterieprobleme.

    - Die Messung Widerstand von Pin 1 (Stecker offen) zu Batterie-Plus beträgt 130 Ohm.


    Mein Versuch einer Erklärung: Der hohe Spannungsabfall i.H.v. etwa 6,5V auf der Leitung sorgt dafür, dass das Display gelegentlich noch einen Mucks machen kann (Pufferkondensator), aber nicht sauber anläuft. Grund für den hohen Widerstand: Ein Stecker zwischen Pin 1 und Sicherung F2 ist locker und sorgt für hohe Übergangswiderstände oder ich habe einen Kabelbruch in dieser Leitung. Das Problem tritt nicht anderweitig in Erscheinung, weil an F2 höchstens noch die Alarmanlage sitzt, welche ich aber nicht habe. X295 AP/6 hat auch noch Zugriff auf die Leitung, scheint aber offen zu sein – vielleicht ein Prüfstecker?


    So oder so bin ich jetzt wieder an einem Punkt, an dem ich eure Unterstützung benötige. Wenn ich das Werkstatthandbuch richtig interpretiere, sitzt zwischen F2 und Pin 1 kein Stecker mehr und ich muss mit einem Kabelbruch rechnen. Ergo: Neue Strippe von F2 zu Pin 1 ziehen, ist ja kein Problem. Vielleicht übersehe ich aber auch etwas und da sitzt tatsächlich noch ein Stecker dazwischen, dessen Sitz ich überprüfen kann. Oder meine Erklärung ist Murks und KTM dachte sich wirklich, ein Spannungsteiler von 130 Ohm:130 Ohm an der Versorgungsspannung für das Display wäre eine feine Sache? Bin in der Elektrotechnik schon etwas eingerostet und für jede Vorschläge dankbar :ja:

  • Du hast eine PN :zwinker: , denke es wird einfacher das tel. abzuklären.


    Aber hier schon ein Paar vorweg Infos:


    Neue Strippe von F2 zu Pin 1 ziehen, ist ja kein Problem.

    Würde ich als erste Maßnahme zur weiteren Eingrenzung testen.

    Fliegende Kabelverbindung von +Batterie auf Pin 1 (P10) und schauen was passiert. Wenn Fehler weg dann Suche im Kabelweg fortsetzen.


    X295 AP/6 hat auch noch Zugriff auf die Leitung, scheint aber offen zu sein – vielleicht ein Prüfstecker?

    X295 Diagonsestecker 6-polig (OBD2) liegt unter der Sitzbank.


    Welche Spannung liegt hier auf Pin 1 gegen Masse bzw. Batteriepol Minus? Wenn saubere 12V, dann auch Alarmanlagenstecker (X55) Pin 8 prüfen. Liegt auch unter Sitzbank (breiter Stecker mit Gummimanschette), wenn auch i.O würde ich den Verbindungspunkt (1. runder Punkt im Schaltplan F2 nach P10) im Kabelstrang suchen und prüfen. Ich glaube das ist eine einfache Lötverbindung im Kabelstrang und der liegt vermutlich direkt im Cockpit in der ersten Abzweigung unter dem Gewebeband welches vom 20-Poligen Stecker weg geht.


    - Die Messung Widerstand von Pin 1 (Stecker offen) zu Batterie-Plus beträgt 130 Ohm.

    bzw. welcher Widerstand ist an den Steckern X295 / X55 zum Pluspol-Batt.? Bei den Widerstandsmessungen bitte Batterie immer abklemmen.


    Wenn hier auch ein hoher Widerstand vorliegt, dann Systematisch den Weg Prüfen. +Pol Batteriklemme >Eingang Sicherung F2>Ausgang F2>



    Habe gesehen das es auch noch eine 2.Spannungsversorgung über F8 an Pin 11 (siehe Seite 236) für das Kombiinstument gibt.

  • Das Problem ist gelöst, der Tacho läuft wieder einwandfrei. Es hat sich gezeigt:

    - X295 (OBD) hat saubere, niedrigohmige Batteriespannung. Diese sind aber über das Zündschloss geschalten, was nicht im Schaltplan eingezeichnet ist. Auch ist die Farbkodierung im Schaltplan fehlerhaft: Das Kabel mit der Spannungsversorgung auf Pin 1 ist in Realität braun, es sollte aber weiß sein. Davon nicht irritieren lassen.

    OBD-Stecker-Duke.jpg

    - X55 (Alarmanlage) hat ebenfalls saubere, niedrigohmige Batteriespannung. Eine irritierende Brücke ist hier, die aber die Alarmanlage ersetzt. Also alles in Ordnung.

    - Fliegende Verdrahtung der Display-Spannungsversorgung zeigt, dass das Display funktionstüchtig ist. Um das zu prüfen nimmt man am einfachsten eine dünne Litze, verzinnt sie mit dem Lötkolben und führt sie vorsichtig in Pin 1 des Displaysteckers ein. Das andere Ende der Litze kommt an die Batterie.


    Ergebnis der Messungen ist, dass Kabelbruch in Pin 1 des Displaysteckers vorliegen. Das bestätigt die Vermutung aus meinem vorherigen Post, bei dem ich die Versorgungsspannung mit 130 Ohm maß.


    Wie das Kabel an Pin 1 des Displaysteckers verlegt und wo es verlötet wurde, lässt sich nicht einwandfrei anhand des Schaltplans nachvollziehen. Deswegen wurde der Kabelbruch alternativ repariert. Ich habe ein Leerrohr mit vier Litzen befüllt (mehr passte nicht rein) und von der Sitzbank bis zum Scheinwerfer entlang des originalen Kabelbaums auf der rechten Seite verlegt. Eine Litze holt sich vom Alarmanlagenstecker die Batteriespannung und führt sie auf Pin 1 des Displaysteckers. Dort wurde natürlich die originale Leitung gekappt und isoliert. Anstatt die neuen Verbindungen zu löten habe ich mich für Wago-Klemmen entschieden. Die restlichen drei Litzen bleiben vorerst unbelegt und bieten die Möglichkeit, eventuell kommende Kabelbrüche schnell zu reparieren, ohne neue Leitungen ziehen zu müssen.


    Großer Dank für die Unterstützung bei der Fehlersuche geht an Manni ( ms 01). Auch die extrem raffinierte Lösung mit dem Leerrohr wurde von ihm vorgeschlagen und entspringt nicht meinem Kopf :Daumen hoch: