Kastl ignoriert Map-select Schalter

  • Mit TuneECU hat uns Alain ein Werkzeug gegeben, mit dem man endlich auch etwas die Zusammenhänge in den Steuergeräten verstehen lernt. :der Hammer: :knie nieder:
    Dabei fiel mir aber gleich eine Ungereimtheit im Zusammenhang mit dem Kastl auf:
    (berichtigt mich bitte, wenn ich hier was falsch verstanden habe).


    Am Drosselklappenkörper befinden sich 2 Sensoren, der APS (Acceleration Pedal Sensor) und der TPS (Throttle Position Sensor). Der APS Sensor sitzt auf der rechten Seite und misst (über die Gaszüge) die Position des Gasgriffs. Der TPS Sensor befindet sich auf der linken Seite und erfasst die Öffnung der Drosselklappe. Gesteuert wird die Drosselklappe über einen Schrittmotor vom EPT Steuergerät. Hier greift nun der Map-Select Schalter ein (das ominöse Rädchen unter der Sitzbank). Während in der Position 2 (Performance) die Gasgriffstellung 1:1 auf die Drosselklappe übertragen wird, geschieht dies in Pos. 3 mit einer Progression. So wird z.B. bei 40 % Gasgriff in Pos. 2 die Drosselklappe um 40% geöffnet, in Pos. 3 aber nur um 35 %.


    Das Kastl verwendet nun das Signal vom APS, also vom Gasgriff. Je nach Stellung des Map-select Schalters kann hier die Drosselklappe aber sehr unterschiedlich geöffnet sein. Das ganze hab ich selbst noch mal mit dem Voltmeter nachgemessen. Bei 2,2 V am APS (Eingang für Kastl) hab ich in Map-Pos 2 (Performance) 45 % Drosselklappen-Öffnung (sagt mir TuneECU), in Pos 3 (Standard) aber nur 40 %. :staun:


    Dies würde bedeuten, dass die schönen optimierten Kastl-Mappings nur in der Map-Select Stellung stimmen, in der Highscore sie am Prüfstand "erfahren" hat.:sehe sterne:

    Sprüht der Lenker Funken, bist du zu tief unten

  • Ja, aber es verwendet für das Kastl-interne Mapping das APS Signal (gelbes Kabel). Und je nach Map-Select Stellung kommen da u.U. "falsche" Werte an.

    Sprüht der Lenker Funken, bist du zu tief unten

  • Dazu kann ich nur sagen: Ich habe gar keine Map Selectschalter :lol:


    NEIN: im Ernst, ich werde mal mit dem Highscore plaudern, wenn ich ihn wieder sehe

  • habe ich auch gemerkt, als ich den Unterschied einen Kumpel zeigen wollte. ist irgentwie ins Auge gegangen :sehe sterne: :lol:

    Kone moje hijééééé!!!!!!!!

  • "APS" = "acceleration-pedal-sensor" = "Gaspedalsensor" ????


    Was es nicht alles gibt, dachte, hier geht es um Motorräder und nicht die Technik von vierrädrigen "Bürgerkäfigen". Auf jeden Fall zeigt diese Begrifflichkeit an, worum es sich bei der SMC, wie auch der Duke-III nit deren ominösen zwei Steuergeräte samt dazugehörenden "FI" und "EP"-maps handelt: Das ist eine "Drive by wire" - System, bei dem der Fahrer über sein "Pedal" oder seinen Gasgriff wohl eine Anfrage nach Beschleunigung an die Elektronik, genauer an das EP-Steuerkastl mit seinem eigenen Mapping, richten darf, welche sodann nach ihrem eigenen Ratschluß die Drosselklappe tatsächlich betätigt.
    Das ist das System, mit welchem heutzutage die Autos verbrauchs- und abgasoptimert werden und bei dieser Gelegenheit nicht selten jegliche Spritzigkeit und Response leider verlieren.


    Ganz so schlimm ist es im Fall der SMC, wie auch der Duke-III glücklicherweise nicht. Hier gibt es noch echte Seilzüge, welche die Drosselklappe öffnen, während by den Autos die einzige Verbindung zwischen Gas und Motor-Output besagter APS-Sensor ist, der bloß das Signal an die Elektronik sendet, was der Pilot aktuell gern für einen Power-Output in/an seinem Werkel so gern hätte.
    Bei der KTM wird also die Drosselklappe ganz traditionell mechanisch über Seilzug geöffnet. Der einzige Job, für den der Stellmotor, samt dem dazu gehörigen EP-Steuergerät da ist, besteht darin, die Drosselklappe dezent zu schließen, bzw. langsamer zu öffnen, als es der Seilzug und damit der Fahrer-Input vorgibt.


    Der Effekt dieser Maßnahme entspricht jenem an klassischen Gleichdruck-Vergasern, bei deinen wohl auch die Drosselklappe via Seilzug direkt mit dem Gasgriff verbunden ist, der eigenliche Vergaserschieber jedoch unabhängig von der Gasgriffstellung über den Unterdruck im Ansaugrohr bewegt, angehoben wird. Dieser Unterdruck wird über Bohrungen auf die Oberseite des Schiebers transferiert.
    Die Anzahl und der Bohrungsdurchmesser dieser Transfer-Löcher im Gasschieber bestimmt dabei, wie schnell, mit welcher Dämpfung, der Unterdruck auf die Schieber-Oberseite wirken darf: Kleine Löcher machen, daß der Schieber sich vergleichweise langsam hebt, obwohl das Kommando vom Gasgriff per Seilzug an die Drosselklappe eigentlich "WOT" Vollgas lautet, große Bohrungen liften hingegen den Schieber nahezu synchron mit Drosselklappe und Gasgriff.


    Der Sinn dieser "Übung" war bereits beim Gleichdruckvergaser eine "Lärm-Manipulation", um aus der "beschleunigten Vorbeifahrt" bei der Geräuschmessung einfach ein wenig Beschleunigung herauszunehmen. Ein zweiter, durchaus gewüschter Nebeneffekt - so eine olle 1000er ging schon in den 90ern eigentlich recht stramm und forsch bei Vollgas - bestand drain, daß die sanftere, weniger abrupte Öffnung der Vergaserschiebers den Leistungeinsatz beim Gleichdruckvergaser schön kontrollierbar machte. Der Gegenpol damals war der Flachschieber-Racing-Vergaser, bei dem die Schieber direkt über eine Mechanik vom Gaszug betätigt wurden. Das garantierte natürlich einen Rasiermesser-scharfen Leistungseinsatz, mit dem aber nicht jeder Fahrer wirklich glücklich wurde: Nicht wenige waren gerade auf der Rennstrecke mit den Serienvergasern und deren gutmütigerem Leistungseinsatz einfach schneller.


    Das KTM-System an der SMC und Duke-III bildet in meiner Einschätzung diese "Regel-Möglichkeit" über die Schieber-Hublöcher am Gleichdruckvergaser sozusagen elektronisch nach. Und zwar aus den gleichen Motiven wie damals, als auch auch schon in erster Linie um den Lärm und die Homologation ging. Der Map-Selektor-Schalter wirkt dabei - ausgenommen die Stellung "bad fuel", die einfach nur und überall brutal die Leistung raus nimmt - wie elektronisch variable Schieberhublöcher im Vergaser.


    Das ist der ganze Effekt. Und den darf man nicht zu sehr dramatisieren: Schon beim Gleichdruckvergaser war es so, daß diese Hublöcher-Geschichte wohl ihren Einfluß auf den Leistungseinsatz hatte, wie hart oder weich der Motor ans Gas springt, für die eigentliche Vergaserabstimmung, z.B. die Nadelstellung oder Hauptdüsengröße hatte dies jedoch keinerlei Einfluß.
    Und so ist es auch im 21. Jhrd. mit der Elektronik im Fall der SMC und Duke-III.
    So habe ich an der ersten SMC, die ich 2008 in der Reißen hatte, natürlich, bevor es ans Eingemachte ging, ausführlich getestet, was dieser Selektor-Schalter für eine Wirkung haben mag. Offen gesagt konnte ich, abgesehen von der "bad-fuel"-Stellung, keinerlei Wirkung erkennen, weder an den Leistungskurven am Prüfstand noch, was das subjektive Gefühl der Leistungsentfaltung anging.
    So ging aber nicht nur mir, sondern ich habe dann auch noch meine Kunden befragt, ob sie etwas "spüren", wenn man an besagtem Schalter dreht. Den meisten ging es so wie mir, was aber nicht heißt, daß sensiblere Naturen sehr wohl einen Effekt spüren können.


    Das Gesagte erklärt auch, weshalb meiner Einschätzung nach ein "Bepflegen" der Maps für das EP-Steuergerät verlorene Liebesmühe ist. Und es erklärt auch, weshalb ich das Kastl auf den Sensor hänge, der zum Seilzug und zum Gasgriff gehört: Mich interessiert als Stell-Parameter für das Kastl einzig das Lastkommando vom Fahrer, und nicht das Ergebnis eines elektronischen Algorithmus in einem Steuergerät. Mein Kastl braucht einfach die Geschwindigkeit, mit welcher der Fahrer rechts den Griff dreht. Das ist für mich die Eingangsgröße, mit welcher mein Kastl seine Beschleunigungsanreicherungen bestimmt. Da arbeitet nämlich eine subtile , wenn man so will, elektronische Register-Beschleuniger-"Pumpe" drinnen mit eigenen Förderbeginn und - ende, und das ist einer der Gründe, weshalb sich gekastelte Kantn so gut anfühlen, wenn man am Seil zupft.


    Der Mapselektor-Schalter ist in meinen Augen ein nettes Spielzeug, aber mehr nicht. Seine Einstellung ändert nach meinen Erfahrungen nichts an den wichtigen Dingen. Für die ist nämlich das FI-Steuergerät zuständig.
    Und überhaupt: Sind wir nicht alle harte Männer? Für einen solchen gibt es eh nur eine Einstellung an diesem Schalter: Direktes Durchreichen der Gasgriffstellung an die Drosselklappe. Das ist, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, "Einstellung 2".

    "Highscore" Fa. Myjet

    Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Tuning-Kits und -Teilen für Motorräder

    (Zwangs-)Mitglied der Wirtschaftskammer Österreich, da Gewerbeschein-Besitzer

    weitere Bikes: Kawasaki KLE500 (daily commuter), Buell 1125R (die mit dem starken Herz aus Österreich), KTM Duke 790, Kawasaki Z1000´76

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  • Danke für die ausführliche Antwort.


    Ich persönlich fahre lieber auf "Standard" (3-9) statt "Advanced" (2), weil mir sonst die Gasannahme im unteren Drehzahlbereich zu ruppig ist. Da muss man sehr sehr gefühlvoll die ersten paar mm den Hahn drehen. Funktioniert auf "Standard" einfacher und ich konnte keine Änderung bei der Leistungsentfaltung feststellen.

  • Danke für den Bericht. Lehrreich wie immer....
    Und jawoll. Harte Männer fahren gefühlvoll in Stellung 2 (Advanced) :lol:

  • Jetzt muß ich nochmal diesen Thread hervorkramen. Die Antwort von Highscore ging wohl vollkommen an mir vorbei. Da war ich grad irgendwo in Ligurien unterwegs :Daumen hoch: . Als Threadersteller möcht ich dazu doch noch meine Erkenntnisse (auf boarisch "meinen Senf") dazu geben.


    Highscores Vergleich mit einem Gleichdruckvergaser gefällt mir außerordentlich gut. Wie schon beim Gleichdruckvergaser will man mit dem EPT verhindern, daß
    die Drosselklappe weiter geöffnet wird, als es für den jeweiligen Lastzustand gut ist. Der Motor soll halt z.B. nicht beim plötzlichen Gas-Aufreissen mit einem Blubb ausgehen. Aber das kann Christian sicher alles besser erklären.

    Bei der KTM wird also die Drosselklappe ganz traditionell mechanisch über Seilzug geöffnet. Der einzige Job, für den der Stellmotor, samt dem dazu gehörigen EP-Steuergerät da ist, besteht darin, die Drosselklappe dezent zu schließen, bzw. langsamer zu öffnen, als es der Seilzug und damit der Fahrer-Input vorgibt.

    Das ist, meinen Erkenntnissen nach eben nicht so. Der Gaszug wirkt nicht direkt, sondern indirekt über einen intelligenten Feder- und Anschlagmechanismus auf die Drosselklappe. Geöffnet, oder besser gesagt freigegeben wird die Drosselklappe vom Stellmotor - aber nie weiter, als der Gaszug vorgibt. Damit kann man die Drosselklappe rein mechanisch mit dem Gaszug schließen, geöffnet wird sie unter der Kontrolle des EPT. Ist also mehr oder weniger ein "halbes" drive-by-wire.

    Der Sinn dieser "Übung" war bereits beim Gleichdruckvergaser eine "Lärm-Manipulation", um aus der "beschleunigten Vorbeifahrt" bei der Geräuschmessung einfach ein wenig Beschleunigung herauszunehmen. Ein zweiter, durchaus gewüschter Nebeneffekt - so eine olle 1000er ging schon in den 90ern eigentlich recht stramm und forsch bei Vollgas - bestand drain, daß die sanftere, weniger abrupte Öffnung der Vergaserschiebers den Leistungeinsatz beim Gleichdruckvergaser schön kontrollierbar machte. Der Gegenpol damals war der Flachschieber-Racing-Vergaser, bei dem die Schieber direkt über eine Mechanik vom Gaszug betätigt wurden. Das garantierte natürlich einen Rasiermesser-scharfen Leistungseinsatz, mit dem aber nicht jeder Fahrer wirklich glücklich wurde: Nicht wenige waren gerade auf der Rennstrecke mit den Serienvergasern und deren gutmütigerem Leistungseinsatz einfach schneller.

    Stimme ich absolut zu. Allerdings sehe ich hier den Sinn viel mehr in der Fahrbarkeit. Den Lärm könnte man viel einfacher mit den FI- und Zündtabellen in den Griff bekommen (passiert auch im 2. und 3. Gang so). Als netten Nebeneffekt kann man mit dem EPT auch sehr schön die Übersetzung zwischen Gasgriffstellung und Drosselklappenöffnung verändern - ähnlich wie das vorher durch einen Gasgriff mit variablen Hub realisiert wurde. Und genau da liegt der Unterschied zwischen Map-Pos. 2 und 3. Beide liefern aber bei Vollgas die gleiche Leistung und daher ist der Unterschied auf dem Prüfstand nicht sichtbar. Bei Map Pos. 1 und bei der 34 PS Map wird einfach die Drosselklappe nicht voll geöffnet, wirkt also so, wie ein Gasschieberanschlag.


    Um beim Vergleich mit dem Gleichdruckvergaser zu bleiben, entspricht die Gasgriffstellung, bzw. der APS Sensor der Drosselklappe im Gleichdruckvergaser und die EPT gesteuerte Drosselklappe in der 690er dem membrangesteuerten Schieber im Gleichdruckvergaser.

    Das Gesagte erklärt auch, weshalb meiner Einschätzung nach ein "Bepflegen" der Maps für das EP-Steuergerät verlorene Liebesmühe ist. Und es erklärt auch, weshalb ich das Kastl auf den Sensor hänge, der zum Seilzug und zum Gasgriff gehört: Mich interessiert als Stell-Parameter für das Kastl einzig das Lastkommando vom Fahrer, und nicht das Ergebnis eines elektronischen Algorithmus in einem Steuergerät. Mein Kastl braucht einfach die Geschwindigkeit, mit welcher der Fahrer rechts den Griff dreht. Das ist für mich die Eingangsgröße, mit welcher mein Kastl seine Beschleunigungsanreicherungen bestimmt.

    Das ist vollkommen richtig für die Beschleunigungsanreicherung. Ist ja beim Gleichdruckvergaser auch so. Da wird die Beschleunigerpumpe auch direkt ohne Umweg über die Unterdruckmembran angesteuert. Falsch dagegen ist es für die Grundabstimmung. Die ist eben abhängig vom tatsächlich geöffneten Querschnitt. Deswegen hängt im Gleichdruckvergaser die Nadel auch am membrangesteuerten Schieber und nicht an der Drosselklappe. Übertragen auf das EPT heisst das: die Einspritzwerte sollten von der tatsächlichen Drosselklappenöffnung (TPS Signal) und nicht vom "Wunsch" (APS Signal) abhängen.


    Sinnvollerweise sollte das Kastl demnach beide Werte berücksichtigen: das APS Signal für die Beschleunigungsanreicherung und das TPS Signal für die FI Tabellen.

    Und überhaupt: Sind wir nicht alle harte Männer? Für einen solchen gibt es eh nur eine Einstellung an diesem Schalter: Direktes Durchreichen der Gasgriffstellung an die Drosselklappe. Das ist, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, "Einstellung 2".

    Na dann muss ich mich hier als "weichen" Map-3 Fahrer outen. Die Map-2 mag ja ok sein, um das Vorderrad zu lupfen, aber mit Map-3 bin ich schneller ums Eck und das zählt für mich.

    Sprüht der Lenker Funken, bist du zu tief unten