Kurbelwelle ausdistanzieren - Axialspiel

  • Hab da mal ne Frage...


    Ich bin dabei meinen Motor einer 96er 620 EGS nach einem Pleuellagerschaden neu aufzubauen.


    Das Axialspiel der KW muss nun neu eingestellt werden.


    Den Ablauf denke ich mir folgendermassen:
    Neue KW-Lager einbauen - erhitzte Lagerinnenringe auf gekühlte KW aufbringen - KW in Gehäuse samt Dichtung montieren - Axialspiel mittels Messuhr ausmessen.


    Jetzt zum Problem:
    - Wie bekomme ich die Lagerinnenringe zerstörungsfrei und ohne Spezialwerkzeug wieder von der KW ??


    - Welches Axialspiel ist optimal?


    Oder hat jemand zur Vorgehensweise ne bessere Idee ?


    Gruss
    Xdream

    Nix ist besser als GARNIX...


    KTM 620 '96, 450 EXC-R '08

  • Das Verfahren ist anders, habs grad hinter mir.


    - Gehäusehälften mit der Innenseite nach oben auflegen und mit
    einem Tiefenmaß den Abstand der Dichtflächen von den Innenringen
    der Zylinderrollenlager messen. Meßergebnisse notieren und 0,30
    mm für die Dichtung dazurechnen.
    - Kurbelwelle an den Anlageflächen messen und diesen Wert von den
    Gehäusemaßen abziehen. Daraus ergibt sich das Axialspiel der
    Kurbelwelle, welches 0,03 - 0,12 mm betragen muß (bis Modell
    2003. Ab Modell 2004: 0,10 - 0,20 mm (660 Rally 0,15 - 0,25 mm)
    Beispiel:
    Linke Gehäusehälfte . . . . . 33,0 mm
    Rechte Gehäusehälfte . . . .+ 32,8 mm
    Dichtung . . . . . . . . . . . . . .+ 0,3 mm
    Maß im Kurbelgehäuse . . . .= 66,1 mm
    Maß der Kurbelwelle . . . . .- 65,8 mm
    Vorhandenes Axialspiel . . . .= 0,3 mm


    Die notwendigen Ausgleichscheiben sollten auf beide Seiten der
    Kurbelwelle gleich verteilt werden. Im Beispiel muß links und rechts
    eine Ausgleichscheibe mit 0,10 mm montiert werden.

  • Hi,
    habe das auch schon mal gemacht.
    Wie gemessen wird wurde ja schon sehr genau erklärt.
    Aber die alten Kurbelwellen-Innenringe soweit mit einem runden Fächerschleifer aufschleifen das sie satt ohne Hitze auf den Zapfen gleiten ist auch von Vorteil wenn du dein Maß überprüfen willst.
    Viel Erfolg

  • die rechenmethode ist voll für den arsch!
    Am besten du stellst nach der mehrode mal auf 0.5 spiel und mist im ZB das nach.
    Wirst sehen, daß wenger raus kommt als es eigentlich sein dürfte.
    Dann stellst halt einfach nach.


    Das Sonderwerkzeug kannst einfach nachbauen.
    Ist nicht kompliziert, wenn du einen dreher, eisensäge und ein schweißgerät hast.

  • Danke Norbert, kenn ich natürlich bereits...


    Dafür benötigt man aber nen Tiefenmesser mit Spannweite über das KW-Gehäuse, sowie ne grosse Fühlerlehre (welches ich nicht habe), zudem recht ungenau wenn man lt. Rep-Anleitung ein Spiel zwischen 0,05 u. 0,12 mm einstellen soll. Mit einem Tiefenmass/Fühlerlehre misst man im 1/10mm Bereich und dass gleich 4x (2x Gehäuse, 1x KW, 1x Dichtung). Im schlimmsten Fall habe ich hier über 3 Zentel Abweichung!


    Das mit den alten, ausgeschliffenen Lagerringen einzumessen ist ne Idee. Mal sehn ob Alt-/Neuring masslich identisch sind.


    Hat eigentlich jemand ein Bild von dem Sonderabzieher der Lagerinnenringe wie der aufgebaut ist?


    Xdream

    Nix ist besser als GARNIX...


    KTM 620 '96, 450 EXC-R '08

  • Man nehme:


    - ein Stück Alu-U-Profil, z.B. aus dem Baumarkt, 20x20x1,5 oder ähnlich;
    - einen digitalen Messschieber, gibts für rund 10 Euro immer wieder mal;


    Jetzt in das Alu-Profil im Steg mittig ein Loch bohren etwa 5 mm, und entgraten;
    Das Profil mit dem Loch nach unten auf eine gerade, glatte Fläche legen und den Tiefenmesser des Messschiebers durch das Loch stecken, dann den Messschieber nullen.


    Nun hast du einen Tiefenmesser, der digital mit einer Genauigkeit von 1/100 mm misst.


    Die Lager-Innenringe kannst du im Backofen auf 150°C aufheizen, die Kurbelwelle ins Eisfach (vorher gut einpacken, damit sich keine Eisschicht darauf bildet).
    Wenn du bei der Montage nicht rum trödelst, rutschen die Innenringe ohne Kraftaufwand bis an die Ausgleichsscheiben und die Kurbelwange, dort einen Moment fest anpressen, bis sich der Lagerring abgekühlt hat, dann die andere Seite.

    always look on the bright side of life!

  • Nachdem ich bei meinem org. Motor die KW-Lager wieder nur 7tkm gehalten haben.
    (Zylinder und Kolben haben jetzt Schleifspuren).


    Hab´ ich meinen Ersatzmotor aus´em Keller geholt.
    Da hatte die KW spürbar Radialspiel aber spürbar kein Axialspiel.
    Also zerlegt und zum Vermessen zum ansässigen Motorradhändler gefahren.


    Als ich Ihm gesagt hab´, daß seitendens KTM ab 3Hundertsel eingestellt wird.
    Hat er mich gefragt ob ich nicht 3Zentel mein...
    Der Bernd Steigmeier hat bei Sachs in Schweinfurt gelernt und ist echt ein alter Fuchs.
    "Bei C3 ist das zu gering..."


    Messchieber mit 150er Backen und Uhr hatte er nicht, hat aber für den nächsten Tag
    einen über sein Bekannten, der bei SKF die Messwerkzeuge kalibriert einen besorgt.
    Nur das Tiefenmaß hat sein Kumpel vergessen :motz:.


    Aufgerüttelt wegen der Spielangabe hab´ ich bei 2 sehr bekannten KTM-Händlern angefragt
    und da wurde mir ein Maß von 0,35-0,40 empfohlen (warscheinlich inoffiziell)
    "mit dem org. Maß sind die Lager gleich wieder kaputt".


    Anscheinend hat KTM selbst ein Problem erkannt, weil die neue Dichtung statt 0,3mm jetzt 0,5mm hat.
    Wenn man die org. Distanzscheiben benutzt wird das Spiel mit der neuen Dichtung um ca. 0,20größer.


    Die Sache mit der Gefriertruhe ist halt so ´ne Sache.
    Kurbelwelle und Lager sind natürlich rostanfällig und die Kurbelzapfen sollten natürlich beim aufstecken der Lagerringe trocken sein und nicht von Öl oder Wasser triefen.
    Wenn die KW mit -26 gefrohren ist, kondensiert nicht nur Luftfeuchtigkeit die wird gleich gefrieren.
    Also am Besten im Winter oder in Sibirien durchführen.
    Alternativ vielleicht die KW vorm eingefrieren einölen und in Plastik einpacken. Die Kurbelzapfen die
    zum Aufbringen der Lager freiliegen unmittelbar vorher mit ´nem Acetongetränken Lappen abwischen.
    so könnts´funktionieren.


    Alternativ ´ne Hülse drehen, und dann die erwärmten Lagerinnenringe mit Hilfe der Primärmutter bzw.Polradmutter aufpressen.


    Alternativ vom Händler machen lassen, dauert ca. 20 Minuten.
    Alternativ das Werkzeug (Du brauchst nur eines beim 620er Motor) 58429037040 ausleihen oder kaufen ca.60€
    Oder das Werkzeug selbst aus Alu herstellen. Foto findest Du in den neueren Rep.anleitungen:
    Innenmass sollte 40,4mm Höhe ca.30mm Außendurchmesser ca.90mm


    Variante wie von Norbert beschrieben um die Gehäusetiefe zu messen, hatte ich auch so gemacht.
    Allerdings war das zu kippelig, das Messinstrument zu ungenau, oder vielleicht hab´ich mich zu doof angestellt...
    wahrscheinlich bei jeder Gehäuseseite ca.0,02 zu wenig ermittelt


    Bei der Kontrolle ist´s aber aufgefallen.
    -KW mit den montierten Lagerinnenringen ins Gehäuse gesteckt
    -Ohne Dichtung ohne Getriebe..
    -mit mehere gleichen Füllerlehren (stück ein paar Cent) den Spalt zwischen den Gehäusehälfen ausgemessen und von der Dichtungdicke abgezogen
    -Die Kurbelwelle darf dabei mit den Motorgehäuseschrauben keinesfalls eingespannt werden, muß sich also noch gut drehen lassen und der Spalt muß ringsrum genau gleich sein.
    Die Fühlerlehren müssen sich noch bewegen lassen.




    Persönlich würde ich Dir empfehlen
    -soweit wie möglich messen und berechnen
    -i.R. sollte falls Du das org.Maß nimmst die Distanzringe noch passen, dann muß natürlich die Dichtung mit 0,3mm montiert werden
    -Falls Du 0,35 nimmst, kommt´s auf die Dichtung 0,3 /0,43 / 0,5 an und dann jeweils rechnen.
    -Kurbelzapfenschlag prüfen ist natürlich auch sinnvoll, wenn sich das im Betrieb verändert hat, ist auch das Axialspiel kleiner geworden.
    -Falls Du am Ende, wenn die KW samt Dichtung verbaut ist, mit ´ner Messuhr das Axialspiel prüfen willst.
    solltes die Uhr am Gehäuse befestigt sein (ich hab wieder Fühlerlehren benutzt)


    (Ah KZ-schlag war bei mir 0,08(bis zum Richten) vielleicht hatte ich deshalb kein spürbares Axialspiel.


    Viel Spaß beim Einstellen,


    Hartmut

    "Los komm schon, du scheiß Kürbis!" (Der Alte Sack)