Gehörschutz, aber welcher

Hier habe ich eine umfangreiche Tabelle der Dämmkurven verschiedener Stöpsel gefunden:

Sonicgramme zeigen die Dämmwerte von Gehörschutz (sonicshop.de)

Jetzt wundert mich auch nicht mehr, warum ich weder mit den Alpine MotoSafe Tour, noch mit den EarBikers klar kam: zu wenig Dämmung im Bass, wo das Gewummer stattfindet.

Abgesehen davon habe ich die depperten EarBikers kaum mehr raus bekommen, weil sie zu kurz sind und sich in der Ohrmuschel eingraben.

Ich werde mal einen Versuch mit den Alpine Work Safe machen.

Das ist jetzt kein reiner Stöpsel-Post, aber weil eh alles zusammenhängt hier ein Zwischenbericht bzgl. des Helm-Klopftests mit eingesetzten Neuroth-Stöpseln. Alle probierten Helme geben Klopfen ans Ohr weiter. Sie unterscheiden sich darin, wie lange sie nachschwingen.

Meine KTM hat derzeit die Scheibe der R und den MRA Xcreen Spoiler fast waagrecht aufgesetzt . Sieht bissl deppert aus, funktioniert aber. Der Helm steht so fast komplett im Wind. An der Helmunterkante gibt es relativ weiche Wirbel. Die harten wumm-wumm-wumm Wirbel gibt es nicht. Dem Shoei NXR2 reicht das aber schon zum Donnern :-/

ktm r mit xcreen.jpg

AGV passen mir null.

In HJC passe ich schlecht rein, schade. Die fallen sehr klein aus und sind mehr was für runde Köpfe. Der RPHA90S Klapphelm schwingt sehr stark nach. Nicht probegefahren.

Der Scorpion Exo R1 Carbon Air schwingt relativ wenig nach und passt mir sehr gut. Den bin ich probegefahren. Er ist insgesamt recht leise. Leider lag er schon ab 100km/h etwas hart im Wind (der Kopf fühlt sich festgehalten an) und die Knattergeräusche kamen sehr früh. Es wird auch ziemlich stickig unter dem Ding (heut waren 28° in München).

Der Arai Quantic passt mir super und mit geschlossenem Visier schwingt er wenig nach. Bei der Probefahrt war er unauffällig bzgl. Geklopfe bis etwa 80km/h. Er liegt sehr weich im Wind, rüttelt überhaupt nicht, der Kopf fühlt sich immer locker an. Er produziert insgesamt eine breitere Geräuschkulisse und das Klopfen ist auch da ab 100km/h, aber weniger hart. Die Lüftung ist großartig. Seltsam ist, dass ich in Größe L gar nicht reinkomme und beim XL ein Sofafeeling habe.

Die selbe Strecke mit meinem NXR2 gefahren. Grausig. Erstes Geknatter schon ab 60km/h. Mit dem wird's bestimmt nix.

Also den Arai bestellt. Besser geht's glaub ich nicht. Die restlichen Probleme muss ich anders in den Griff bekommen. Die Doktorarbeit geht weiter...

Hallo ich fahre den Gehoerschutz von

Bachmaier wird mittels Abdruck vom Innenohr li. Und re. gebaut, nicht billig aber gut. https://bachmaier.de/deutsch_b…/gehoerschutz/helmet.html

Gruß Bernd v

Ich tendiere inzwischen dazu, dass Stöpsel im Tiefton stark dämpfen sollen und bei höheren Frequenzen es nicht übertreiben brauchen. Auf diese Weise wird das Gewummer bekämpft, aber man hört noch etwas von den Obertönen der Geräusche. Mehr Information vom Ambiente, sozusagen.

Die Theorie muss ich aber noch experimentell überprüfen.

Habe bissl weitergeforscht. Das Phänomen bei Stöpseln nennt sich Okklusionseffekt. Der Effekt wirkt in tieferen Frequenzen und ist dafür verantwortlich, dass man seine Stimme im Kopf brummig hört oder die Schritte beim Gehen donnern.

In diesem Artikel Solving the Occlusion Effect | The Hearing Review steht, dass die Erhöhung des Schallpegels bei 250Hz ca. 25dB(!) beträgt. Bei Hörgeräten wird ggf. ein Loch eingebohrt, um den Schall raus zu lassen. Das würde der Dämmwirkung des Stöpsel völlig zuwiderlaufen. Heißt also: gegen den Knochenschall ist nichts zu machen, also muss der Stöpsel so stark wie möglich diesen Frequenzbereich dämpfen, damit Luftschall + Knochenschall zusammen auf ein erträgliches Maß kommen. Wenn ich als Rechenbeispiel bei 250Hz einen Schall von 100dB im Helm hätte (bin mir sicher, dass das Gewummer da locker hinkommt), addiere ich 25 drauf, die der Okklusionseffekt produziert. Dann müsste ein Stöpsel 45dB dämpfen, um auf erträgliche 80dB zu kommen (ab 85 drohen Gehörschäden). Solche Stöpsel gibt es nicht.

Ich nutze z.B. Ohropax soft, habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht. Damit komme ich besser zurecht als mit den Silikon-Teilen oder dem angepassten Gehörschutz von Uvex.

Noch mehr Wissenschaft . Langsam komm ich der Sache auf die Spur. In diesem Artikel Audio-Info-Okklusionseffekt.pdf (detax.de) wird beschrieben, dass der Schall über das Kiefergelenkknöchelchen ans Ohr kommt. Der Unterkiefer schwingt und über das Gelenk geht's ins Ohr!

Steck mal einen Finger ins Ohr und klopfe hinten an den Bogen vom Unterkiefer wo der Kaumuskel ist. Bingo. Genau das ist es was ich höre, wenn ich auf den Helm klopfe mit Stöpsel im Ohr.

Der Vorschlag in dem Artikel ist, den Gehörgangverschluss sehr tief anzusetzen, hinter den Bereich wo das Kiefergelenk ansetzt. Ob das mit einem langen, zurechtgeschnippelten Lamellenstöpsel geht?

Das Dilemma bei den Helmen ist, dass sie den Kiefer fest einspannen. Das Polster müsste vor dem Kieferbogen, wo der Kaumuskel sitzt, aufhören bzw. dort extra soft sein. Nachdem ich bald einen zweiten Helm habe, riskier ich es vielleicht, den Shoei zu fleddern.

Das mit dem Kiefergelenkknöchelchen kann schon sein da die Übertragung deutlich anders beim offenen Klapphelm bzw. mIt einem Jethelm.

Zitat von HermannS

den Shoei zu fleddern.

Moin,

gibt es für den Shoei keine anderen Polster ?

Für meinen gibt es unterschiedlich dicke Polster.

Ich vermute auch das der Shoei eine Nr zu klein gekauft wurde. Dann sitzt er zu stramm und überträgt viel leichter Körperschall.

Wenn ARAI in XL passt, dann ist XL auch bei SHOEI die richtige Größe.

Der Mechanismus mit dem Kiefer ist bei mir so eindeutig nachvollziehbar, dass m.M. nach hier klar die Ursache ist. Die Frage ist nun, was es da zu verbessern gibt.

Mein Shoei ist XL und passt gut. Er ist um die Backen rum schon straff, aber nicht unangenehm. Der Arai hat ein weniger strammes und weicheres Polster und das könnte tatsächlich schon der Grund sein, dass er weniger dröhnt. Am Kiefer hinten dürfte gar kein Polster aufsitzen, dann wäre mehr Ruhe. Natürlich geht es an den Wangen nicht ohne Polster und zu locker dürfen sie auch nicht sein, deshalb wären dünnere Polster auch nicht die Lösung.

Servus,

Neuroth Maßanfertigung - seit Jahren sehr zufrieden

Ch.

Mir helfen die Neuroths im aktuellen Zustand leider nix. Ich werd trotzdem taub wegen der tiefen Frequenzen. Ist alles sehr individuell. Kiefer + Stöpsel + Helm + Motorrad, alles spielt zusammen.

Ich glaub das funktioniert . Habe grad beim Shoei den Schaumstoff am Unterkiefer unter dem Ohr rausgeschnippelt. Ohr und Kiefer liegen frei in der Luft. Erst am Backenknochen setzt wieder Schaumstoff an. Jetzt kann ich mit eingesetzten Stöpseln richtig auf den Helm hauen ohne dass mir die Ohren platzen. Das Geräusch von der Helmschale ist jetzt viel leiser als wenn ich leicht mit dem Finger an den Kiefer klopfe. Vorher war es genauso laut. Natürlich macht es noch tock-tock, aber dieses arge donnnggg ist fast weg. Ich merk es schon beim Herumnesteln am Kinnriemen-Verschluss. Das hat vorher ordentlich gescheppert.

Testfahrt und Fotodoku folgen.

Zitat von HermannS

Hörgeräten wird ggf. ein Loch eingebohrt, um den Schall raus zu lassen. Das würde der Dämmwirkung des Stöpsel völlig zuwiderlaufen. Heißt also: gegen den Knochenschall ist nichts zu machen, also muss der Stöpsel so stark wie möglich diesen Frequenzbereich dämpfen, damit Luftschall + Knochenschall zusammen auf ein erträgliches Maß kommen.

sehr interessant wie du das mit diesem Okklusionseffekt geschildert hast.

Früher bin ich auch mit ohropax gefahren. Das ging ganz ordentlich. Später hatte ich dann Stöpsel aus dem geschäft die man zB auch an Metallbearbeitungsgeräten verwendet. Die hatten aber je nach Bedingung genau diesen Effekt. Haben zwar sehr gut gefiltert aber ich habe mich zeitweise auch wie in Watte gefühlt.

Dann hatte ich mal die Alpine Moto Safe probiert. Ein Komfortunterschied wie Tag und Nacht. Und filtert auch deutlich. Die haben übrigens genau dieses "Loch" in der Mitte...Jetzt weiss ich auch wieso, Danke!