Ich stamme ja noch aus einer Zeit, als Navigation mit Papier gemacht wurde.
Da hatte man eine Karte im Tankrucksack und konnte sich während der Fahrt orientieren.
Wenn man eine Route plante, dann nahm man nicht selten einen Textmarker zur Hand und zeichnete die geplante Route aufs Papier.
Später gab es dann sogar abwischbare Karten, so dass man sie mehrfach verwenden konnte.
Aber wie das so im Alter ist, kann ich mich seit einigen Jahren
entscheiden, ob ich das Verkehrsgeschehen vor mir erkenne, oder ob ich
die Karte studieren will. Für ersteres brauche ich eine Brille, für
zweiteres nicht.
Gleitsicht wäre vielleicht eine Alternative, aber das will ich an dieser Stelle gar nicht diskutieren.
Also kam irgendwann das erste Navi. Garmin Quest. War irgendwann kaputt,
dann kam ein Becker Crocodille. Das war an sich schon ok, aber der
Bildschirm war bei Sonneneinstrahlung gar nicht abzulesen.
Irgendwann griff ich in die Tasche und kaufte für langes Geld ein TomTom
Rider 2013. Das zeigt mittlerweile an, dass es 60tkm mit mir gefahren
sei.
Gestört hat mich an dem TomTom, dass man eigentlich nie sah, wo man
eigentlich ist. Dieses Kartenfeeling... was ist rechts und links von
mir.. ach da könnten wir noch schnell rauf... all das ging einem mit der
papierlosen Variante verloren.
Eine Karte, auf der aufgemalt ist, wo man langfahren will und die auch noch anzeigt, wo man gerade ist. Das wärs!
Ein Kumpel hat sich nun dieses Jahr ein Lenovo Tab3 Essential gekauft
und nutzt das nun mittels OSMAND Software als elektrische Karte.
Er war so begeistert, dass er es mir für ein Wochenende auslieh, weil ich doch arge Zweifel an der Praxisfunktionalität hatte.
Nach dem WE habe ich mir eines bestellt. Das etwas teurere ohne Essential mit besserem Prozessor und immerhin Android 6.0
Als erstes: ich benutze es nicht als Navi, sondern als Karte. Genau wie
oben beschrieben. Der Track wird am PC geplant und dann als Overlay in
der Karte eingeblendet.
Wenn ich wollte, könnte ich den Track navigieren lassen, aber dann geht
der Kartencharme verloren. So fahre ich eben ohne Abbiegehinweise.
Klassisch halt.
Ablesbarkeit war das ganz große Thema.
Was soll ich sagen? Schaue ich frontal im 90° Winkel auf das Gerät, ist
die Ablesbarkeit selbst bei vollem Sonnenschein gewährleistet. Besser
als beim TomTom.
Dazu stelle ich das Gerät auf volle Helligkeit.
Wasserdichtigkeit
Das Gerät ist mit IP52 angegeben, was soviel wie spritzwasser- und
staubgeschützt heißt. Ich habe es getestet und es funktioniert immer
noch. Gleich dazu mehr.
Stromversorgung
Der Akku hält so 5-6h. Das ist natürlich zu wenig. Das Gerät bietet
einen Micro USB zur Stromversorgung. Hat natürlich den Haken, dass das
Gerät nicht lange hält, weil der wird am Mopped kaputt vibriert.
Aber es gibt jetzt Magnet USB Kabel, wo nur der Microanteil in das Gerät
gesteckt wird und das Kabel daran mittels Magnet befestigt wird. Hält
auf der Enduro meist im Gelände und bis 120 ohne Windschutz.
Befestigung
Da hat so einer schlauer Ami sich dieses Ram Mount einfallen lassen und wird jetzt Millionär. Sei ihm gegönnt.
Ich habe mir noch so eine Tablet Tasche aus Pappe/Kunstleder für 10€
bestellt und habe den Kugelkopf mit vier Senkschrauben an der Rückseite
befestigt. Das Gegenstück am Lenker und fertig. Hält.
Bedienung
Das hört sich ja alles ganz schön an. Hat aber einen Haken. Bedienung
während der Fahrt ist mit Handschuhen nur bedingt möglich. Mit meinen
Ziegenlederhandschuhen bekomme ich es hin mittels Daumen zu zoomen, die
Karte zu verschieben und wieder zu zentrieren.
Für alles andere muss ich den Handschuh ausziehen. Aber dafür war das Gerät ja eigentlich auch nicht gemacht.
Man könnte allerdings noch den Handschuh pimpen, indem man einen Silberfaden einnäht. Gibt da so einen Lifehack...
Kosten
125€ Lenovo Tab3
10€ Tasche
10€ Display Schutzfolie
25€ Ram Mount
15€ Magnet USB Kabel
3,59€ Osmand Software
Wobei der Kumpel das Essential für 65€ bekommen hat und das wohl das gleiche kann.
Test
Im September haben wir eine kleine Reise unternommen. Von Slowenien nach
Venedig. Dann mit dem Schiff nach Griechenland und dann auf dem Landweg
via Albanien, Montenegro, Kroatien wieder nach Slowenien. 2700km.
Davon rund 500-600km unbefestigt und damit staubig. Es hat auch mal aus
Kannen gegossen. Also 2h Dauerregen. Das ganze auf einer KTM Enduro. Das
Gerät funktioniert immer noch.
Wen es interessiert, der Bericht zur Reise: OktoBär in Albanien
http://www.mikemoto.de/Forum/p…viewtopic.php?f=39&t=6953
Osmand
Verwendet OpenStreetMap Karten und funktioniert soweit ganz gut. Die
Karten sind kostenfrei. Die Navigationsleistung ist jetzt nicht der
Hammer. Aber wenn man die Routen mit Basecamp oder Routeconverter
vorplant und dann nach Track fährt, finde ich es toll.
Da es ständig Updates gibt, wird das mit der Navigation vermutlich auch
irgendwann besser. Was super zum Enduro fahren ist: Da ist jeder Feldweg
eingezeichnet. So kann man auch spontan mal links oder rechts in den
Dreck fahren.
Fazit
TomTom und Garmin kosten um die 400€. Klar können die kurvenreiche
Strecken spontan planen. Aber das kann ich auch, wenn ich zusätzlich
noch die Kurviger App installiere oder eventuell Calimoto. Man kann auch
alle drei parallel haben und je nach Einsatzzweck starten.
Und wenn ich mal nicht Mopped fahre, dann muss mein "Navi" auch nicht in
der Schublade rumgammeln, sondern kann als ganz normales Tablet zum
surfen verwendet werden. Oder man nimmt es mit in die Badewanne und
schaut Prime Videos.
Gruß, Florian