Projekt Duke 4.5

Auspuff-Montagen sind nicht selten eine delikate Angelegenheit. Diese Erfahrung hat jeder schon einmal gemacht, der z.B. bei seinem Auto versucht hat, z.B. den Mitteldämpfer oder den Kat zu tauschen. Das neue Bauteil passt nur ausnahmsweise ohne "Zwicken", gewöhnlich ist es nötig, auch die Auspuffelemente ringsum das Neuteil zu lockern und neu auszurichten, damit zusammen kommt, was zusammen gehört.

Der Grund hierfür liegt darin, daß Auspuffanlagen, mithin deren Komponenten, letztendlich Schweißkonstruktionen sind. Und wo geschweißt wird, gibt es unvermeidlich Verzug. Das führt dazu, daß Auspuffteile, die sämtlich - das gilt auch für die Komponenten, die Remus für mich fertigt - industriell in einer Lehre produziert werden, dennoch in der Praxis sozusagen individuelle Einzelstücke sind. Eigentlich sollte die Lehre dafür stehen, daß jedes Werkstück, das sie verläßt, dem anderen gleicht. Das ist aber in dem Moment, wo es um "Schweißen" geht, leider blanke Theorie, denn der massive Hitzeeintrag, denn es braucht, damit "das Eisen zusammen rinnt", macht, daß daß sich massive Spannungen im Bauteil aufbauen. Dazu muß man wissen, daß schon das Ausgangsmaterial eines Auspuffs, das Rohr, aus dem er gemacht wird, mitnichten ein genormtes, standardisiertes Etwas ist: Rohre für Auspuffanlagen kommen als 6-Meter-Stangen und sind nicht nahtlos gezogen - wäre viel zu teuer - , sondern werden in echten Hightech-Maschinen aus einem Blech eingerollt, das diese am Stoß zu einem Rohr zusammengeschweißt wird. De Schweißnaht ist dabei so ebenmäßi, daß sie am Rohr allenfalls auf den 2. Blick auffällt.
Obwohl jede dieser 6 m- Stangen vom selben Hersteller kommt und derselben Industrienorm entspricht, unterscheiden sich in derselben 6 m - Stange die Abschnitte hinsichtlich ihrer mechanischen Eigenschaften oft gewaltig: Je nachdem, was das Ausgangsblech in den Walzen an dieser Stelle im Stahlwerk "erlebt" hat, sind Spannungen im Material. Diese Erfahrungs-Tatsache wird jeder, der, so wie ich, solche Stange auf der Biegemaschine zu Auspuffrohren verformen durfte, bestätigen können.

Wenn ein Auspuffteil frisch geschweißt aus der Lehre kommt, ist es passgenau. Das änderst sich dann aber im Betrieb, wenn der Auspuff durchgeschüttelt wird, mit dem Motor vibriert und zusätzlich "heiß"/kalt" erlebt. Dann kommen diese verborgenen Spannungen im Rohrmaterial wieder zu Vorschein und machen, daß sich der Auspuff - nur leicht, nicht arg - relativ zu seiner Ausgangsgestalt verdreht/verbiegt.
Das macht alles gar nichts, solange ein Auspufftelement im Verbund mit den Nachbarn ist, mit denen zusammen es die Auspuffanlage als Ganzes ausmacht. Die Teile "schütteln" sich im Betrieb, beim Fahren so zusammen, daß alles passt, als wäre es aus einem Guss. Ein Problem tritt erst dann auf, wenn man versucht, ein "Form-frisches" Neuteil in diesen etablierten Familienverbund von zusammengewachsenen Auspuffteilen einzufügen. Das wirkt dann gern wie Fremdteil, das nicht zum Rest passen zu scheint.

Also den Auspuff von "vorn bis hinten" lockern, die Befestigungen und Verschraubungen lösen, "Alles" rings um das Neuteil durch und zurecht rütteln, das ist nicht unbedingt ein Zeichen mangelnder Passgenauigkeit.
Selbiges gilt auch für den KTM-Auspuff. Wenn sich hier der originale KTM-Krümmer nur ganz leicht (Schweiß-)konstruktionsbedingt im Betrieb "verdreht", um Zehntel-Millimeter objektiv, reicht das, damit auf die Länge, mit dem Hebel bis hinten zum Kollektorrohr, das Ding schließlich irgendwo steht und partout nicht passen will.

Ein ähnliches Problem haben wir schon mal hier im Forum, ich glaube im "Stage-III"-Thread durch diskutiert, als ein User vor dem Problem stand, daß mit der HS-Mitte dann das Verbindungsrohr zum Schalldämpfer an der Umlenkung des Federbeins anstand. Die Lösung war hier auch dieselbe: "Alles" lockern, hier vor allem den Krümmer, ausrichten und schauen, ob es nicht doch passt.
Ich kann Euch versichern, daß ich jeden Auspuff, den Remus baut, bevor er in die Serie geht, probeweise montiere. Gibt es da Spannungen, will er nur mit Gewalt passen, geht er zurück und wird geändert. Nur die Arbeit, alle Teile zueinander und miteinander auszurichten, die kann ich Euch nicht abnehmen.
Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Zu "Alles" im Lockerungs-Programm gehört unbedingt auch der vordere Halter des Mitteldämpfers, das Alugussteil, welches mit der Motorhalterung verschraubt ist. Um diesen Punkt dreht sich der ganze Mitteldämpfer herum und damit auch Sämtliches, das "hinten dran" mit ihm verbunden ist, eben Kollektrorrohr und Enddämpfer. Es ist nicht notwendig, die Schrauben zu lösen, lockern reicht vollkommen. Ich gebe zu, die Krümmer-Schrauben sind tricky. Aber der Trick ist der, den Kühler abzuschrauben, der hängt an 4 Schrauben, die Kühlerschläuche bleiben dran, also keine Wasser-Pritschlerei, und auch der Grobmotoriker - so wie ich einer bin - kommt zu diesen Schrauben.

Die Sache mit den Federn, die nicht passen, ist meinem Anliegen geschuldet, das Kollektorrohr nicht nur für den Acra-Dämpfer zu designen, sondern für alle möglichen Dämpfer, die Euch gefallen mögen. Acra-Federn sind länger als die der Rest der Welt, darum ist das Kollektorrohr gemacht für kurze. Aus dem Grund sollten dem Kollektor kurze Remus-Federn beigepackt sein. Offenkundig tun sie das nicht immer. Wir müssen halt das noch üben für dieses neue Produkt.

Die Sache mit den Abdrücken auf der Acra-Hülle muß man als Schönheitsfehler verbuchen, die hat ihren Grund in der Oberflächenbehandlung der Titanhülle durch die Slovenen. Daß sich die Position der Schelle am Dämpfer verschiebt, ist nicht ungewöhnlich, da reicht, wie gesagt, ein Neuausrichten des sonst unveränderten Auspuffs, wenn man z.B. den Motor aus- und wieder eingebaut hat (diese Aktion mischt in Sachen "Passform" die Karten radikal neu).
Die Dämpfer anderer Hersteller sind, was diese Empfindlichkeit des Dämpfermantel für dezentes Verschieben der Halteschelle angeht, deutlich verzeihender.

Wie gesagt, es war mein Ziel, als ich dieses Verbindungsrohr gestaltet habe, es kompatibel mit möglichst vielen Slip-On-Nachrüstdämpfern zu machen.

Weil nun mal dieser mein Kollektor dicker baut als die "normalen" Standard-Acra-sonst-was Rohre, wollte ich den Dämpfer so nahe an den "fetten" HS-Kollektor "rücken, damit dieser Durchmessersprung nicht so in´s Auge fällt, weil optisch der dickere Schalldämpfer hinten dran die Diskrepanz vertuscht.

Deshalb sitzt nun der Acra 2 cm weiter vorne und braucht kürzere Federn. Und um diese 2 cm kommt auch nun seine Carbon-Befestigungsschelle weiter vorne auf dem Dämpfer zu liegen.

Ist das die korrekte Beschreibung des Problems?. Na dann machen wir die Distanzhülse für den Acra - der hat einen spezieller Durchmesser - 20mm länger, d.h. so lang, bis die Schelle wieder passt. Ergibt dann nur wieder gleich ein anderes Problem: Dann wirkt der Übergang von Kollektor auf Dämpfer nicht mehr so organisch.

Vorschlag an Dave 69: Hast ja akut eh keine Federn für den Dämpfer, oder? Na dann schieb´doch einfach mal den Dämpfer so weit nach hinten, daß die Schelle passt und mach Dir vom Dämpferansatz/Kollektorrohranschluß selber ein Bild, wie das dann ausschaut..

Wenn die strengen Ästheten unter Euch das so wollen, kann man die Distanzbuchse für den Übergang auf den Acra-Dämpfereinlaß um die 20 (oder so) mm länger machen, also so lang, daß die Schelle wieder an ihren ursprünglichen "Acra-Ort" kommt. Ich tue doch - fast - alles für zufriedene Kunden.

Die Frage ist nur, ob diese Lösung dann nicht "vorne", nämlich am Dämpferanschluß, die Optik eher ruiniert.

Es ist echt nicht leicht, einen guten (Design-)Job zu machen.