Moin Leute,
Ich habe mich gerade von einer geplant 15-Tägigigen Balkan-Mopedtour aus dem Kosovo zurück nach Deutschland gekämpft - war sehr interessant!
Leider ohne meine KTM, denn die steht noch im Mercedes-Depot in Peja / Kosovo und wartet auf den Rücktransport durch den ADAC... Kann wegen Flüchtlingsgrenzproblemen für LKW bis zu einem Monat dauern...
Moped:
- KTM Duke IV 690 Bj. 2014, 18tkm zum Zeitpunkt der Panne.
- Highscore Stage II (also Remus VSD mit Kat, offener Luffi und "Kastl")
- Letzte Inspektion gerade erst im August 2015, Ventiltrieb explizit auf mein Verlangen checken und V-Spiel einstellen lassen. Laut KTM-Dealer keine Auffälligkeiten.
Vorgeschichte:
Die Ventiltrieb klappert und klickert schon immer sehr Laut - lauter als die 2012er Duke 690 IV eines Kumpels.
Ich habe das bereits beim KTM Händler nachgefragt, die Mechaniker meinten es wäre wohl noch im Rahmen des Normalen...
-> Es wurde bereits in Bosnien-Herzegovina sukzessive & gefühlt lauter (mit einem zusätzlichem, unregelmäßig auftretendem Quietschen / Zirpen zwischen dem lautem Geklicker / Ventilklappern).
-> Ich bin daraufhin in die Richtung des einzigen offiziellem KTM-Dealer des Südwestbalkans nach Podgorica / Montenegro gefahren: Dort bekam ich ebenfalls die Aussage "Ist noch Normal"
Hier mal ein Youtube-Soundvideo, das ich ca. 350km vorher in Bosnien aufgenommen habe: Soundvideo
Es war neben dem üblichen lautem Ventil-klickern noch ein unregelmäßiges, zirpendes "Ticken" zu vermelden. Ein sehr metallisches "Ping" - nicht zu verwechseln mit "Klingeln" wegen schlechtem Sprit (der da unten in BiH und vor Allem im Montenegro, Kosovo und Albanien eher normal als die Ausnahme ist.. )
Der Schaden:
Beim Aufbruch von Peja / Kosovo in Richtung Albanische Berge (Ziel war in etwa Kalimash über Bajram Cuuri) habe ich nochmal vollgetankt. Das was es bei der örtlichen "Petrol Company" Tanke gab - den üblichen "95er" Einheits-Kacksprit. Damit lieft die KTM vorher auch.
Ich schaffte etwa 15km auf einer Nebenstraße, bis der Motor sukzessive an Leistung verlor. Ventilgeklapper besonders laut. Angehalten, Motor ging aus. Sprang aber wieder an. Sofort umgedreht um wieder auf die Hauptstrasse Richtung Peja zu kommen (5km zurück).
Der Leistungsverlust wurde immer schlimmer, auf der Hauptstrasse nahm der Motor zum Schluss kein Gas mehr an und ging endgültig & komplett aus.
Zum Glück sind die Kosovaren extrem hilfsbereite Menschen: Ich wurde von einem Passenten spontan 10km zurück in die nächste Stadt gefahren, vorher gesicherter Unterstellplatz bei Nachbarn organisiert und Gepäck abgeladen.
ADAC Auslands-Pannenhilfe hat einen Abschleppwagen organisiert. Die KTM wurde daraufhin in ein Mercedes-Benz Depot in die Stadt Peja gebracht.
Diagnose:
- Keinerlei FI-Codes. Soweit ohne Diagnosegerät feststellbar scheint elektronisch alles im Lot zu sein.
- Zündung geht
- Spitpumpe läuft - aber nur "initial", d.h. normales zirpen / zischen bei Zündung an & Anfangsdruck wird auf die Leitung gegeben.
- Benzinschlauchventil getrennt und per Schraubendrehen das Rückschlagventil geöffnet: Man kann den Tank nicht leerpumpen, die Pumpe läuft nicht durch. Es gibt nur einen einzigen kräftigen Spritzer, dann nichts mehr.
- Motor dreht per Anlasser frei, ohne schlimme Geräusche, springt aber nicht mehr an.
- Mappingschalter auf "0" Stellen bringt auch nichts...
Da die KTM noch Werksgarantie hat, und kein Kosovarischer Mechaniker sich an die KTM herantraute, haben wir von weiterer Zerlegung abgesehen. Es war sowieso Wochenende (letzten Samstag / Sonntag).
Zurück ging es dann nach 2 Tagen in Peja per Eigeninitiative (ADAC hat da unten keine wirkliche Präsenz - die zahlen nur Rückreisekosten bis €500...). ->Im 1985er Benz W124 200D Kosovo-Taxi mit 1,5 Millionen km Laufleistung quer durch Montenegro (war eine wirklich Klasse Fahrt, im Ernst!), dann ab Kroatischer EU-Aussengrenze an der Magistrale bei Pločice (zu Fuß überquert, quasi als Flüchtling - die haben nicht schlecht gestaunt!) per Ruf-Taxi zum Flughafen Dubrovnik, ab da im Mietwagen die Küstenstrasse / Magistrale Dubrovnik - Neum - Split bis Zadar hoch. Rest im Überlandbus und Auto durch Slowenien, Österreich bis zu mir nach Hause (bei Heidelberg / DE).
Anyway:
-> Was meint ihr, was das Problem sein könnte?
-> Sollte die Benzinpumpe Dauerdruck liefern, wenn der Motor nicht läuft?
-> Ventiltriebschaden durch gebrochenem Kipphebel oder rausgewanderte Kipphebelachse? Davon hört man ja häufiger... Daher auch meine "Ventiltrieb-Paranoia", die ich vor Abfahrt schon hatte.
-> Einfach nur schlechtes Benzin? Mit dem aber alle anderen Autos laufen, auch hochmoderne Neuwagen der teuersten Preisklassen (sogar nagelneue Lamborghini und AMG-Mercedes, die bei den Mafiosis dort gar nicht so selten sind)?
Bin eigentlich recht enttäuscht von der KTM Zuverlässigkeit, es ist mein erstes neueres Moped - nur knapp über 1 Jahr alt, und dann gleich so ein Komplettausfall in der tiefsten Pampa (hätte aber noch schlimmer kommen können: z.B. auf Albanische Grenzgebiet-Feldweg im Hochgebirge, was mein Tagesziel war!).
Ich hatte in 140tkm auf diversen uralten Japanischen & Italienischen "Zicken" noch nie einen Ausfaller oder größere Probleme, auch nicht bei vergangenen Touren durch den Balkan. Im Kosovo war ich allerdings zum erstem Mal, vorher nur Bosnien, Albanien, Serbien, Montenegro etc.
Ich werde weiter Berichten, sobald die KTM bei meinem Dealer steht (Kann etwas dauern... )
Übrigens, die Tour war bis zum Totalausfall richtig geil, ich liebe die leeren Strecken durch die Berge und Schluchten bzw. Poljes (Hochebenen) in der Herzegowina, Bosnien und Montenegro - Kroatische Küste ist zwar schön, aber auch etwas zu voll / bebaut. Und die freundlichen Leute im Kosovo haben sowieso begeistert - erst recht nach dem Ausfall, da war die Panne sogar ein richtiger Glücksfall - viele Leute kennengelernt, und 3 Tage gechillt bzw. auch mal ordentlich abgefeiert!
Hier mal ein paar Eindrücke mit KTM im Bild: