Inspektion der Kupplungs-Öldüse

  • Hallo und ein _gesundes_ Neues!


    Es gibt im advrider.com Forum etliche Beiträge über abgerauchte Kupplungen, die wohl zumindest teilweise auf die verstopfte Öl-Düse zurückgeführt werden. Ich habe über die Feiertage eine Inspektion der Kupplungs-Öldüse an meiner 790 Adventure R (Bj. 2019, 14000 km) durchgeführt. Dabei habe ich so einige Erkentnisse gemacht, die möchte ich teilen.


    An sich ist die Inspektion alle 15kkm vorgeschrieben. Meine 790 ist aus der Garantie ja raus, geht vielleicht einmal noch zum Händler zu einer regulären Inspektion (wegen Elektronik - Krams, andere Baustelle). Ansonsten warte ich meine Motorräder selbst - nur so weiß man, wo wer gepfutscht hat ;-)


    Also, WHB aufschlagen und los: der Deckel geht ab innerhalb von 10 Minuten, es kommen vielleicht 3 Tropfen Öl raus - alles gein Ding. Federn, Druckplatte abgebaut - es läuft. Der Zustand der Kupplung - wie neu. Alles gut.


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    Dann hat man Zugang zu der Düse. Sie sitzt in der Welle und ist mit Schraubensicherung und 5Nm eingeschraubt. Grossen flachen Schraubendreher genommen (7 mm)... rausgesprungen. Also mehr Druck und... rausgesprungen. fuck. Meinen Sohn gebeten, er soll die Karre gegenhalten, während ich drücke. Keine Chance.


    Habe den innen - Durchmesser der Welle gemessen (genau so groß ist die Düse): 9mm. Noch einige Versuche unternommen - jedes Mal ist mir das Werkzeug rausgesprungen. Verschiedene Schraubendreher probiert (alles Wera Markenware, kein billo-Sch***). Nichts. Lange Rede - ich habe die Düse nicht rausgedreht bekommen. Dann gab es kein halten mehr:


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    Den Schraubenausdreher angesetzt und mit vieeel Gefühl endlich die blöde Düse ausgedreht. Teilweise dachte ich schon ich muss die Welle ausbauen oder so... Also wirklich, so eine Kleinigkeit und so viel Stress :Daumen runter:


    Das Teil sieht so aus:


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    Man erkennt gleich, an Loctite hat das Werk nicht gespart. Gleich zwei neue bestellt (PN: 63533001030), Die alte werde ich doch nicht wieder einbauen, sieht doch so aus:


    20211227_124711.jpg


    Dann das innen - Gewinde in der Welle gereinigt (sah aus wie das der Düse, voller Krümmel der Schraubensiherung). Ich hoffe, dass ich sie halbwegs sauber bekommen habe...


    Fazit:


    An meiner 2019er 790 Adventure war die Öldüse zur Kupplungsschmierung entweder mit 999999Nm festgezogen und / oder mit 3kg Schraubensicherung montiert. Ausbau war nur mit Beschädigung der Düse möglich. Also - gleich eine oder besser zwei vorbestellen (PN: 63533001030). Ob ab Werk oder durch den Händler bei der 1000er Inspektion - das lässt sich nicht mehr eindeutig festestellen. Ich tippe mal ab Werk, diese Arbeit wird im Handbuch nur "empfohlen".


    Die Öffnung ist mit 0,3mm mikroskopisch klein. Ich habe etliche Minuten nach ihr gesucht. Die Bohrung geht wie im Bild rot markiert (also nicht durch die ganze Länge des Bauteils sondern nur bis zu der Querbohrung):


    Öldüse.jpg


    Alleine aus dem Grund lässt sie sich nur mit einer Gitarrensaite oder im Ultraschallbad reinigen. Ich hatte ansonsten keine solch dünnen Werkzeuge in meiner Werkstatt. Also Grund Nr. 2, um gleich eine neue zu bestellen.





    ____NACHTRAG____


    Nachdem die neuen Düsen gelifert wurden (hat ein wenig gedauert wegen der Feiertage) ist mir beim zusammenbau erst richtig klar geworden, warum ich solche Probleme beim Ausbau hatte. Der Schlitz ist einfach für dünne Schraubendreher gemacht, das war aber im eingebauten Zustand gar nicht leicht zu erkennen. Das ist der 7mm breite SD von der Seite betrachtet:


    20220111_124143.jpg


    ich habe dann selbst mit dem 5mm breiten den selben Test gemacht und selbst der hat nicht voll in die Nut reingepasst.


    Am Ende ist man wenigstens kluger. Alleine deswegen hat es sich gelohnt. Hab die Welle penibelst sauber gemacht, die neue Düse mit WENIG Loctite begossen


    20220111_124428.jpg



    und eingebaut:


    20220111_124855.jpg



    ENDE :applaus:






    Grüße,

    Dawid

  • Wenn man die kupplung sowieso komplett abbauen muß, verschließt sich mir der Sinn dieser Kontrolle. Da warte ich lieber auf das eventuelle abrauchen. Zusätzlich sehe ich da auch noch die Gefahr des eventuell unsauberen Zusammenbaus, wo man dann das Problem erst produziert.

    Weiterdenken statt Querdenken

  • Die Kupplung wird nicht komplett abgebaut, es geht der Deckel runter und die Federn. Wenn man routiniert ist dauert die ganze Aktion vielleicht 30 Minuten.


    Eine Kupplung (das Lamellenpaket) kostet 220€, wogegen die Düse knappe 6.


    Eine abgerauchte Kupplung bedeutet ein meistens anruptes Ende der Fahrt plus einen Ölwechsel plus die Gefahr, dass sich Partikel sonst wo verteilt haben, wo sie nicht gebraucht werden.


    Allerdings kann ich schon nachvollziehen, dass die Sinnfälligkeit hinterfragt wird. Mit 0.3mm ist die Düse entweder frei oder eben zu. Da gibt es keine Zwischenzustände. Sie alle 15kkm zu kontrollieren und dann zu hoffen, dass man gerade den Moment erwischt wo sie zu geht ... na ja, viel Glück.


    Für mich persönlich ging es in erster Linie darum, dass das eine empfohlene Service-Arbeit ist. Punkt. Da ich eh die Wartung selbst mache habe ich's eben gemacht. Auf die Gefahr eines unsauberen Zusammenbaus gehe ich nicht weiter ein. Wer da seine Zweifel hat, der soll zum Händler, klar. Ich schraube halt lieber selbst :ja:


    Gruß,

    Dawid

  • wow, danke für die gute Dokumentation! Könntest du bei einer der neuen Öldüsen bitte noch die Länge der Ölbohrung (bis ca. Anschlag zur Querbohrung) ausmessen? Dann könnte man/frau mit einem entsprechend dünnen aber stabilen Draht die Bohrung auf Freigang prüfen, ohne die Düse ausbauen zu müssen.


    Bei mir hatten sie diese Arbeit bei dsr nornalen Jahresinspektion ( Kilometerstand ca. 8000) ohne Absprache durchgeführt. Da war ich nicht amüsiert, da ich ja die zu empfehlenden aber nicht notwendigen Arbeiten bezahlen musste. Wenn ich sehe, was dich das an Zeit gekostet hat, bezweifle ich, dass sie die Düse ausgebaut haben....

  • Die reine Länge der 0.3mm Bohrung kann ich nur schätzen: es geht erst ca. 10.5mm mit einem Durchmesser von etwa 3 bis 4mm in die Tiefe, dann erst weiter mit 0.3mm. Ich habe bis zur Querbohrung 11.4mm gemessen. Also die 0.3mm Passage wird ca. 1 bis 1.1 mm Länge haben. Die Querborhung hat in etwa 2mm Durchmesser.


    20220103_090310.jpg


    Von "oben" durchgesteckt müsste der Draht also ca. 11.4 + 2 = 13.4mm tief rein, dann ist man "am Anschlag" und die Düse damit freigängig.


    Aber ich persönlich würde die lieber ausbauen und tauschen. Das ist die Bohrung:


    20220103_091833.jpg


    Ja, der mini Lichtblick in der Mitte. Die Düse kostet 6€. Ich baue eine neue ein und fertig ?


    Gruß,

    Dawid

  • Dadurch reduzierst du die Ölmenge für die anderen Schmierstellen und verlierst im Falle eines Motorschadens die Garantie.

    Weiterdenken statt Querdenken

  • nun, rechnerisch vergrößert sich der Querschnitt fast um das Dreifache! Die Bohrung nimmt ca. um das 1,7 fache zu und die Bohrung geht quadratisch in die Fläche ein (1,7 x 1,7 = 2,9). Daher dürfte sich das (zumindest theoretisch) auswirken. Praktisch vermutlich weniger, da der Volumenstrom, der durch die kleine Bohrung zur Kupplung geht, gemessen am Gesamtvolumenstrom des Öls, gering ist.


    Mich würde mal interessieren, was der Sinn/Vorteil einer Vergrößerung des Querschnitts ist. Gibt es denn ein (ernstes) Problem auf der Kupplungsseite?

    Einmal editiert, zuletzt von Xian ()

  • Wenn in meinem Öl lauter Partikel rumschwimmen die eine 0,3mm Bohrung verstopfen können ist da Filtermässig irgendwas nicht ok. Ich glaube eher das die Probleme von zuviel Kleber kommen wenn den welche da sind.

    Gruß Bommi

  • stimmt: eine größere Bohrung erhöht den Öldurchfluss und reduziert den thermischen Stress für das Kupplungspaket. Vielleicht mag das wirklich für FahrerInnen, die viel im Gelände mit der Kupplung arbeiten müssen relevant sein. Jedoch bevor ich den Durchfluss ändere, würde ich den Zustand der Stahllamellen begutachten, ob überhaupt Überhitzungsspuren sichtbar sind, die diese Maßnahme begründet.


    der link "early clutch failures" war sehr informativ. Leider ist englisch mittelprächtig und google translater hat auch nicht alles gewuppt.


    Ich meine aber rausgelesen zu haben, dass die Kupplungsprobleme

    1. (sehr) selten sind und

    2. weniger auf eine Verstopfung der Düse sondern auf die Druckfedern und eine, ich sage mal, unvorteilhafte Bedienung (zu lange im Schleifpunkt) zurückzuführen sind.


    Zu der Düse und und einer eventuellen Verstopfung durch Kleberreste: in der Reparturanleitung steht zwar !Sicherstellen, dass sich kein Schraubensicherungsmittel in der Bohrung befindet! aber wenn das ernsthaft eine Gefahr darstellt, warum wird das erst nach 15 tkm und nicht bei der 1000er Inspektion gemacht :denk: ?


    Kann es sein, das die Düse nur ein zusätzliches aber kein zwingend erforderliches Feature ist? So steht es ja zumindest auch in dem oben verlinkten, englischsprachigen Beitrag. Daher wage ich mal die kühne Aussage, dass für den Normalfahrer die Düse Schnuppe ist, verstopft oder nicht verstopft.:kapituliere:

  • Das ist ein Nachteil der Trockensumpfschmierung, da liegt die Kupplung und auch die Lichtmaschine nicht in einen Ölbad und ist somit von diesen Düsen abhängig.

    Weiterdenken statt Querdenken

  • Regarding the nozzle and a possible blockage due to adhesive residue: The repair instructions say! Make sure that there is no screw locking agent in the hole! but if that is a serious danger, why is it only done after 15 tkm and not at the 1000 inspection : think:?

    I don't know if the paper manual is different (I have sold my 790 adv R) so I can not check anymore,

    but the online 790 manual states check/clean at every service!

    The same with my 890 adv R that only has a online manualScreenshot_20220106-214415_Foxit PDF Editor.jpg

  • thanks for the hint! Yes, the manuals are equal and you are right concerning the oil nozzle check at the 1k service.

    But this item is not a required but a recommended work! And like shown in the table this is also not a work at every service. Once at 1k and next at 15k.