Mal wieder was verrücktes zum Thema Selfmade … Teil 1
Nachdem ich letzten Winter an meiner 2009er RC8R erfolgreich mit 54er Drosselklappen und Dusche experimentiert habe, wollte ich diesen Winter mal ein dickes Gesamtpaket schnitzen … und versuchen in die Vollen zu gehen. Mit unbekannten Ausgang …. eine doch recht gewagte Investition von Zeit und Geld!
Mein Ziel waren dabei:
1. Größere Drosselklappen (um die 58/59 mm)
2. Dusche direkt am Drosselklappenkörper
3. Kleiner dimensionierte bzw. bei niedriger Last feiner sprayende Düse unterhalb der Drosselklappen, möglichst auf die Ventile gerichtet (Verdampfungseffekt) um die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit etwas zu kompensieren und die Wandfilmbildung zu reduzieren.
4. Getrennte Ansteuerung der Düsen, um entsprechend dem Lastbereich die Vorteile der unterschiedlichen Düsenpositionen zu nutzen
5. Deutlich progressivere Drosselklappenansteuerung um den unteren Lastbereich feiner dosieren zu können
6. Riesige Luftfilterfläche, welche in der Anströmung auch den hinteren Zylinder möglichst nicht benachteiligt
7. Der Einbau bearbeiteter Zylinderköpfe.
Da kam als Paket also einiges zusammen.
Viel Zeit verschlang bereits das suchen passender Ausgangsmaterialien … und was der Markt an Basis überhaupt so hergab.
Als Ausgangsbasis diente dann ein im Dezember gekaufter 61er DK von Dolorto aus der Buell 1125R, der mir mit seinem kompakten Aufbau als Basis am besten geeignet erschien. Vor dem kompletten Eigenbau scheute mich der Aufwand dann doch etwas. Allein vom Umbau war ja schon einiger Aufwand absehbar.
Als erstes war da das Problem mit dem Anschluss zum Zylinderkopf. Maßlich hätte es ein spezieller Distanzring bereits getan, aber wohin dann mit der Einspritzdüse unterhalb der Drosselklappe? Ich wollte ja prinzipiell mit zwei Düsen pro Ansaugtrakt arbeiten. Eine gewisse Strecke zwischen Drosselklappe und Zylinderkopf war wegen eines sanften Übergangs und einem weniger aggressiven Ansprechverhaltens zwar erwünscht, sollte dabei aber trotzdem so kurz wie möglich bleiben. Damit wurde es für die Düsenposition schon eng, vor allem wegen des angestrebten flachen Einspritzwinkels. Voraussetzung war also schon mal die Lösung dieses Problems … damit Teil 1 des Projekts, solch einen Adapter zu konstruieren und zu bauen.
Da ich dabei auch vor der Veränderung/ Anpassung der Zylinderköpfe nicht zurückschreckte, kamen mir da 2 recht billig angebotene (neuwertige) Zylinderköpfe ganz recht. Falls das Projekt fehlschlagen sollte, gibt es so zumindest den schnellen Weg zurück zum Originalzustand und auch das Konstruieren gestaltet sich mit solchen ausgebauten Köpfen deutlich einfacher.
Beim konstruieren des DK-Adapters wurde schnell die Abdichtung zum Airboxboden und zum Zylinderkopf ein weiteres Problem das es zu lösen galt. Heraus kam nach einigem hin und her ein seltsames, komplexes Gebilde, das aber seinen Zweck erfüllte. Auch die Anfertigung ohne CNC-Fräsmaschine war dann eine echte Herausforderung! Dazu werden einige spezielle, erst anzufertigende Aufnahmen notwendig (die auch erst wieder konstruiert werden mussten).
Die damit erforderliche Abänderung des Zylinderkopfes war damit unausweichlich und beschlossene Sache.
Als untere Düsen brauchte ich welche mit „langem Hals“ … und da kamen die einer Yamaha R1 wie gerufen. Deren Dimensionierung war ausgelegt auf kleineren Einzelhubraum, somit wären diese Düsen bei der RC8R auch bei dem geringen Spritbedarf im untersten Lastbereich schon recht brauchbar ausgelastet. Mit steigender Last sollen dann immer mehr die Seriendüsen in der Dusche die Hauptarbeit übernehmen. Da derartiges in der ECU nicht vorgesehen ist, brauchte ich hier eine Lösung. Eine programmierbare ECU wäre die ideale Lösung, aber wenn die auch noch zylindersequenzielle Regelschleifen für zumindest AFR/Lambda haben soll . .. wird es teuer!
Nach langer Lösungssuche hatte ich dann so eine Idee mit einem zweiten AFR-Tunern von Motty zu arbeiten … jeder Zylinder einen eigenen. Das bei der zylinderselektiven Freischaltung enthaltene Offset-Map erhält dabei keine eigene Lambdasonde, sondern wird als reines Offset von der geregelten Hauptdüse mitgezogen. Das Offset-Map für die Drosselklappendüse erhält eine von mir erstellte fixe Vorgabe, die eigentliche Mengenregulierung (entsprechend der AFR-Vorgabe) erfolgt durch die Dusche und das primäre Map, welches durch die Lambdasonde eine Regelschleife hat. Somit lässt sich die Düsenzuteilung im Offset-Map bis zu den maximal als Vorgabe möglichen +-40% frei gestalten. Das Map der geregelten Hauptdüse benötigt als Ausgangs- bzw. Starttabelle eine entsprechend berechnete Voreingabe (damit die Kiste überhaupt mal startet).
Zumindest theoretisch lässt sich so die Einspritzzeit für die obere und untere Düse je nach Lastbereich verkürzen oder verlängern.