RC8 / RC8R Motor- und Ansprechverhalten unter 3000 U/min

Da ja über die RC8 / RC8R allseits gerne gemäkelt wird ... möchte ich mal das Verbesserungspotential dieser ansonsten tollen Bikes ansprechen. Das dürfte vor allem potentielle Kunden interessieren, aber auch den einen oder anderen engagierte RC8-Treiber.

Ich war gestern gezwungen, ausnahmsweise mal im größten Sauwetter eine längere Strecke über verwinkelte, dreckige Landstraßen zu fahren. Dabei ist mir (dankbarer Weise) wieder einmal der riesen Unterschied meiner RC8R zum ursprünglichen Auslieferzustand bewusst geworden. Ich kann wirklich nur wärmstens empfehlen, der Serienabstimmung (Motormanagement) mit den bestehenden Möglichkeiten auf die Sprünge zu helfen und das wahre Potential dieser Motoren auszuschöpfen! Das unmögliche Motorverhalten unter 3000 U/min stört ja vor allem dann extrem, wenn bei engen Kurven Dreck und Nässe ins Spiel kommen und somit wiederholt Geschwindigkeiten unter 25 km/h erforderlich werden. Dieses Manko wurde ja auch im Alpen-Masters der MOTORRAD wieder entsprechend bewertet (obwohl alles Andere eigentlich ideal war).
Ich habe neben dem progressiven Gasgriff auch den AFR-Tuner von Motty (zylinderselektiv) im Einsatz und der Wandel ist wirklich extrem (Sekundärübersetzung ist Original). Im 1. Gang kann ich ohne Probleme und ohne schleifende Kupplung nahezu Schrittgeschwindigkeit fahren. Bereits ab 1800 U/min (!) geht das im 1. Gang problemlos und ohne nennenswertes Ruckeln! Selbst den zweiten Gang kann man zwischen 2000 und 2500 U/min fahren, auch wenn dann minimales Motorruckeln bemerkbar wird. Selbst im 3. Gang kann die Drehzahl auf unter 3000 U/min absinken, ohne dabei großes Theater zu machen. Damit machen selbst langsamste Passagen Spaß und vermitteln gerade bei Nässe, Splitt und Dreck deutlich mehr (beruhigende) Sicherheit. Das Ansprechverhalten und Gasannahme sind dabei angenehm weich und Ruckfrei!
Da KTM in dieser Richtung leider nichts unternimmt, sind elektronischer Helferlein a la Kastl, PowerCommander, AFR-Tuner etc. wertvolle und durchaus empfehlendwerte (aus meiner Sicht unabdingbare) Ergänzungen, um das wirkliche Potential dieser Motoren zu nutzen! Wer sich eine KAT-lose Auspuffanlage leisten und z.B. ein passendes Akra-Mapping aufspielen lassen kann, dem ist auch schon weitgehend geholfen.
Das derzeitige EURO3-konforme Serienmapping ist, meiner Erfahrung nach, leider nicht nur eine Drehmoment- und Spaßbremse, sondern auch sehr bedenklich gerade bei widrigen Wetterverhältnissen. Zudem schadet es dem Ruf der RC8 und dieses eigentlich prachtvollen und mächtigen V2-Motors!

Eine kürzere Übersetzung mildert das bekannte Problem zwar ein wenig, verbessert bzw. behebt das eigentliche Mapping-Problem aber nicht.

So, das musste ich unbedingt mal los werden ... also nix für ungut!

Hi Prengeln ... was hast du denn da gelesen??
Nee, den Kit gibt es für die RC8 und für die RC8R. Die unterscheiden sich nur im Abgriff der Kühlwassertemperatur, also nur 1 Kabel anders angeschlossen.
Wobei es den plug and play Kabelbaum laut dem Mathias Fricker eh nicht mehr gibt, weil die Versorgung mit den Originalsteckern nicht mehr klappt. Demnach ist es dann sowieso egal. Der AFR-Tuner selbst ist immer der gleiche. Bei dem mitgelieferten Universal-Kabelbaum müssen insgesamt 7 Kabel des Original-Kabelbaums angezapft werden. Schrumpfschläuche und Lötkolben sollten also vorhanden sein und im Vorfeld eine 9-polige gute Steckverbindung besorgt werden (+ einen Blindstecker dafür). Damit lässt sich der AFR-Kabelbaum jederzeit schnell und sauber von Originalkabelbaum wieder abkoppeln.
Das Ganze gibt es mit der zylinderselektiver Erweiterung. Das ist letztendlich eine weitere Bosch Breitbandsonde und ein Innovate LC1-Lamda-Kontroller, der am Analogeingang des AFR-Tuners angeschlossen wird. Das entscheidende ist die Freischaltung der Software von Motty. Bis vor kurzem konnte man den Kontroller über den Motty gleich miterwerben ... nun muss man diesen anscheinend gesondert beschaffen. Ist aber kein Problem, und gibt es im Handel als Set mit Bosch Breitbandsonde für 180 - 200 €.
Das Ganze klingt schlimmer als es letztendlich ist ...
Solltest du Tipps brauchen ... hilft dir der Mathias Fricker weiter! Was den Einbau (und allgemein meine Erfahrung damit) betrifft, kann ich dir ebenso einige Ratschläge geben.

Gruß

Stefan

Ach ... halb so wild, der reicht schon noch fast 100 km.
Aber Spaß beiseite ... der Verbrauch liegt im üblichen, hier ja bereits geschilderten Rahmen! Ist halt stark von Fahrverhalten abhängig. Zu den Kostverächtern zählt die RC8 bzw. RC8R sowieso nicht. Da geben sich alle bisher gefahrenen Vierzylinder deutlich sparsamer. Egal ob Akra-Map oder elektronische Helferlein ... das alles reichert in bestimmten, zu mager laufenden Bereichen das Gemisch ordentlich an. Man hat eben nur die Wahl zwischen optimalen oder sparsamen Motorlauf. Seit meinen Umbauten und dem spürbaren Drehmomentanstieg in den unteren/mittleren Drehzahlbereichen nutze ich diese allerdings mehr und schalte früher hoch. Ich denke das gleicht den "theoretischen Mehrverbrauch" wieder etwas aus. Der höhere Spaßfaktor wäre mir diese eventuellen "Mehrkosten" aber auch so jederzeit Wert. So viel Sprit kann das Bike gar nicht saufen, was mir die Preispolitik von KTM bereits gekostet hat!
Und zum Spritsparen habe ich mir das gute Stück ja eh nicht angeschafft.

Zitat von Vite

Ein hochinteressanter Fred! (lauter Daumenhoch-Smileys... wenn es die noch gäbe... rolleyes)

?? Da sitze ich jetzt wohl auf der Leitung ... die Smileys gibt es doch alle noch??

Zitat von Vite

Frage:

Muss ein AFR-Tuner auch wie ein PC auf der Rolle vorabgestimmt werden,
oder holt er sich durch seinen Selbstlernmodus alle Parameter irgendwann selbst
und verbessert sein aufgespieltes, individuelles Mapping?

Das ist ja das fantastische an dem AFR-Tuner! Mit aktiviertem Selbstlernmodus erstellt er während dem Fahrbetrieb die beiden Last- und Drehzahlabhängigen Map's des vorderen und hinteren Zylinders automatisch! Dabei hält er sich an die Lambda-Vorgaben, die in einer weiteren Tabelle (Sollvorgabe) von dir selbst eingetragen werden (2 unterschiedliche Maps möglich!). Da kannst du für alle Bereiche z.B. generell 13,0 eingeben (ist auch der Standardwert), aber auch etwas differenzierter für den unteren/mittleren Bereich z.B. 13,4 und mit steigender Trosselklappenstellung und Drehzahl auf 12,9 steigern. Das kannst du ergebnisorientiert und x-beliebig vorgeben. Für den 2. Zylinder wird gleichfalls automatisch eine Differenztabelle/ -map erstellt, in welchem ... ausgehend vom erstellten Map des 1. Zylinders ... der davon abweichende "Bedarf" entsprechend festgehalten wird.
Der AFR-Tuner misst also mit seinen Breitband-Lambdasonden das jeweilige Lambda-Ergebnis und korrigiert entsprechend die Einspritzmenge, bis der Zielwert erreicht ist. Das tut er unabhängig davon, ob dies nun eine Wetteränderung, andere Höhenlage, Luftfilterveränderungen oder ein neuer Auspuff erfordert. Er passt das Map immer den gerade bestehenden Einflüssen an ... also absolut genial. Je länger bzw. mehr man fährt, um so genauer wird es.
Ich selbst habe da schon einiges herumgespielt ... aber rein subjektiv bin ich mit der Standardeinstellung 13,0 und in der 100% Drosselklappenstellung 12,9 am besten gefahren. Das deckt sich auch über weite Teile mit dem AKRA-Map.
Was generell eine starke Korrektur über den gesamten Bereich erfordert (egal ob Serien- oder Akra-Map), ist der zweite Zylinder. Da sollte KTM unbedingt auf zylinderselektive Maps übergehen. Das ist so nicht gerade optimal ...
Datentechnisch kann man die Map's und die Daten des Datenloggers (incl. Lambdawerten) im nach hinein prima verarbeiten und auswerten. Differenzen bezüglich der einzelnen (Optimierungs-)Maßnahmen lassen sich so recht gut feststellen.

Ist also geeignet für jedermann ... dem engagiertem Optimierer genauso wie dem Normalbiker.

Zitat von simson

Aber ich seh schon. Da bekomm ich keine Daten aus Dir raus, da das ganz unten auf der Optimierungsliste steht.

Ist halt schwierig, da eine brauchbare Aussage zu machen ... zumindest derzeit! Ich fahre einfach zu wenig ... wenn ich unterwegs bin, dann meist nur zu Testzwecken incl. Autobahnetappen mit Vollgas. Der Verbrauch pendelt stark zwischen 7 und 9 Litern. Da muss ich mal genauer Buch führen.

Ist eine schweizer Firma ...

http://www.mad-d.ch/index.php/home

Zitat von shucy

Das wäre für mich persönlich der Idealfall, da ich zur Zeit das 95 Oktan Mapping fahre und dieses aber nicht ganz ideal finde, und so könnte ich dann frei wählen was gerade aktiv sein sollte.

Öhhh ... ne, das glaube ich nicht! Denn der AFR-Tuner beeinflusst nur das Einspritzmapping bzw. die Einspritzdüsen! Um Klopfschäden wegen zu niedriger Oktanzahl zu vermeiden, muss meines Wissens ja die "Zündung" zurückgenommen werden. Also demnach verändert das 95 Oktan-Map das Zündkennfeld und nicht (oder nicht nur) das Einspritzkennfeld.

Falls jemand Interesse an so einem AFR-Tuner für seine RC8R / RC8 hat, und weitere Infos bzw. Tipps zum Einbau benötigt, der kann sich ruhig melden und mir seine eMail-Adresse hinterlassen! Ich habe eine kurze Doku (7 MB ) als pdf-File zusammengestellt mit Fotos, nützlichen Ratschlägen und Anregungen. Die kann ich gerne zusenden!

Grüße

Stefan

Hi Uwe,

bei der RC8R 2009/2010 sind serienmäßig progressive Gasgriffe als "Zugabe" dabei (also ebenso bei Akra- und RB-Edition). Zu erkennen an der orangenen Farbe des Kunststoffs!
Teilenummer ist die 69002021100 "Griff-Set gelocht prog." ... und kostet 24,10 € als Ersatzteil.

Zum Einbau muss eigentlich nur das Gehäuse am Gasgriff geöffnet werden und wenn es recht knapp hergeht, auch die Lenkerhälfte gelockert werden um den Gasgriff vom Lenker zu ziehen. Bei mir ging es nach ein paar Versuchen auch ohne lockere Lenkerhälfte.

Ist also kein Akt, den nur halbe Profis bewältigen können ...
Die Gasannahme verbessert sich deutlich (wird sanfter und besser kontrollierbar). Ich empfand es auf Anhieb als eine angenehme und sinnvolle Verbesserung.

Grüße

Stefan