Öhlins-Gabel gibt es auch ohne Geheimnisse: Öhlins Open Cartridge Gabel - inzwischen auch als Closed Cartridge z.B. bei Box#44.
Na dieses Öhlins-Pickerl "Supension inside" ist wohl nicht so selten.
Auch mein Fahrwerks-Guru, der "Strutzi", ist seit etlichen Jahren Öhlins-Händler, dealt direkt mit denen, und steht eigentlich auf das Zeugs. So wie auf Honda, der ist ein Honda-Mann.
Bei meinem Fahrwerks-Umbau haben wir uns - Plural majestalis - allerdings bewußt darauf verständigt, die WP-Elemente, genauer ihre Innereien, nicht zu tauschen, sondern zu bearbeiten. Der "Strutzi" hat so was früher schon mal gemacht auf einer KTM 1190 Adventure. Hier hat er - grob gesprochen - "Öhlins-Ventile" in die KTM-WP Federelemente "vorne & hinten" eingebaut. Das macht - so sagt er - aus einem WP-Federbein kein Öhlins-TTX, aber es ist in der Wirkung nicht weit entfernt - Original-Text "Strutzi": Den Unterschied merkst net.
In der Tat scheint mein Fahrwerk Ähnlichkeiten mit dem von DS-Suspension zu haben.. Auch bei mir ist das Heck nun angehoben im Vergleich zur Serie, dafür sind die Holme in der Gabelbrücke weiter nach unten durch gesteckt. Allerdings gefiel mir nicht die maximale Position von "Durchstecken", bei welcher der Alu-Stopfen oben auf der Gabel bündig mit der Brücke abschließt.
Die Position, also wie weit man die Gabel rein oder raus steckt in der Brücke, hat nämlich nach meinen Erfahrungen einen mörder Einfluß auf die Handlichkeit der SD-R, drauf, wie "leichtfüssig" sie abbiegt, sich in Schräglage bringen läßt. Hier war ich immer am staunen - schon mit dem Serienfahrwerk - , wie sehr sich nicht 3mm "Mehr oder Weniger" in der Habelbrücke oder mit anderen Worten ein "Ring" am Holm " rauf oder runter" sich auf die Fahrdynamik auswirken.
Hier bevorzuge ich für das, wofür ich meine SD-R nutze - Berge rauf & runter - tendenziell die agilere, "Abbiege-freundliche" Einstellung des Gabelstandes. Klar geht das, wenn man es übertreibt, auf Kosten der Hochgeschwindigkeits-Stabilität und vergrößert die Neigung des Bikes, zu pendeln. Na in dem Fall, wenn die SD-R zum "Zappel-Philipp" wird, stecke ich halt die Gabel wieder 3mm weiter durch und es ist "Ruhe im Karton".
Bislang sehe ich aber keine Notwendigkeit für diesen Schritt, meine Superduke läuft auch "mit Speed" super stabil.
Was mir an dem DS-Umbau gefällt - danke Saudepp für die Pics in dem korrespondierenden Thread - ist der Gabelstopfen mit der Option, die Federn in der Gabel vorzuspannen. Diesen Stopfen suche ich noch, der ist aus einer 48er-WP-Motocross-Gabel, den will ich auch haben. Ich meine, ich habe das Teil auch schon identifiziert, aber ich will mich da noch schlauer machen in der "Gatschhupfer-Fraktion".
So eine Möglichkeit, die Feder in der Gabel dezent vorzuspannen, hat bald jede Gabel in einem "Reiskocher", einem Japaner. Worum uns KTM bei unseren Bikes dieses Feature vorenthält, ist mir schleierhaft.
Man kann allerdings einen recht ähnlichen Effekt, wie das Vorspannen der Gabelfedern, erzielen, wenn man die Luftkammer in der Gabel dezent kleiner macht. Damit baut man so was wie eine "Luftfederung" als Unterstützung in die Gabel ein, die recht ähnlich wirkt, weil dafür sorgt, daß die Nase des Bikes beim heftigeren Ankern auf der Vorderbremse nicht so in die Knie geht.
Was so ein Motocross-Gabelstopfen auch bereits in der Serie hat: Eine Bohrung, die im Fall des WP-Stopfen mit einer M4-Schraube verschlossen ist. Diese Schraube ist dafür da, den Überdruck aus der Gabel raus zu lassen.
Welcher Überdruck - wo kommt der her? Nun, darüber sind sich die Experten uneinig, Einigkeit herrscht nur darüber, daß so gut wie alle Gabeln über die Zeit Luft in ihr Inneres pumpen. Offenkundig wirkt und arbeitet der Simmerring in der Gabel unten, wenn sich die Standrohre bewegen, wie ein Flatterventil, daß bei jedem Gabelhub eine kleine Menge Luft ansaugt. Die ist dann in der Gabel gefangen, denn wenn die Gabel nach unten geht, komprimiert wird, liegt das Dämpferöl vor dem Simmerring, vergrößert dessen Federvorspannung und läßt nichts nach außen entweichen.
Daß wir uns nicht missverstehen, auf diese Weise kommen kein Bar Überdruck in der Gabel zustande. Aber so ein paar Zehntel-bar können sich schon ergeben. Das klingt auch nach wenig und vernachlässigbar, aber in der Montain-Bike-Szene mit den dort verbreiteten Luftfederungen wird ein Ritus darum getrieben - habe ich mir sagen lassen, persönlich kenne ich mich da nicht aus - mit Spezial-Luftpumpen & Manometern den Luftdruck in den Federelementen auf das "Zehntel" einzustellen.
Von daher mag es nicht überraschen, daß so 1-2 Zehntel Überdruck in der SD-R Gabel ebenfalls einen Effekt setzen.
Und das ist wirklich so: So geschmeidig und transparent die Gabel auf meiner Superduke nach dem Umbau auf jede Fahrbahnunebenheit angesprochen hat - ich habe bewußt jeden Kanaldeckel, jedes Schlagloch gesucht, weil das so fein war - , dieser Eindruck hat sich nach wenigen Hundert Kilometern verloren. Nicht daß die Gabel hart wurde, aber diese Sensibilität, die mir so viel Freude machte, wurde weniger.
Also zurück zum "Guru", zurück zum "Strutzi" ( Das ist nämlich das Schöne, wenn man nicht nur Teile im Internet kauft, sondern einen hat, der es gemacht hat, zu dem man hinfahren kann, wenn was nicht passt).
Der hat dann befunden, die Gabel ist wirklich hart und hat daraus sofort den richtigen Schluß gezogen: Da ist Luft in der Gabel.
Ambulant für eine Probefahrt haben wir - Plural majestalis - die Gabelholme so entlüften, daß wir die Stopfen so weit aus den Holmen raus geschraubt haben, daß deren O-Ringe, welche die Gabel allererst dicht machen, im Freien lagen. Also , m.a.W, wir haben die Stopfen nur ein Stück weit raus geschraubt, so weit, daß der Überdruck über das Gewinde und dessen Gänge entweichen konnte.
Der instantane Effekt: Auf einmal war die Gabel wieder sensibel wie am Anfang, was die Testrunde sofort bestätigte.
Nach diesen Erfahrungen sieht meine Gabel an ihren Stopfen so aus:
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Diese Nippeln in den Gabelstopfen sind Motocross-Entlüftungsventile, die in der Offroadszene - da ist das Problem des Luft-Pumpens aufgrund der größeren Federwege noch viel ärger - weit verbreitet sind. Drückt man auf so ein Ventil mit dem Finger drauf, öffnet es sich und der Druck in der Gabel baut sich ab. Die Montage dieser Ventile ist dabei recht einfach, schlicht an der passenden Stelle - das Loch sollte schon bis in die Luftkammer der Gabel gehen - ein Kernloch für ein M4-Gewinde bohren, ein solches in den Gabelstopfen schneiden - Entlüfterventile einsetzen - fertig.
Natürlich sollte man für diesen Job die Stopfen aus der Gabel raus schrauben, will ja keiner Späne im Gabelöl. Und eine Ständerbohrmaschine ist auch von Vorteil.
Mit diesen Ventilen in der Gabel war ich zuerst einmal bass erstaunt darüber, wie wenige Kilometer Strecke es braucht, bis deutlich vernehmbar - zisch - sich ein Überdruck in der Gabel aufbaut. Interessanter Befund: Die Zugstufe pumpt dabei deutlich mehr Luft als der Holm für die Druckstufe.
Dieses Entlüften war dann auch zunächst so was wie eine Manie bei mir auf der Superduke, nun hat sich der Eifer abgekühlt, ich entlüfte die Gabel immer, wenn ich tanke, das reicht.
Ich könnte mir vorstellen, dieser Tipp/Trick mit der Gabelentlüftung sollte/könnte auch gut mit auf einer Seriengabel funktionieren. Denn die erschien mir nie wirklich "sensibel & feinfühlig" zu arbeiten.
Gut möglich, daß der Grund dafür ebenfalls nur dieser überflüssige Überdruck in den Holmen war, denn man nur irgendwie raus lassen muß.