Eigentlich wollte ich ein Thread zur meiner gestrigen Probefahrt mit der KTM 990 Duke eröffnen, aber unser Tourjörg Jörg hat alles wichtige was ich bei der Probefahrt erfahren habe bereits gut zusammengefasst.
Das wäre für mich:
- Alles was der KTM 790 Duke gefehlt hat, ist mit der KTM 990 Duke adressiert worden, insbesondere das etwas unruhige und zappelige Fahrverhalten des Vorderrades in Kurven bei schlechteren Straßenverhältnissen.
- Als Fahrer einer KTM 1290 SD-R 2.0 vermisse ich sogut wie garnichts, sauberer Durchzugskraft, satt liegend auf der Straße und ein überraschendes einfaches Handling.
Aber der Reihe nach. Kurzentschlossen habe ich das doch noch gute Wetter genutzt und bin zu SK-Bikes gefahren, um mich für eine Probefahrt mit der KTM 990 Duke und der KTM 890 SMT anzumelden.
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Neugierig wurde ich auf die KTM 990 Duke nicht unbedingt durch das provokative Design des Frontscheinwerfers, sondern mehr weil ich sehr bequem und entspannt auf der Maschine Platz nehmen kann. Das ist nach meiner Knie-OP in September 2023 wichtig für mich geworden, denn ich kann mein linkes Bein nicht mehr so stark einwinkeln. Zur Orientierung, auf meiner KTM 1290 SD-R bekomme ich mein Fußballen nur mit etwas Gewalt auf die Fußraste, während bei der KTM 990 Duke das einfacher geht. Das hat mich überrascht.
Ein weiterer Punkt der die KTM 990 Duke für mich interessant macht ist der Preis. Ich muss ehrlich sein, das was für eine KTM 1390 SD-R mittlerweile aufgerufen wird, ist mir, wie bei auch anderen Marken, einfach zu viel geworden und aus Erfahrung mit einer KTM 790 Duke, die meine Frau länger besessen hat, muss ich objektiv sagen, dass 105 PS für die Straße ausreichend sind. Ich hatte mit der Maschine nie das Gefühl untermotorisiert unterwegs gewesen zu sein und dazu gab es gewichtsbedingt ein sehr agiles Handling. Lediglich das etwas nervöse Gezappel des Vorderrades bei schlechteren Straßenverhältnissen in Kurven hat mich gestört und als ich in einen Test las, dass die KTM 990 Duke wohl recht satt auf der Straße liegt wurde mein Interesse weiter verstärkt.
Als ich Platz auf der KTM 990 Duke nahm um loszufahren, habe ich mich wie damals auf der KTM 790 Duke gefühlt. Man sitzt recht aufrecht, eben Naked-Bike, Beinwinkel auch recht entspannt und eher etwas nach vorne orientiert.
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Vom Design gefällt mir die Maschine einiges besser als die KTM 790 Duke oder die 890 Duke und glücklicherweise für mich, wird kein Verlangen auf einen kurzen Nummernschildhalter geweckt. Auch der unten geführte Auspuff finde ich wesentlich gefälliger und praktisch um z.B. Reisetaschen wie meine Held zu platzieren, die seitlich abfällt. Die konnte man bei der KTM 790 Duke nicht benutzen, da die Hitzeentwicklung und die Abgase die Reisetasche hätten leiden lassen.
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Das Display finde ich endlich bei KTM als gut gelungen, insbesondere wenn ich es mit meiner KTM 1290 SD-R Bj. 2018 vergleiche. Alle Informationen sind gut ablesbar, auch bei sonnigen Tagen und die Drehzahlanzeige ist recht feinfühlig gestaltet. Bei meiner KTM 1290 SD-R zappelt sie ständig hin und her, da die Auflösung bei 500rpm liegt. Das wirkt billig und in den Fall absolut unpassend. Nicht so bei der KTM 990 Duke.
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Etwas was mir an der KTM 790 Duke nicht gefallen hat, nämlich das billige Erscheinungsbild der Seitenverkleidungen, ist bei der KTM 990 Duke nicht wahrnehmbar. Die Plastikteile machen einen stabileren Eindruck und klappern oder vibrieren nicht beim Fahren. Das war bei der KTM 790 Duke anders. Nichts desto trotz, die Teile besitzen nicht die Haptikqualität die ich von meiner KTM 1290 SD-R her kenne, aber insgesamt hinterlässt die KTM 990 Duke auf mich ein guten Eindruck. Toll fand ich, dass der Tank aus Metall ist, was die Maschine für mich qualitativ aufwertet.
Last but not least, das Fahren ist kurz gesagt sensationell und lässt für mich keine Wünsche übrig. Alles was mir an der KTM 790 Duke gefallen hat, ist jetzt bestens umgesetzt. Kurven werden präzise und ruhig durchfahren, kein nervöses reagieren auf schlechtere Straßenverhältnisse, ähnlich dessen was ich von meiner KTM 1290 SD-R her kenne und schätze. Es ist genügend Leistung und Drehmoment verfügbar, man hat Spaß aus Kurven heraus zu beschleunigen und Überholmanöver sind eine sichere Sache. Klar, den Rumps den eine KTM 1290 SD-R besitzt ist nicht vorhanden, aber wie ich bereist sagte, objektiv gesehen mehr als ausreichend. Dazu kommt noch die Agilität und einfache Handhabung. Die KTM 990 Duke ist wendig, einfach in Kurven zu bringen und liegt sicher auf der Straße.
Eine weitere Überraschung war für mich der Motor, der erstaunlich ruhig läuft. Das Gezicke das ich von der KTM 790 Duke her kannte, ist praktisch verschwunden. Im Stadtverkehr bei ca. 30 - 50kmh im 3. Gang ist nur ganz leichtes Ruckeln zu spüren, das eigentlich für einen 2-Zylinder nicht der Rede wert sind. Dazu kommt noch, dass ich den Motor als sehr drehfreudig empfand, obwohl die Vorführmaschine gerade mal 900km drauf hatte. Das war mit einer KTM 890 SMT, die ich an den gleichen Tag und Strecke gefahren bin, ganz anders. Auf kurviger Strecke im 3. Gang und 4. Gang zu fahren hat einfach nur Spaß gemacht. Wechselkurven sind kinderleicht zu bewältigen, was mit einer KTM 1290 SD-R einiges mehr an Arbeit erfordert. Selbst ein paar engere Kehren hat der Motor im 2. Gang problemlos und mit wenig Gas- Kupplungsspiel bewältigt. Da mustte man mit einer KTM 790 Duke mehr spielen um um die Kehren zu kommen.
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Dieses Motorrad hat alle meine Erwartungen erfüllt, teilweise übertroffen und ich kann jeden nur raten, die KTM 990 Duke Probe zu fahren, wenn man daran denkt sich ein neues Motorrad anzuschaffen.
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Sie kommt mir vor wie die Geschichte "Das häßliche Entlein" und ich empfehle nicht nur auf das Erscheinungsbild von vorne zu achten, sondern die inneren Werte für sich sprechen zu lassen.
Gibt es Kritikpunkte, dann wäre es das leidige Thema Quickshifter, das KTM wohl nicht so gut auf die Reihe bekommt wie andere Hersteller. Die Gänge werden wie bei meiner KTM 1290 SD-R, aber auch der KTM 790 Duke und die am gleichen Tag gefahrene KTM 890 SMT recht unsampft eingelegt, manchmal aber auch sehr flüssig und weich, irgendwie insgesamt aber recht ruppig und unterschiedlich. Schade ...
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Danke nochmals an SK Bikes, die mir gestern die Möglichkeit gaben die KTM 990 Duke und die KTM 890 SMT ausführlich Probe zu fahren