Die K&N-Airbox auf der 790: Eine Lambda-Geschichte
Warum dauert das immer so lange, bis es hier News gibt?
Für viele mag es vorlockend klingen, was ich in meinem Leben geschafft habe: Das Hobby zum Beruf zu machen.
Das Problem dabei: Beruf heißt immer Verpflichtung, man "muß" machen, aus mit mit Hobby und man macht, was nicht ein "Chef", aber die "Notwendigkeit" vorgibt. Und die Haupt-Notwendigkeit in unseren Zeiten des real existierenden Kapitalismus ist leider "Kohle" - und mit meinem 790 Tuning habe ich bis jetzt noch keinen Cent verdient.
Ich jammere hier nicht, ich gebe auch zu, es hat lange gebraucht, bis ich was "Vorzeigbares" mit der 790 geschafft habe - Tuning wird halt immer komplizierter, weil das ist alles vom Werks schon so "durch-engineered", daß ich kleines Licht immer länger brauche, das zu durchschauen.
Das nur als Erklärung für den Delay. Und daneben muß ich Von Zeit zu Zeit halt "dazwischen Kohle" verdienen, um Rechnungen zu zahlen.
Und dann kam noch das Wetter dazwischen, und das war im Mai keines zum Motorrad-Fahren. Und so habe ich erst Pfingsten meine 790 im K&N-Airbox-Trim fahren, in der "real world" testen können.
Also das wird eine Geschichte von meinem ersten Ausritt mit meiner Stage-II (?) 790 Duke. Bevor ich aber davon berichte, ein paar Lambda-Kurven:
(Link für Smartphone-User https://imagizer.imageshack.com/img923/9654/fptmZp.jpg )
Das ist eine "Lambda"-Kurve von meiner 790 im voll-original-Zustand. Die "weiße" Kurve am Diagramm zeigt dabei das "Lambda" im Abgas, gemessen über einen "Sniffer", die gelbe, wie die andere helle Kurve dabei zeigt die Einspritzzeiten der 790-ECU - spannend, wie deren Timing und Einspritzmenge sich über die Zeit zwischen "recht & links abwechseln - , die rote, kontinuierlich ansteigende Kurve markiert den Drehzahlanstieg während dieses Run auf dem Dyno meiner 790.
Diese Messung ist eine mit "Vollgas" auf meinem Prüfstand. Der "Joker" ist hier die blaue Kurve. Die zeigt normalerweise die Gasgriffstellung, die Lastanforderung an den Motor. Hier habe ich jedoch an diesen TPS-Eingang von meinem Kastls eine der zwei Lambda-Sonden der 790 angeschlossen. Das zeigt mehr, als jedes "Oszi", weil hier liegt das "Produkt" im Abgas, die Spannung, welche die L-Sonde auswirft, direkt über dem Einspritzimpuls, welcher dieses Signal, diese Spannung, allererst erzeugt.
Was man auf dieser "blauen Kurve" von der L-Sonden-Spannung schön sieht, ist wie sehr dieses Signal zwischen 0,8 V und 0,1 V bei Vollgas hin und her "wackelt". Das zeigt: Die 790 läuft mehr als die Hälfte ihres Drehzahlbandes "auf der Sonde", will heißen im Closed loop. Hier ist also das Gemisch Lambda = 1 und ganz eng drum herum.
Die letzte Regelung sieht man auf der "blauen Kurve" bei 5500 UpM - zu der Identifikation dieses Schwellenwertes später - . Ab dieser Drehzahl läuft die 790 "open" Loop", also ohne Regelschleife durch die L-Sonde, sondern auf einem fix einprogrammierten Map in der KTM-ECU für "Vollgas".
Die folgende Lambda-Kurve zeigt den Zustand nach etlichen Runs auf meinem Dyno - lange nix mehr mit "Serie - . Hier steht nun die blaue Kurve für Vollgas am Griff rechts.
(Link für Smartphone-User https://imagizer.imageshack.com/img922/4852/VrdeiF.jpg )
Die weiße Kurve unten ist wie zuvor das "Lambda" im Abgas, im Auspuff, blau ist hier nun Gasgriff = Anschlag, also WOT.
Spannend sind dagegen die"gelbe" und die nah dabei liegende zweite "helle" Kurven im Diagramm. Die zeigen bis 5500 UpM einen massiven Anstieg in der Injektor-Zeit im Vergleich zur Serien-790, der ab dieser Marke abrupt abreißt.
Diese beiden Einspritzkurven über die Drehzahl macht die KTM-ECU. Da ist kein Kastl- weil das stört doch nur im Lambda, im closed loop.
Ich finde das voll erstaunlich, wie aktiv und schnell, schon am Prüfstand, die 790-ECU das Gemisch mit "satt mehr Füllung" bei Vollgas unterhalb von der "magischen" Marke souverän auf Lambda = 1 regelt und - das ist die Message - diese Aktion in die "Grundabstimmung" der ECU einspeichert.
Also das ist nicht "short time adjustment", mitnichten aktuelle Regelung durch die L-Sonde(n) der 790, sondern das ist echtes "long time adjustment", echte Anpassung des Kennfeldes in der ECU für Vollgas bis zur Grenze bei 5500 UpM.
Die grüne Kurve nun im Diagramm oben zeigt "nur" meine Kast-Map. Eigentlich verlängere ich nur das ECU-Map nach 5500, wo die Lambda-Regelung aussetzt, harmonisch weiter bis "oben raus".
So einfach ist die Welt nun. Aber ich habe lange gebraucht, die "Tot-Zone" zwischen 5500 und 6500 UpM zu "entschlüsseln": Hier macht die Serien-ECU bei Vollgas, obwohl keine Sonden-Regelung mehr aktiv ist, dennoch in der Serie- Lambda = 1 - Gemisch, aber eben "open loop", ohne Lambda-Sonden-Spannungs-Gewackel.
In dieser Zone - und das sind fast 1000 Umdrehungen - geht es nicht "ohne Kastl", hier braucht es substantiell mehr Saft für den Motor, sonst schwächelt er wirklich. Dann läuft er nämlich mit dem fix Serien-ECU-Map in diesem Bereich so was von mager, daß man das wirklich spürt: als echten, weil heftigen Einbruch in der Leistungsentfaltung.
Diese K&N-Airbox
(Link für Smartphone-User https://imagizer.imageshack.com/img924/904/BeN3VG.jpg )
hat nun über 800 km auf dem Tacho, und der Filter ist immer noch an seinem Platz.
(Link für Smartphone-User https://imagizer.imageshack.com/img924/9785/fr3StR.jpg )
(Link für smartphone-User https://imagizer.imageshack.com/img922/2466/YUYmlL.jpg (
Diese Leistungskurven zeigen den Effekt der K&N-Airbox im Vergleich zur Serie.
Was ich nun berichten kann nach diesen paar Hundert Test-Kilometern: Hand auf´s Herz, die meiste Zeit "eiere" ich durch die Großstadt, und wenn da mal "über-Land" angesagt ist, drehe ich selten über 6000 UpM,
also ich bewege mich eigentlich die ganze Zeit mit meinem Airbox-Umbau im "closed loop", L-Sonden-Bereich der 790-ECU. Was auffällt: Ich brauche ca. 20 % mehr Sprit als in der Serie.
Und diesen Sprit macht, fördert zum Großteil die 790-ECU, wenn sie "die Füllung" mit der K&N-Airbox im Gemisch in diesen Praxis-relevanten Drehzahlen auf - das ist ja der Job der Lambda-Regelung - auf Lambda = 1 hält.
Eigentlich ist das ein Super-Befund, denn der zeigt/beweist, daß die plus 20% Drehmoment ab Leerlauf aufwärts mit der K&N-Airbox echt anliegen und nicht nur ein feuchter Prüfstands-Traum sind. Leider freut man sich dran offenkundig bereits in der Stadt drüber so sehr, daß man diese neue Spritzigkeit gerne mitnimmt, aber gerade beim Stop & Go dafür seinen Extra-Preis zahlt: 6 Liter auf 100 km in der Stadt ist schon deutlich mehr als zuvor in der Serie.
So viel hat meine 790 noch nie in der Stadt gebraucht, aber das ist vielleicht auch zum Teil meinem "Erprobungs-Modus" geschuldet.
Aber ich zahle doch gern den Preis für einen Effekt, den die Leistungskurven oben anzeigen. Der gute halbe Liter Mehrverbrauch ist gut investiert, denn dafür geht meine 790 nun um gefühlte 200 ccm Hubraum besser, gerade in der Stadt "unten rum", und den Rest durch ihr Leistungsband beschleunigt sie oben raus wie von einem Gummiband gezogen.
Keine Werbung alles wahr.