Hallo zusammen,
am letzten Mittwoch habe ich meine 5er Duke bekommen und am Samstag mal eine erste richtige Runde gedreht: Durch die Eifel an die Mosel bei Cochem, mehrfach auf verschiedenen Wegen auf der Hunsrückseite ins Moseltal hinein und wieder hoch, dann durch den rapsgelben Hunsrück hinüber nach St. Goar, per Fähre über den Rhein, eine 80km-Runde durch den Taunus, zurück auf die rechte Rheinseite, im Schiefergebirge noch mal auf und ab, von Boppard aus nach Brodenbach wieder durch den Hunsrück und über eine Alternativstrecke durch die Eifel wieder nach Hause. Insgesamt sind es 680km geworden, der Motor hat jetzt mit einer kleinen Testrunde vorher und nachher insgesamt 800km hinter sich und sollte fast eingefahren sein - jedenfalls fühlt er sich so an. Da ich selbstverständlich keinen Meter Autobahn gefahren bin, ist ein Schnitt von 71km/h mit einem neuen, mir unbekannten Motorrad doch recht flott und lässt darauf schließen, dass ich mich auf meinem Neuerwerb recht wohl fühle.
Es war so ein bisschen wie XT500-Fahren vor gut 30 Jahren: aufrechte Sitzposition, unkultiviertes Gepolter unter mir, spielerische Leichtigkeit im Wechselkurvengewirr, kein Manöver unmöglich, aber nach oben raus eben dreimal so viel Leistung - wow! Es ist alles ganz anders als auf meinen anderen Mopeds: Natürlich bügelt die Speed-Triple mit 110Nm und 135PS jeden Fahrfehler aus, die Gangwahl im hakeligen Getriebe spielt kaum eine Rolle, man ist stets der Surfer auf einer satten Drehmomentwelle; und auf gut 2.000 korsischen Kilometern war mir keine Kurve zu eng. Aber verglichen mit de Duke ist sie mit ihren 215kg ein echter Bolide und bedarf deutlicherer Lenkimpulse. Die F8R ist schon leichter, kommt der KTM näher, ist aber nach der Erfahrung gestern doch eher mit der Speedy in einer Kategorie zu verorten. Ich freue mich, die Auswahl vergrößert und nun für alle Fälle ein Zweirad in der Garage stehen zu haben.
Im Einzelnen: Der Motor der Duke macht - nach einer Eingewöhnung - richtig Freude; das kann ich sagen, obgleich ich die obersten Register noch nicht gezogen habe, da sie noch nicht eingefahren ist. Man muss sich auf den Einzylinder einlassen, dann fährt man mit ganz viel Genuss. Die Vibrationen halten sich in Grenzen und stören mich nicht. Der Sound ist jetzt kein Gedicht, aber in Ordnung - für mich spielt das aber auch keine große Rolle. Das Getriebe ist schlichtweg eine Wucht: Null Spiel im Schaltgestänge, kurze Schaltwege, präzises Rasten, ausgezeichnete Abstufung. Das Fahrwerk ist ebenfalls nur mit Lob zu überhäufen; Beispiel: Beim Herausbeschleunigen aus einer weiten, sich aufziehenden Kurve führt ein Schaltvorgang zu keinerlei Bewegung im Chassis. Auch auf holperigen Eifelsträßchen hat man immer viel Gummi auf dem Boden; ein oder zwei Mal pumpte das Heck leicht - ich werde die Dämpfung etwas schließen.
Okay: Die Doppelmonoblocks von Brembo an meiner Speed Triple R beißen noch etwas fester zu, aber die Einscheibenanlage an der Duke ist völlig in Ordnung. Beispiel: Kurz vor der Bergabkehre habe ich noch ein Auto überholt und bin dann scharf in die Eisen gegangen - nicht einen Moment der Unsicherheit gab es, das spricht für die Bremse. Die Hinterradbremse tut, was sie soll, sie ist unauffällig, ich benötige keine Beläge mit mehr Reibung. ABS musste ich - Gott sei Dank - noch nicht testen; ich meine aber, dass mir das Kurven-ABS hin und wieder bei kleinen Korrekturbremsungen in Schräglage etwas Druck aus der Leitung genommen hat - möchte ich eigentlich nicht. Die Schleppmomentregelung finde ich angenehm, sie erleichtert manchmal das Kurveneinleiten bei sehr flotter Fahrweise.
Hier und da habe ich gelesen, dass die Duke ein Mopped für die Stadt und die Kurzstrecke sei - das ist in meinen Augen Quatsch; so viel Freude der Motor auch machen mag, Stadtverkehr ist sicher nicht seine Sache. Und der Sitz ist auf jeden Fall langstreckentauglich, mir haben die knapp 700 Tageskilometer jedenfalls nicht zugesetzt. Die angewinkelten Beine mag ich, die Duke ohne R wäre in dieser Hinsicht nichts für mich. Die aufrechte Haltung verhindert Raserei auf der langen Geraden - ohne Tankrucksack fahre ich dauerhaft nicht über 120 km/h. Der Verbrauch lag gestern unter 5 l/100 km, an der Tanke passten bei wilder Anzeige auf dem Display gerade mal elf Liter ins Fass - hatte ich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch vier Liter Reserve?
Die von mir angebrachten V-Trec-Hebel passen zwar technisch, überzeugen mich aber nicht ganz, da die Griffweite selbst auf Position 1 auf der Kupplungsseite für mich zu groß ist; auf meinen anderen Moppeds fahre ich die Hebel bereits 40.000 bzw. 30.000km und bin sehr zufrieden. Auf der KTM möchte ich etwas anderes klappbares haben - habt Ihr Vorschläge? Im Moment fahre ich die originalen, aber schon ein dummer Umkipper auf der Tour - passiert hoffentlich nicht - macht die Weiterfahrt u.U. unmöglich.
Der Gasweg ist mir zu lang, das liegt möglicherweise auch an einem kleinen Handicap an meiner Hand. An der BMW habe ich einen Gaswegverkürzer, für das Ride-by-Wire-System gibt es aber offenbar so etwas nicht, oder? Der Fahrmodus "Sport" gleicht den Mangel nicht ganz aus, denn ich will die Progression beim Drosselklappenöffnen nicht unbedingt in der ersten Drehhälfte haben.
Und: Die Gesamtübersetzung war mir zu lang; häufiger musste ich in Kehren in den ersten Gang zurück. Da ich mit der Maschine wohl nie über 160km/h fahren werde - siehe oben - ist wohl die Verringerung um einen Zahn vorne sinnvoll. Daher habe ich am Sonntag ein 15er-Ritzel eingebaut - Testrunde: alles bestens.
Schließlich: Ein neues Heck wird es geben; ich habe mich für eines von Evotech UK entschieden - mal schauen, wie sie dann aussehen wird.
Gruß
Andreas