Olivier, schade, dass es von Citroen keine Motorräder gibt, und gut, dass es keine von Volvo gibt, ne?
Hi Thomas -
Ui, ist aber schon lange her - mein Volvo C70 ist schon längst in die ewigen Jagdgründe von Walhalla entschwunden, vor 3 Jahren mit knapp unter 300tkm abgegeben (Motorschaden Zylinderkopf, verschrottet). Jetzt wieder bei Citroen - den genialen 5-Zyl. 2.4T Turbo-Motor des Volvo vermisse ich trotzdem!
Um mal im Auto-Speak zu bleiben:
Die KTM Duke ist eher sowas wie ein knackiger Alfa-Romeo 4C Superleggera, die GSX 750 / 1200 wäre wohl das äquivalent zu den alten Volvo 242 Basis / 245 Turbo...
Old-School-Citroen als Motorrad, das hieße doch relativ kleine Rumpel-Motoren gepaart mit genialem Fahrwerkskomfort, etwas seltsamer Formgebung und z.T. sehr bizarren Details abseits der Norm - Gibt es sowas?
Ganz ehrlich, man kann immer das Haar in der Suppe finden. Und sooo ultrarobust sind die alten luft-öl-gekühlten Vierzylinder auch nur in mittleren Temperaturgefilden. Meine Inazuma 750 ist leider im Stand überhitzt. Das war vor drei Jahren im März bei einstelligen Temperaturen. Wenn dann noch Staub den Kühler zusetzt und große Hitze hinzukommen, kocht das Öl auch bei Last. Kann alles, muss nix.
Also meine GSX 1200 hat noch nie über 95°C Öltemperatur geschafft - auch bei extremen Einsatz. Das war z.B. vollgeladen bei extremer Balkanischer Sommerhitze (40°C im Schatten) im Schrittempo ohne Fahrtwind über 50km diverse Bosnische Trampelpfade, oder in der Albanischen Steinsteppe irgendwelche ganz steilen Bergpfade hoch.
Da habe ich keinerlei Bedenken, mein 1200er hat sich thermisch als absolut stabil erwiesen, die Feuertaufe hat der schon lange hinter sich!
Den Öltemp.-Messer habe ich trotzdem montiert, und auch im Blickfeld...
Stop-n-go in der Stadt fahre ich aber nie, und falls doch - im Stand stelle ich die Kiste grundsätzlich relativ früh ab - dazu taugt tatsächlich kein passiv Luft-Ölgekühlter Motor ohne Ventilatoren. Der ließe sich notfalls aber nachrüsten...
Für Sibirien ist der GSX Motor jedenfalls perfekt!
Deshalb generell die heutigen Motorräder als elektronisch zu anfällig zu verteufeln, halte ich für verkehrt. Jede Generation hatte ihre Stärken und Schwächen. Allerdings kann ich -wenn ich mir die Ausfallgründe der KTM 690 Derivate anschaue, fast ausschließlich mechanische Gründe identifizieren. Selten mal den Gleichrichter, und bislang ist mir keine ausgfallene CDI, die ohne externe Ursache verreckt ist, bekannt.
Stimmt, der Duke Motor ist ein echter Problemfall - zu hochgezüchtet, sehr anfälliger Ventiltrieb, anfällige Getriebehauptwelle. Nicht sonderlich standfest wenn man die Kiste auch mal artgerecht bewegt.
Das Problem bei der Elektronik ist nicht die Anfälligkeit moderner Mopeds an sich. Die meisten sind besser verarbeitet und haben weniger elektrische Probleme als das alte einfach gestrickte Gelumpe von vor 30 Jahren.
Problematisch ist die Komplexität und schiere Anzahl der zusammenhängenden Systeme, die im Falle eines Ausfalls die Analyse erschweren, und oft eine Reparatur mit einfachen Bordmitteln unmöglich machen! Also, falls mal etwas ausfällt (was eher selten vorkommt), wird es problematischer als mit einer Weißrussischen Motovelo, einer GSX oder einer Russischen Izh 350. Die kann man mit einem Schweizer Taschenmesser und etwas Draht fast immer wieder zum Laufen bringen!
Elektrisch scheint die Duke sehr gut zu sein, außer evtl. die MISERABEL verlegte Kabelbäume - z.B. Hauptkabelbaum an Steuerkopf wird durch eine Kante der Lampenmaske aufgescheuert, wenn man den Lenker ganz nach rechts einschlägt - das Problem hatte ich sowohl bei meiner 2014er als auch bei der 2012er Duke eines Kumpels, wir haben beide vor der letzten Tour die Lampenmaske ausgesägt damit das nicht weiter passiert!
Der offizielle KBA-Rückruf den ich gerade hinter mir habe ist ähnlich gelagert - potentiell unsauber verlegter ABS Kabelbaum bei allen Dukes Bj. 12-16.
Es ist eher ein theoretisches Risikomanagement-Problem:
Je mehr dran ist, desto mehr kann kaputt gehen.
ABS? Braucht man nicht, mich nervt es auf den Pisten nur (vor Allem hinten... ABS ist gemeingefährlich auf Feldwegen und Schotterpisten!)
Mechanische Probleme sind oft einfacher zu lösen als elektronischer Kleinkram, wie z.B. ein ausgefallener Sensor, der die Karre in den Notbetrieb schickt, oder eine defekte Einspritzdüse.
Wenn man in Sibirien in der Pampa ist, wirst du selbst dort (oder gerade dort!) immer jemanden finden, der dir ein gerissenes Motorgehäuse notdürftig Zusammenschweißt, oder dir aus einem Klumpen Altmetall einen Notbehelfs-Kipphebelbolzen schnitzt.
Vergaser versagen öfter als EFI - sind aber dann noch reparabel. Eine defekte Einspritzdüsensteuerung kannst nicht mal so auf die Schnelle im Straßengraben zerlegen & reinigen...
Kaputter Nockenwellen-Sensor, defekte Lambda-Sonde, abgerauchtes / abgesoffenes Steuergerät, zugesetzte Einpritzdüse oder selbst nur ein kaputtvibrierter Mappingschalter?
Keine Chance - zu komplex, oft geht da meist nur Teile tauschen.
Da es in ganz Rußland aber nur eine Handvoll KTM Dealer gibt, die Duke Teile besorgen können (mit sehr langer Vorlaufzeit für Duke-spezifische ET, da alles aus Österreich besorgt wird), und in Sibirien über mehrere tausende von km überhaupt gar keinen KTM Dealer gibt, kann selbst ein simpler Sensor oder eine Einspritzdüse durchaus zu einem Urlaubsvermiesenden Problem ausarten!
Kann, muß aber nicht!
So wars bei mir im Kosovo - Kipphebelbruch hätte evtl sogar repariert werden können, aber kein Dealer, keine Teile im Umkreis von 400km verfügbar - schnell mal nach Serbien rüber ging nicht, aus den altbekannten (politischen) Gründen gilt ein Einreiseverbot an der Südgrenze zu Kosovo... Der nächste Dealer in Podgorica / Montenegro kannte die Duke nicht, und hatte auch nichts vorrätig (im ganzen Land gibt es angeblich nur zwei Duke IV 690).
Mit der GSX wäre das wohl nicht passiert. Abgesehen davon, das Sie erst gar nicht ausgefallen wäre, falls doch: vor jedem Biker-Café stand 'ne alte Bandit rum, Teile bei jedem Schrotti en masse für lau zu haben!
Insofern Benni, alles gut. Bereite Dein Mopped gut vor und das wird schon. Und der Rest ist Teil des Abenteuers. Wie Olivier schon sagte, man lernt im Pannenfall oft überraschend nette und hilfsbereite Leute kennen.
Viele Grüße,
Thomas
So isses.
Don't Stop Rock'n'Roll!
Ich wusste um die geringe Standfestigkeit des KTM Motors, und bin trotzdem in Länder gefahren, die für KTM auf der Landkarte gar nicht existieren.
Mich hat es eben erwischt - sogar zwei mal (wobei der Getriebetotalschaden vor Abreise in die Ukraine passierte - zum Glück!).
Ich würde für den langen Marsch in die Mongolei wahrscheinlich nicht die Duke nehmen, sondern eher meine Suzuki GSX - die Russen fahren die auch, es sind in ganz Osteuropa sehr viele teilegleiche Bandit 1200 unterwegs.
Auch wenn die Duke weit besser geeignet wäre, auch mal abseits der "Asphaltierten" Schlagloch-Magistralen die Sibirische Tundra und die endlosen Kasachische Steppenweiten auf Pisten zu erkunden.
Wenn man aber nur eine Duke besitzt, dann nur zu!
Gruß
Olivier