Fahrwerk optimal einstellen - SMC-R (2020)

  • Hat sich schon mal jemand mit dem Fahrwerk beschäftigt? Also so richtig?


    Mir hat man beim Kauf alles auf Sport gestellt. Mir ist sie gefühlt zu weit eingesackt.

    Vermessen hat man allerdings nichts.


    Beim ersten Service hat man dann die Feder am Dämpfer mehr vorgespannt.

    War anscheinend nicht auf Werkseinstellung.

    Also 5mm auf Werksangabe +2mm.


    Jetzt mit ca 5000km habe ich vorne Sägezahnbildung am Reifen.

    Überlastet durch zu hartes Fahrwerk.


    Welchen negativen Federweg muß die SMCR haben? 1/3?

    Und wie würde der an der Gabel eingestellt werden? Ich hab ja keine Feder zum spannen?


    Am Dämpfer klar, andere Feder, wenns nicht passen sollte.

    Wiege ca 90kg komplett, Serienfeder geht bis 95kg.

    Statischer Durchhang hat sie jetzt ca 12mm.


    Im Handbuch steht zum Negativfederweg leider überhaupt nichts.

    Es stehen die Federwege drin.

    Vorne 215, hinten 240mm.

    Wo wird der gemessen? Vorne parallel zum Tauchrohr, aber hinten? Vertikal zur Achse?

    Einmal editiert, zuletzt von Erik Mayer ()

  • Siciliano

    Hat das Label von 690 Supermoto auf 690 SMC geändert.
  • Siciliano

    Hat den Titel des Themas von „Fahrwerk SMCR 2020“ zu „Fahrwerk optimal einstellen - SMC-R (2020)“ geändert.
  • Hi Erik Mayer,


    grundsätzlich müssen wir 2 Dinge konsequent trennen: Federn und Dämpfen.


    1. Die Federhärte ist i.V.m. der statischen Last (dein Gesamtgewicht) verantwortlich für den sich daraus ergebenden SAG (negativen Federweg).

    Der SAG ist derjenige Weg, den dein Fahrzeug beim Ausfedern gehen kann, ohne dass die Gabel und das Federbein auf oberen Block geht. 30% kommen mir etwas viel vor. Ich habe mit 85kg all in ca. 20% (hi+vo bei neutraler Sitzposition) gemessen. Ob sich mit deinen 10kg mehr 30% SAG einstellen könnte sein. Je nach Fahrstil und Terrain kann auch 30% ein vernünftiger Wert sein. In Geläuf, dass sehr stark wellig ist, kann ein erhöhter SAG verhindern, dass Du nach oben durch den Federweg rauschst und ständig stuckernde Unruhe ins Fahrwerk bekommst. Allerdings, und jetzt hören wir auf Federn und Dämpfen zu trennen, musst Du für eine optimale Fahrwehrseinstellung Federhärte und Dämpfung abstimmen.


    2. Die Dämpfung ist dafür verantwortlich den vertikalen Impuls beim Fahren nicht in eine osziliierende Schwingung des Fahrwerks resultieren zu lassen. Du musst Druck- (Dämpfung beim Einfedern) und Zugstufe (Dämpfung beim Ausfedern) sowie jeweils Highspeed- und Lowspeedstufe beider Dämpfereigenschaften unterscheiden (Dämpfung abhängig von der Ein- bzw. Ausfedergeschwindigkeit).


    Wenn Du dein Fahrwerk überdämpfst in dem Du alle Dämpfereinstellungen zuknallst, verhindert die Dämpfung die Nutzung des Federwegs so stark, dass Du das z.B. durch Stempeln vom Hinterrad oder Verlust des Bodenkontaktes des Vorderrads beim harten Anremsen auf welliger Strasse spürst. Folgen können das besagte Sägezahnbild am Reifen sein.


    Wenn Du dein Fahrwerk unterdämpfst, neigt es bspw. zum Pumpen in Kurven beim Rausbeschleunigen, oder zum Durchrauschen durch den Federweg beim Anbremsen mit anschließenden durchrauschenden Ausfedern beim Loslassen der Bremse.


    Wenn Du nur Zugstufen überdämpfst und die Druckstufen unterdämpfst, neigt das Fahrwerk sich bei Impulsen immer weiter in den Federweg zu ziehen, weil die Ausfedergeschwindigkeit durch die Dämpfung kleiner ist als die Einfedergeschwindigkeit durch die Druckstufe.


    Wenn Du die Zugstufe unterdämpfst und die Druckstufe überdämpfst, merkst Du das am stuckerigen, schlecht ansprechendem und unsensiblem Fahrwerk.


    Wie Du nun dein Fahrwerk konkret einstellst, musst Du selbst herausfahren. Dies ist abhängig von Strecke, Geschwindigkeit, Straßenbeschaffenheit und auch persönliche Vorlieben.


    Ich erfahre meine Fahrwerkseinstellungen frei nach dem Motto "So hart wie nötig, so weich wie möglich", immer von soft nach hart. Und das immer bei möglichst gleicher Strecke und Reifenzustand. Lass Dir damit Zeit und erfahre das im wahrsten Sinne des Wortes. Um ein Gefühl für den Einstellbereich zu bekommen, kannst Du auch vorsichtig einmal ganz hart und einmal ganz weich fahren. Wenn Du dann kein Unterschied spürst, dann ist es auch Wumpe, wie Du es einstellst. :grins:


    Ich fahre derzeit irgendetwas zwischen "Sport" und "Standard" näher an den "Sport"-Einstellungen der Dämpfung. Beim lockeren Herumgerolle und längeren Touren, drehe ich die Dämpfung 5-6 Klicks auf um meine Laucharme nicht so zu belasten. :rolleyes:


    Cheers

    Einmal editiert, zuletzt von Wurstair ()

  • Wurstair, danke für deine ausführliche Antwort.

    Das mit den 30% hab ich auch nur irgendwo gelesen.

    Und im Handbuch steht zu solchen Dingen auch wenig.

    Der Händler hat mir alles auf Sport gedreht. Eigentlich nicht wirklich fahrbar. Die haben eben auch keine Zeit und kein Bock.


    Ich habe mich jetzt mal bei Dave Moss eingelesen. Der Fahrwerksguru aus den USA.

    Was mir dabei auffällt, das die meißten Motorräder nicht korrekt eingestellt sind.

  • Der Händler hat mir alles auf Sport gedreht. Eigentlich nicht wirklich fahrbar. Die haben eben auch keine Zeit und kein Bock.


    Ich habe mich jetzt mal bei Dave Moss eingelesen. Der Fahrwerksguru aus den USA.

    Was mir dabei auffällt, das die meißten Motorräder nicht korrekt eingestellt sind.

    Hi Erik,


    Die Fahrwerkeinstellung auf Sport sind meinem Gefühl nach schon sehr knochen trocken und für die Renne besser geeignet als auf schlechten Straßen. Wie gesagt, wenn ich flott unterwegs bin, dann gehe ich auf das Set-up Sport. Dann hast Du Vorteile beim harten Anbremsen und beim Herausbeschleunigen, bei dem die Kiste unbeeindruckt messerscharf zirkelt. Gerade beim harten in die Kurve reinbremsen, taucht die Gabel beim Lenkimpuls nicht noch mal stärker ein und beim frühen Rausbeschleunigen aus Schräglage habe ich mit meinem Gewicht und den S22 Reifen keinerlei Pumpen, dass dir die Linie versaut.

    Trotz des härteren Eigendämpfverhalten der S22 i.V.z. bspw. Conti SM EVO bilde ich mir ein, ein transparenteres Feedback von vorne zu haben.


    Komfort hast Du halt nicht mehr und mich ermüden die spürbar stärkeren Schläge (deutlich bei Plattenstößen zu spüren) merklich früher. Ich bin aber auch kein Dauerknaller...mit besserer Kondition, ist man auf entsprechendem Geläuf sicher dauerhaft flotter unterwegs.


    Bei deinem Kampfgewicht von 95kg ist das Anheben der Federbasis gut um nicht im SAG zu ersaufen. Solltest Du aber immer noch das Gefühl haben mit der Dämpfung hinten, egal was Du machst, keine vernünftige Abstimmung hinzukriegen, geht kein Weg an einer härteren Feder vorbei. Du bist schon ziemlich am oberen Limit unterwegs.


    Cheers

  • Mit Kombi oder ohne? 30% ist im Übrigen für die LS richtig. Bei 90 kg netto ist vorne und hinten die Feder zu weich. Es gibt da Tabellen von KTM, die tatsächlich auch brauchbar sind

  • smc hat doch Serie eine 75eroder 80er Feder drin, oder vertue ich mich da. Mit meinen 90 kg hat man mir eine 85er hinten eingebaut und auch neue Gabelfedern. Tendeziell ist bei mir die 85er etwas zu weich.

    Laut Produktblatt WP geht die Serienausstattung von 75 bis 85kg. Also ist man mit 90kg Brutto drüber oder im oberen Grenzbereich und soll nach WP Datenblatt eine 85er Feder einbauen.

    Ich würde nach den von mir gemachten Erfahrungen eine härtere Feder einbauen und auch bei der Gabel modifizieren. Muss aber jeder selber wissen.

    Deine Frage steht ja oben: Fahrwerk optimal einstellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ralpph ()

  • Die smcr 2020 Serienfedern gehen laut Aussage KTM Werkstatt bis 95kg.

    Kann da nochmal nachhaken.


    Du hast schon recht, optimal, so wie es möglich ist.

    Allerdings fahre ich "normal" Straße.

    Da dürfte eine vernünftige Grundeinstellung reichen.

    Die Federrate sollte natürlich passen.

    :ja:

  • wer von KTM? Dein Händler? Ich habe die 20er und da sind die Aussagen von meinem Händler, von Twenty und von Pepper identisch mit den von mir getätigten. Und ich denke, das gerade Pepper und Twenty genau wissen, was sie aussagen. Bei den Händlern bin ich mir nicht sicher, ausser, die haben ins Datenblatt reingeschaut. Das habe ich aber vorliegen, und da steht auch genau das Gleiche drin, 75--85kg=Serie.



    Dazu kommt auch noch, das auf der SMC R mit der Sitzposition viel verändert wird. Wer lässig in der Mitte sitzt, der braucht andere Einstellungen, als derjenige, der aktiv weiter vorne sitzt.


    Nachtrag: nach meinen Notizen sind die Angaben von KTM für den Negativfederweg hinten: Static sag: 20-25mm, riding sag: 70-80mm

    Einmal editiert, zuletzt von Ralpph ()

  • Da frage ich dann nochmals nach.

    Auf dem Aufkleber der Sitzbank steht 18mm Static Sag...25 max payload.

    Wie messe ich riding? Druckstufe ganz offen oder so wie ich denke daß ich fahren will?

    Die Druckstufe beeinflusst ja den riding sag.

    Einmal editiert, zuletzt von Erik Mayer ()

  • Druckstufe kannst du gerne öffnen, macht es etwas leichter. Schwieriger finde ich die richtige Sitzhaltung im Stand zu simulieren :D Am Besten machst du das mit einem Freund zusammen. Nach meiner Erfahrung musst du die Feineinstellung eh "erfahren". Stelle es nach bestem Wissen und Gewissen ein und fahre erst einmal. Du musst schauen, ob es dir passt. Idealerweise spielst du dann ein wenig rum und hörst auf, wenn du die für dich angenehmste Geometrie gefunden hast.

  • Zitat

    Die smcr 2020 Serienfedern gehen laut Aussage KTM Werkstatt bis 95kg.

    Wer das sagt hat noch nie was härteres probiert...

    KTM stimmt traditionell hinten sehr weich, wie es halt für Enduros üblich ist.

    Etwas mehr Härte hinten schadet onroad nie.

  • Hallo Erik Mayer , dass dein Händler alles auf Sport stellt und die Federbeinvorspannung einfach nur auf Werksangabe ist schon bissl "merkwürdig".


    Wenn beim Serienfahrzeug das Fahrwerk technisch einwandfrei ist, dann sollte zuerst der Negativfederweg auf DICH eingestellt werden!!! Druck-und Zugstufe erst danach. Wobei niemals auf Sport auf der Straße eingestellt werden sollte, da stimmt dann etwas nicht!


    Sportliche Grüße

    Kay

  • Ich hatte mich mit der Thematik auch beschäftigt. Kampfgewicht knapp 95 Kilo jetzt. Habe hinten von 75 n/mm auf 85 n/mm gewechselt, da die Kiste einfach zu weich war für meinen Arsch.


    Siehe Liste:

    75 N/mm ( 91110003S) 65-75 kg - war bei mir Standard
    80 N/mm (91110004S) ca. 75-85 kg

    85 N/mm (91110005S) 85-95 kg
    90 N/mm (91110014S) 95-105kg


    von mkw22 gibt es noch diesen tollen Beitrag:

    Stärkere Feder ins Federbein - Berechnung Excel Tabelle


    Vorne an der Gabel bin ich zwei Klicks weicher, der Umbau auf härtere Federn erfolgt Ende der Saison bei GL Suspension und in diesem Zuge lasse ich gleich das Fahrwerk abstimmen.


    Und leg dir die Fahrwerksbibel von off-road-biker zu, beste was du machen kannst für fundiertes Wissen.


    Sonnige Grüße :Daumen hoch:

    Sami

  • So, hab jetzt mal gerade geschaut, habe die WP 75-220 Feder drin.

    Da sieht man mal, was das für Profis sind bei meinem Händler.

    Da wird nix ausgemessen, sondern einfach auf Sport gestellt, Hauptsache schnell erledigt.