Technische Anfälligkeit der "fahrenden Computer"

  • Guten Morgen in die Runde,
    zunächst kurze Vorstellung: ich bin heuer 50 geworden, wohne im oberbergischen Land und fahre seit 2 Jahren eine 1290 SA, EZ 07/15 - leider mit überschaubarer KM-Leistung (aktuell knapp 6.000), da ich nur selten zum Fahren komme. Vorgestern auf der Abendrunde kam es zu einer Fehlermeldung "Suspension", die unterwegs, nachdem wir eine kurze Zeit standen und ich die Maschine dann neu startete, verschwand. Da Probleme mit der Dämpfung (Stellmotor defekt?) kein Spaß sind, bin ich dann gestern in die Werkstatt gefahren. Dort wurde der Fehlerspeicher ausgelesen. Im Ergebnis gab es jede Menge Einträge, die vermutlich auf Spannungsschwankungen bei der Batterie zurückzuführen sind. Technisch ist die Maschine also (noch) o.k.; ich werde sie aber als Konsequenz nun konstant an das Ladegerät hängen, um hier das Risiko zu reduzieren.
    Bei meinem Werkstattbesuch blickte mich der Händler mit sorgenvollen Gesicht an und fragte mich, ob ich eine Garantieanschlußversicherung abgeschlossen hätte. "Hab ich nicht, Sie haben mir doch das beste Motorrad verkauft..." war meine Antwort. Außerdem ist es dafür zu spät (s.o. EZ-Datum). Mein Eindruck aus dem sich anschließenden Gespräch war, daß selbst der Händler Zweifel daran hat, daß die technischen Wunderwerke jahrelang ohne größeren Schaden durch die Gegend fahren. Und wenn dann ein Schaden an der Elektronik auftritt, z.B. an einem der Steuergeräte, wird´s teuer. Nun kennt man das ja schon von den Autos. Ich hab mir das Motorrad bewußt gekauft, weil ich den aktuellen Stand der Sicherheitstechnik wollte, und bin mir des Risikos durchaus bewußt. Nur irritiert mich, daß der Händler Sorgenfalten hat.
    Ich bin nun verunsichert und denke ernsthaft darüber nach, die schöne Maschine zu verkaufen - was ich aber eigentlich gar nicht will, denn ich finde die Maschine toll. Aber bevor ich mich zu irgend welchen Kurzschlußhandlungen hinreißen lasse, wollte ich in dieser Runde einmal fragen, wie Eure Erfahrungen sind (zugegeben, das Modell ist erst seit 2 Jahren am Markt), und welche Meinung/Einschätzung dieses Forum zu diesem Thema hat.


    Danke und schöne Grüße,
    Markus

  • 1.) Batterie nur dann permanent(!) an's Ladegerät, wenn Du sie töten willst. Lieber alle 3-4 Wochen mal für ein 1-2 Tage.
    2.) Garantieanschluß kann schon nicht schaden... aber das Thema ist ja für Dich gegessen, also brauchen wir darüber nicht diskutieren.
    3.) Du steigerst Dich da zu sehr rein... da schwächelt die Batterie einmal, weil Du zu wenig fährst und hast gleich Angst das Mopped taugt nix? Ist halt ein Fahr- und kein Standzeug!
    Meine GS braucht auch (laut GS-Forum :zwinker:) alle 1-3 Jahre ne neue Batterie... von wegen. Die ist jetzt 11 Jahre/130.000km alt und hat seit 5 Jahren die 2. Batterie drin. Das Ladegerät kam höchstens gegen Ende des Winters für ein paar Tage dran, wenn das Wetter den Eindruck machte sich bessern zu wollen.


    Fazit:
    Mach Dich nicht bekloppt!
    Das war nur ein Spannungsabfall!
    Ansonsten läuft die Kiste doch anscheinend einwandfrei!
    Also alle 4 Wochen mal kurz an's Ladegerät und gut is...!


    Oder Du musst mehr fahren... :zwinker: Das Mopped wird es Dir danken.

    Wofür eigentlich 4-Zylindermotoren? Am Motorrad sind es 2 zu viel und im Auto 2 zu wenig....

  • +1 :Daumen hoch:


    In einem Zeitalter, in dem ein KTM-Händler anscheinend einen Heizgriffdefekt bei KTM reklamiert und nicht merkt, daß die Karre keine Heizgriffe serienmäßig verbaut hat:



    Was hast Du diese Woche gegessen und getrunken?
    Geh´ mit der Liste zum Internisten und zum Kardiologen und warte auf die kassenbezahlten Sorgenfalten.
    Dann geh´ nach Hause, änder´ Deinen Lebensstil und verkauf´ die Käthe. Ich würd´ Sie Dir auch 1:1 gegen meine 89er Aprilia Tuareg tauschen. Garantiert keine Elektronik außer einem Laderegler und einer Zündspule. Einen Vergaser, einen Zylinder, einen Kickstarter.


    Oder fühl´ Dich weiter wohl und hab´ Spaß mit der Käthe.


    UND FAHR´ ENDLICH MEHR MOPPED. DIE BATTERIE LÄDT SICH DABEI AUF!


    Ich bin 53 und mit 50 bist Du im Adv-Bereich ziemlich Durchschnitt :-) Daß wir in unserem Alter eher an der Zuverlässigkeit der Elektronik zweifeln, ist normal; frag´ mal unsere Jugend, die sehen das genau andersherum. Was nicht mit ´ner App steuerbar ist, fährt bei denen ähnlich oft vom Hof wie Holgis berüchtigter Porsche. Ich erinnere mich noch an das Aufstöhnen, als 2007 bei der Transalp eine Einspritzung eingeführt wurde - mit so was kann man ja kaum mal bis in die Schweiz fahren, ohne den Abschlepper schon vorab über die Route zu informieren.... Hat dann irgendwie nie Probleme gemacht auf diversen Weltreisen von Panny, Simon und Konsorten.

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder, ohne Anspruch auf Richtigkeit / Vollständigkeit.

    2 Mal editiert, zuletzt von JustMe ()

  • Ohne elektronic geht doch gar nichts mehr. Wir wollen ein Moped mit 160PS, das aber so sanft fährt und auch beim stärksten aufdrehen hinten nicht weggeht wie ein 90er 50PS Vergasermoped.
    Selbstverständlich wil keiner mehr Vergaser reinigen, oder die Zündung einstellen. Ich hab zwar kein elektr. Fahrwerk, in einigen Jahren wirds aber selbst bei Einsteigermopeds zum Standard.
    In 20 Jahren jammern dann einige: frühre bei der Elektronik lierf alles noch zuverlässig, heute bei der BIOMECHANIK im Moped geht doch gar nichts mehr richtig.
    Fahrzeuge SIND eben fahrende Computer...und ich finds toll. Navi, Handy,MP3 LED Kurvenlicht usw.usw. Und alles auch am Moped. Raumschiff Entenscheiß war tlw. ne alte Mühle dagegen.
    Jede gute Werkstatt hat heute doch einen Elektronikspezialisten oder kann zumindest kurzfristig darauf zugreifen.
    Und alle "Fachschrauber" die darüber jammern: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht eben mit der Zeit!"

  • Am schlimmsten sind die sorgenvollen Aussagen von Werkstattspezialisten zu den Motorrädern mit aktueller Technik.
    Da schimmert die Angst durch, dass man im Fehlerfall eben nicht mehr mal schnell an etwas schrauben kann sondern zuerst eine vernünftige Diagnose stellen muss.
    Das verlangt den Fachleuten einiges mehr ab als sich früher wichtig die ölverschmierten Hände mit dem ebenso ölverschmierten Lappen abzuputzen.


    Bevor du das Motorrad wechselst. Wechsle die Werkstatt.

    Gruß
    Harald :wheelie:

  • Hi Markus,
    habe auch die SA/T seit fast zwei Jahren und 32000 Km.
    Die Fehlermeldung kam bei mir Anfangs auch ab und an. War auch als Fehler im Steuergerät hinterlegt. Mein Händler sagte mir ich soll das Fahrwerk einmal im Stand bei laufendem Motor auf dem Seitenständer alle Beladengszustände durchlaufen lassen und dann wieder auf eine Person runter fahren. Wenn es das tut ist es in Ordnung und danach ist bei mir der Fehler auch nie wieder aufgetreten.
    Auf dem Seitenständer weil du dann siehst oder wenn du dabei eine Hand auf die Sitzbank legst, die Veränderungen spürst.


    Bei Unterspannung bekommst du normalerweise zuerst einen ABS Fehler angezeigt. War bei mir so als ein Batterie Pol nicht richtig fest war.


    Ansonsten einfach mehr fahren. Das Moped ist zu schade um nur rum zu stehen. :driften:


    Grüsse, Achim

    1290 SAT

    990 SMR
    Duke 790 (nur für den Kringel)
    690SMCR

    390 ADV

  • Danke an alle für Euer Feedback. Das macht mich jetzt doch wieder ein Stück gelassener.
    Weltenfresser: kannste mir bitte das mit dem permanenten Laden der Batterie und warum das schädlich sein soll erklären? Ich hab ein CTEK 5.0 - dachte immer, die Dinger sind clever genug...


    Gruß
    Markus

  • Mmh, mein fahrender Computer 1190 hat gerade die 80 tkm Grenze überschritten. Ich verstehe deine Sorgen überhaupt nicht. Es kam mal eine Fehlermeldung ohne weitere Auswirkungen, und dein Händler ist komisch uns erzählt seltsames Zeug - ansonsten ist nix passiert.
    Fahr einfach ein wenig mehr, 2 tkm im Jahr ist ja doch etwas mau. Und dann hast du weniger Zeit für solche unnötigen Gedanken.

  • Wegen der Anschlussgarantie, gerade mal 1 Monat drüber, frage mal Zweirad Dietrich, KTM Händler in Wörlitz. Er konnte bei mir auch zaubern :) Er ist am Montag auch aus dem Urlaub zurück. Und es kann dir nicht nur die Elektronik zerlegen, auch die Mechanik. Und auch da ist eine längere Garantie sinnvoll.


    Fahre selbst eine 2014er 1190@T, und jetzt nach drei Jahren und ewig vielen Neuteilen in den letzten zwei Jahren auf Garantie, läuft sie auch in dieser Saison das erste mal durch.


    Die Qualitätsschwankung der KTM Travelserie ist inzwischen bekannt. Du wirst wahrscheinlich nicht das Geld bekommen was du noch haben willst.


    Frag Thorsten Dietrich nach einer Anschlussgarantie und vielleicht hast du Glück.


  • Weltenfresser: kannste mir bitte das mit dem permanenten Laden der Batterie und warum das schädlich sein soll erklären? Ich hab ein CTEK 5.0 - dachte immer, die Dinger sind clever genug...


    Ich habs, ehrlich gesagt, auch nur öfter mal gelesen/gehört... finde jetzt aber nicht mehr wo.


    Beim CTEK musst Du Dir wohl keine Gedanken machen... aber "billige" sollen auf Dauer wohl nicht so toll sein.


    Ich hab in den letzten 11 Jahren zumindest keine schlechten Erfahrungen gemacht, wenn das Ladegerät nur ein paar Tage dran war... reicht meines Erachtens völlig aus.
    Wirkt sich ja auch positiv auf den Stromverbrauch aus.

    Wofür eigentlich 4-Zylindermotoren? Am Motorrad sind es 2 zu viel und im Auto 2 zu wenig....

  • Beim Dauereinstecken bitte mal auf dem Ladegerät nachschauen wie dort die entsulfatisierung funktioniert. Bei einigen Ladegeräten sollen (zwar nur kürzestfristig) bis zu 80V anliegen. Macht der Batterie nix aus, aber die eine oder andere Canbusfunktion könnte darunter leiden. Unsinnige Fehlermeldungen inklusive.
    Falls man die entsulfatisierung abschalten kann, ist´s besser dies zu machen.
    Batterie ausbauen und im Frühjahr eben Datum etc neu einstellen.
    Oder: Einfach was neues canbusfähiges bzw das Ladegerät ausstecken bevor die entsulfatisierung beginnen könnte

  • Zitat

    kannste mir bitte das mit dem permanenten Laden der Batterie und warum das schädlich sein soll erklären? Ich hab ein CTEK 5.0 - dachte immer, die Dinger sind clever genug...

    Die Zahl der Ladezyklen einer Batterie ist begrenzt. Dauerladen nagt an diesem Kontingent und verkürzt daher die Lebensdauer einer Batterie. Je nach Technik mehr oder weniger.

    beware of the mantis

  • Danke an alle für Euer Feedback. Das macht mich jetzt doch wieder ein Stück gelassener.
    Weltenfresser: kannste mir bitte das mit dem permanenten Laden der Batterie und warum das schädlich sein soll erklären? Ich hab ein CTEK 5.0 - dachte immer, die Dinger sind clever genug...


    Gruß
    Markus

    Wenn ich darauf mal antworten .....


    .... und nur aus meiner Erfahrung (ohne eine wissenschaftliche Begründung ) berichten darf ....


    Bei mir hängt die @ in "Parkposition" immer am Dauererhaltungslader - aus Gewohnheit. So habe ich es auch die vielen Jahre vorher mit meiner Varadero gemacht. Geschadet hat es nie; die Batterien haben immer ein recht hohes Alter erreicht. Mein Smart, den ich im Jahr nur ca. 2-3tkm bewege, hängt seit vier Jahren an einem Ctek 5.0. Seit dem brauchte ich keinen jährlichen Batterie-Austausch mehr vornehmen.


    Nachtrag:


    Man sollte natürlich immer zwischen einem Ladegerät und einem intelligenten, Prozessor gesteuerten Dauererhaltungslader unterscheiden. So ein Ctek übernimmt u.a. das "alle paar Wochen anklemmen". Das sollte einfach mal bei den "Für und Wieder"-Überlegungen mit bedacht werden.

    Einmal editiert, zuletzt von maikelms ()

  • .

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  • Beim Dauereinstecken bitte mal auf dem Ladegerät nachschauen wie dort die entsulfatisierung funktioniert. Bei einigen Ladegeräten sollen (zwar nur kürzestfristig) bis zu 80V anliegen. Macht der Batterie nix aus, aber die eine oder andere Canbusfunktion könnte darunter leiden.


    Die Batterie hängt bei der KTM nicht am Bus. Das wäre eher ein Thema für die Propellerfraktion; dort braucht´s dann aber auch gleich wieder Busfähige Ladegeräte.


    Grüße
    Chris

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder, ohne Anspruch auf Richtigkeit / Vollständigkeit.

  • Die Batterie hängt bei der KTM nicht am Bus. Das wäre eher ein Thema für die Propellerfraktion; dort braucht´s dann aber auch gleich wieder Busfähige Ladegeräte.


    Auch dort hängt die Batterie nicht am Bus, über den Can-BUS nur die Steuergeräte Informationen aus.
    Bei den Propellern wird die Steckdose von der zentralen Fahrzeugelektronik (ZFE) überwacht und normalerweise 1-2 Minuten nach dem Abschalten der Zündung stromlos geschaltet.
    Um über die Steckdose laden zu können erkennt die ZFE ein Ladegerät und schaltet dann die Steckdose nicht ab.

  • Hab hier einige Inhfos von Ladegeräteherstellern
    Pro Charger: Im CAN-Bus-Betrieb sind folgende Funktionen nicht möglich,
    bzw. werden durch den Bordprozessor eingeschränkt:
    Erhalten, Entsulfatieren und Defekterkennung.
    Die kristallisierten Sulfatablagerungen (Sulfatierung) entstehen
    besonders bei Bleiakkus, die längere Zeit nicht benutzt werden.
    Dem kann man mit einer Simulation des Fahrbetriebs entgegenwirken.
    Dabei werden Lade- und Entladevorgänge zyklisch
    durchgeführt. Noch bessere Ergebnisse zeigen Verfahren, bei den
    die Batterien mit einem großen und kurzzeitigen Stromimpuls belastet
    bzw. nachgeladen werden. Bei Ladegeräten mit Ladeimpulsen
    besteht die Gefahr einer Überspannung im Bordnetz. Bei manchen
    Ladegeräten wird beim Entsulfatieren die Batterie mit einer erhöhten
    Spannung (bis 20 V) geladen. Bei diesem Verfahren muss die
    Batterie wegen der auftretenden Überspannung im Fahrzeug abgeklemmt
    werden


    Es sind noch einige andere Infos zu finden, wird aber zu lang zum lesen. In allen Infos ist aber zu finden, dass die angeschlossenen Elektronikbauteile bei bestimmten Ladegeräüten Schaden nehmen können. (entsulfatisierung über höhere Spannung)
    Na ja, ich bin vieleicht zu vorsichtig.....Dafür geht nix kaputt und es gibt ja genügend preiswerte Ladegeräte die Canbusfähig sind