Saison Bericht (Hauptthema: Lenkkopflager/Lenkungsdämpfer)

  • Hallo Leute,
    nachdem ich nun schon mehrfach im Forum unterwegs war und eure interessanten Berichte verfolgen konnte, dachte ich mir ich schreib auch mal ein Paar Zeilen,
    um meine Erfahrungen mit euch zu teilen.
    Profil: Rolf, 48, @T, Fahrerprofil: 100% solo, 100% Strasse, rund, flott bis sehr flott.
    Nach 18 Jahren GS fand ich es im Frühjahr mal an der Zeit was Neues auszuprobieren und fand mich Angang Mai zur Probefahrt auf der neuen KTM 1190 wieder.
    Erster Eindruck: relativ "stumpf" auf der Vorderhand (vgl. Test bekannte Zeitschrift "messerscharf ist anders") -doch dazu später mehr-, sehr imposanter Motor, super leichte Bedienbarkeit (Kupplung, Bremse, Getriebe), sehr direkt und feinfühlig zu fahren. Passte mir eigentlich recht gut zumal der direkte Vergleich mit der ebenfalls probe gefahrenen neuen GS/LC diese dann doch zum Alt-Herren-Fahrzeug abstempelte. Nach einer weiteren Miet/Probefahrt über 470km hab ich dann
    zugeschlagen und mir die @T in grau bestellt.
    2 Wochen später Abholung beim Händler und etwas Ernüchterung (gleiches schwammiges Gefühl in der Lenkung) und nach den ersten 30km aufsteigende Rauchwolken am hinteren Krümmer. Öl-Undichtigkeit an der Ventildeckeldichtung und ein Paar Wochen später am Winkelstück wurden vom Händler abgedichtet.
    Mittlerweile 7400km auf der Uhr. Unter Anderem Sardinien, franz. Alpen, Dolomiti. Auch ich war dabei von den von euch schon hinreichend beschriebenen "Kleinigkeiten" nicht verschont: Hitzewallungen (mittlerweile Hitzeschutz montiert), Tank-Entlüftung zwitschert vor sich hin (vom Händler überprüft behoben),
    Kühlerschlauch undicht (Schelle in Italien auf der Bahn nachgezogen), Deckel hinterer Bremsflüßigkeitsbehälter verloren (PP-Deckel vom Händler montiert),
    schlecht ablesbares Display (links (Favoriten)), Hauptständer setzt auf (Feder:1Mann+Gepäck, Dämpfer:Sport, 110Kg) (habe mittlerweile Anschlagschraube ganz eingedreht), Tagfahrlicht / Abblendlicht wechselt bei Dämmerung zu oft (wünsche mir mehr Hystherese), Sitzbank im hinteren Bereich einfach zu dünn
    bepolstert (trotzdem 14h Tagesettapen möglich). Das sind alles Kleinigkeiten, die mir den Fahrspass in keinster Weise trüben konnten.
    1 Punkt bleibt jedoch auf der Beschwerdeliste: TC bzw Schräglagensensor (wenn's den wirklich verbaut hat) regelt in großer Schräglage viel zu schroff ab.
    Sie fiehl mir auf Sardinien doch ein Paar mal regelrecht in die Kurven hinein (kein Vortrieb mehr, um Schräglage zu regulieren), sobald auch nur um 1 Grad auf-
    gestellt ging sie dann ab wie Blücher und ich im Wheely auf die nächste Kurve zu. Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig bzw. nich mein Ding. Effekt ist im Street Modus nicht ganz so stark ausgeprägt. Deshalb meine Frage an euch Spezies: mit TC off und Dongle ist dieser Einfluß des Schräglagensensor wirklich
    abgeschalten oder nur TC off? Am Schlupf kann es meines Erachtens nicht liegen, ich spreche von "Durchrollen" der Kurve in großes Schräglage kurz vor bzw.
    am Scheitelpunkt und kurz vor bzw. beim Gas aufziehen.
    zu den Reifen: grundsätzlich funktioniert der Conti schon sehr ordentlich, obwohl ich der Meinung bin, daß er mit der Leistung überfordert ist. Hoffe tunlichst auf ein Einsehen der Reifen-Bäcker (würde zu gerne einen PiPo oder S20 auf der Kiste haben). Habe meine nach 6700km beide getauscht, wobei die letzten 1000km nicht wirklich Spass machten. Habe den Eindruck, daß die unten drin doch sehr hart werden. Sehe (ohne Einfahr-Geschwuchtl) nicht mehr als 5000km.
    Was für mein Verständnis aber schon sehr ordentlich ist. (Kosten pro Satz €275.-, mit Montage, ohne Räder-Ausbau).
    Beim Thema Rad-Ausbau kommen wir jetzt zum größten Lacher, den ich mit der @ hatte:
    Obwohl mir Radausbau nicht wirklich fremd ist, dachte ich lies doch mal in der Betriebsanleitung: aha, Hauptständer, hinten belasten, Vorderrad frei. Klingt logisch nur bei meiner ging das irgendwie nicht. Der Betätigungshebel des Ständer liegt bei mir auf geradem Untergrund schon am Boden an. Ein Kippen nach hinten ist gar nicht mehr möglich, zumal schon eine Menge Belastung hinten drauf muß. Wenn doch gekippt wird hebt die @ den linken Fuß des Ständers in die Luft - irgendwie nicht sehr Vertrauen-Erweckend. Hab's dann gelöst indem ich den Höcker erst mal auf ein Holzbrett gestellt habe. Foto anbei (sollte ich eigentlich an KTM schicken).
    Und jetzt komme ich zu dem Thema, das mich am Meisten bewegt.
    Nachdem ich es geschafft hatte, daß das Vorderrad frei in der Luft schwebte, hatte ich endlich einmal Gelegenheit mir die Lenkung/Gabel genauer anzuschau'n.
    Und siehe da Rad läßt sich nur sehr stramm nach links und rechts bewegen. Viel zu starmm für meine Ausfassung. Ich merke auch keinen Unterschied zwischen
    schnellen Bewegungen (die ein guter L-Dämpfer dämpfen sollte) und langsamen. Das ganze gleicht eher einer Rutschkupplung mit entsprechenden Geräuschen aus dem L-Dämpfer. Also flux Dämpfer abgekoppelt und: sehr viel besser aber immer noch nicht gut (kein leichtes Schwingen von links nach rechts) --> Lenkkopflager zu stramm angezogen (vergleiche Test Zeitschrift). Also flux die obere Gabelbrücke gelockert und LKL penibel eingestellt (mußte ca. 3/4 Umdrehung öffnen). Gabelbrücke wieder (mit korrekten Drehmomenten) fixiert. Und so solls dann sein VR schwingt ordentlich von li nach re und das ohne jegliches Spiel. Lenkungsdämpfer wird ganz demontiert. Testfahrt. Was soll ich sagen jetzt fährt der Hocker so wie ich mir das vorstelle, jetzt spricht sie endlich
    in Schrälage mit mir. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. So muß das sein. Jegliche Bemühungen das Ding bei voller Beschleunigung - Schräglage oder nicht - mittels Wackeln am Lenker oder Anstossen des selben zum Lenkerschlagen zu provozieren verliefen erfolglos. Bis 220 getestet, kein Pendeln mehr. Test über 220 steht noch aus. Fazit: Dieses Mopped braucht keinen Lenkungsdämpfer, er macht viel mehr kaputt als er gut macht. Auch die theoretische Werte von Lenkkopfwinkel und Nachlauf sprechen nicht für die Notwendigkeit. Weiß nicht für was die von KTM den angebaut haben, vielleicht braucht man ihn im Gelände :lautlach: bei mir kommt der auf jeden Fall nicht mehr dran. Ich gehe noch einen Schritt weiter: neben der übertriebenen "Sicherheitsmaßnahmen" die heute wohl von allen Herstellern eingebaut werden, könnte ich mir sogar vorstellen das das heutzutage eine Marketing-Sache ist "wilder Karren braucht sogar L-Dämpfer"
    nicht umsonst bekommt jetzt auch die 2014er GS einen (weil die Kati einen hat ?).
    Aber bevor ihr mich jetzt steinigt: das ist meine persönliche Meinung - bitte nicht nachmachen, Lenkungsdämpfer ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil.
    Obwohl ich euch schon zumindest zur Kontrolle bzw. Einstellung des Lenkkopflagers ermutigen möchte, bringt denke ich auch schon was in Sachen Handlichkeit. Angenehmer Nebeneffekt: Seit die obere Gabelbrücke ordentlich verschraubt ist kein Knacken mehr aus dem Lenkkopfbereich.


    Fazit: @ = ein faszinierendes Motorrad, das mal eben richtig Spaß macht.
    Kleinigkeiten sind zu optimieren, aber das gefällt mir auch, wenn ich hier und noch was verbessern kann.


    in diesem Sinne noch viel Spaß euch allen mit euren KTMs, einen schönen Saison-Ausklang und...
    Räder unten halten.


    Rolf

  • Super Bericht, vielen Dank dafür. Sach ma, iss das Moped im Hintergrund ne alte 900er Kawa? Das war das erste Moped mit nem Lenkungsdämpfer, an das ich mich erinnere. Hatte den dann auf eine 610er WABA Honda verbaut mit hinten Konis und Kegelrollenlager im Lenkkopf. Da kritisiert man heute Fahrwerke doch auf einem sehr hohen Niveau.


    Gruß Bernd

    Gruß Bernd


    Good judgement comes from experience. Experience comes from poor judgement.

  • mein tiefempfundener Neid ist Dir gewiß, wenngleich ich das Fahrwerk nicht wirklich vermisse. Aber der Sound, wenn die Flöten verloren gegangen waren....gottvoll, fast wie Sportquattro.....fast.


    Gruß Bernd

    Gruß Bernd


    Good judgement comes from experience. Experience comes from poor judgement.

  • :willkommen: im Forum und viel Spaß hier.


    Sehr interessanter Bericht von Dir.
    Wenn ich mir dann Dein Zweit-Motorrad ansehe muss ich wieder feststellen, wie schön Motorräder doch früher ausgesehen haben.

    MT09  Duke5 Enduro690R SMT990

  • oder, wenn ich noch verbessern darf.....wie schön alte Motorräder nach nunmehr fast 40 Jahren noch immer anzuschauen sind. Und mit einer ungelochten Scheibe im Vorderrad und Trommelbremse hinten ohne jegliche Elektronik dennoch Mörderspaß bereiteten.

    Gruß Bernd


    Good judgement comes from experience. Experience comes from poor judgement.

  • ... und wir damals etwas jünger waren. :ja:


    Ja, so klassisch gefallen mir Motorräder am besten, kein Schnabel, keine Wasserkühlung, kein Plastigeraffel, ...


    Fahren lassen sich die heutigen aber definitiv besser.

    MT09  Duke5 Enduro690R SMT990

  • stimmt, heute bin ich auch 20 Jahre älter, als vor 40 Jahre :grins: Wir können heute aber auch wesentlich mehr als 1975. Ich fand damals die 90 PS angsteinflößend. Heute würde man gähnen. Unbestritten ist unter den alten Säcken jedoch die traumhafte Ästhetik der alten Bikes. Allein die vier verchromten ESD...hach, herrlich.


    Gruß Bernd

    Gruß Bernd


    Good judgement comes from experience. Experience comes from poor judgement.

  • Ihr würdet gar nicht glauben welchen Spass das Ding beim Fahren macht.


    Glaube ich Dir sofort. Vor fünf Tagen habe ich "Frankensteins Tochter" live erlebt, da gab es auch noch den passenden Sound dazu. :Daumen hoch:
    Selbst gefahren bin ich nur mal die H2, die hatte ein abenteuerliches "Fahrwerk", vorwärts immer, Kurven nimmer. :zwinker:

    MT09  Duke5 Enduro690R SMT990

  • ...und öfter mal nen Kolbenklemmer auf dem mittleren Zylinder. Wegen der extremen Wheelieneigung hieß sie bei uns Einrad.

    Gruß Bernd


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  • Meine Güte, komme ich mir hier plötzlich jung vor!!! :lautlach: Ob diese Form Vergangenheits-Schwärmerei irgendwann unvermeidlich ist?
    Aber mir fehlt auch bei Motorrädern schon immer jeglicher Oldtimer-Sinn. Können nix, fressen unheimlich Sprit, stinken wie die Pest vor Krakau, fahren sich wie ein angeschossenes Kamel und sind dauernd hin. Die neuen Maschinen können wenigstens was, wenn sie grad ausnahmsweise nicht hin sind :crazy:
    Aber jedem Tierchen sein plaisierchen, wie meine Großmutter immer sagte :)
    :kapituliere:


    PR

    Reality is that which, when you stop believing in it, is still there.

  • Meine Güte, komme ich mir hier plötzlich jung vor!!! :lautlach: Ob diese Form Vergangenheits-Schwärmerei irgendwann unvermeidlich ist?
    Aber mir fehlt auch bei Motorrädern schon immer jeglicher Oldtimer-Sinn. Können nix, fressen unheimlich Sprit, stinken wie die Pest vor Krakau, fahren sich wie ein angeschossenes Kamel und sind dauernd hin. Die neuen Maschinen können wenigstens was, wenn sie grad ausnahmsweise nicht hin sind :crazy:
    Aber jedem Tierchen sein plaisierchen, wie meine Großmutter immer sagte :)
    :kapituliere:


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    nanana,sind dauern hin trifft wohl eher die Nintendo Bikes von heute. Zu Zeiten meiner seligen CB 750 four hatte Honda bei Erreichen von 100.000 km kostenlosen Austausch des Motors gegen einen neuen ausgelobt. Das haben die sehr schnell eingestampft. Darfst dreimal raten, warum. Außerdem kosteten die Bikes bedeutend weniger, nicht wie heute im Bereich eines Mittelklassewagens. Man mußte halt Motorradfahren können oder schnell lernen, wenn man so alt werden wollte, wie ich heute bin. Ich glaube viele jüngere Mopetisten von heute würden sich mit ner 900er Kawa oder H2 Mach IV die Rübe einfahren. Was sie allerdings können, die alten Mühlen, ist Spass bereiten. Alleine der verklärte Blick der Greise, wenn sie so ein Moped in gutem Zustand vorbei fahren sehen....unbezahlbar.


    Gruß Bernd

    Gruß Bernd


    Good judgement comes from experience. Experience comes from poor judgement.

  • nanana :zunge:,


    da gilt wohl der alte Spruch, dass es früher alles besser war (was natürlich nicht stimmt).
    Anscheinend fängt man mit dem Alter an zu glorifizieren :tröst: :grins:
    Wenn ich mich recht erinnere, kostete 1975 die Honda CB750four 7200 DM, einen VW Golf gabs ab 8000 DM. Der zählte doch auch schon zur Mittelklasse, oder? :rolleyes:
    Das sich heute einige damit die Rübe abfahren würden, da stimme ich dir zu, aber das ist auch nicht viel anders als damals.


    Immerhin waren Motorräder vom Schlag einer KawaZ1 oder Honda GL1000 maßgeblich mit an der 100 PS Beschränkung beteiligt.


    Aber schön waren sie :knie nieder:


    Gruss Ralf

    2 Mal editiert, zuletzt von rzille ()


  • nanana,sind dauern hin trifft wohl eher die Nintendo Bikes von heute. Zu Zeiten meiner seligen CB 750 four hatte Honda bei Erreichen von 100.000 km kostenlosen Austausch des Motors gegen einen neuen ausgelobt. Das haben die sehr schnell eingestampft. Darfst dreimal raten, warum. Außerdem kosteten die Bikes bedeutend weniger, nicht wie heute im Bereich eines Mittelklassewagens. Man mußte halt Motorradfahren können oder schnell lernen, wenn man so alt werden wollte, wie ich heute bin. Ich glaube viele jüngere Mopetisten von heute würden sich mit ner 900er Kawa oder H2 Mach IV die Rübe einfahren. Was sie allerdings können, die alten Mühlen, ist Spass bereiten. Alleine der verklärte Blick der Greise, wenn sie so ein Moped in gutem Zustand vorbei fahren sehen....unbezahlbar.


    Gruß Bernd

    Naja, diesbezüglich könnte man mich als Naturwissenschaftler nur mit echten Daten und einer vernünftigen Statistik überzeugen :rolleyes: Dass Motorräder "früher" auf 100.000km weniger Pannen hatten als heute zweifel ich ansonsten mal frech an. Und umbringen kann man sich mit heutigen Mopeds auch ganz vorzüglich. Ich vermute mal, damals haben sich auch mehr als genug mit den Dingern um die Bäume gewickelt. Schwer zu sagen, ob das "härtere Hunde" oder "dümmere Hunde" waren :lol:


    Aber prinzipiell will ich ja niemandem seinen Spaß nehmen, wer die Kisten fahren will, hat natürlich meinen Segen :amen: :zwinker: Ich fand nur die allgemeine Wehmut gerade unterhaltsam :zunge: (Besonders unter Besitzern des vielleicht geilsten Gefährts unter der Sonne!)


    @ Hannibal: Tja, wie mans sehen will... mitte 30 halt. Was immer das bedeuten mag. Ich kenne Leute, die waren mit 20 schon uralt im Schädel. Andere habens mit 80 noch faustdick hinter den Ohren :grins:


    Gruß,
    PR

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    Einmal editiert, zuletzt von pedalritter ()

  • Alleine der verklärte Blick der Greise, wenn sie so ein Moped in gutem Zustand vorbei fahren sehen....unbezahlbar.


    :ja::grins:


    da gilt wohl der alte Spruch, dass es früher alles besser war (was natürlich nicht stimmt).


    Das liegt daran, dass man früher jünger war.


    Naja, diesbezüglich könnte man mich als Naturwissenschaftler nur mit echten Daten und einer vernünftigen Statistik überzeugen Dass Motorräder "früher" auf 100.000km weniger Pannen hatten als heute zweifel ich ansonsten mal frech an.


    Was sind denn "echte Daten"? Die, die wir in jeder x-beliebigen gefälschten Statistik finden?
    Nach meiner Erinnerung war die Pannendichte damals dramatisch höher wie heute.

    MT09  Duke5 Enduro690R SMT990