Moin, ich lese ja gerne mal quer.
Meine KTM-Zeit liegt schon viele Jahre zurück, aber ich schaue hier immer gerne mal wieder hinein.
Den "alten" Sport Force+ bin ich aus reiner Neugier auch gerade auf einer 2017´er Aprilia Tuono V4 Factory gefahren.
Da ich lieber Rennstrecke fahre und es zuvor gerade mal auf eine Tour mit 300km gebracht hatte, wollte ich den Reifen einfach mal ausprobieren.
Also raufgezogen und ca. 300 km getestet. Soweit zufrieden. Dann 3400km aus dem Norden nach Südtirol und zurück damit ausschließlich auf Landstraßen abgespult.
Fazit:
Der Reifen fährt sich sehr neutral, lenkt gut ein, hält sauber seinen Strich und vermittelt in Schräglage ein gutes (Anlehn-) Gefühl.
Die harte Karkasse, welche man schon gleich beim Aufziehen bemerkt, spürt man auch im Fahrbetrieb. Stört mich aber eher nicht. Je direkter, umso besser habe ich ein Gefühl dafür, was unter mir passiert. Ich mag auch keine weichen Sitzpolster, die mir jegliches Feedback von der Straße nehmen. Mit Gepäck passte es in der bisherigen Fahrwerkseinstellung recht gut, ohne Gepäck würde ich die Dämpfung eher etwas zurücknehmen. dazu war ich unterwegs aber zu faul.
Bitumenstreifen, Fahrbahnmarkierungen und Gullydeckel mag er nicht so gerne, bei Nässe schon überhaupt nicht. Das erging meinem Kumpel mit einem Rosso 4 aber auch nicht besser.
Wenn es kalt ist, dann braucht er ein Weilchen um zu funktionieren. Insgesamt ist er aber hinten mit den 175PS des Tuono V4 etwas überfordert. Beim harten Angasen neigt er dazu hinten (durchaus noch kontrollierbar) auszubrechen. Fahrbahnunebenheiten führen beim Einlenken schon einmal gerne zu einem leichten Versatz, Rutscher hatte ich aber am Vorderrad nie, hinten häufig. Gefühlsmäßig hat er mit etwas weniger Luftdruck seinen Job leicht besser gemacht.
Man muss aber dazu sagen, dass ich das Ding echt heftig gefordert habe und man in diesem Stil normalerweise eben nicht auf der Straße fährt. Für alles, was noch in irgendeiner Weise vertretbar ist, reicht der Reifen für mein Empfinden völlig aus. Das Vorderrad gefiel mit wie gesagt sehr gut, obwohl ich irgendwie nie ein Gefühl dafür bekommen habe, wann Schluss ist. Vielleicht hatte ich ihn auch noch lange nicht an der Grenze, dann wäre das natürlich genial. Ich denke aber der Reifen gehört eher zu der Fraktion, wo der Grip ab Zeitpunkt X schlagartig abreißt.
Auf feuchten Stellen fahre ich eher "runder", ebenso bei Nässe. Im Kalten/Nassen hat es sich nicht wirklich toll angefühlt, aber ich bin auch schon länger nicht mehr unter solchen Bedingungen auf teils schlechtem und wechselnden Asphalt unterwegs gewesen. Mir fehlt da der Vergleich. Mein Kollege mit dem Rosso 4 war langsamer unterwegs, ist aber insgesamt auch verhaltener gewesen. Früher war bei mir der M7RR immer eine Referenz unter den Sportreifen im Nassen - da ging so Einiges.
Nach noch nicht einmal 3000km war der Reifen hinten fertig und locker unterhalb der Verschleißgrenze angekommen. Jetzt nach 3600km ist er quasi Glatze. Einfluss auf die (Trocken-) Performance hatte das aber nicht. Vorne hat er noch geschätzte 40%. Sportreifen halten bei mir aber selten merklich länger. Mehr, als 4TKM habe ich noch nie damit geschafft.
Ein neuer Satz Sport Force+ EV liegt bereit und dem gebe ich dann noch einmal eine Chance.
Ich halte eher wenig davon nur hinten, oder vorne zu wechseln. Es sei denn, der Vordere ist noch richtig gut. Die Kontur passt dann irgendwann einfach nicht mehr zum Hinterrad.
Ein komplett neuer Satz ist dem immer vorzuziehen und insbesondere beim Preis des Mitas (vo 120`er, hi 190`er für 180€) eher kein Thema.
So richtig auf den Zahn fühlen kann ich ihm dann aber wohl eher erst wieder in 2022.