Nachm Rheinländer war ich der nächste, der Highscores Kit in der 1290er Super Duke R fahren darf. Der ganze Einbau wurde relativ kurzfristig für Mittwoch, 5.7.2017 11:00 direkt bei Christian in Wien festgelegt, weil ich am darauffolgenden Sonntag auf den Slovakiaring fuhr und dort Vergleichszeiten vom letzten Jahr habe. Aus Oberösterreich hab ich die interessantere Route via Scheibbs und Ochssattel gewählt, wollte ich doch auch etwas Spaß statt nur Autobahnfahrerei haben.
Zur meiner SDR: Sie ist BJ 06/2015, schwarz, 26.000 km am Tacho, Original ESD, PP-Fußrasten, PP-Sitzbank, Griffheizung, MRA-Windschild, Bridgestone S21 (dzt: 5. vorne, 8. hinten).
Etwas nach 11:00 beim Christian angekommen, schoben wir die SDR auf den Prüfstand, um zuerst eine Eingangsmessung durchzuführen. Christian war etwas verwundert, dass mein S21-Hinterreifen auf der Prüfstandswalze ordentlich auf Temperatur kam. Ich war mit der SDR vor kurzem am Pannoniaring, hab den Reifen immer fleißig mit Reifenwärmern auf 95 Grad vorgeheizt, weshalb sich die Mittelschicht gut gehalten hat. Der dzt. Hinterreifen ist Produktion 06/2016 und kam wegen Lieferschwierigkeiten letztes Jahr im September aus England. Am Prüfstand lieferte meine SDR dann ca. idente Werte zu Christians SDR Originalmessung mit M7RR-Bereifung, dh. ca. 152 PS auf dem Hintereifen bzw. 2 PS mehr als Rheinländers Maschine. Bei ihm war das Wetter leistungstechnisch schlechter als bei mir. Nach mehreren Prüfläufen gingen wir zur Bäckerei, da es inzwischen fast 30 Grad in der Werkstätte hatte, die Strahlungshitze vom Motor wäre beim Umbau nicht zuträglich gewesen.
Der Umbau startete dann gegen 13:00 und ging gut voran. Wie sich herausstellte, ist der originale Papierfilter etwas dicker als der in Christians SDR mit K&N, wodurch der neue Deckel im Filterbereich zwischen den 4 Verschraubungen nicht exakt plan auflag. Der Highscore-Deckel hält den Filterplastikkeil anders als der Originaldeckel im Luftfiltergehäuse fest, wodurch ich Christian um eine Modifikation bat, damit kein Spalt von 0,5-1 mm besteht. Nach etwas mürrischem Abschleifen passte der Deckel dann einwandfrei. Beim kommenden 30.000er-Service werde ich (auch aufgrund der besseren Feuchtigkeitsverträglichkeit) auf den K&N-Filter wechseln. Nachdem Christian alles verkabelt hat, kam der Tank wieder drauf und Christian drehte probehalber die Zündung auf "Ein". Leider meldete der Bordcomputer 2 Fehler und die Maschine sprang bei einem getätigten Versuch nicht an. Da weder das Betriebshandbuch, noch das Werkstättenhandbuch eine genaue Fehlercode-Liste bereitstellten, ging Christian systematisch vor und nahm wieder Tank und Luftfilterkasten hab. Seiner Meinung nach rührt der 2-fache Fehler von einer doppelt verwendeten Einheit. Er sollte recht behalten, im Gegensatz zu seiner und Rheinländers SDR sind bei meiner die Einspritzdüsen-Aderpaare wie bei den Husqvarna 701-Bikes verdreht verdrahtet. Christian lötete die beiden Kabel der Einspritzdüsen-Stecker am Kastl-Kabelbaum um, damit nichts am Originalbaum verändert wird. Anschließend bauten wir alle Abbauteile wieder an, total waren das sicher 2 Extrastunden an Arbeit. Der erste Zündversuch brachte dann keinen Fehler mehr, die SDR sprang auch sofort mit normalem Motorsound an. Die Lautstärke zum Original ist nur minimal höher, da war der Unterschied bei meiner 690er Enduro wesentlich stärker wahrnehmbar.
Wir führten dann mehrere Prüfläufe durch. Bei Drehzahlen über 4.500 rpm waren die Zuwächse durchwegs zwischen 8 und 15 PS bzw. 10 und 20 NM, in der Spitze waren es ca. 10 PS und 15 NM mehr als ohne Kastl und Kit. Abschließend verbesserten wir noch die Verkabelung, montierten alle Teile wieder fest am Bike und ich konnte gegen 19:00 die Werkstatt verlassen. Wir haben dazwischen einige Fotos gemacht, mit den Adapterierungen und Zusatzläufen brauchten wir sicher 3x so lange wie bei einem problemlosen Einbau.
Ich bin dann via Stockerau über die Autobahn bzw. Schnellstraße nach Krems in die Wachau gefahren. Bei manchen gleichbleibenden Drehzahlen fiel mir ein unangenehmes Plastikdröhnen auf, was Christian inzwischen dem SLS zuordnen konnte. Ich hab hier dzt. noch nichts verändert, da ein Verschließen des SLS mittels Plättchen oder Klebeband im Ansaugschlauch beim Kühler das Brabbeln bei kaltem Motor unterbindet, was mir bei Tourbeginn jedoch sehr gefällt. Von Krems bin ich nach Senftenberg, am sehr bekannten Winzer "Nigl" vorbei und dann links nach dem 30er nach Stixendorf rauf. Hier konnte ich die Beschleunigung zum ersten Mal so richtig austesten und ich muss sagen, dass der Vortrieb derart heftig ist, dass ich im 4. Gang permanent Striche ziehen konnte. Die Beschleunigung ist jetzt linearer, der Anreißer bei 6.500 rpm ist nicht mehr so heftig, dafür zieht sie so schnell im Dritten von 50 km/h auf mehr als erlaubt, dass es eine Freude ist. Von Stixendorf bin ich runter nach Weißenkirchen in der Wachau, wo nach dem Dorfzentrum gleich wieder eine Straße Ottenschlag durch die Weinberge raufführt. Kurzum, da rauf war die reinste Freude! Aufgrund der Dämmerung und schlechter werdenden Sicht bin ich dann den Rest auf der Donauuferstraße heimgefahren.
Am Folgetag war dann eine Ausfahrt nach Südkärnten und in die Südsteiermark geplant. Um 9:00 startete ich über Niederösterreich via Gaming nach Kapfenberg, wo ich einen schmerzbedingten Stopp wegen meines neuen Helmes Schuberth R2 machen musste (Fehlkonstruktion beim stirnseitigen Belüftungskanal). Geil gings runter über mehrere Kurvenstraßen zum Packsattel, wo es dann etwas zu tröpfeln anfing. Nach einer kurzen Stärkung fuhr ich weiter Richtung Deutschlandsberg, wo es dann richtig zu schütten begann. Im Rain-Modus zuckelte ich vorsichtig zur nächsten Tankstelle, wo ich zwei Biker traf, die mir sagten, dass mein geplantes Reiseziel "Soboth" noch trocken ist. Nach wenigen Kilometern war die Straße wieder komplett trocken, die SDR ruckelte im Schubbetrieb jedoch manchmal eigenartig und nahm danach das Gas nicht sofort an - mir schwebte Böses vor. Nach Lavamünd lotste mich das Navi etwas zu sehr in die Pampa, bei manchen Bergabpassagen ruckelte die SDR schon wieder. Kurz vor Wolfsberg stoppte ich und besprach die Angelegenheit mit Christian, wir kamen jedoch nicht auf eine Lösung. Einen möglichen schlechten Super95-Benzin sollte ich bei nächster Gelegenheit durch einen 98er beheben. Leider erwischte mich in Wolfsberg wieder ein Starkregen, weshalb ich dann komplett nass bei der Eni in Zeltweg ankam und 12 Liter 98er in die SDR tankte. Am Ruckeln änderte es leider nichts zum Positiven, es wurde immer schlimmer! Gleichmäßiges Fahren war kaum noch möglich. Nach mehreren kurzen Pausen kam ich nach Trieben, wo die SDR nach Kaiserau rauf kaum mehr Vortrieb hatte, der Motor klang wie bei einem Einzylinder, der absäuft.
An einer Bushaltestelle rief ich zuerst beim KTM Mobilitätsservice an. Mein Motorrad ist derzeit knapp über 2 Jahre alt, ich habe eine erweiterte Garantie auf 4 Jahre abgeschlossen. Wie auch bei meiner ehem. Duke 690 klappte dieses "Service" überhaupt nicht, diesmal waren zu meiner SDR keine Serviceintervalle laut Mitarbeiter eingetragen (obwohl im Dealer.net immer mit Auszug eingetragen), wodurch ich einen Einsatz der Pannenhilfe selbst zahlen und dann regressieren müsste. Zum Glück habe ich auch noch eine ÖAMTC-Mitgliedschaft mit Schutzbrief. Von dem netten ÖAMTC'ler erfahre ich auch, dass KTM über sie den Reparaturdienst abwickelt. Wir machten uns die Pizzeria in Trieben als Treffpunkt aus, 25 min später war der Pannenhelfer vor Ort. Mit Christians Hilfe am Telefon mit dem Werkstättenhandbuch zerlegte ich mit dem ÖAMTC'ler das im Tank angebrachte Benzinpumpengehäuse, um den Filter auf Verstopfungen zu prüfen. Beide Filter waren ordentlich verdreckt, vor allem der teebeutel-ähnliche Filter an der Pumpe. Nach einer Reinigung und genauen Begutachtung fanden wir dann im Filtergehäuse ein 1x0,5x0,5-cm-großes Silikonbröcklein. Wie das da rein kommt, konnte keiner beantworten. Nach 90 min war die SDR dann wieder zusammengebaut und ich machte eine Probefahrt. Die SDR ruckelte wie vor dem Pannendienst, darum ließ ich den gelben Helfer erfolglos abziehen und aß eine Pizza.
Der Heimweg über Liezen und den Pyhrnpass war dann eine reine Plagerei. Die SDR würgte sich regelmäßig in den Bergaufpassagen ab und hatte keine Leistung mehr. Nach der Wurzeralm machte ich einen längeren Stopp und telefonierte wieder mit Christian. Es war inzwischen sicher 23:15, ich holte mir ein paar Tipps für daheim, wenn ich es denn dorthin schaffe, um dem Problem auf die Schliche zu kommen. Nach Spital am Pyhrn hatte ich dann die Idee, doch wieder den Rain-Modus zu aktivieren, was zu einem wesentlich besseren Motorlauf führte. Darum bin ich bei Klaus auf die Autobahn und fuhr die restliche Strecke mit flotten 135 km/h nach Hause.